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1001 Matt 20 Jahre Schachversand Ullrich
1001 Matt

26.07.2007

Von Artikeldienstmitarbeiter Axel Dohms.

Von Freunden habe ich erst kürzlich erfahren, dass der Schachversand Robert Ullrich, bei dem ich seit längerem ein kleiner, lausiger Kunde bin, neuerdings in die Phalanx der Schachverleger aufgestiegen ist. Das kommt öfter vor, allerhand Namen fallen einem ein. Kein so seltener Fall, doch der jüngste. Und sicher eine Geschichte wert, denke ich mir. Also, auf in den Süden!

Ich bin für 15 Uhr verabredet, erscheine aber schon kurz nach Mittag in Zeil am Main an vereinbarter Stelle. Kaum habe ich meinen PKW geparkt, fährt ein Lieferwagen mit bunten Schriftzügen an mir vorbei und hält. "Sie sind Herr Ullrich, nach der Kriegsbemalung zu urteilen, nicht wahr?" – "Ja, und Sie Herr Dohms." – "Richtig", erwidere ich kleinlaut und entschuldige mich für das verfrühte Erscheinen und den geänderten Fahrplan. "Macht nichts. Steigen Sie ein. Wir können unterwegs babbeln. Ich muss zu meinem Zentrallager, 800 Meter entfernt, wo ich in 20 Minuten einen Spediteur erwarte."


Der steht schon dort, als wir ankommen. Drei Paletten mit 300 Kartonagen Verpackungsmaterial. "Das reicht wie lange?" – "Na, die nächsten drei Monate. Das letzte Mal war er kurz vor Pfingsten da, eine Aushilfskraft, die den Betrieb in diesem Lager nicht kannte, hat den Stapel einfach vor einer fremden Garage abgekippt. Eine Heidenaufregung."


Eine Viertelstunde, und die Sache ist erledigt. Robert Ullrich fährt mich zu seiner Privatadresse, Im Weinberg 8, die zugleich seine Geschäftsadresse ist. Der Fröhliche Weinberg, denke ich bei mir, angesichts des großzügigen Anwesens, an dem er dauernd an- und umgebaut hat für Büro, Buchlager und das übliche Produktsortiment. Er führt mich auf eine ausladende Terrasse mit Blick in das Maintal: "Dort drüben, sehen Sie das rote Dach, das ist Maria Limbach, eine Wallfahrtskirche und das letzte Bauwerk des barocken Baumeisters Balthasar Neumann. Und keine 300 Meter weiter entfernt, schauen Sie, das andere große Dach. Das wird mein neues Quartier, das ich vor einem Jahr aus einer Zwangsversteigerung erworben habe.


Zwei Etagen Wohnen, zwei Etagen Schach, ein Domizil mit 300 qm Gewerbefläche. Meine Frau ist gerade drüben und beaufsichtigt die Arbeiten. Das ist ab September dieses Jahres meine neue, offizielle Adresse."

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Robert Ullrich beim RAMADA-Cup

Ein gehöriger, aufschlussreicher Ein- und Abschnitt in einer Erfolgsgeschichte, die vor 20 Jahren begann. Damals, 1987, wunderte und ärgerte sich Robert Ullrich, Vorsitzender des längst nicht mehr existierenden Haßfurter Schachclubs, darüber, dass er die Partieformulare hier, die Bretter da und sonstiges wieder woanders besorgen musste. "Das kann ich besser", war sein Entschluss. "Alles aus einer Hand." Zunächst ein reiner Freizeit- und Nebenerwerb. Der gelernte Industriekaufmann konnte es sich anders gar nicht vorstellen, er war fester Mitarbeiter eines renommierten Herstellers für Küchenmöbel mit 750 Beschäftigten. Der musste 1996 Insolvenz anmelden, seinen Betrieb anschließend auf 250 Mitarbeiter, inklusive Robert Ullrich, herunterfahren.


"Ich war noch dabei, aber mir wackelten die Knie, und die Perspektive veränderte sich drastisch." Zumal seine Frau zwei Tage vor der Insolvenz des Möbelherstellers ihre Kündigung in einem Ingenieurbüro bekam. "Verstehe, ein ziemliches Drama, inmitten der idyllischen Mainlandschaft." – "Weiß Gott." Der angepeilte Nebenerwerb rückte mehr und mehr ins Zentrum ihrer Gedanken. Die Überlegung nämlich, die Robert Ullrich so umschreibt und beantwortet: "Wie schaffen wir es, dass zumindest eine Halbtagsbeschäftigung für meine Frau herausspringt? Indem wir eine Werbekampagne starten." Das ist nach meinen Beobachtungen wohl geschafft, denn ich habe meistens Frau Ullrich an der Strippe, wenn ich Bestellungen telefonisch durchgebe.


