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Armenien erstmals Mannschaftsweltmeister
Weltmeisterschaften
26.07.2011
Eigentlich war bei der 8. Mannschafts-Weltmeisterschaft im chinesischen Ningbo der Titel schon vor der ersten Runde vergeben, und es schien nur noch um die übrigen Plätze auf dem Treppchen zu gehen. Wer sollte auch Titelverteidiger Russland, der bis auf Wladimir Kramnik mit dem stärksten Aufgebot antrat, um den ersehnten Hattrick zu landen, Paroli bieten? Schon der Elo-Schnitt des Setzranglisten-Ersten mit 2752 Punkten war furchterregend. Und doch bewahrheitete sich wieder einmal die alte Weisheit, dass bei Teamwettbewerben vor allem das geschlossene Auftreten aller Spieler entscheidet nach dem Motto "Gemeinsam sind wir stark!".
Foto (Turnierseite): Ukraine gegen Armenien
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Bei den Russen jedenfalls, die mit Sergej Karjakin, Alexander Grischuk, Jan Njepomnjaschtschi, Peter Swidler und Nikita Witjugow antraten, war dann doch zu wenig von dieser Stärke zu spüren. Vor allem der 21-jährige Weltranglisten-Vierte an Brett 1 schwächelte mit 2 Punkten aus 7 Partien unerwartet. So wurde Karjakin in den beiden abschließenden Runden, wo sein Team immerhin noch Bronze hätte holen können, zur Höchststrafe verdonnert und musste aussetzen. Platz 4 im Schlussklassement ist das schlechteste WM-Abschneiden überhaupt für die erfolgsverwöhnten Russen.
Das ganze Gegenteil bewiesen hingegen die an 2 gesetzten Armenier. Dass sie erfolgreich sein können, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. 1999 in Batumi gab es den EM-Titel, 2006 und 2008 folgten zwei Olympiasiege. Fehlte in dieser Bilanz lediglich die Goldmedaille bei Weltmeisterschaften. Und die war nunmehr fällig! Fünf Matchsiege und vier Unentschieden bedeuteten für Levon Aronjan, Sergej Movsesian, Wladmir Akopjan, Gabriel Sargissjan und Robert Howhannisjan mit 14:4 Mannschaftspunkten und 22,5 Brettpunkten klar Platz 1, nachdem es dreimal - 1997, 2001 und 2005 - jeweils Bronze gegeben hatte. An allen aufgezählten Erfolgen war dabei der 39-jährige Akopjan beteiligt. Sein bestes Einzelresultat ist das Erreichen des Finales der K.o.-WM 1999 in Las Vegas, wo er jedoch dem Russen Alexander Chalifman 2,5:3,5 unterlag. In der armenischen "Ruhmeshalle des Schachs" dürfte sich Wladimir nunmehr endgültig seinen Platz gesichert haben.
Gastgeber China sollte mit dem Ehrenplatz zufrieden sein. Zwei außergewöhnlich starke Spitzenbretter (Wang Hao und Wang Yu) waren einfach zu wenig, um ganz vorn zu landen, zumal das direkte Duell gegen den neuen Weltmeister in Runde 5 mit 1,5:2,5 verloren wurde.
Wie wichtig die führenden Schachnationen diese nach der Schacholympiade bedeutendste Veranstaltung nehmen, zeigen u.a. die Besetzungen der Spitzenbretter: Wassili Iwantschuk (Ukraine), Peter Leko (Ungarn), Gata Kamski (USA), Teimur Radjabow (Aserbaidschan). Lediglich Weltmeister Viswanathan Anand (Indien) und sein Herausforderer Boris Gelfand (Israel) standen ihren Teams nicht zur Verfügung.
Das Debüt des Jahres dürfte für die USA der einstige Weltklassespieler Yasser Seirawan gegeben haben. Mit 4,5 Punkten aus 7 Partien war der inzwischen 51-jährige Großmeister an Brett 4 durchaus eine Verstärkung für sein amerikanisches Team, das allerdings in den Kampf um die Medaillen zu keinem Zeitpunkt eingreifen konnte.
Endstand: 1. Armenien 14:4 Mannschaftspunkte/22,5 Brettpunkte, 2. China 13:5/22,5, 3. Ukraine 12:6/19,5, 4. Russland 10:8/21,0, 5. Ungarn 10:8/19,5, 6. USA 10:8/18,5, 7. Aserbaidschan 9:9/19,0, 8. Indien 7:11/15,5, 9. Israel 5:13/13,0, 10. Ägypten 0:18/9,0.
Die besten Einzelresultate (nach Punkten), Brett 1: Wang Hao (China) 6 aus 9; Brett 2: Wang Yue (China) 7 aus 9; Brett 3: Akopjan (Armenien) und Njepomnjaschtschi (Russland) je 6 aus 9; Brett 4: Moissejenko (Ukraine) 6 aus 8.
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Veröffentlicht von Raymund Stolze |
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