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Europameisterschaften Melanies EM-Tagebuch [7]
Europameisterschaften

09.11.2011
8. November - 7. Tag: Ein Hoch auf beide deutschen Teams!

Oh man, ich fühle mich gerade mindestens zehn Jahre älter und völlig erschöpft. Und da soll noch mal jemand sagen, dass Schach kein Sport sei. Aber so eine fünfeinhalb-Stunden-Partie schlaucht schon ganz schön, und obwohl ich beim Abendessen mittels Törtchen und Schokocreme möglichst viele Kalorien zu mir genommen habe, wird es wohl noch ein Weilchen dauern, bis ich wieder auf der Höhe meiner geistigen Kräfte bin.

Foto (Uwe Bönsch): Rainer Buhmann

Na ja, ich bin aber ehrlich gesagt auch selbst dran Schuld - ich hätte eigentlich schon viel früher fertig sein können und meine Gegnerin und Raj nicht so lange quälen müssen. Okay, zwischendurch hat auch sie mich ein bisschen gequält … aber alles der Reihe nach.
Als wir heute Morgen die Aufstellung der Rumäninnen erfuhren, war ich zuerst ein wenig enttäuscht. Da sie ohne Brett 2 gegen uns antraten, spielte ich gegen die junge und sehr talentierte Internationale Frauen-Meisterin Irina Bulmaga (2334). Wir sind auch seit Kurzem Mannschaftskolleginnen in unserer Frauen-Bundesliga-Mannschaft in Friedberg, was die schachliche Begegnung nicht gerade angenehmer macht. Aber man kann es sich halt nicht immer aussuchen…

Ausnahmsweise kam heute sogar mal meine Vorbereitung aufs Brett. Ich hatte mir von Raj extra eine Ausweichvariante gegen das Najdorf-System in Sizilianer zeigen lassen, und so lief eigentlich alles perfekt. Ich hatte einen Zeitvorsprung und fühlte mich in meiner Stellung sehr wohl. Bereits im 15. Zug übersah meine Gegnerin eine taktische Abwicklung, die mir einen Mehrbauern und das Läuferpaar bescherte. Ich habe jedoch schon oft festgestellt, dass es gar nicht so gut ist, wenn ich gleich zu Beginn der Partie deutlich besser stehe. Irgendwie schaffe ich es immer wieder, meine Stellung noch zu versauen und dann nur mit langem Kampf oder gar nicht zu gewinnen. So war es auch heute. Ich glaube ich muss wirklich an meiner Vorteilsverwertungstechnik arbeiten. Aber wie heißt es doch so schön: Das Schwerste beim Schach ist es, eine gewonnene Stellung zu gewinnen.

Na ja, jedenfalls schaffte ich es irgendwie, dass ihr Turm plötzlich auf die zweite Reihe kam und sie unangenehme Mattdrohungen aufstellen konnte. Mit wenig Zeit auf der Uhr ist so eine Stellung nicht gerade angenehm zu spielen, und ich glaube, Raj hat da auch schon das Schlimmste befürchtet. Aber ganz so schlimm stand es dann doch nicht um mich. Ich hatte ja immer noch einen Mehrbauern und konnte alle Drohungen gerade so noch abwehren. Schließlich gelang es mir, in ein Turmendspiel mit Mehrbauern abzuwickeln, sodass zumindest keine Verlustgefahr mehr bestand.

Ich war so auf meiner Partie konzentriert, dass ich gar nicht mitbekam, was um mich herum so passierte. Nach der ersten Zeitkontrolle stellte ich fest, dass Lena leider verloren hatte, Lise und Marta jedoch besser bzw. auf Gewinn standen.

Ich hatte bis jetzt noch keine Zeit, meine Partie zu analysieren, kann also auch nicht genau sagen, ob mein Endspiel tatsächlich gewonnen war oder nicht. Am Brett habe ich es jedenfalls versucht, und habe Irina schließlich mit einem hübschen Dreiecksmanöver überspielen. Nach 82 Zügen und sage und schreibe fünfeinhalb Stunden (!) reichte sie mir dann schließlich die Hand. Zu dem Zeitpunkt hatten Lise und Marta bereits beide ihre Partien gewonnen, sodass das Endergebnis also 3:1 für Deutschland lautete. Aber es war, wie ich gestern schon angedeutet hatte, die erwartet schwere Aufgabe. Und nun warten auf uns - mit dem momentanen neunten Platz sind wir noch nicht hundertprozentig zufrieden - die Bulgarinnen mit Exweltmeisterin Antoaneta Stefanowa...
Von dem Männer-Turnier habe ich dank meiner langen Partie heute wieder mal nicht so viel mitbekommen. Dass Georg, Daniel, Jan und Rainer gegen die Italiener ebenfalls einen 3:1-Sieg landeten , freut uns alle selbstverständlich. Der Kampf morgen gegen Rumänien wird zeigen, ob die Jungs vielleicht sogar eine Medaille drauf haben. Und ich denke, so wie sie gegenwärtig drauf sind, ist das durchaus drin für sie. Aber Vorsicht mit voreiligen Prognosen, denn wie heißt es so schon: Die Küken zählt man im Herbst...

