ECU FIDE DSJ Bundesliga Fernschachbund | Shop
UKA Umweltgerechte Kraftanlagen Meißen GmbH - Partner des Deutschen Schachbundes
ChessBase - Partner des Deutschen Schachbundes
DWZ/Elo
Übersicht Datenbank DeWIS Alte Datenbank
Spielbetrieb
Familienmeisterschaft DSAM (Ramada-Cup) Tag des Schachs Deutschland-Cup Verein des Jahres Senioren Frauen Bundesligen Frauen-Regionalligen Meisterschaften Nationalmannschaft Terminplan Turnierdatenbank Chronik
Intern
SRK Schach & Recht Leitbild Adressen Präsidium Referate Satzung & Ordnungen Schach & Doping Archiv
Links
Forum Linksammlung Videos Email-Verzeichnis Mediaservice
Angebote/Informationen
Bundesministerium des Innern
Zug um Zug gegen Rassismus
Mehr Informationen Deutscher Olympischer Sportbund
Interessengemeinschaft der nicht-olympischen Verbände im DOSB
Präventionskonzept Gemeinsam gegen Doping
Stiftung Deutsche Sporthlfe
Startseite
Nachrichtendetails

Schulschach Projekt "Schach als Unterrichtsfach" in Eltville-Erbach
Schulschach

30.08.2008
Bericht über das Projekt "Schach als Unterrichtsfach" an der Sonnenblumenschule Erbach
- mitfinanziert durch das Hessische Kultusministerium

"Schach als Unterrichtsfach"

Seit Herbst 2007 gibt es an der Sonnenblumenschule Schach als Pflichtfach im Unterricht. Aufgrund der Aufnahme der Sonnenblumenschule in das Programm Hochbegabtenförderung bestand die finanzielle Möglichkeit mit Unterstützung des Fördervereins der Schule die seit 2002 existierenden Schacharbeitsgemeinschaften verbindlich für alle Kinder anzubieten.
Nachdem dieses Vorhaben zunächst in Lehrer, Eltern- und Schulkonferenz sowie im Schulelternbeirat diskutiert wurde, konnte ein Konsens hergestellt werden. Es gab es eine entsprechende Erweiterung des Stundenplanes. Nach den Herbstferien begann dann der Schachunterricht in den Klassen 2 - 4

Wie bereits in unserer Konzeption dargelegt, wird der Schachunterricht von Guntram Althoff durchgeführt, der als ausgebildeter Breitensporttrainer der Deutschen Schachjugend sowie als Diplom Sozial-Pädagoge das entsprechende Fachwissen für diese Arbeit mitbringt.

Foto: Sonnenblumenschule (Quelle: schulserver.hessen.de)

Erkenntnisse:

Im Laufe des Schuljahres zeigte sich, dass extrem unterschiedliche Voraussetzungen bei den Kindern vorlagen. Diese heterogenen Lernvoraussetzungen lagen primär in den unterschiedlichen Vorkenntnissen begründet. Bereits in der zweiten Klasse gab es Kinder, die schon im Schachverein (Schachfreunde Erbach) Mitglied sind. Des weiteren gab es einige Schüler, die aufgrund ihrer familiären Hintergründe die Regeln komplett kannten. Ein Teil der Kinder besaß rudimentäre Kenntnisse der Regeln und für eine weitere Gruppe war das Schachspiel völliges Neuland.
Ein ähnlich differenziertes Bild ergab sich bei den außerschulischen Spielmöglichkeiten: Während einige Kinder Eltern oder Großeltern haben, die Schach können, gab es auch andere Kinder, die neben der Stunde Schachunterricht keine weiteren Spielgelegenheiten haben. Diese sehr heterogene Situation wirkte sich auch auf den Schachunterricht aus. Die großen Leistungsunterschiede verstärkten sich. Eine  zielgruppen-differenzierte Förderung trug diesem Umstand Rechnung.
Auch zeigte es sich, dass es richtig gewesen ist, Schach erst ab der zweiten Klasse zu unterrichten. So gab es insbesondere in der zweiten Klasse zu Beginn noch große Probleme bei der selbstständigen Bearbeitung von Arbeitsblättern. Die Lesekompetenz reichte in diesem ersten Stadium noch nicht aus. Im zweiten Halbjahr war von diesen anfänglichen Schwierigkeiten nichts mehr zu merken.

Ein Schachunterricht für erste Klassen wäre nicht unmöglich, müsste aber gänzlich anders konzipiert sein.

Methoden:

Grundlage für das methodische Vorgehen war "Schach an Schulen" ein Arbeitsheft der Deutschen Schachjugend, das zusammen mit den Büchern des Deutschen Schachbundes "Das Bauerndiplom" der Leitfaden für den Unterricht war.

