Nur wenige Tage nach der Deutschen Meisterschaft, startete in Bad Wörishofen das 24. Schachfestival von ChessOrg. Seit 28. Februar - und noch bis morgen - spielen rund 270 Spieler dort, nach der Vorschlussrunde führten die GM Burmakin und Drozdovsky mit je sechs Punkten das Open an, bei den Senioren war es Juri Ljubarskij mit gleicher Punktzahl. Unter den 270 Spielern auch eine Gruppe des DBSB - des deutschen Blinden- und Sehbehinderten Schachbundes. http://www.chessorg.de/bad_woerishofen.php Mein blinder Kollege Anton Lindenmair versorgt alle eingetragenen Schachfreunde seines Verteilers regelmäßig mit Nachrichten, unter anderem mit einem täglichen Bericht aus Bad Wörishofen. Leider kann ich - ebenso wie auf der Webseite - nur die Stände nach der siebten Runde weitergeben, aber es ist täglich spannend zu lesen, wie sich Frank Schellmann, Dieter Bischoff, Elisabeth und Werner Fries, Manfred Müller, Hans Jagdhuber und der Berichterstatter "schlagen". Wenn Sie sich für die Begegnungen am Schachbrett unter Blinden und Sehbehinderten interessieren, empfehle ich Ihnen die Reportage
Knüllwald 2007 - ein Besuch bei der Deutschen Meisterschaft, erschienen u.a. im Schachmagazin 64. Sie können sich aber auch bei Anton Lindenmair im Newsletter eintragen lassen: http://www.schachkomet.de/ . Anbei eine Leseprobe...
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24. Schachfestival Bad Wörishofen 2008 (von Anton Lindenmair, Bad Wörishofen)
Die "ominöse" 7. Runde war - alles in allem gesehen - für die Spieler des DBSB durchaus erfolgreich.
Vielleicht hatten sich Frank Schellmann - und auch der Berichterstatter - den vollen Punkt erhofft, aber Schach ist eben kein Wunschkonzert und so mussten sich beide mit der Punkteteilung zufrieden geben. In meinem Fall bereits nach kurzer Spielzeit, als mein Gegner mich in eine Zugwiederholung zwang, der man nur mit erheblichem Risiko ausweichen kann. Nach zwei Niederlagen in Folge und fünf schweren Partien hintereinander in den Knochen war mir ein "Ruhetag" andererseits auch gar nicht soo unrecht.
Wieder in die Erfolgsspur zurück fand Dieter Bischoff. Mit einem Sieg steht er nun - wie Schellmann - bei 4,0 Punkten oberhalb der 50-%-Marke. Sein Gegner erzählte Dieter vor der Partie, dass er zwar schon mehrfach gegen blinde Spieler gespielt, aber noch nie gewonnen habe. Darauf Dieter trocken: "Dann wollen wir diese Tradition doch beibehalten".
Leer aus ging leider Familie Fries, wobei Elisabeth eigentlich den Punkt schon fast im Kasten hatte. Entschädigt haben dürfte die beiden Gelsenkirchener dann aber der Mittwoch Abend. Das Weiterkommen von Schalke war sicher mehr als nur ein Trostpflaster.
Gut drauf waren auch in Runde 7 wieder unsere beiden Senioren. Sowohl Müller als auch Jagdhuber kamen zu Siegen und sind nun mit 5,0 (Müller) bzw. 4,5 Punkten (Jagdhuber) gut im Rennen. Jagdhuber benötigte zwar ein wenig sein Image als "Glücksritter" aus alten Tagen, aber danach fragt hinterher niemand mehr. Nur der Gegner lamentierte: "Da haben Sie mich aber noch ganz schön besch...".
In Runde 8 geht es vor allem für Bischoff und Schellmann zur Sache. Jeweils mit den weißen Steinen spielen Dieter gegen den Tschechen Vrana, Elo 2313 (mein Gegner der 4. Runde) und Frank gegen die jetzt für die Niederlande spielende Serbin Danjela Von Wantoch-Rekowski, Elo 2242.
Auch die Senioren haben keine kleinen Steine aus dem Weg zu räumen. Müller spielt gegen Michael Minz (Elo 2178) und Jagdhuber gegen Friedhelm Dahlhaus (Elo 2113). An einem guten Tag durchaus lösbare Aufgaben!
Die morgige 9. Runde beginnt bereits um 10:00 Uhr und am Samstag geht's dann wieder zurück nach Hause. Wann die Info-Mail über die Runden 8 und 9 bei Euch im Briefkasten liegen wird, kann ich noch nicht sagen. Es könnte allerdings sein, dass Ihr Euch bis zum Sonntag gedulden müsst.
Nachtrag: 8. Runde
24. Schachfestival Bad Wörishofen 2008 (von Anton Lindenmair, Bad Wörishofen)
Runde 8 ist beendet. Da es schon relativ spät ist und ein voller Magen auch nicht gerne schreibt, nur kurz der Rundenbericht zur Runde 8:
Das Erfreulichste vorne weg: Zum ersten Male in diesem Turnier gelang es uns, keine einzige Partie zu verlieren. Frank Schellmann und Dieter Bischoff teilten die Punkte. Mir selbst gelang ein Sieg, so dass nun Frank, Dieter und ich mit je 4,5 Punkten auf einen weiteren schweren Gegner in der letzten Runde warten.
Freude auch im Hause der Familie Fries! Elisabeth konnte ihre Partie gewinnen, während Werner zu einem Remis kam. Doch auch bei ihm war ein Sieg durchaus möglich, wie er mir erzählte. Werner und Elisabeth liegen im Moment bei je 2,0 Punkten.
Bei den Senioren sind die beiden DBSB-Vertreter weiter gut drauf. Manfred Müller schaffte seinen dritten Sieg in Folge und liegt mit 6,0 Punkten ganz weit vorne. Auch Jagdhuber ist durch seinen heute errungenen halben Punkt mit 5,0 Punkten sicherlich zufrieden.
Eine kleine Begebenheit möchte ich noch erwähnen. Aus der Paarungsliste zur Runde 8 hatten wir abgelesen, dass Schellmann heute gegen Danjela von Wantoch-Rekewski spielt. Alle - besonders natürlich Frank - waren verwundert, als sich ein Mann Frank gegenübersetzte. Frank spielte nicht gegen Danjela, sondern gegen ihren Ehemann. Die Vorbereitung war natürlich für die Katz - dumm gelaufen.
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