Denn auch sein beruflicher Werdegang hat sich, nicht zuletzt durch private Veränderungen, gewandelt. 1998 kam der Sohnemann Daniel auf die Welt, mittlerweile ein Nachwuchstalent der bayerischen Schachjugend. "Ich habe 2000 dann im Möbelwerk einen Teilzeitjob übernommen, damit ich etwas mehr Zeit für den Schachversand bekam. Schließlich habe ich dann ganz gekündigt und Mitte 2002 wurde der Schachversand zum Vollerwerbsbetrieb. Mittlerweile mit zwei Bediensteten und einer Teilzeitkraft." – "Na, dann wird's hier wirklich zu eng und der Umzug in ein paar Wochen verständlich."


Ich schaue wieder auf das leuchtend rote Dach am anderen Mainufer und gehe in Gedanken den langen Weg zurück zu den Anfängen: Wie schafft man es, in solch ländlich-sittlicher Abgeschiedenheit ausgerechnet mit dem Schachgeschäft zu reussieren? Ist hier ein Schachreservat? Dazu Robert Ullrich: "In der näheren Umgebung eher tote Hose. Aber in der Region Nürnberg ist viel los. Außerdem haben wir mit Forchheim einen Verein in der 2. Bundesliga und mit Bindlach-Aktionär in Liga 1, wo es immer wieder Großveranstaltungen gibt, bei denen ich mit Verkaufsveranstaltungen präsent bin. Ich habe Material für 500 Teilnehmer im Keller und bin in der Lage, drei Turniere gleichzeitig zu unterstützen."


– "Wann ist die Zeit dafür?" –


"Besonders in den Osterferien und an Wochenenden mit Brückentagen. Da tut sich einiges."


– "Darauf beruht das Geschäft?" –


"Unter anderem, denn da kann man gute Kontakte pflegen und natürlich das Weihnachtsgeschäft.“


-"Wie hat man sich den Kampf mit der Konkurrenz, der Revieraufteilung, vorzustellen. Gibt es Absprachen?" –


"Nein, so etwas wäre ja gar nicht erlaubt. Aber viele Kunden die ich von unzähligen Turnierveranstaltungen kenne, sind eine gute Basis."


- "Und woher kommen die Kunden sonst noch?" -


"Auf allen möglichen Wegen. Wir haben einen Internetshop (www.schachversand-ullrich.de), durch mündliche Empfehlung usw."


– "Auch aus dem Ausland?" –


"Auch."


– "Und wie viele, ohne ein Betriebsgeheimnis zu verraten, sollten es sein?" –


"Um eine Hausnummer zu nennen: Ein Arzt braucht 2.500 Patienten für seine Praxis und um einen Schachversand zu betreiben müssen es noch ein paar mehr sein."


– "Wie lange muss man kämpfen, um sich zu etablieren?" –


"Ewig, wie Sie meiner Geschichte entnehmen können."


– "Und welche Art von Kunden, vorwiegend Vereins- oder Hobbyspieler?" –


"Von allem. Nicht zu vergessen öffentliche Institutionen wie Schulen, Kommunen, Freizeiteinrichtungen und anderes mehr."


- "Womit überzeugen Sie die?" –


"Mit meinem Sortiment. Ich habe mir in den letzten Jahren für viele teils neue Produkte eigene Hersteller gesucht, die bis dahin sehr oft nichts mit Schach zu tun hatten."


Mit diesen Worten weist er auf ein besonders gelungenes Beispiel an der Wand seines Wohnzimmers hin. Mir fällt es wie Schuppen von den Augen, ich habe es kürzlich bei einem Seminar erstmals gesehen, ganz toll gefunden und meinem Vorsitzenden zur Anschaffung empfohlen: ein Demobrett mit unverwüstlichen Magnetfolien, die nicht alle Naslang kaputt gehen. Ullrichs stolzer Zusatz: "Damit operieren wir auch im Großhandelsbereich."


