ECU FIDE DSJ Bundesliga Fernschachbund | Shop
UKA Umweltgerechte Kraftanlagen Meißen GmbH - Partner des Deutschen Schachbundes
ChessBase - Partner des Deutschen Schachbundes
DWZ/Elo
Übersicht Datenbank DeWIS Alte Datenbank
Spielbetrieb
Familienmeisterschaft DSAM (Ramada-Cup) Tag des Schachs Deutschland-Cup Verein des Jahres Senioren Frauen Bundesligen Frauen-Regionalligen Meisterschaften Nationalmannschaft Terminplan Turnierdatenbank Chronik
Intern
SRK Schach & Recht Leitbild Adressen Präsidium Referate Satzung & Ordnungen Schach & Doping Archiv
Links
Forum Linksammlung Videos Email-Verzeichnis Mediaservice
Angebote/Informationen
Bundesministerium des Innern
Zug um Zug gegen Rassismus
Mehr Informationen Deutscher Olympischer Sportbund
Interessengemeinschaft der nicht-olympischen Verbände im DOSB
Präventionskonzept Gemeinsam gegen Doping
Stiftung Deutsche Sporthlfe
Startseite
Nachrichtendetails

Schulschach Projekt Nr. 46
Schulschach

18.07.2006
Schach-Projektwoche am Gymnasium Calvarienberg in Ahrweiler

Zusammen mit Tochter Jessica leitete Fachübungsleiter Jürgen Kaster ein Schulschachprojekt im Rahmen der Projektwoche (PROWO 2006) am Gymnasium Calvarienberg Ahrweiler. 16 Schüler/innen nahmen teil.

„Papa, für unsere PROWO habe ich ein Schulschachprojekt angemeldet, du musst mir helfen“. Als ich zusagte, wusste ich noch nicht, wie gut dies in mein „Urlaubsloch“ passen sollte: mein Interesse an der „Tour de France“ hatte kräftig nachgelassen, die rauschende Fussball-WM-Party war gerade zum Stocken gekommen: am Morgen nach dem Italienspiel begann das Schulschachprojekt am Calvarienberg....
Also, Demobrett und das Lehrmaterial der Deutschen Schulschachstiftung gepackt, dazu Schachbretter und Schachuhren, und trotz Halbfinal-Kater auf nach Ahrweiler.

ProjektwocheAhrweiler2006-01.jpg

Schulschach-Projekt: Die Teilnehmer am Blitzschachturnier mit Schulleiter Schülting (hinten mi), Dr. Gäb (mit Plakat) und Übungsleiter Jürgen Kaster(li)
Initiatorin war Jessica Kaster (6.v.l.)
 
Mittwoch, 1. Tag: Verantwortung für das Ganze

Ich war angenehm überrascht, als ich kurz vor 8 Uhr den Klassenraum der 10a betrat. Immerhin 16 Schülerinnen und Schüler waren dem Aufruf von Jessica zur Teilnahme am Schachkurs gefolgt.
Später erfuhr ich, dass sogar noch etliche Interessenten aus "organisatorischen Gründen" abgelehnt worden waren.  Alle verfügten über Grundkenntnisse im Königlichen Spiel und waren heiß darauf, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen: "Können wir ein Turnier spielen!?"

Aber ohne Fleiß kein Preis, und ohne Vorbereitung kein Turnier: wir wollen doch nicht einfach mit den Figuren losziehen. Da gehört doch ein Konzept dazu.

Beim Schach heißt das: "Strategie". Denn Schachspielen heißt: Verantwortung übernehmen für das Ganze. Um zum Erfolg zu kommen, sind ein gutes Zusammenspiel der Figuren und weitsichtige Planung und Vorausberechnung nötig.

ProjektwocheAhrweiler2006-02.jpg

Die "Schüler" sind aktiv dabei

Also erst mal zurückrudern. Nach der Vorstellungsrunde ein paar Zahlen, die die Unermesslichkeit und den Variantenreichtum erahnen lassen: Nach nur 15 Zügen gibt es mehr Zugfolgen als Atome im Universum…

Die Weizenkornlegende in Zahlen erzeugt ehrfurchtsvolles Staunen. Der Einstieg in den Lehrgang verblüfft, fasziniert; das Interesse ist geweckt.

Nun also am nackten Schachbrett ein paar Grundlagen zur Orientierung: es gibt "Linien" und "Reihen", die Felder haben "Namen". Hier das "Zentrum" und hier das "erweiterte Zentrum".