Melanie Ohme



P.S.: Wie Melanie schon berichtet hat, muss bis 10 Uhr nach der Auslosung die Mannschaftsaufstellung gemeldet sein. Danach geht nichts mehr. Und nicht auszudenken ist, wenn einer der nominierten Aktiven dann gesundheitlich passen müsste. Ich bin nicht so bewandert im EM-Reglement, ob man dann noch nachträglich „einwechseln“ darf.

Für Bundestrainer Uwe Bönsch muss es jedenfalls nicht einfach gewesen sein, sein Team gegen Italien zu bennen. Immerhin haben die an Brett 1 mit Jungstar Fabiano Caruana einen echten 2700er - ganz genau 2727! Und so war es sicherlich ein Risiko Arkadij Naiditsch nach der unglücklichen „0“ gegen Wesselin Topalow eine Ruhepause zu gönnen. Nicht nur, weil der Dortmunder durchaus in der Lage ist, den Italiener mit Weiß nicht nur Entfaltung kommen zu lassen, sondern weil unser Spitzenmann halt schon nach Wiedergutmachung dürste...

Nun, im Nachhinein hat Uwe alles richtig gemacht. Zunächst sicherte Jan Gustafsson - wohl immer auch mit dem Blick zu seinem Nebenmann Rainer Buhmann an Brett 3 ein Remis gegen Sabino Brunello ab. Der 30-jährige Leimener, der immerhin drei Runden ausgesetzt hatte, war wirklich auf die Minute voll da, noch dazu mit Schwarz! Wenn es ihm sein Gegner Axel Rombaldoni in einem Franzosen auch recht leicht machte, wie Sie nun sehen können!

Rombaldoni, Axel - Buhmann, Rainer
18. EM, Runde 6, Brett 4, 8. November 2011
Französische Verteidigung [C11]

1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 Sf6 4.e5 Sfd7 5.f4 c5 6.Sf3 Sc6 7.Le3 Db6 8.Dd2 Dxb2 9.Tb1 Da3 10.Tb3 Da5 11.dxc5? a6 12.Le2 Lxc5 13.f5? [Der Textzug kostet Material, und eigentlich ist die Partie nicht nur im höheren Sinn für Weiß bereits verloren.. Einfach 13.0-0 oder 13.Sd4 sind dagegen spielbar, obwohl Rainer selbstredend klar besser steht] 13...Lxe3 14.Dxe3 Sc5 15.Tb5 axb5 16.Dxc5 Da3 17.Dxa3 Txa3 18.Sxb5 Txa2 19.Sd6+ Ke7 20.Kd2 Td8 21.Tb1 Sxe5 22.Sxc8+ Txc8 23.Txb7+ Kf6 24.Sd4 Sc4+, und Brunello hatte genug von diesem Drama gesehen, dessen tragischer Held er selbst war! [0-1]

Rainers leichter Sieg setzte die Azzuris gewaltig unter Druck, denn bei Daniel Fridman konnte man fast zu 100 Prozent sicher sein, dass nichts anbrennt. So kam es denn, und in diesem Fall war es die beste Option.

Um jetzt überhaupt noch zu einem 2:2-Unentschieden zu kommen, musste Fabiano Caruana gewinnen. Das gab seine Stellung aber definitiv nicht her. Im Gegenteil, nach einigen Ungenauigkeiten fing Georgs Läuferpaar zu dominieren an, sein Gegner musste eine Qualität geben, und eigentlich war zwischenzeitlich das Endspiel sogar einmal für unseren Studenten in den USA leicht gewonnen. Aber im Gegensatz zum Live-Kommentator Klaus Bischoff sah Georg in angespannter Situation diesen zwingenden Weg nicht am Brett.. Der Mannschaftssieg war zwar nun selbst bei einem Remis sicher, aber bei der dicht gedrängten Spitzengruppe zählt halt auch jeder halbe Brettpunkt, und so ist sein Kampfgeist schon bewundernswert.

