Dutzende von Schachfreunden fragten bang, ob dieses Mekka der Schachwelt denn tatsächlich sterben werde? "Und wenn", so war alllenthalben zu hören, "dann war es wenigstens eine schöne Zeit. Machen wir halt was Neues!".
Eben. Alles Lamentieren nutzt ja nichts. Die Chess Classic ist in ihrem 17. Jahr (!!) wieder auf dem Anfangsformat eines Wochenendes zurück, doch ändert das etwas an dem fantastischen Format? In diesem Rahmen? 700 Schnellschachspieler, darunter zehn mit einem Schnitt von 2727 ELO, sagen: Nein.
Diese Masse an Teilnehmern elektrisiert geradezu - und zwar jeden. Wer einmal die Teilnehmerliste studiert hat und seitenweise blättern muss, bis er den ersten Nicht-Titelträger findet - den packt diese Faszination einfach. Mit anderen Sportarten (jaja, die Sucht des Vergleiches) bestenfalls im Marathon findbar, aber wer kennt schon die besten hundert Läufer?
Von "ganz oben" fehlen hier nur wenige. Eigentlich ist Mainz so etwas wie eine Pflichtveranstaltung der Weltbesten. Und was es in diesem Jahr - aus Not mach Tugend - besonders interessant macht: Die Weltmeisterschaft im Schnellschach ist nicht mehr abgekoppelt vom Open. Der amtierende Schnellschach-Weltmeister spielt im gleichen Turnier wie der sechsjährige Steppke an Brett 348.
Wie dem auch sei; vielleicht kommt es gar nicht so dick, wie man immer fürchtet. Das Ende der Mainzer Schachtage im August wäre ein unerträglicher Verlust für die deutsche Schachszene. Aber selbst das schaffen die Chess Tigers: Man schöpft allein schon dadurch Mut, dass die Begeisterung ungebrochen bleibt. Es ist wieder Platz im Goldrahmen.
Eine Bildergalerie der Chess Classic finden Sie
hier. Ein paar Appetithäppchen schon mal voran...
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Am Rande der Chess Classic tagte auch der Präsidialausschuss "Verbandsentwicklung" des Deutschen Schachbundes. Zentrale Themen waren die Modellprojekte 2011, die dem Hauptausschuss im Herbst vorgestellt werden, die Vorbereitung eines Vermarktungsmodells mit einer Imagebroschüre, künftige Organisationsstrukturen und eine finale Stellungnahme des DSB zur Nationalspielerdebatte.