Dann die Figuren. Wie sie ziehen, weiß zwar jeder. Aber ihre Wertigkeit? Ihre Wirkung am Brett: "Springerrad" versus "Springer am Rand" (Bild)!?, Was leistet eine Leichtfigur gegen 8 Bauern!? Was richtet der Turm aus!? Oder gar die Dame!? Schachspielen ist mehr als das Ziehen von Figuren. Zum Erfolg führen nur Planung und Weitsicht, Kombinationsvermögen und logisches Denkvermögen. Das wird schon an den ersten Beispielen klar.

ProjektwocheAhrweiler2006-03.jpg

Danach erste taktische Übungen. Mit dem Bauern zu ziehen, ist ja sooo einfach. Aber wie gelingt ein "Bauerndurchbruch"!?

Und was ist das "Quadrat des Bauern"!? Nun ein paar wenige, aber überraschende Mattwendungen. "Ersticktes Matt", "Matt durch Unterverwandlung des Bauern".

Aha, wir lernen: zielstrebiges Matt setzen nur mit Turm will geübt sein. Und verflixt, warum wird es mit der Dame immer PATT!? Einige Schüler werden beim Blitzturnier drei Tage später dem "Lassotrick" so manchen vollen Punkt verdanken…

Die Faszination des Schachspiels steckt in vielen Details – und doch ist es immer ein Gesamt-Werk. Für den, der es erkennt, wird es zum Kunst-Werk. Die Schüler hatten schnell vergessen, dass sie doch ursprünglich nur selbst auf dem Brett "zocken" wollten.

ProjektwocheAhrweiler2006-04.jpg 

Dann Tische rücken. Lange Reihe, Rutschsystem. Das Turnier beginnt. Aber halt: Was sind das für komische Regeln: kein Schach!? Der König ist nur eine normale Figur!? Wer zuerst nicht mehr ziehen kann, hat GEWONNEN!? – Es wurde "Räuber-schach" gespielt. Die Schüler sollten sich auf die Zugmöglichkeiten ihrer Figuren konzentrieren, auf Schlag-fälle, und sich nicht durch dubiose "Pläne", "Strategien" irritieren lassen. Erst ins Spiel kommen, unabhängig von der jeweiligen Spielstärke.

Nach sechs Runden lagen die Favoriten vorne, aber auch die etwas schwächeren Spieler hatten ihre ersten Erfolgserlebnisse. Der etwas andere "Schultag" ging zu Ende. Wo waren die Stunden geblieben?

ProjektwocheAhrweiler2006-05.jpg
 
Donnerstag, 2. Tag: Regelkunde

Alle waren wiedergekommen. Pflichtbewusst!? Aus Interesse!? Ich war mir noch nicht sicher.
Der Tag beginnt mit Regelkunde. Jetzt alles klar!? Von wegen! Keine Regel ohne Ausnahme: Schlagen "En passant". – Rochade, ja oder nein. – Ja, man darf mehr als eine Dame auf dem Brett haben. – "Berührt - geführt", hm, gewöhnungsbedürftig.  –Nein, man muss nicht "Schach" sagen. Aber was geschieht, wenn der Kontrahent es nicht sieht? – – Gut, wir haben es verstanden, Schach wird mit dem Kopf gespielt, nicht mit den Händen.

Ein paar Grundregeln für die Eröffnung: Kontrolle im Zentrum, nur 1-2 mal mit den Bauern, dann die Leichtfiguren. Nein, man sollte nicht mit der Dame alleine angreifen – wir Schachspieler haben doch "Verantwortung für das Ganze". Nicht zum x-ten Mal mit derselben Figur ziehen,  erst die "Schlafmützen" aktivieren.

Rochade – warum und wohin!? Türme verbinden, offene Linien suchen. Ja, so schafft ihr locker die ersten Züge selbst gegen die stärksten Spieler der Welt. Einige Grundregeln in der Eröffnung kennen lernen und beachten – wenn das keinen Lernfortschritt in kurzer Zeit bedeutet…

Zwischenzeitlich schaut Dr. Gäb (Noch-Mathelehrer, Gründer der Schach-AG) herein. Er erzählt Geschichten rund um das Schachspiel, weckt Begeisterungsstürme. Zaubert zwei Super-Kombinationen aus seiner aktiven Zeit in Remagen auf das Demobrett, jeweils mit Damenopfer: ein "ersticktes Matt" und ein "Springer-Läufer-Matt"! Nach der großen Pause bleibt noch Zeit für ein wenig Taktikschulung – wer löst zuerst die 9 Mattaufgaben!?

ProjektwocheAhrweiler2006-06.jpg

Partie Dr. Gäb – NN: Nach 1. – f6? gewinnt Weiß trotz Minusfigur. Wie ?