Um erfolgreich arbeiten zu können, war es nötig, andere methodisch Wege zu gehen, als bisher in der Schach-AG. Deutliche Unterschiede im Hinblick auf Motivation und Lernausgangslage machten ein individualisiertes Vorgehen notwendig.
Es war also notwendig spezifische Methoden und Hilfsmittel einzusetzen. So gab es in den einzelnen Stunden jeweils immer eine Mischung aus verschiedenen Unterrichtselementen. Es wechselten "Frontalunterricht" (meist am Demonstrationsbrett), Einzelarbeit und "Schachquiz" in Bezug auf das Erlernen bzw. der Wissenüberprüfung ab. Darüber hinaus gab es in jeder Stunde auch eine Phase, in der das neu erlernte Wissen spielerisch gesichert bzw. vertieft wurde. Als wichtige Hilfestellung im Bereich der Spielphase stellte sich der Einsatz eines PCs mit einem Schachprogramm heraus. Dieser stellte eine herausragende Motivation für die Kinder dar, gleichzeitig bot er durch seine differenzierten Spieleinstellungen auch die Möglichkeit, für stärkere Spieler ein jeweils der Spielstärkeentwicklung angepasster Gegner zu sein.

Durch unterschiedliche Arbeitsblätter, durch das Spiel am PC, aber auch durch Vorgaben (wer gegen wen spielt) konnte sicher gestellt werden, dass es in der Spielphase der Stunde zu Spielen kam, die für alle Beteiligten fördernd waren.  

Ziele:

Im Hinblick auf die in der Konzeption genannten Ziele lässt sich folgendes sagen:

a) schachspezifisch

Gegen Ende des zweiten Halbjahres wurde in den vierten Klassen die Prüfung zum Bauerndiplom abgehalten. Hierbei zeigte sich, dass die Einschätzung, dass alle Kinder, das Diplom erfolgreich angehen können, nicht realistisch war. Da sich bereits in den beiden vierten Klassen zeigte, dass die Prüfung von ungefähr der Hälfte der Kinder erfolgreich absolviert wurde, verzichteten wir in den darunter liegenden Klassen zunächst auf die Prüfung. Sie wird dann im ersten Halbjahr 2008/2009 abgelegt. In der Klasse 4 schafften letztlich 16 Kinder (von 32) die Prüfung, weitere 6 Kinder hatten die Prüfung schon zuvor in Schach-AG bzw. Schachverein abgelegt.
Während die schwächeren Kinder beim Erlernen und Behalten der Regeln größere Schwierigkeiten zeigten, war das bei den stärkeren nicht der Fall. Daher wurde für sie als weitere Förderungsmöglichkeit ein Schachprogramm auf den Schul-PC aufgespielt.

b) pädagogisch

Im Laufe des Schuljahres zeigte sich zunächst, dass die Situation "Spielen im Unterricht" für die einzelnen Lerngruppen gewöhnungsbedürftig war. Nach diesen anfänglichen Schwierigkeiten gelang es den Kindern aber immer besser den Spielfreiraum für sich produktiv zu nutzen. Insbesondere waren Verbesserungen in der Konzentrationsfähigkeit zu beobachten. Es gelang den Kindern sich auch über längere Zeit mit einer Partie ernsthaft zu beschäftigen.

c) kognitiv

Nach übereinstimmender Aussage des Lehrerteams wirkt sich der Schachunterricht positiv auf das Lernverhalten in den anderen Fächern aus. Während Leistungssteigerungen im Bereich der Mathematik aufgrund der kurzen Dauer des Schachunterrichtes zu diesem Zeitpunkt noch nicht evaluierbar sind, bleibt festzuhalten, dass im Bereich der Ausdauer und Konzentration bereits erste Verbesserungen konstatiert wurden.
Allerdings ist festzustellen, dass die positiven Wirkungen (Ausbau der Konzentrationsfähigkeit, Verbesserung des analytischen Denkens, Verantwortung für das eigene Tun...) sich in höherem Maß erst zeigen, wenn die Kinder das Schachspiel auf einer gänzlich andere Ebene als das "Gesellschaftsspiel" wahrnehmen. Anders als bei "Mensch ärgere dich nicht" ist beim Schachspiel weniger Glück als Kombinatorik, logisches und vorausschauendes Denken gefragt. Insbesondere bei den leistungsstarken Kindern zeigte sich, dass sie beim Schach nicht mehr den Anteil "Glück" suchen, sondern wissen, dass die Erfolge bzw. die Misserfolge auf das eigene Handeln zurück zu führen sind.

