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Rezensionen "Der Flensburger Schachklub von 1876 im Spiegel der Zeit"
Rezensionen

22.06.2010
Seit mehreren Wochen bewerben wir ein Buch der Edition Marco, das meine besondere Aufmerksamkeit als historisch interessierter Leser auf sich zog. Es geht darin um den Flensburger Schachklub und dessen Geschichte. Der Autor ist Jürgen Nickel, der dem Verein selbst bereits Jahrzehnte angehört.

"Der Flensburger Schachklub von 1876 im Spiegel der Zeit" ist Band 72 in der Schriftenreihe der Gesellschaft für Stadtgeschichte in Flensburg. Derart detailreich wurde die Flensburger Schachgeschichte wohl noch nie aufgearbeitet. Ich kann das Buch sehr weiterempfehlen, wie auch meiner nachfolgenden Rezension zu entnehmen ist.
Jürgen Nickel: Der Flensburger Schachklub von 1876 im Spiegel der Zeit

In der Schriftenreihe der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte ist als Band 72 ein bemerkenswertes Werk erschienen, das Autor Jürgen Nickel nach jahrelangen Recherchen im Februar 2010 endlich fertigstellen konnte. Das Thema ist der Flensburger Schachklub von 1876 - einem Verein, dem Nickel selbst bald über 50 Jahre angehört. Mit der Aufarbeitung der Flensburger Schachgeschichte trug Nickel ein weiteres Mosaiksteinchen zur Geschichte der nördlichsten Stadt Deutschlands bei.

Das ein Buch über einen vergleichsweise kleinen Schachklub wie Flensburg mich derart beeindrucken würde, hätte ich nie gedacht. Ohne Vorwissen behaftet, erwartete ich eine Broschüre mit bestenfalls hundert Seiten. Was ich erhielt, war ein richtig schweres Paket mit einem 560 Seiten dicken Buch.
Beim ersten Durchblättern erstaunt die Fülle der Abbildungen und Fotos. Nickel hat sie nicht gezählt. Er selbst schätzt über Tausend, was ich ihm sofort abnehme, ohne es selbst nachzuprüfen.

Wenn man vom Schach in Flensburg nur ansatzweise etwas gehört hat, dann fällt dem geschichtsinteressierten Leser sofort der Name Jutta Hempel ein. Sie war das Schach-Wunderkind West-Deutschlands in den 1960/70er Jahren. Bereits im Alter von drei Jahren schaute sie ihrem Vater Hermann Hempel beim Schachspiel zu, mit vier Jahren kannte sie die Regeln. Der Vater nahm sie in den Dänischen Schachklub Flensburg mit, wo sie unter den Kindern und Jugendlichen bald keinen mehr fürchten mußte. Auf den Fördeschachtagen 1966 pries sie der Vorsitzende des Flensburger Schachklub König, Walter Zimmermann, als Hauptattraktion an. Dort sollte die 5jährige eine Lebendschach-Partie gegen einen bekannten deutschen Meister spielen. Fritz Sämisch oder Ludwig Rellstab waren dafür vorgesehen. Das zog natürlich auch Medien an, die sonst nichts mit Schach am Hut hatten.

Sämisch und Rellstab stellten sich nicht der Herausforderung, dafür aber der West-Berliner Meisterspieler Hans-Joachim Hecht. Jutta unterlag, aber die Medien hatten ihre Schlagzeilen. So wurde das Wort vom Wunderkind auch erst von der Presse geprägt. Die Schachgemeinde und die Eltern standen diesem Attribut eher sehr reserviert gegenüber.
In den folgenden Monaten stand die Presse bei Fuß, wenn Jutta ans Brett trat. Die Kleine gewöhnte sich langsam an den Rummel, der um sie veranstaltet wurde...

Doch wo ist Jutta Hempel heute? Ihre Schachkarriere währte mit Unterbrechungen nur zehn Jahre. Nicht einmal das hervorragende Namensregister des Buches gibt einen Hinweis auf die Seite mit der wichtigen Nachricht, was Jutta Hempel heute so macht. Es gibt diese Seite nicht. Leider.