Dann wieder der "lange Tisch" – alle finden auf Anhieb ihren Platz vom Vortag. Jetzt einmal weiterrutschen im Uhrzeigersinn – nur David muss wieder "sitzen bleiben". Das ist so beim "Rutschsystem" mit gerader Spielerzahl. Sonst treffen schon nach der Halbzeit wieder die gleichen Spieler aufeinander.

Die nächsten fünf Runden im Turnier werden "normal" gespielt – es gelten die Schachregeln der FIDE. Wie war das noch mit "Schach sagen"!? – Was ist "eng passeng"!? Die Tür geht auf: "Wir machen eine Umfrage. Was haltet ihr von einem Sponsorlauf!? – Wie halten wir´s mit der Cafeteria!?" – "Ja, ja. Alles bestens, machen wir. Und jetzt müssen wir weiterspielen. Danke." Die Tür geht zu. Nach der letzten Runde gibt es noch eine "Hausaufgabe: Weiß zieht und setzt Matt in 2 Zügen". Tipp: Dies können nur die lösen, die bei der Regelkunde genau aufgepasst haben... (Weiß: Ke1, De2, Tf2, Ta1; Schwarz: Kh1, Lg2)
 
Freitag, 3. Tag: Die Schachuhren erwachen zum Leben

Heute steht das Finale auf dem Programm: die letzten fünf Turnierrunden, danach Prüfungen zum "Bauerndiplom". Es werden die 7 Kriterien von Steinitz zur Stellungsbewertung behandelt: Materialvorteil ist nicht alles, auf Ihre Majestät kommt es an. Mist, warum steht mein König schon wieder mutterseelenallein mitten auf dem Brett!? Werde wohl in Zukunft doch mehr Wert auf die frühe Rochade legen …

Der Schulleiter, Herr Schülting, besucht die Projektgruppe. Er überrascht alle mit seinen fundierten Schachkenntnissen, lobt die Klasse – und hinterlässt ein schwieriges Kniffelschach-Rätsel: Welche Figur muss auf dem markierten Feld stehen, damit die Stellung regelgerecht ist?

ProjektwocheAhrweiler2006-07.jpg

(Bild: Wer findet des "Pudels Kern"? Die Projektgruppe fand ihn innerhalb von wenigen Minuten.).

Jetzt wird der Gebrauch der Schachuhren erklärt. Eigentlich sind es zwei Uhren, für jeden "Denker" eine. Und wenn das rote Blättchen vor Partieende fällt: das ist genauso tragisch wie reguläres "Schachmatt" – Partie verloren.

Danach noch ein paar Hinweise: 15 Minuten sind 15 Minuten – mit oder ohne Schachuhr. Aber Vorsicht: das Ticken der Uhr lenkt ab und verleitet zum Schnellspielen. Immer langsam – in der Überlegung liegt die Kraft.

Die letzten Turnierrunden werden als "Schnellschach mit Schachuhr" gespielt. Nach der großen Pause naht die Entscheidung. Vier kommen zu spät – auf dem Fußballfeld gibt es wohl keine Uhr!? "Der eine Punkt tut euch doch nicht weh!" – Pech gehabt.

ProjektwocheAhrweiler2006-08.jpg

Drei Turniere in einem: Räuberschach + Normalschach + Schnellschach

Danach geht es um die Wurst. Der Führende Marvin zeigt erstmals Nerven – zwei Niederlagen am Schlusstag sind die Folge. Trotzdem – es reicht für den mit Jessica geteilten ersten Platz. Jasmin wird Dritte – Frauenpower! Das Finale: Als Lohn winkt das "Bauerndiplom"

Eine Stunde bleibt uns noch. Wer hat Mut!? Verträgt trotz der Wärme noch Prüfungsstress!? – Nach drei aufregenden Tagen wollen immerhin noch zehn ihr Glück mit dem Bauerndiplom versuchen – sie werden alle bestehen und am nächsten Tag beim Sommerfest ihr Diplom in Empfang nehmen. Der vom Deutschen Schachbund zertifizierte Nachweis, dass die Grundregeln beherrscht werden.
Ziel erreicht!? Ja und nein. Ein Spitzenergebnis für ein nur dreitägiges Projekt, aber nur eine kleine "Sprintetappe" auf dem Weg zum großen oder Groß-Meister.

Sommerfest
Zum Abschluss der PROWO 2006 fand das Sommerfest statt. Die Schachgruppe baute ihre Spiele am Eingang zum Schulhof auf – strategisch günstig und publikumswirksam. Direkt neben dem Großfeld mit den übergroßen Schachfiguren.

