Auf der Präsidiumstagung der Sektion Schach am 9./10. Juli 1955 in Halle wurden umfassende Änderungen zum Austragungsmodus der DDR-Meisterschaften beschlossen. Präsident Pawlitta betonte, das die Beschlüsse des 21. Plenums des ZK der SED als Richtschnur für die auf der Tagung zu fassenden Beschlüsse anzusehen sind. Danach sollen Turniere und Meisterschaften nur noch mit den besten Sportlern besetzt werden. Sportler, die keine Aussichten auf vordere Plätze haben, sollen nicht berücksichtigt werden.
Aufgrund dieses Beschlusses wurden Sportclubs gebildet, die die besten Sportler des Landes vereinen sollte.
Der erste Sportclub mit einer Schachsektion war der SC Wissenschaft Halle. Dieser Club ging aus der HSG Wissenschaft Halle hervor. 1955 gewann Halle überlegen die Oberliga und wurde DDR-Mannschaftsmeister. Teilweise wechselten Spieler während der Saison zu den Saalestädtern, wie z.B. Johannes Eising, der die Saison bei der BSG Motor Mitte Berlin begann.
Für die Oberliga 1955/56 waren der SC Wissenschaft Halle, die neugegründeten SC Motor Berlin und SC Einheit Dresden und eine noch zu setzende Mannschaft geplant. Gespielt werden sollte ein vollrundiges Scheveninger System - also drei Durchgänge mit jeweils 8 Runden.
Es stellte sich aber heraus, das keine vierte Mannschaft in der Lage war, die gestellten Anforderungen (Spielstärke und Freistellung) zu erfüllen, weswegen beim SC Rotation Leipzig ein weiterer Leistungsstützpunkt geschaffen wurde.
Wegen des besonderen Austragungsmodus bekam die neue Oberliga den Namen "Sonderliga".
Die DDR-Liga 1955/56 sollte aus den 10 Mannschaften der bisherigen Oberliga und Liga bestehen. Geplant waren drei Staffeln zu je acht Mannschaften. Da der Spielstärkeunterschied zwischen Oberliga und Liga gravierend war, blieb man aber bei der bisherigen Trennung. Die neue Oberliga wurde aus den restlichen Mannschaften der alten Oberliga und den beiden Aufsteigern gebildet.
Quelle: SCHACH 1955, S.238 und 255
| Sonderliga |
Schiedsrichter für alle Wettkämpfe ist Paul Gäbler, Dresden.
Einzelergebnisse
| Oberliga |
Termine: 16.10., 6.11., 27.11.55, 8.1., 19.2.56
Hauptschiedsrichter der Oberliga ist Hans-Josef Faßbender, Werdau.
Die Sieger der beiden Staffeln spielen einen Entscheidungskampf um den Aufstieg in die Sonderliga. Die Letztplazierten steigen in die DDR-Liga ab.
| Staffel 1 |
In Reihenfolge der Auslosung besetzt mit folgenden Mannschaften: Motor Mitte Berlin (3. Platz Oberliga), Einheit Rostock (5. Platz Oberliga), SG Weißensee (11. Platz Oberliga), Motor Wilhelmsruh (Aufsteiger DDR-Liga Nord), Motor "Albert Richter" Halle (9. Platz Oberliga) und Aufbau Börde Magdeburg (10. Platz Oberliga).
Einzelergebnisse
| Staffel 2 |
In Reihenfolge der Auslosung besetzt mit folgenden Mannschaften: Rotation Dresden (4. Platz Oberliga), Lokomotive Leipzig-Mitte (6. Platz Oberliga), Motor Gohlis-Nord (Aufsteiger DDR-Liga Süd), Einheit Leipzig-Ost (7. Platz Oberliga), Motor Jena (8. Platz Oberliga) und Aufbau Dresden-Mitte (2. Platz Oberliga).
Einzelergebnisse
| DDR-Liga |
Die ursprünglich geplanten drei Staffeln mit insgesamt 24 Mannschaften schrumpfte durch die Neuregelung auf zwei Staffeln mit je sieben Mannschaften zusammen: die verbliebenen 10 Ligavertreter, die Sieger der drei Bezirksgruppen und den Zweiten der Bezirksgruppe 3.
Die Bezirksgruppen wurden aus den 15 Bezirken der DDR gebildet. Zu Gruppe 1 gehörten Berlin, Schwerin, Rostock, Potsdam und Frankfurt/Oder. Zu Gruppe 2 gehörten Leipzig, Magdeburg, Erfurt, Suhl und Neubrandenburg. Zu Gruppe 3 gehörten Dresden, Karl-Marx-Stadt, Halle, Gera und Cottbus. Die drei Bezirksgruppen ersetzten die bis 1955 gültige Einteilung in fünf Bezirksgruppen.
Termine: 16.10., 6.11., 27.11.55, 8.1., 29.1., 19.2., 18.3.56
Hauptschiedsrichter der Liga ist Rudolf Strauß, Elsterberg/Vogtland. Er ersetzte den geplanten Ottomar Maiwald, Steinpleis.
Quelle: SCHACH 1955, S.303
| Staffel 1 |
In Reihenfolge der Auslosung besetzt mit folgenden Mannschaften: Einheit Potsdam (5. Platz DDR-Liga Nord), Motor Wittenberge (6. Platz DDR-Liga Nord), Einheit Schwerin (2. Platz DDR-Liga Nord), Wissenschaft Greifswald (3. Platz DDR-Liga Nord), Lokomotive Bau Waren (4. Platz DDR-Liga Nord), Motor Staßfurt (2. Platz DDR-Liga Süd) und Motor Oberschöneweide (Aufsteiger Bezirksgruppe 1).
Einzelergebnisse
| Staffel 2 |
In Reihenfolge der Auslosung besetzt mit folgenden Mannschaften: Lokomotive Werdau (6. Platz DDR-Liga Süd), Aktivist Lauchhammer (4. Platz DDR-Liga Süd), Aufbau Leipzig-Südwest (Aufsteiger Bezirksgruppe 2), SC Wissenschaft Halle II (Aufsteiger Bezirksgruppe 3), Motor Görlitz (Aufsteiger Bezirksgruppe 3), Einheit Mühlhausen (3. Platz DDR-Liga Süd) und Motor Gera (5. Platz DDR-Liga Süd).
Einzelergebnisse