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Rezensionen Mein zweitliebstes Schachbuch
Rezensionen

23.10.2010
Wir Schachspieler neigen zur Skepsis. Ich stell’ das jetzt einfach mal so in den Raum. Ich kann es nicht objektiv begründen, aber nach 20 Jahren Schachverein, sechs Jahren Verantwortung im saarländischen Schachverband und weiteren sechs Jahren im DSB, kann ich das gar nicht anders beschreiben. Ich würde gar soweit gehen zu behaupten, dass Schachspieler grundsätzlich misstrauisch und argwöhnisch sind. Das ist nicht mal ne schlechte Angewohnheit, eine gesunde Portion Misstrauen und Vorsicht schadet nicht, weder im Leben – noch auf dem Schachbrett. Wenn der Referent für Öffentlichkeitsarbeit ein Schachbuch seines Präsidenten beschreibt, was also wird da heraus kommen? Richtig. Ein Loblied. 


Doch wie so vieles im Leben – und auf dem Schachbrett – stellt sich mit etwas Abstand zur Sache doch heraus, dass Emotionen unser Urteilsvermögen nur gar zu gerne trüben. Ich bin überhaupt kein Fan von Schachbüchern. Ich mag die allermeisten Bücher über das Spiel meines Lebens nicht mal leiden. Kürzlich hab’ ich mich völlig schmerzfrei von fast hundert Schachbüchern zu je ein bis zwei Euro zugunsten einer karitativen Spende getrennt. Diese missglückte Beziehung gilt freilich nicht für alle meine Bücher. Der Favorit in meinem Schachbücherschrank ist nach wie vor Professor Christian Hesses unbeschreibliches Lesevergnügen „Expeditionen in die Schachwelt“. Wenn Sie dieses Buch auch nur ansatzweise genauso mögen, lesen Sie diese Zeilen.....

Der 329 Seiten starke „Königsplan“ von Stefan Kindermann und Robert Klaus von Weizsäcker ist nur in zweiter oder gar dritter Linie ein Schachbuch. Sie lernen außer einigen hochinteressanten Studien, Diagrammen und Spielstellungen nicht wirklich was für Ihr schachliches Spielvermögen. Das will das Buch auch gar nicht leisten. Mit dem Covertitel „Rochaden fürs Leben – Schach als Erfolgsbringer in Entscheidungssituationen und Karrierefragen“, ist der Inhalt aber auch nur unzureichend beschrieben. Wahrscheinlich war das so gemeint, wenn über Voraussetzungen für rückwärtsgerichtete Planung oder die Kraft des Perspektivwechsels erzählt wird und in der Tat sind die Vergleiche zwischen Alltag und Brettleben vielfach erstaunlich wie begründbar. Doch das Buch scheitert ein wenig am Anspruch, vernünftiges Spielwissen und Kalkulationsfähigkeit in der Abschätzung von Spielsituationen permanent auf die Erfahrung des Lebens umzumünzen. 

Dabei kann ich die Autoren nur allzu gut verstehen. Ungefähr zwei bis drei Mal im Monat fragt mich irgend eine Zeitung, irgend eine Radiostation oder Produktionsgesellschaft des Fernsehens wahlweise „Was kann man aus dem Schach fürs Leben lernen?“, „Wieso sollten Kinder Schach spielen?“ und „Warum ist Schach überhaupt ein Sport?“ Ich mache mir das inzwischen leicht, in dem ich jedes Mal eine standardisierte Antwort auspacke, die ich wie auf Knopfdruck abspule. Ich könnte es mir aber noch leichter machen und antworten: „Lesen Sie dieses Buch“.


Denn „der Königsplan“ entwickelt sich während des Lesens erst, zu dem was er ist: Ein gleichermaßen unterhaltsames wie lehrreiches Lesebuch über allerlei Parallelwelten zwischen dem Wirken mit Läufer, Springer, Turm einerseits und dem Meistern des Alltags andererseits. Die einzige Schwäche, nämlich das permanente Bezugnehmen auf das Brettgeschehen – auch dort wo es gar nicht nötig ist – vergisst man beim Lesen federleicht. Nach spätestens fünfzig Seiten ist man als Schachjunkie sogar an dem Punkt, an dem man auf die nächste Bezugnahme giert, damit man auch mal wieder was Zauberhaftes auf 64 Feldern sieht. „Der Königsplan“ wird dann zum Schachbuch, wenn Ihnen beim Lesen der ganze Kosmos an gedanklichen Operationen und Verrenkungen beginnt, bekannt vorzukommen. 