Zwei Sonnenschirme dienten als Sonnenschutz und im Notfall (der aber nicht eintrat) als Regenschutz. Am Eingang prangte ein großes Plakat: "Projekt Nr. 46: Schach". Acht Schachbretter sind aufgebaut. Sie werden nicht ausreichen.

Am Vormittag ist der Andrang noch überschaubar. Das ändert sich "High Noon", als Jürgen Kaster simultan gegen den "Rest der Welt" antritt. Zahlreiche Mitspieler und Kiebitze finden sich ein.
Das Anmeldeformular "Blitzturnier um 14:00 Uhr" füllt sich, die zweimal 8 Listeneinträge für "Projektgruppe" und "Gäste" reichen nicht. Auch die Lehrer zeigen Flagge. Herr Schülting, Frau Heck und Dr. Gäb tragen sich ein. Die Tischreihe muss verlängert, neues Spielmaterial herangeschafft werden.

ProjektwocheAhrweiler2006-09.jpg

Der Wettkampf beginnt: die zwei Mannschaften treten im "Scheveninger System" gegen-einander an. Runde 1und 2 gehen klar an die Projektgruppe, danach wird es knapper. In Runde 4 gewinnen die Gäste, das Blatt droht sich zu wenden. Sollen wir jetzt abbrechen!? – Nein, in der 6. Runde spielt Dr. Gäb (für das Projekt) gegen den Schulleiter (für die Gäste), das will sich keiner entgehen lassen. Beide haben mit je 5:0 eine reine Weste, das wird sich jetzt ändern.

Dr. Gäb (nur noch drei Tage bis zu seiner Pensionierung) legt zum ersten und einzigen Mal jeden Respekt vor seinem Chef ab. Mit Weiß ein massiver, zielstrebig und fantasiereich geführter Königsangriff – aber das schwarze Bollwerk hält. Doch dann fällt das Blättchen bei Schwarz – ein Punkt für das Projekt. Auch Christian gewinnt alle seine Partien. Er erhält einen Sonderpreis aus der Hand von Schulleiter Schülting.

Die Projektgruppe gewinnt schließlich mit 28:22 Punkten – ein Sieg der Projekt-Idee.

ProjektwocheAhrweiler2006-10.jpg

Der Trippelbauer als Excelsior – Machtkampf auf der d-Linie.

ProjektwocheAhrweiler2006-11.jpg

Siegerehrung: Christian erhält den verdienten Lohn aus der Hand von Schulleiter Schülting
Rechts: Initiatorin Jessica Kaster

ProjektwocheAhrweiler2006-12.jpg

"Königsmord": Dr. Gäb greift an, Herr Schülting unterliegt nach Zeit.

Fazit
Auch das Königliche Spiel hat in dieser Fussball-verrückten Woche "Flagge gezeigt".
Ein kleiner Baustein auf dem Weg, jungen Leuten das Spiel der Spiele näher zu bringen.
 
Der Leiter des Projekts: 

ProjektwocheAhrweiler2006-13.jpg

Jürgen Kaster ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem Forschungsinstitut für Informationsverarbeitung und Ergonomie. Aktiver Schachspieler seit 1966. Mehrfacher Rheinland- und Rheinland-Pfalzmeister. Seit über 30 Jahren aktiv in verschiedenen Ämtern, u.a. 6 Jahre Vorsitzender Schachverband Rheinland (93-99). Ehrenvorsitzender des Schachbundes Rheinland und des Schachbezirks Rhein-Westerwald. 2006: Silberne Ehrennadel des Sportbundes Rheinland.

Ausbildung zum Fachübungsleiter und Turnierleiter. Inhaber des Schulschachpatents.

1986: Gründung eines Ausbildungsstützpunktes des Schachverbandes Rheinland;
1999: Gründung der Abteilung Schach des Tennisclub Grafschaft mit derzeit 30 Mitgliedern, deren Jugend er trainiert.

Dieser Artikel wurde bereits 2328 mal aufgerufen.
Veröffentlicht von Klaus-Jörg Lais



Werbung
Online-Shop der Deutscher Schachbund Wirtschaftsdienst GmbH
Hier könnte Ihre Werbung stehen!
Schachreisen Jörg Hickle
Schachkalender 2013

Aktionen
ASS Athletic Sport Sponsoring GmbH
Chess Evolution Newsletter
Pixelnet
DSB-Imagebroschüre Schach verbindet
Copyright © 1996 - 2013 Deutscher Schachbund e.V.
| Impressum