Bild: Ekaterina Jussupow, heute Brett 4 für Deutschland

"Eine Akademie, ein wissenschaftlich besetzter Begriff, der theoretisches Wissen in praktische Willensstärke umsetzt, verdient jede Unterstützung des DSB". Ob ich das nun so wiedergegeben habe, wie es auf dem Skript des Bundesrechtsberaters Ernst Bedau stand, als er zur Eröffnungszeremonie der Karpow-Schachackademie sprach, kann ich Ihnen nicht versichern.

Aber es hörte sich ohne Zweifel so an, dass nicht nur die Augen der vielen jugendlichen Zuschauer zurecht auf den Lippen des für den DSB sprechenden Vertreters ruhten. Schlüsselqualifikationen zu erlernen, so Bedau, bedeute nicht nur entscheiden zu können, sondern auch das Entschiedene zu verantworten. Wer sonst, als eine Akademie für das Spiel, indem in expliziter Weise Entscheidungen - nicht zurücknehmbare dazu - eine solche Rolle spielen, könne dafür zuständig sein.

Bild: Elena Winkelmann, heute Brett 3 für Deutschland

Der Bundesrechtsberater war natürlich nicht der einzige Redner zur feierlichen Eröffnung der Akdemie, er erntete aber zurecht viel Beifall für seine wohlfeile Rede. Dieter Auer, Vorsitzender der Akademie und als solcher Direktor des Ländervergleichskampfs, stellte den zahlreichen Zuhörern viele Gäste vor, die diese veranstaltung und auch die Schachakademie erst möglich machten. Unter ihnen der Finanzminister des Landes Baden-Württemberg, Stratthaus, der die Grüße der Landesregierung überbrachte und finanzielle Unterstützung, obgleich nicht auf direktem Wege, in Aussicht stellte.

Deutschland-Schweden: Shmirina/Agrest

Auch der Stadrat Hockenheims war vertreten in Person des "Stellvertreter des Bürgermeisters", was in Hockenheim nicht der stellvertretende Bürgermeister sei, wie man mir versicherte. Wer das nun nicht verstanden hat, muss im Haushaltsplan der Stadt selbst nachforschen, oder aber Herrn Bohrmann als Vertreter eben selbst fragen. Als Ehrenvorsitzender des Karpow-Schachzentrums aus Baden-Baden war Eberhard Beikert gekommen, auch Claus Spahn - der Redakteur des WDR aus den uns allen bekannten Schachsendungen - war anwesend.

Er nahm später die Ehrenmitgliedschaft der KSA von Herrn Auer in Form einer Urkunde entgegen und bedankte sich sehr herzlich. Ferner begrüßte Auer die Vertreter des deutschen Schachbundes, Ernst Bedau und Klaus-J. Lais, Hanno Dürr zudem als Vertreter des württembergischen Schachverbandes, sowie Matthias Kramer für den badischen Schachverband. Genug des Offiziellen - nun ans Eingemachte.

Hockenheim, Marktbrunnen

Pünktlich um 8h45 gab Schiedsrichter Sven Noppes die Uhren frei zur ersten Runde der Länderspiele. Das Los wollte es, gleich die starken Vertreterinnen Polens und Russland gegeneinander zu paaren. Die Polinnen behielten dabei etwas überraschend die Oberhand und entschieden das Duell mit 3,5:2,5 knapp für sich.

Ellisiv Reppen, Norwegen

Extrem spannende Situationen ergaben sich in allen Begegnungen - dafür sorgte die Bedenkzeit mit 40 Zügen in 90 Minuten plus 15 plus 30sek./Zug. Deutschland hatte im Spiel gegen Schweden weniger Schwierigkeiten, als erwartet. Zwar verlor Evgenija Shmirina an Eins, aber ihre Kolleginnen machten das locker wieder wett. Nur Jasmin Laake gab einen weiteren halben Punkt ab und so stand es zum Ende 4,5:1,5 für Deutschland. Noch viel "dicker" trugen die baden-württembergischen Mädels auf.

Marte Egeland, Norwegen

Man überließ in der Endabrechnung Norwegen gerade mal einen halben Punkt(!) und übernahm so die alleinige Tabellenführung. Morgen früh starten Russland gegen Deutschland, Baden-Württemberg gegen Schweden und Polen gegen Norwegen. Weitere Berichte und Bilder vom Wettkampf hier auf www.schachbund.de. Am Nachmittag gab es etwas Zerstreuung für die Teilnehmer auf der Rennstrecke Hockenheim. Wir besuchten das berühmte Museum und sahen uns anschließend auf der Haupttribüne um. "Unten" zogen ein paar Wahnsinnige auf regennassem Boden mit ihren motorisierten Zweirädern waghalsige Runden.

Die jüngste Teilnehmerin Katrazyna Adamowicz, Polen

Während ich da so saß und sinnierte, was hier beim Zuschauen wohl der Kick sein könne, kam mir der Gedanke, dass womöglich die Mehrheit der Motorradsportfreunde unseren Sport wahrscheinlich auch nicht als "hip" bezeichnen würden. Ums mal noch etwas verquerer zu vergleichen - gäbe es eine Möglichkeit die Attraktivität fremder Sportarten mit den eigenen zu vergleichen, wäre ich sehr gespannt, wie Schachspieler wohl Bodenturner beurteilen. Da dann noch akademisch begründete Ausübungsparallelen zu finden, nun ja, das reiche ich mal an die Festredner des Abends zurück.

Die Frau, deren Blicke Tempi gewinnen: Kristina Cherenkova

Lasst uns ein bisschen schönes Schach kiebitzen! Schon morgen früh wieder im Stadthallenrestaurant "Rondeau" in Hockenheim - eben: direkt neben der Stadthalle. Und vergessen wir das Lob an den Veranstalter nicht, zuletzt nochmal aus dem Munde Ernst Bedaus: "Wo Karpow drauf steht, ist auch Karpow drin".