von Andreas Weiß
16. Juli 1998
Erstmals fanden die Damen- und Herrentitelkämpfe gemeinsam an einem Ort statt. Ausrichter war der rührige Dresdner SC 1898, der sein 100jähriges Jubiläum feiert. Die Rahmenbedingungen im Dresdner Treff-Hotel waren hervorragend. Die Zuschauer umrahmten ständig die Bretter des Dresdner SC 1898, an dessen Spitzenbrett der Kasparow-Herausforderer Alexej Schirow spielte, und des Deutschen Meisters SG Köln-Porz, der die nominell stärkste Besetzung aufwies und mit Christopher Lutz, Loek van Wely, dem Dresdner Zonenturnier-Sieger Ivan Sokolov, dem ehemaligen Spieler der absoluten Weltklasse, Rafael Waganjan, und der Schachlegende Jan Timman, ehemaliger Vizeweltmeister, gleich fünf Akteure mit einer Elo jenseits der 2600 aufbot.
Die Dramaturgie hätte Hitchcock nicht besser inszenieren können. Lange Zeit führte die Solinger SG. In der zweiten Turnierhälfte konnten Dresden und Porz aufschließen. Die 23. der 25 Runden brachte eine Vorentscheidung zuungunsten der Solinger, die dem Gastgeber mit 1½:2½ unterlagen. Damit war der Deutsche Vizemeister praktisch aus dem Rennen. In der Vorschlußrunde stolperte Porz gegen den SC Leipzig-Gohlis, der am Ende zwar "nur" Zehnter wurde, aber mit seinen Punkteteilungen gegen Porz, Solingen und Hamburg für Furore sorgte. Der Weg für Dresden schien frei zum Titel. Gegen den Elften, den SV RT Andernach aus Rheinland-Pfalz, sollte die Dresdner Top-Besetzung mit Schirow sowie den jungen Großmeistern Zoltan Almasi und Viktor Bologan und dem Brettbesten am vierten Brett, Jens-Uwe Maiwald, zum Sieg reichen. Doch Schirow remisierte, und Almasi mußte gar die Waffen strecken, was zum 2:2 führte. Porz nutzte diese unverhoffte Chance und verteidigte seinen Deutschen Meister-Titel im Blitzschach.
Brettbeste wurden Alexej Schirow (Dresdner SC 1898) am ersten Brett mit 20½ aus 25, der mehrfache Deutsche Blitzmeister Klaus Bischoff (Solinger SG) mit 20½ aus 25 am zweiten Brett, Markus Schäfer (Solinger SG) mit 20 aus 25 am dritten Brett und Jens Uwe Maiwald (Dresdner SC 1898) am vierten Brett mit 18½ aus 25. Der als Ersatz (!) gemeldete Jan Timman erreichte mit 18½ aus 21 ein überragendes Ergebnis am Schlußbrett. Nur zwei Spieler kamen ohne Niederlage durch diese Meisterschaft: Der Porzer Ivan Sokolov gewann 17 Mal und remisierte fünfmal. Dirk Hennig vom SV Castrop Rauxel gewann alle drei Spiele am vierten Brett. Die meisten Siege schafften die beiden Dresdner Alexej Schirow und Viktor Bologan, die ihre Gegner jeweils 19 Mal bezwangen. Hubert Schuh vom SK Freiburg-Zähringen war mit neun Punkteteilungen der Remis-König.
Die meisten Teams kamen aus der deutschen Hauptstadt: Gleich sechs Vertretungen aus Berlin hatten sich für dieses Championat qualifiziert. Nicht beteiligt waren Brandenburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein.
Andreas Weiß, DSB-Referent für Öffentlichkeitsarbeit
| Der Endstand bei den Herren |
|
SG Porz | 46: 4 | 79,0 | Dresdner SC 1898 | 46: 4 | 78,0 | Solinger SG | 45: 5 | 77,5 | Hamburger SK | 40:10 | 69,0 | SV Castrop-Rauxel | 36:14 | 65,0 | SF Berlin-Neukölln 03 | 31:19 | 59,5 | Godesberger SK | 31:19 | 57,5 | SK König Tegel Berlin | 31:19 | 54,0 | SF Katernberg | 30:20 | 55,5 | SC Leipzig-Gohlis | 29:21 | 55,0 | SV RT Andernach | 28:22 | 55,0 | SV Würzburg 1865 | 27:23 | 50,0 | TSG Oberschöneweide | 26:24 | 48,0 | Erfurter Schachklub | 23:27 | 49,0 | SK Freiburg-Zähringen | 23:27 | 47,5 | SC Bayern München | 23:27 | 44,5 | SF Baiertal-Schatthausen | 21:29 | 50,5 | SV Empor Berlin | 21:29 | 42,5 | Post-SV Ulm | 20:30 | 43,5 | SK Bebenhausen | 19:31 | 40,5 | USC Magdeburg | 13:37 | 36,5 | SC Turm Illingen | 12:38 | 31,5 | SC Steinbach/Ts. | 10:40 | 31,5 | SC SW Lichtenrade | 8:42 | 26,5 | SC Kreuzberg | 7:43 | 28,5 | SF Übach-Palenberg | 4:46 | 24,5 |
|
Turnierseite - beim Dresdner SC