ECU FIDE DSJ Bundesliga Fernschachbund | Shop
UKA Umweltgerechte Kraftanlagen Meißen GmbH - Partner des Deutschen Schachbundes
ChessBase - Partner des Deutschen Schachbundes
DWZ/Elo
Übersicht Datenbank DeWIS Alte Datenbank
Spielbetrieb
Familienmeisterschaft DSAM (Ramada-Cup) Tag des Schachs Deutschland-Cup Verein des Jahres Senioren Frauen Bundesligen Frauen-Regionalligen Meisterschaften Nationalmannschaft Terminplan Turnierdatenbank Chronik
Intern
SRK Schach & Recht Leitbild Adressen Präsidium Referate Satzung & Ordnungen Schach & Doping Archiv
Links
Forum Linksammlung Videos Email-Verzeichnis Mediaservice
Angebote/Informationen
Bundesministerium des Innern
Zug um Zug gegen Rassismus
Mehr Informationen Deutscher Olympischer Sportbund
Interessengemeinschaft der nicht-olympischen Verbände im DOSB
Präventionskonzept Gemeinsam gegen Doping
Stiftung Deutsche Sporthlfe
Startseite
Nachrichtendetails

Personalien "Leuchtende Kinderaugen und dankbare Schützlinge sind mir wichtig..."
Personalien

28.07.2011
Interview mit A-Trainer Holger Borchers

Vom 2. bis 11. August findet im österreichischen Mureck die 9. Jugend-Meisterschaft der Europäischen Union statt. Das deutsche Quartett wird vor Ort erneut von Holger Borchers (56) betreut, der seit 40 Jahren als Übungsleiter tätig ist. "Er ist ein erfahrener A-Trainer, und ich übertrage ihm gern die sportliche Leitung für diese Meisterschaft. Seine besonderen außerschachlichen Stärken - Einfühlsamkeit und Motivation - kann er gerade dort besonders gut ausspielen", so Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler.

Vor der Abreise nach Mureck sprach ich mit Holger Borchers.
Im Nachwuchsbereich finden alljährlich WM- und EM-Meisterschaften statt. Welchen Stellenwert haben da die EU-Titelkämpfe?

Diese Frage müssten sie dem Bundesjugendtrainer stellen. Dafür bin ich nicht kompetent genug. [1]

Diese Veranstaltung findet seit der Premiere 2003 in Mureck statt. Warum ist der Österreichische Schachbund sozusagen "Dauergastgeber"?

Ein engagiertes und bewährtes Team sorgt für ausgezeichnete Bedingungen - mitten im Herzen Europas.

Welche Nominierungskriterien gibt es für die teilnehmenden deutschen Starter an dieser Meisterschaft, die in den vier Altersklassen U8, U10, U12 und U14 ausgetragen wird?

Auch diese Frage übersteigt meine Kompetenz. Ich bin nur der Trainer, Delegationsleiter und Organisator vor Ort. [2]

Ein Blick in die Chronik zeigt, dass es außer dem Sieg von Oliver Mihok in der AK U12 im Jahre 2004 - er spielt allerdings inzwischen für Ungarn - keinen weiteren Titel für Deutschland gegeben hat. Wie erklären Sie sich das?

Aber Herr Stolze, da haben Sie wohl nicht gründlich recherchiert. Im November 2003 gewann Ilja Brener die 1. Jugendmeisterschaft der Europäischen Union in der Kategorie U14. Diese fand allerdings in Graz statt.

Trotzdem haben Sie meine Frage noch nicht beantwortet...

Stimmt! Und da ich kein Funktionär oder Politiker bin, werde ich mich natürlich nicht drücken. Die Antwort ist eigentlich ganz einfach. Viele Länder nehmen die EU-Meisterschaft sehr ernst. Frankreich und die baltischen Länder zum Beispiel. Wir schicken dagegen oft die "dritte Wahl". Und der Bundesnachwuchstrainer hat sogar oft Mühe, überhaupt Kandidaten zu finden. Die Deutschen fahren eben lieber als Selbstzahler nach Brasilien zur WM (was etwa das 7-fache kostet), wie in diesem Jahr, um dort dann um 50 Prozent zu kämpfen als nach Mureck, wo man als guter Spieler durchaus Medaillenchancen hat. Frankreich hingegen schickt immer seine besten Spieler - und sammelt dort Titel und Medaillen.