Im Schach ist nicht zuletzt Geduld eine wichtige Tugend. Und die hatte Georg. So kam die zweite Chance nach 57...Sb5, und die nutze entschlossen zum Matchball. Im Tennis heißt das „Spiel, Satz und Sieg“ - in Porto Carras bedeutete es den wichtigen 3:1-Erfolg unseres Männer-Teams gegen Italien...

Meier, Georg - Caruana, Fabiano
18. EM, Runde 6, Brett 1, 8. November 2011


Stellung nach 57...Sb5

Es folgte: 58.Te5+ Kf4 59.Txc5 bxc5 60.Kc4 Sa3+ 61.Kxc5 Ke3 62.c4 Kd2 63.Kd4, und Schwarz gab auf [1-0]

Weitere Partien zum Nachspielen und Download finden Sie bei www.chessbase.de.

Kommen wir zur Rubrik „Was sonst noch bei der EM geschah“.
Erfreulich ist sicherlich, dass Wugar Gaschimow wieder wohl auf ist, der Aserbaidschaner hatte ja wegen der epileptischen Anfälle schon einmal seine sportliche Laufbahn längere Zeit unterbrechen müssen.
Die Spitzenbegegnung Frankreich-Bulgarien, so die Ansetzung, endete 2:2. Gastgeber Griechenland verlor gegen Rumänien 1,5:2,5, womit der an 17 gesetzte Außenseiter (immerhin fehlt mit Liviu-Dieter Nisipeanu ihr Spitzenmann) nun auf Platz 2 liegt.
Was Russland schließlich angeht, so müssen die Swidler & Co nach der 1,5:2,5-Niederlage gegen Titelverteidiger Aserbaidschan - hier gab das direkte Duell an Brett 1 zwischen “Peter dem VI.“ und Teimur Radjabow, das der Russe verlor, den Ausschlag - sogar um eine Medaille bangen. Der Zug zum Titel scheint jedenfalls abgefahren zu sein, wenn nicht noch ein Wunder geschieht.
Eine wundersame Auferstehung feierten die Armenier, denn nach dem 2,5:1,5 gegen Spanien ist der amtierende Weltmeister wieder im Geschäft mit 9:3-Mannschaftspunkten. Diesen Kontostand hat auch unser deutsches Team, dass nach dem deutlichen Sieg gegen Italien auf Rang 5 vorschnellte. Alles ist also noch drin!

Und das sind nach sechs von neun Runden die TOP 10:

Männer (38 Teams):

1. Rumänien 10:2 15,0
2. Aserbaidschan 10:2 15.0
3. Bulgarien 10:2 15,0
4. Armenien 9:3 15,5
5. Deutschland 9:3 15,0
6. Frankreich 9:3 14,5
7. Griechenland 8:4 14,0
8. Ungarn 8:4 14,0
9. Niederlande 8:4 13,0
10. Slowenien 8:4 13,5

Frauen (28 Teams):

1. Russland 11:1 17,0
2. Ukraine 10:2 16,0
3. Polen 9:3 16,0
4. Serbien 8:4 15,5
5. Slowenien 8:4 15,0
6. Frankreich 8:4 14,0
7. Georgien 8:4 13,5
8. Armenien 8:4 13,0
9. Deutschland 7:5 14,5
10. Aserbaidschan 7:5 13,5

Ach ja, ich hatte ja versprochen, die fehlenden Züge der Partie von Georg Meier gegen Iwan Tscheparinow nachzureichen. Bundestrainer Uwe Bönsch war so freundlich zu helfen. Hier ist also der Rest - ausgehend von der Stellung nach dem 27. Zug von Weiß (Tscheparinow):


Stellung nach 27.Le7

Es folgten: 27... Tf7 [auf dem Live-Ticker wurde 26...Dxa2 als spielbar angegeben, beispielsweise: 28.Lxf8 Txf8 29.Td8 Dxc4 30.Kh2 Db4 31.Ld1 Txd8 32.Dd8 De7, und wie kommt Weiß nun voran?] 28.Ld8 Le4 29.Kh2 Td7 30.Lf6 gxf6 31.exf6 Dxd1 32.Lxd1 Tf8 33.Lh5 Sxf6 34.Le8 Te7 35.Dxh6+ Sh7 36.Lg6 Tf6 37.Dh4 [1-0]

Mehr Infos zu unserer Tagebuch-Schreiberin finden Sie auf Melanies Homepage www.melanie-ohme.de.

Tagebuch: 1. Teil | 2. Teil | 3. Teil| 4. Teil | 5. Teil | 6. Teil

[Turnierseite]
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Veröffentlicht von Raymund Stolze



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