von Klaus-Jörg Lais
Ein Erfahrungsbericht von der deutschen Blindenschach- und Sehbehindertenschach- Einzelmeisterschaften in Knüllwald vom 27.5. bis 5.6.
Hallo erst mal...
Man stolpert ziemlich unbeholfen da rein. "Guten Abend meine Herrschaften, Klaus-Jörg Lais hier vom Deutschen Schachbund" höre ich mich wie von Ferne selber sagen und komme mir dabei ziemlich blöd vor. Wieso sage ich Herrschaften? Meine Damen und Herren wäre besser gewesen, es sind nämlich viele Damen am Tisch. "Hier ist der Hanswurst von der Deutschen Post" hätte nicht blöder klingen können, wenn man so vor der Runde steht. Und plötzlich verstummt jedes Gespräch, denn man hat mich ja nicht kommen sehen. Ich bin zu Gast bei der Deutschen Einzel-Meisterschaft des Blinden- und Sehbehinderten-Schachbund in ganz eigenem Interesse, denn ich hatte mich darauf mit viel Neugier schon lange vorher gefreut. Wie spielen Blinde untereinander Schach? Welche Möglichkeiten, welche Stärken und Schwächen gibt es? Wie ist der Umgang miteinander?
"Ich mache für den DSB die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit" schiebe ich nach und fühle mich gleich noch mal viel hilfloser und das klingt ja wohl völlig bescheuert, denke ich. Wie jetzt all die Leute hier begrüßen? Rundherum laufen und die Hand zum Gruß ausstrecken wird nicht reichen und wohl auch irre lang dauern. Kann man sich etwas unter meinem Namen vorstellen? Ist man vorbereitet? Wer sieht mich denn überhaupt? Wer sieht mich nur als Schatten oder Umriss? Also klopfe ich laut auf den Tisch zur Begrüßung und sage "Zur Begrüßung klopfe ich mal laut auf den Tisch". Geht schon viel besser und alle lachen zurück.
Ludwig Beutelhoff empfängt mich herzlich und wir kommen gleich ins Gespräch. Morgen soll sie starten, die deutsche Einzelmeisterschaft. Hier sitzt gut und gerne die Hälfte der Teilnehmer gesellig beieinander. Das ist ungewohnt in den Turnieren, bei denen ich sonst bin.
Den DBSB drücken große Nachwuchssorgen. Es gibt kaum noch spezielle Blindenschulen, unter deren Schüler sich viele potenzielle Mitglieder finden ließen. Aber selbst in der bekanntesten Blindenschule Marburg, gibt es zur Zeit leider keine Schachgruppe.
Ich habe tausend Fragen, aber versuche, das erst mal zu verbergen. Welche Voraussetzungen sind wichtig - wer spielt? "Die Sehbehinderung darf nicht weniger als 10% betragen, das ist der internationale Standard. Früher waren es 5%," erfahre ich. Blinde und Sehbehinderte spielen auch andere Bedenkzeiten als bei der Deutschen Meisterschaft, allerdings nichts unter 30 Minuten. Ich erfahre auch etwas über Stichkämpfe: Im Pokalwettbewerb zum Beispiel, entscheidet bei Beteiligung des DBSB bei Remis oder Unentschieden nach Berliner Wertung immer das Los. Schnellschach oder Blitz gibt es dann nicht.
In diesem Jahr wird die Einzelmeisterschaft übrigens erstmals in einem offenen Modus ausgetragen bei Schweizer System. Sonst gab es früher immer die Vorqualifikationen und man spielte schließlich in elf Runden bei zwölf Teilnehmern vollrundig.
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"Springer Anton zwei" - kompletter Artikel aus dem Schachmagazin 64
Das Schachmagazin 64 erreichen Sie unter: www.schach-magazin.de. Ein kostenloses Probeheft oder ein Probe-Abo erhalten Sie im Schünemann-Verlag. Ebenfalls erschienen ist der Artikel in voller Länge auf www.blindnews.eu Vorab einige Bilder:
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Partienotation mit der "Blista" oder richtig mit der Mini-Picht | |
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Volkmar Lücke vor seinem extrem hell beleuchteten Brett | |
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