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Platz 5 für Oliver Müller bei der Blindenschach-EM
Blindenschach
16.09.2011
So ist das eben im Sport - abgerechnet wird wie immer am Schluss - und das gilt auch für die 5. Blindenschach-Europameisterschaft in Ialysos auf Rhodos. Nach sechs Runden hatte der deutsche FIDE-Meister Oliver Müller noch einen halben Vorsprung. Aber dann platzten durch zwei Niederlagen alle Medaillenträume. Trotzdem ist Rang 5 des 41-Jährigen, der seit drei Jahren Mitglied im DBSB ist, ein Erfolg. "Immerhin haben wir nun wieder einen Spieler, der in der absoluten Weltspitze mithalten kann. Leider fehlte bis jetzt noch das I-Tüpfelchen. Bei der WM im vergangenen Jahr in Belgrad verpasste er erst durch eine Niederlage in der letzten Runde eine Medaille - Remis hätte damals gereicht", so unser Mann vor Ort in Griechenland, Anton Lindenmair.
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"Wir sind übrigens sehr froh, dass auf der Seite des DSB über uns berichtet wird. Vielleicht trägt das auch dazu bei, dass blinde Schachspieler ein Stück Normalität verkörpern und nicht als Exoten betrachtet werden. Vielleicht findet dadurch auch der eine oder andere Schachspieler zu uns, dessen Sehkraft durch Alter oder Krankheit nachgelassen hat", so der amtierende deutsche Vizemeister, dem wir nun noch einmal gern das Wort für seinen abschließenden Bericht geben...
13. September, Runde 7:
Schachboxen heißt eine neue Disziplin, bei der die Gegner abwechselnd eine Runde boxen und eine Schnellpartie spielen. Zumindest eine weitere Gemeinsamkeit scheint es zwischen Schach und Boxen zu geben - die ominöse 7. Runde. Und ausgerechnet für unseren Oliver Müller traf dies zu. Nach fünf Siegen in Folge musste er sich den polnischen IM Piotr Dukaczewski geschlagen geben. Einer unserer Kiebitze kam zwar aus dem Spielsaal in unseren "Fanblock" und vermeldete, dass Olli "auf Gewinn" stehe. Der darauf hin ans Brett eilende Trainer Wilfried Bode meinte aber warnend: "Olli hat die Qualität mehr gegen einen Bauern, aber warten wir mal die nächsten zehn Züge ab, ob er sich konsolidieren kann."
Nun, diese Skepsis erwies sich leider als berechtigt. Nach zähem Kampf konnte "Duka" den vollen Punkt einheimsen und selbst die alleinige Tabellenführung übernehmen.
Zumindest teilweise erfolgreich waren mit ihren Punkteteilungen Dieter Riegler gegen den starken Polen Ryszard Suder und Manfred Heinich gegen Exweltmeister Sergej Krylow (Russland), wobei unser Mann sogar einen einzügigen Gewinn drin hatte.
14. September, Runde 8:
Alle Medaillenträume geplatzt! Nach seiner grandiosen Siegesserie in den Runden 2 - 6 ist bei Oliver Müller im Moment der Faden anscheinend gerissen. Leider konnte er auch in 8. Runde seinem Gegner, dem Russen Sergej Smirnow, nicht standhalten. In einer spannenden Partie - teilweise hatten sich Trauben von Kibitzen um das Brett gebildet - musste er seinem Gegner den Punkt überlassen. Damit besteht keine realistische Chance mehr auf eine Medaille. Bleibt zu hoffen, dass Oliver durch einen Sieg in der Schlussrunde gegen den Spanier Manuel Palacios das Turnier noch zu einem versöhnlichen Abschluss bringen kann.
Fast etwas unbemerkt durch die Fokusierung auf die Medaillenränge hat sich Dieter Riegler nach vorn gemogelt. Gestern gelang ihm ein schöner Sieg gegen den Litauer Boris Rositsan, und plötzlich hat auch er wie Oliver Müller 5,5 Punkte auf seinem Konto stehen. Siege verbuchten auch noch Olaf Dobierzin, Anton Lindenmair, Werner Kranz, Werner Fries, während Elisabeth Fries den Punkt kampflos erhielt.
15. September, Runde 9:
Wieder ist ein Turnier Geschichte. Die 5. Einzel-Europameisterschaft ging am Donnerstag mit einer kurzen Schlusszeremonie zu Ende. Aus deutscher Sicht brachte die 9. Runde einen Sieg (Frank Schellmann), sieben Remisen und drei Niederlagen. In der Schlussabrechnung bedeutete es die Ränge 5 für Oliver Müller, 11 für Dieter Riegler und 22 für Olaf Dobierzin. Sieht man einmal davon ab, dass für unseren "Olli" zwischenzeitig mehr drin war, so kann man mit dem Gesamtergebnis durchaus zufrieden sein. Dies dürfte vor allem für Dieter Riegler zutreffen, der sich gegenüber der Setzrangliste um 14 Plätze verbesserte und auch einige Elo-Punkte mit nach Hause nehmen konnte.
Den den Europameister-Ttel holte sich Piotr Dukaczewski. Er konnte sich sogar eine Niederlage in der letzten Runde gegen den russischen IM Juri Meschkow leisten, um sein erstes großes Turnier zu gewinnen. Silber ging an Sergej Smirnow, Bronze sicherte sich Sergej Grigorschuk.
Und hier nun die Abschlusstand der kontinentalen Titelkämpfe, an denen 79 Teilnehmer aus 20 Ländern an den Start gingen:
1. Dukaczewski (Polen), 2. Smirnow (Russland), 3. Grigorschuk (Ukraine), 4. Meschkow (Russland) alle 7,0 Punkte, 5. Müller (Deutschland), 6. Wassin (Ukraine), 7.Pribeanu (Rumänien), 8. Zshiltzowa-Lisenko (Ukraine), 9. Fernandez, 10. Palacios (beide Spanien), 11. Riegler Deutschland) , 12. Gunjajew (Polen) alle 6,,0.
Die Platzierungen der übrigen Deutschen: 22. Dobierzin 5,5, 25. Schellmann, 31. Lindenmair je 5,0, 33. Engl, 45, Heinich, 46. Ilic je 4,5, 61. Kranz, 64. W. Fries je 3,5, 74. E. Fries 2,5.
P.S. Noch ein Nachsatz: Bei den Europameisterschaften wartet Deutschland weiterhin auf eine Medaille. Auch bei Weltmeisterschaften muss man ganz weit zurückgehen, bis man einen Platz auf dem Treppchen für unsere Blindenschachspieler entdeckt. Im Jahr 1986 gewann Olaf Dobierzin, der bei der 5. Blindenschach-EM in Griechenland dabei war, damals noch für die DDR in Moskau die Bronzemedaille.
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Veröffentlicht von Raymund Stolze |
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