Was habt ihr bei dem Lehrgang noch getan?
Bei einem Medientraining wurde erläutert, wie man sich in emotional aufgeladenen Situationen verhält. Auch nach einer Niederlage sollen die Spieler Journalisten gegenüber das Geschehen korrekt analysieren und richtig Auskunft geben können. Wie wir wissen, ist das nicht so einfach. Darüber hinaus wurde Ausgleichssport groß geschrieben. Jeden Tag absolvierten wir ein zweistündiges Fitnessprogramm.
Die größten Erfolge von DSB-Teams, Silber bei Olympia 2000 und dreimal EM-Bronze, liegen etliche Jahre zurück. Wie beurteilst du die aktuellen Chancen bei der EM?
Unsere Frauen sind an Nr.7 gesetzt und nicht so weit weg vom Kampf um einen Medaillenrang. Bei Elisabeth Pähtz und ihren Kolleginnen sehe ich die meisten Chancen. Das Männer-Team mit Arkadij Naiditsch ist nur Nr.15 der Rangliste. Dort wäre ein einstelliger Tabellenplatz schon ein guter Erfolg. Zum Trainingslager gehörte auch ein erfolgreicher Internet-Dreikampf mit Österreich und der Schweiz.
War das ein Novum?
Ja und eine schöne Abwechslung. Wir spielten im Computerkabinett der Schule, wo der Lehrgang stattfand. Die Partien wurden auf dem Server von ChessBase übertragen. Ich fand das spannend, auch wenn es ein reiner Freundschaftskampf war. Jeder gab sein Bestes, wie das Ergebnis von jeweils 7:1 zeigt.
Wie nahmst du als Coach auf deine Schützlinge Einfluss?
Ich habe versucht, eine Wettkampfatmosphäre zu schaffen und den Spielern gesagt, sie sollen sich anstrengen und während der Partie nicht reden. Das tut man ja sonst manchmal, wenn man im Internet spielt. Dort war es nicht der Fall, jeder hat sich 100prozentig reingehängt.
Das große Ziel des deutschen Schachbundes ist ein gutes Abschneiden 2008 in Dresden. Welche Vorhaben gibt es nach der Team-EM in Richtung Schacholympiade?
Es finden noch zwei Lehrgänge statt, wo alle Aktiven wieder zusammenkommen. Als Höhepunkt der mannschaftlichen Vorbereitung gibt es dann im August 2008 einen Länderkampf gegen China. Wir spielen in Altenkirchen (Westerwald) an insgesamt 10 Brettern. In der Tat, ein echtes Highlight!
Das wir sehr ernst nehmen. Wir sind schon recht weit in der Vorbereitung, denn es ist eine große Herausforderung. Die Chinesen haben die Russen und andere starke Nationen geschlagen. Das wird ein echter Prüfstein vor der Schacholympiade in Dresden. Je fünf Männer und fünf Frauen beider Länder spielen gegeneinander, also die kompletten Olympiateams.
Der deutsche Nachwuchs macht Freude. Was sagst du zu Georg Meiers 5. Platz bei der Junioren-WM?
Ganz große Klasse. Schade, dass er die letzte Partie verloren hat. Hätte er gewonnen, wäre er Weltmeister geworden. Trotzdem ist es ein großer Erfolg. Georg schafft vielleicht noch den Sprung in die A-Mannschaft. Dort müssen sich manche ganz schön anstrengen und seiner Konkurrenz erwehren.
Schade ist, dass unserem Schach Gallionsfiguren wie Robert Hübner oder Artur Jussupow fehlen.
Ja, mit den beiden holten wir Silber bei der Olympiade in Istanbul. Aber jetzt war eben der Zeitpunkt gekommen, einen Schnitt zu machen und eine junge Mannschaft aufzustellen. Mit Blick auf die Schacholympiade in Dresden ist die Team-EM eine ganz wichtige Veranstaltung, aber eigentlich nur ein Etappenziel.
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