Gleichzeitig reicht er mir den neuesten Katalog herüber, der von den Fotografien über Text und Layout in Eigenarbeit druckfertig vorbereitet wurde. "Da fließt meine jahrelange Erfahrung als Programmierer in jede Einzelheit." Wenn die Publikationen seines Schachverlags, der jüngsten Sparte seines Unternehmens - geht es mir durch den Kopf – von der gleichen Sorgfalt, Gediegenheit und Liebe zum Detail geprägt sind, dann hat er den Kampf gewonnen.


Schon sind wir bei dem letzten Thema. Indem er eine Handvoll Bücher auf dem Tisch ausbreitet, setzt Robert Ullrich in Ergänzung zu früher Gesagtem an: "Vor gut 3 Jahren kam die Überlegung auf, wie stelle ich meine Firma auf ein noch breiteres Fundament? Der Gedanke an einen Schachverlag war geboren." – "Noch so eine heikle Kiste", sage ich scherzend, "woher der Mut?" – "Ich habe es wie bei den anderen Dingen gehalten, mir Hersteller und Fachleute ausgeguckt, die dabei helfen konnten. Die Druckerei ist 7 km im Nachbarort, der erstklassige Buchbinder auch in der Nähe. Die Vertriebswege waren ja alle schon bekannt. Es konnte losgehen und bei unserem Schachverlag ist alles  'Made in Germany'.


Acht Titel sind bisher erschienen, im Schnitt drei pro Jahr, Ende 2007 werden es zehn sein. Zu drei Brunthaler-Taktikbänden kommt ein vierter hinzu, die zwei Endspielwerke werden mit einem dritten Band für Experten komplettiert. Ich nehme den hellblauen Band, 365 x Schachtaktik für Einsteiger, in die Hand. Eine inhaltlich ansprechende Arbeit, mit der Daniel Ullrich, der Filius, quasi  sein Schachspiel trainierte und als Lektor, erster Proband, sein Urteil fällte. "Wir konnten so Verbesserungen für einzelne Aufgaben vorschlagen und Irrtümer beseitigen." Die technische Seite des Buches ist makellos: strapazierfähiger, mit Prägefolie versehener Einband, guter Druck und Satz, keine billige Klebebindung, die für den Praktiker vor Ort rasch aus dem Leim gehen kann.


Robert Ullrich: Ich übertreibe nicht. Wir haben bisher keine einzige Reklamation. Es ist ein Renner", fügt er hinzu, "mittlerweile auch ins Englische übersetzt und bei New in Chess erschienen, eine Rarität." Und ergänzt: "Wie alle unsere Bücher – eine Besonderheit – in der Jugendabteilung der Buchhandlungen platziert. Sie können es z. B. bei Thalia in Hamburg finden. Übrigens folgt Ende des Jahres noch ein Schachjugendroman mit dem Titel 'Das Team'. Autor wird nicht verraten."


Ich komme mit den Notizen kaum nach, hole mal kurz Luft, schaue mal kurz auf den Büchertisch und sehe... was, wieso erst jetzt, warum nicht gleich: Nimzowitsch 'Mein System', das ist mir bekannt, und auf der Umschlagseite ein Bild, das ist mir auch bekannt. "Das ist doch der 'Zeus' von Bernd Besser!" Dazu Robert Ullrich: "Ich habe ihn auf einer Veranstaltung 2006 in Düren kennen gelernt und eine Vereinbarung mit ihm getroffen; ein Kooperationsvertrag für einige seiner  Bilder, die ich für das Cover verwenden darf." Er holt zum Beweis eine Mappe mit den mir vertrauten Drucken hervor. Wahrhaftig eine freudige Überraschung. Ein Höhepunkt!


Der kann nicht mehr überboten werden. So lassen wir es bei zweieinhalb Stunden Gespräch bewenden. Nicht, dass wir uns nichts mehr zu erzählen hätten, aber ich muss am selben Tag eine weite Strecke zurück. "Vielen Dank, Herr Ullrich, für Ihre Freundlichkeit. Und ad multos annos, nochmals 20, vielleicht weniger stressige Jahre." Eigentlich eine überflüssige Bemerkung meinerseits. Den Mann – das war mein erster und ist mein letzter Eindruck – haut so schnell nichts um, bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Salute!


Axel Dohms

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Veröffentlicht von Klaus-Jörg Lais



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