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50. Jubiläums-WM bei den Junioren in Chennai mit zwei Deutschen
Weltmeisterschaften
30.07.2011
Ob die Veranstalter den amtierenden Schachweltmeister Viswanathan Anand bei der Jubiläums-Weltmeisterschaft (1. bis 16. August) in seiner Geburtsstadt Chennai (ehemals Madras) als Ehrengast präsentieren werden, ist wohl eher nicht zu erwarten. Dabei hat der "Tiger von Madras", wie ihn seine indischen Landsleute liebevoll nennen, eigentlich nur gute Erinnerungen an die Titelkämpfe in der Königsklasse im Nachwuchsbereich. Seit nunmehr 1951 werden von der FIDE die Juniorenweltmeister im Schach ermittelt. Bis 1973 fand die WM im Abstand von zwei Jahren statt, inzwischen trifft sich die Alterklasse U20 alljährlich, wobei es Mädchen freigestellt ist, an dieser Offenen Klasse teilzunehmen, so wie es beispielsweise 2008 die damals gerade 14-jährige Hou Yifan (27.2.1994) getan hat. Mit 9 Punkten aus 13 Partien landete sie punktgleich mit vier weiteren Teilnehmern auf Platz 3 bis 7, wobei Bronze an den Deutschen Arik Braun ging. Nur zwei Jahre später wurde die Chinesin sensationell dreizehnte und zugleich jüngste Schachweltmeisterin aller Zeiten.
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Und auch bei den jungen Herren belegt die Chronik der Junioren-WM, dass es nicht unmöglich ist, nach dem Titelgewinn in dieser Kategorie auch die Schachkrone zu erobern. Ein Quartett hat es jedenfalls nachdrücklich bewiesen und sei an dieser Stelle schon deshalb erwähnt: Boris Spasski (Antwerpen 1955), Anatoli Karpow (Stockholm 1969), Garri Kasparow (Dortmund 1980) und eben Viswanathan Anand (Baguio 1987).
Was die deutschen Erfolge angeht, so haben wir in den zurückliegenden 49 Jahren neben dem schon erwähnten Arik Braun immerhin Klaus Darga (Kopenhagen 1953) und Mathias Gerusel (Toronto 1957) jeweils Silber zu verdanken. Den bisher einzigen Weltmeistertitel erkämpfte Roman Slobodjan bei der Heim-WM in Halle 1995.
Bei den jungen Damen, die seit der Premiere 1982 im ungarischen Senta ihre eigenen Championate austragen - heuer also zum 28. Mal - gebührt die Krone des Erfolges Elisabeth Pähtz. Nach Silber im ersten Anlauf 2004 im indischen Kochi hinter Jekatarina Korbut folgte für die Erfurterin der WM-Titel zwölf Monate später in Istanbul. Nicht unerwähnt sollte jedoch bleiben, dass die in Georgien geborene deutsche Rekordnationalspielerin Ketino Kachiani-Gersinska für Russland gleich zweimal Gold holte - nämlich 1989 und 1990. Unsere diesjährigen Teilnehmer müssen also vor allem in der Kategorie "Junioren Mädchen" in ziemlich große Fußstapfen treten.
Diana Hannes
Diana Hannes vom SV Medizin Erfurt - sie war 2009 Deutsche Meisterin U18 - kann eigentlich völlig unbelastet an den Start gehen. Von der Studentin an der Fachhochschule der Bundesbank wird keiner Wunderdinge erwarten. Unter den 69 Teilnehmerinnen aus 30 Ländern geht es für sie eher um ein achtbares Abschneiden, und das ist angesichts der Übermacht von 30 gemeldeten Inderinnen schon eine große Herausforderung.
Anders fällt da die Prognose für Niclas Huschenbeth aus. Immerhin ist er im Vorjahr in Bad Liebenzell sensationell Deutscher Meister bei den Männern geworden. Ein Jahr später in Bonn hat er mit Platz 7 auch nicht enttäuscht, sondern meiner Meinung nach bewiesen, dass in Zukunft mit ihm zu rechnen sein wird. Die Weichen in Richtung Schach sind jedenfalls für den 19-jährigen Internationalen Meister erst einmal gestellt, der nach dem Abitur nun Mitglied der Sportfördergruppe der Bundeswehr ist und dort von Bundestrainer Uwe Bönsch betreut wird.
Auch bei nächsten Junioren-WM 2012 in Athen wäre Niclas noch spielberechtigt. Das ist doch eine Perspektive, die ihm in Chennai Mut geben dürfte, sein bestes Schach zu zeigen. So wie er es in dem schönen und empfehlenswerten von meinem Kollegen Johannes Fischer für KARL (Heft 2/2011, Seiten 50 bis 55) aufgezeichneten Porträt von sich selbst fordert: "Ziel muss sein, gegen Stärkere zu spielen und zu gewinnen!"
Niclas Huschenbeth
Was die von Niclas geforderten stärkere Gegner angeht, so werden in Chennai bei diesem 50. Junioren-Championat allein 18 Großmeister am Start sein, darunter so interessante Spieler wie Dariusz Swiercz (Polen), Jorge Cori (Peru), Alexander Schimanow, Maxim Matlakow und Sanan Sjugirow (alle Russland), Nils Grandelius (Schweden), Ray Robson (USA) und Ivan Lopez Salgado (Spanien). Nicht zu vergessen die schwer einzuschätzende Streitmacht der Gastgeber mit sage und schreibe 61 Aktiven, die fast die Hälfte der männlichen Teilnehmer stellt.
Bange machen sollte freilich nicht gelten, denn immerhin werden Niclas und auch Diana vom renommierten Trainer und Großmeister Zoltan Ribli betreut. Mit dem aus Ungarn stammenden ehemaligen Weltklassespieler von berühmten Jahrgang 1951 (dazu zählen u.a. Karpow, Timman und Waganjan) arbeitet der Deutsche Schachbund schon lange vertrauensvoll zusammen. Ribli hat dabei häufig DSB-Kaderspieler bei Meisterschaften persönlich unterstützt oder war bei Lehrgängen als Trainer tätig.
Zoltan Ribli
Bleibt abschließend noch ein Vorschlag meinerseits: Wie wäre es, wenn vielleicht schon bei den Deutschen Jugendeinzelmeisterschaften 2012 als leistungssportlicher Auftrag endlich auch eine U20-Meisterschaft im Rundenmodus stattfindet - sagen wir mit jeweils zehn Teilnehmern? Der Sieger hätte dann den Anspruch erworben, den Deutschen Schachbund bei den Junioren-Titelkämpfen in dieser Altersklasse zu vertreten - das würde sowohl für die Mädchen als auch Jungen gelten und wäre nicht zuletzt fraglos eine echte Bereichung des Wettkampfprogramms im Nachwuchsbereich.
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[Weitere Informationen (englisch)] |
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Veröffentlicht von Raymund Stolze |
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