Nämlich durch das gleiche Feuerwerk an Leistungen, dass Sie von dem Moment an erbringen, nachdem Sie Ihre Figuren zurechtgerückt haben. Das muss dann auch gar nicht bemüht zur Eröffnungstheorie oder Endspielwissen führen. Man lässt sich einfach auf die vielen und stets vergnüglichen Beispiele ein, die der Professor für Volkswirtschaftslehre und der Münchener Schachgroßmeister hier als Parallelen begründen. Und das ist toll! Man merkt beiden Autoren die Lust am Erzählen an, man kann den Spaß und das Vergnügen beider am Aufschreiben ihrer Geschichten regelrecht erfahren. Sich vom erzählenden Stil des Buchs einnehmen zu lassen, geschieht spätestens dann, wenn man das Prinzip am Aufbau des Schmökers verstanden hat: 


Die Kapitel „In Bestform beginnen“, „Ja zum Jetzt“, „Kreativer Kreislauf“, „Sinnvolle Suche“, „Zündende Ziele“, „Am Zeitstrahl zurück“ und „Rentable Reflexion“, teilen sich in viele, thematisch sinnvoll aneinander gereihte Abschnitte, die jedes für sich genommen wiederum ein Denkmuster oder eine Handlungsanweisung beschreiben, die dem Leser, sofern er Schachspieler ist (!), bekannt ist. Man muss sie bloß abrufen. Und das ist es doch auch letztlich, was die Spielstärke am Brett ausmacht: Die Kombination von beidem, gepaart mit dem Erfahrungsschatz und einem bisschen Mut.

 KoenigsplanAutoren.jpg

Das jetzt einfach runterzubrechen auf den Alltag, dazu fehlt wiederum mir der Mut. Die beiden Autoren hatten ihn. Aber wie wird das denn nun praktisch umgesetzt? Kennen Sie das Problem mit Wolf, Ziege und Kohlkopf? In diesem Rätsel gibt es vier Protagonisten, nämlich den Fährmann, der über ein Boot verfügt, eine Ziege, einen Wolf und einen Kohlkopf. Der Fährmann befindet sich anfangs gemeinsam mit den drei anderen „Wesen“ am Festland. Die Aufgabe des Fährmanns besteht nun darin, die drei anderen Wesen (also Wolf, Ziege und Kohlkopf) wohlbehalten vom Festland auf eine Insel zu bringen.

 Dabei stößt er auf folgende Problematik: In seinem Boot kann er nur jeweils eines der drei Wesen mitnehmen. Solange er selbst als Aufpasser dabei ist, bleibt an Land alles friedlich. Würde er jedoch Ziege und Wolf allein lassen, würde der Wolf der Ziege den Garaus machen. Umgekehrt würde die Ziege in Abwesenheit des Fährmanns und des Wolfs sich über den Kohlkopf hermachen. Nur zwischen Wolf und Kohlkopf bleibt es friedlich, da der Wolf ein strikter Fleischfresser ist und auch der Kohlkopf gegenüber dem Wolf keine feindlichen Absichten hegt. Wie ist dieses logisch-logistische Problem zu lösen?


Ich darf vorweg nehmen, dass Ihnen als Leser nicht zugemutet wird, anhand des Verschiebens von Holzklötzchen auf einem quadratischen Spielfeld die Ziege zu definieren. Aber Sie werden staunen, wie verblüffend einfach die Lösung ist, wenn man Denkmodelle benutzt, wie sie beispielsweise auf Schachstudien angewandt werden. In einem anderen Kapitel geht es um ein „Gefangenendilemma und Nash-Gleichgewicht“ oder um den „Kopf des Schachmeisters“.


Wie auch immer; dieses Buch bleibt in erster Linie, was es in genau dieser Linie vermutlich nicht sein wollte: Nämlich eines der größten Lesevergnügen, wenn man dieses Spiel liebt. Dem eigentlichen Anspruch, das Wissen am Schachbrett auf das Leben zu übertragen und umgekehrter Weise auch wieder zurück, hinkt das Buch hinterher. Aber glauben Sie wirklich, die Fernseh- und Radio- und Zeitungsleute würden so oft anrufen, wenn die Antwort auf die weiter oben genannten Fragen so verblüffend einfach wäre? Und würde es das Spiel nicht ebenso entzaubern wie die Angst vor dem Superrechner? Lesen Sie es. Aber nicht in einem Rutsch! Genießen Sie Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel bis zum Matt. Sie spielen eine Turnierpartie ja auch nicht im Blitzmodus, oder?

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Veröffentlicht von Klaus-Jörg Lais



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