Erfolge:

Neben den o. g. erheblich wichtigeren Erfolgen konnte die Sonnenblumenschule in diesem Jahr auch positive Akzente bei den schachlichen Wettbewerben für Schulen in Hessen setzen. So gelang es, sowohl im Schulschachpokal als auch in der Hessischen Meisterschaft jeweils den fünften Platz zu erringen, was für eine Schule dieser Größenordnung ein großer Erfolg ist. Besonders erfreulich war aus unserer Sicht der 18. Platz der zweiten Mannschaft beim Schulschachpokal, da dieses "Nachwuchs-Team" zu 75 % aus Kindern der zweiten Klasse bestand. Insbesondere zeigt sich hier ein erster leistungssportlicher Erfolg der breiten Förderung.

Ein weiterer Erfolg ist, dass die gewonnenen Erfahrungen ab dem kommenden Schuljahr an zwei weiteren Grundschulen zur Einführung zumindest einer Schach-AG führen. Aus finanziellen Gründen wird an diesen Schulen keine Verankerung als Schachunterricht möglich sein, dennoch werden die gemachten Erfahrungen an der Sonnenblumenschule an andere Schulen weiter gegeben.

Resonanz:

Schon seit Aufnahme der Schach-AG ins Rahmenprogramm der Sonnenblumenschule zeigte sich ein hohes Interesse seitens der Elternschaft. Es gab häufig Anfragen, ab welchem Alter die Kinder dort mitarbeiten könnten. Die personellen Kapazitäten der Schach-AG wurden der Nachfrage nicht gerecht.
Durch die Aufnahme von Schach in den Pflichtunterricht ab der Klasse 2 gab es hier eine Verbesserung der Situation, so dass die Eltern in hohem Maße zufrieden sind.
Aber auch für die Kinder ist Schach ein interessantes Fach geworden; so gibt es mitten im Schulalltag eine stärker "spielerisch" orientierte Stunde. Die Kinder empfinden Schach weniger als Unterrichtsfach - nicht zuletzt, weil es auch unbenotet bleibt. Der Wegfall von Leistungsdruck über Noten macht eine andere Form des Arbeitens möglich.

Finanzierung:

Im abgelaufenen Schuljahr wurden die vom HKM zur Verfügung gestellten Mittel vollständig für "Schach als Unterrichtsfach" eingesetzt. Ergänzt wurden die Mittel durch den Förderverein der Sonnenblumenschule, der die HKM-Gelder um gut 2.000 Euro auf 4.000 Euro aufstockte. Leider ist dies dem Förderverein in Zukunft nicht mehr möglich, da sein satzungsmässiger Haupzweck die Gestaltung des Außengeländes der Schule ist. Dies hat zur Folge, dass im kommenden Schuljahr das erfolgreich gestartete Projekt stundenmäßig wieder gekürzt werden muss.

Ausblick:

Aufgrund der durchweg positiven Erfahrungen hat sich die Leitung der Sonnenblumenschule entschlossen, "Schach als Unterrichtsfach" auch im neuen Schuljahr anzubieten. Leider muss der Schach-Unterricht im kommenden Schuljahr aus finanziellen Gründen gekürzt werden (s. o.).
Es werden nicht alle Klassen berücksichtigt.

Die Erfahrung hat gezeigt, dass eine Vielzahl von Spielgelegenheiten die Spielkompetenzen nachhaltig fördert. Auf dieser Grundlage wird die Schule folgende Maßnahmen treffen:
  • Gesponsert durch den Schachverein wird jede Klasse ein Schachbrett mit Figuren erhalten, damit in der Gleitzeit oder in Phasen der Freiarbeit Schach gespielt werden kann.
  • In allen Klassen wird das Schachprogramm auf die Computer gespielt, damit in der Gleitzeit oder in Phasen der Freiarbeit entsprechend dem individuellen Lernstand gespielt werden kann.
  • Die Klassen, die in diesem Schuljahr im Bereich "Schachunterricht" unberücksichtigt bleiben, erhalten die Möglichkeit an einem Nachmittag eine Schach-AG zu besuchen.
Guntram Althoff
Leiter der Schulschach-AG in Erbach

Der Autor wirkte mit seinen Schülern beim Fernsehgartenprojekt des ZDF mit.

Dieser Artikel wurde bereits 994 mal aufgerufen.
Veröffentlicht von Frank Hoppe



Werbung
Online-Shop der Deutscher Schachbund Wirtschaftsdienst GmbH
Hier könnte Ihre Werbung stehen!
Schachreisen Jörg Hickle
Schachkalender 2013

Aktionen
ASS Athletic Sport Sponsoring GmbH
Chess Evolution Newsletter
Pixelnet
DSB-Imagebroschüre Schach verbindet
Copyright © 1996 - 2013 Deutscher Schachbund e.V.
| Impressum