Auffällig ist in letzter Zeit ist, dass unsere Jungen und Mädchen in der Altersklasse U8 fraglos zur erweiterten EU-Spitze gehören. So belegte Florian Dürr 2008 Platz 2, ein Jahr später holte Arshak Ovsepyan Rang 4 und im vergangenen Jahr gab es sogar zwei Medaillen durch Jana Schneider (Silber) und Maximilian Paul Mätzkow (Bronze). Wie beurteilen Sie diesen positiven Trend, den sie ja als Trainer seit 2008 meiner Meinung nach nicht unwesentlich mitbestimmen?

Genau, wie Sie es sagen. Sehr positiv. Immer mehr wird erkannt, das hier enorme Ressourcen liegen. Deshalb hat ja der DSB auch den klugen Schritt getan, Mitglieder unter 10 Jahren beitragsfrei zu stellen.

In der Altersklasse U8 werden nicht nur in Mureck Meister ermitteln, sondern bei den Europa- und Weltmeisterschaften ist das inzwischen auch normal. Wie ist Ihre Meinung dazu, in Deutschland endlich auch den jüngsten Schachspielern diese Chance zu geben, die gegenwärtig noch bei der U10 mitspielen müssen?

Ja, das wäre eine gute Option. Die seit zehn Jahren stattfindende Offene internationale U8-Meisterschaft im sächsischen Sebnitz zeigt doch, dass großes Interesse vorhanden ist. Aber die Deutsche Schachjugend ist natürlich ein demokratisches Gremium, wo eben die Mehrheit der Landesverbände entscheidet, ob eine Einführung sinnvoll ist. Und bisher gibt es anscheinend diese Mehrheit nicht.

Welche Schützlinge werden von Ihnen diesmal betreut und welche Chancen haben sie?

Es sind Kevin Tong (SC Erlangen/DWZ 1457 in der AK U8, Saphir Sahki (SC Brombach/DWZ 1580) in der AK U10, Maximilian Paul Mätzkow (ESV Eberswalde/DWZ 1692) in der AK U12 und Manuel Töws (BG Buchen/DWZ 1989) in der AK U14. Ich denke, besonders in den AK U8 und U10 kann Deutschland immer ein Wörtchen mitreden.

Da ist es aus meiner Sicht aber bedauerlich, dass speziell in diesen Altersklassen erstmals seit Jahren kein Mädchen dabei ist. Wie sehen Sie das?

Das ist natürlich bedauerlich. Aber wie schon erwähnt, habe ich keinen Einfluss auf die Nominierungen der Teilnehmer.

Welche Erwartungen haben Sie selbst an das EU-Championat 2011?

Ich kann nur mein Bestes als Trainer vor Ort geben. Den Rest müssen die Spieler dann am Brett umsetzen.

Ihr fraglos größter Erfolg als Nachwuchstrainer dürfte der U16-Weltmeistertitel von Leonid Kritz 1999 in Spanien gewesen sein. Nun arbeiten sie nur noch mit der zweiten oder gar dritten Reihe des deutschen Schachnachwuchses. Was ist denn daran reizvoll für Sie?

Aha. Sind denn Bronzemedaillengewinner bei einer EU-Meisterschaft dritte Wahl???

Keinesfalls, zumal ja 2010 nur Ihre beiden Schützlinge Jana Schneider und Maximilian Paul Mätzkow bei internationalen Meisterschaften für Deutschland Medaillen geholt haben. Jedes Jahr wird aber vom Deutschen Schachbund die Auszeichnung "Trainer des Jahres" vergeben - Sie haben sie bisher allerdings noch nicht erhalten. Was motiviert Sie dennoch, dem Nachwuchs weiterhin die Treue zu halten?

Das ist richtig. Ich lege auch keinen großen Wert darauf. Mir sind leuchtende Kinderaugen und dankbare Schützlinge viel wichtiger.

Welche drei unverzichtbaren Vorschläge zur Verbesserung der Nachwuchsförderung würden sie als verdienstvoller A-Trainer dem Deutschen Schachbund aufgrund Ihrer reichen Erfahrungen auf diesem Gebiet machen, verbunden natürlich mit der persönlichen Hoffung, das diese dann auch Schritt für Schritt umgesetzt werden?

