Die Kleinen ganz groß
Wie die Großen auf der Bühne...
Zwei Zwölfjährige gewinnen 1. Ordix Mini-Open bei den Chess Classic
Es war schon etwas Besonderes für die 108 Teilnehmer des 1. Ordix Mini-Opens. In der Mainzer Rheingoldhalle spielten sie wie die Großen. Die besten von Ihnen saßen auf der Bühne und ihre Partien konnten auf einer 3 x 3 Meter großen Leinwand im Foyer oder live im Internet von den Zuschauern bewundert werden. Doch nicht nur für die Kleinen war es ein aufregendes Ereignis. Die Eltern schienen manchmal aufgeregter als ihre Schützlinge. Viele von ihnen nahmen die Möglichkeit wahr, mit dem renommierten russischen Großmeister Artur Yusupov, der das Turnier betreute, über Trainingsmethoden, Übungsunterlagen oder Stellungsbeurteilungen zu sprechen. Der Sohn des ehemaligen Weltranglistendritten spielte ebenfalls mit und war sogar einer der Favoriten. Aber am Ende musste sich Alexander mit dem geteilten dritten Platz begnügen. Das Rennen machten zwei andere. Das U14-Turnier entschieden am Ende etwas überraschend zwei U12-Jugendlichen.
U14-Gewinner Anna Endress, Alexander Jussupow, Joshua Hager
...tolle Pokale für die Ersten
Den Sieger Constantin Göbel und den punktgleichen Ramil Babayev, die lediglich im direkten Aufeinandertreffen in der letzten Runde einen halben Zähler abgaben, trennten am Ende nur die etwas bessere Buchholz Wertung. Dritte wurde Lokalmatadorin Anna Endress von Schott Mainz vor den punktgleichen Alexander Yusupov, Janek Elkman, ELO-Favorit Joshua Hager, Slavik Sarchisov und Daniel Weber mit jeweils 5 Punkten. Aber auch die anderen Teilnehmer mussten nicht traurig sein. In den Altersklassen U8, U10, U12 und U14 wurden die Preise extra vergeben. Die Sieger bekamen einen Pokal und alle anderen eine Urkunde. Sponsor Ordix war so begeistert vom Erfolg der Veranstaltung, dass er die Zusage gab, das Mini-Open auch im nächsten Jahr zu unterstützen.
Aronian dreht auf
Armenier dominiert die erste Runde der FiNet Chess960 World Championship
Kurz vorm Startschuss bei den "Giants"
Die Chess Classic hatten am Dienstag mit der FiNet Weltmeisterschaft im Chess960 ihren ersten Höhepunkt. Die Weltklassespieler Viswanathan Anand, Levon Aronian, Etienne Bacrot und Rustam Kasimdzhanov kämpfen in den nächsten drei Tagen um die Krone jener Schachart, in der die Anfangsstellung ausgelost wird.
Die Hinrunde dominierte der Chess960 Weltmeister Levon Aronian auf eindrucksvolle Weise. Er gab in drei Partien nur ein Remis ab, wobei nicht viel zu einer blütenweißen Weste gefehlt hat. Schon in der ersten Runde traf Aronian auf den Weltranglistenersten im Chess960, dem ehemaligen Wunderkind Etienne Bacrot. Eine Unaufmerksamkeit des Franzosen führte sofort in eine hoffnungslose Stellung. In der zweiten Runde überraschte Aronian seinen Kontrahenten Kasimdzhanov mit der überraschenden Zugfolge f4 und f5 in den ersten beiden Zügen. Seine erstaunliche Kreativität ist es, die ungewöhnliche Lösungen hervorbringt und sein überragendes Stellungsverständnis ausmacht. Und wieder schien es, dass er seinen usbekischen Kontrahenten mit großer Leichtigkeit überspielte. In der Pressekonferenz meinte Kasimdzhanov etwas pointiert, er habe nach dem sechsten Zug bereits eine Verluststellung verwaltet.
Runde 1: Anand vs. Kazimdzhanov, SR Noppes mit letzter Kontrolle
In Runde drei wäre es Vishy Anand fast nicht besser ergangen. Für den Inder war es eine Premiere in seiner über 20 Jahre währenden Karriere. Nur einmal zuvor habe er Chess960 gespielt gegen den Organisator der Chess Classic Hans-Walter Schmitt. Der beste Schnellschachspieler der Welt muss sich wohl erst einmal an diese neue Spielart gewöhnen. Den erstaunten Journalisten erklärte er nach der Partie gegen Aronian, er habe fast eine Mattidee im siebten Zug übersehen. Das Feld d2, das im Normalschach immer gedeckt ist, verlor er aus den Augen. Schließlich musste er einen Bauern geben, um die Drohung zu parieren. Doch bald war Dank des geschickten Spiels seines Gegners keine Kompensation mehr für den materiellen Verlust erkennbar. Der Inder demonstrierte jedoch einmal mehr seine einzigartigen Verteidigungskünste und rettete die Stellung noch zum Unentscheiden. Der Tiger aus Madras zeigte sich diesmal friedlich und beendete alle seine Partien mit einer Punkteteilung. Der neunmalige Sieger der Chess Classic wird sich steigern müssen, will er Aronian den Titel entreißen. Rustam Kasimdzhanov, der 2004 schon einmal Fide-Weltmeister war, dürfte mit der Hinrunde nicht unzufrieden sein. Gegen Anand erreichte er eine aussichtsreiche Stellung, die Remis endete. Nur gegen Aronian verlor er, gewann aber gegen Bacrot.
HW Schmitt verfolgt die ersten Züge live am Brett
Der Franzose hat dagegen noch überhaupt nicht zu seinem Spiel gefunden. Mit nur einem halben Punkt steht er am Tabellenende. Nicht zuletzt seine schlechte Zeiteinteilung wurde ihm zweimal zum Verhängnis.
Am Mittwoch wird sich in der Rückrunde entscheiden, wer sich für die abschließenden Zweikämpfe am Donnerstag qualifiziert. Die ersten beiden spielen dann den Weltmeister im Chess960 in vier Partien aus. Außerdem beginnt der WM-Kampf der Schachcomputer Rybka, Shredder, Jonny und Spike, die den Livingston Chess960 Computer World Champion ermitteln. Und auch die Kleinen haben noch einmal die Chance, unter professionellen Bedingungen im Mini-FiNet Open Chess960zu spielen.
Eröffnung der Hauptattraktion durch Jens Beutel, Hans-Walter Schmitt und - den Tiger
Mögen die Spiele beginnen |