Also erstens bin ich kein verdienstvoller A-Trainer. Zweitens würde ich mir niemals anmaßen, den absolut kompetenten Funktionären des DSB Vorschläge zu machen, zumal noch unverzichtbare. Es gibt ja viele Wahrheiten. Der DSB hat seine. Und ich habe meine. Zudem habe ich früher bereits Vorschläge gemacht. Diese blieben aber ungehört. Nun bin ich zu alt dafür und möchte einfach nur noch mein Wissen an interessierte Jugendliche weitergeben.

Und welche Frage würden Sie gern gestellt bekommen und wie lautet die Antwort darauf?
Warum arbeiten für den DSB vor allem im Leistungssport nicht die besten Trainer, gegebenenfalls auch Trainer aus dem Ausland?

Sehen Sie Herr Stolze, wir haben seit über 20 Jahren nun im vereinigten Deutschland Marktwirtschaft. Und die funktioniert ganz einfach. Will man den besten Trainer, so bekommt man den besten Trainer. Der DSB müsste dann natürlich auch bereit sein, diese entsprechend zu honorieren. Für die Tagessätze des DSB würde logischerweise kein professioneller Trainer anheuern. Allerdings sind nach meiner persönlichen Erfahrung bisher die wichtigsten Kriterien für einen guten Trainer eine Mitgliedschaft im DSB und eine regelmäßige Teilnahme an den Weiterbildungen. Aber ein weiser Mann sagte einmal: Die Praxis ist das Kriterium der Wahrheit...



[1] Auf Nachfrage hat Bernd Vökler folgende Antwort gegeben:
"Die EU-Meisterschaft U8 bis U14 ist für die zweite Reihe eine sehr gute Möglichkeit, internationale Erfahrungen zu sammeln und eventuell sogar Medaillen zu gewinnen. Durch das Fehlen der osteuropäischen Schachnationen wie Russland oder die Ukraine sind die Felder in der Regel nicht superstark besetzt."

[2] Bernd Vökler erklärte dazu:
"Eine direkte Qualifikation gibt es nicht, da in der Vergangenheit das Interesse auch nicht übermäßig zu nennen war. Wer sich meldet, der kann spielen."



"Kleiner Mann, was nun? Willst Du wirklich mit eine Partie Schach spielen?" Jedenfalls scheint es, als ob der alte Mann den neugierigen Jungen in den kurzen Hosen genau so fragen würde. Und darüber lacht er auch noch einladend.

Der "Kleine", der eher schüchtern wirkt und ungläubig schaut, ist der neunjährige Maximilian Paul Mätzkow aus Eberswalde. Im schweizerischen Leukerbad hatte er ein Open in Vorbereitung auf die EU-Meisterschaft gespielt. Und eben dort traf er auch den alten Mann, der dort einer der Publikumsmagnete war. Mit 80 Jahren holte sich Viktor Kortschnoi, so sein Name, den fünften Landesmeistertitel in seiner Wahlheimat. Und ein Ende ist bei ihm nicht abzusehen. "Wie das Regelwerk auch immer umgeschrieben wird, welche neuen Sterne auch immer am Schachhimmel auftauchen, Viktor Kortschnoi wird weiter kämpfen und kämpfen und kämpfen...", prophezeite schon vor zehn Jahren Genna Sosonko.
Ob Maximilian Paul schon Partien von dem alten Mann kennt, weiß ich nicht. Es dürfte sich in jedem Fall für ihn lohnen. Bei der diesjährigen EU-Meisterschaft tritt nun der kleine Mann gleich zwei Altersklassen höher an, nachdem er im Vorjahr bei der U8 im Mureck überraschend Bronze holte - sein erster internationaler Erfolg. Vielleicht hat er ja neben der Liebe zum Schach darin schon eine weitere Gemeinsamkeit mit dem alten Mann, denn der suchte sein Leben lang stets Herausforderungen und wurde auch dadurch zu einer lebenden Schachlegende...

Foto: Christian Mätzkow


[Mehr über die EU-Meisterschaft]
Dieser Artikel wurde bereits 2249 mal aufgerufen.
Veröffentlicht von Raymund Stolze



Werbung
Online-Shop der Deutscher Schachbund Wirtschaftsdienst GmbH
Hier könnte Ihre Werbung stehen!
Schachreisen Jörg Hickle
Schachkalender 2013

Aktionen
ASS Athletic Sport Sponsoring GmbH
Chess Evolution Newsletter
Pixelnet
DSB-Imagebroschüre Schach verbindet
Copyright © 1996 - 2013 Deutscher Schachbund e.V.
| Impressum