Video mit Jutta Hempel in der WPA Film Library

Die Flensburger Schachgeschichte ist natürlich nicht nur Jutta Hempel. Ihre Zeit füllt nur einen kleinen Teil des sehr umfangreichen Buches. Nahezu wohl jede Flensburger Schachpersönlichkeit bekommt Nickels Aufmerksamkeit. Die Biographien fallen teilweise so ausführlich aus, daß man beim Lesen meint, diese Leute schon ewig zu kennen. Taucht ein Name in späteren Zeiten wieder auf, erinnert man sich an die Person wie an einen Freund.
Das Jürgen Nickel irgendwann selbst Probleme mit dem Umfang seines Werkes bekam, sieht man auf Seite 461. Acht Schachfreunde, die in den 1990er Jahren verstarben, bekamen "aus Platzgründen" keine ausführliche Würdigung. Das ist natürlich sehr schade, aber bei 560 Seiten war das Maximum wohl erreicht.

Das ganze Buch ist chronologisch aufgebaut, beginnend bei den Anfängen des Vereinsschachs in Flensburg in den 1870er Jahren bis zum Jahr 2009. Diese Chronologie ist im neunseitigen Inhaltsverzeichnis bereits gut dokumentiert. Im ausführlichen Anhang finden sich neben dem Namensregister, Verzeichnisse mit den Siegern der Meisterschaften, Übersichten mit den Spiellokalen und Vorsitzenden des Flensburger Schachklubs und vieles mehr.

Auch wenn der Anhang suggeriert, daß sich alles nur um den Flensburger Schachklub dreht, so geht natürlich Jürgen Nickel auf das Flensburger Schach insgesamt ein und das Verhältnis der Klubs untereinander. Die Hauptrolle spielt aber trotzdem der Flensburger Schachklub von 1876, wobei nach Studium der von Nickel aufgetriebenen Dokumente, die Jahreszahl einige Fragezeichen hinterläßt.

Den ersten Hinweis auf einen Schachklub in Flensburg geben die Flensburger Nachrichten am 14. Februar 1878. Danach "wurde vor Kurzem ein Schachclub gebildet", der sich in Zillmer's Restaurant trifft. Die Wortwahl "Vor Kurzem" gilt wohl kaum für das Jahr 1876!
Zum ersten Mal wird das Gründungsjahr am 20. Januar 1903 genannt - erst rund 27 Jahre später! Die Flensburger Nachrichten schreiben von einem Schachverein "Ajeeb" (der Name des bekannten, 1865 nachgebauten Schachtürken), gegründet 1876. Der Urheber der Meldung hat sein Wissen mit ins Grab genommen. Wahrscheinlich trügte ihn seine Erinnerung oder die Zeitung kannte die eigene Quelle nicht bzw. hatte für Recherchen keine Zeit. Jedenfalls scheint seit 1903 das Gründungsjahr 1876 felsenfest festzustehen, obwohl 1877 oder gar 1878 wahrscheinlicher erscheint.

Dabei gibt es in der Geschichte des Flensburger Vereinsschachs sogar eine Lücke von rund sechs Jahren. Im Februar 1888 vermeldet die Kieler Zeitung unter Berufung auf die Deutsche Schachzeitung, daß sich die Gesellschaft in Flensburg aufgelöst hat.
1893 wird wieder ein Flensburger Schachklub gegründet, dem im Oktober 1894 Roderich Jessen als Vorsitzender, Albert Boas als Schriftführer und Martin Andreßen als Kassenführer vorstanden. Drei Namen, die ich im Zeitraum vor 1893 nicht im Buch fand. Ob der neue Klub etwas mit dem Schachklub Ajeeb zu tun hat, läßt sich wohl heute nicht mehr ermitteln. Das heute bekannte Gründungsjahr 1876 kommt durch die sechsjährige Pause zumindest weiter ins Wackeln. In einer kleinen Stadt wie Flensburg (um 1900 gab es 50.000 Einwohner), wo meist nur ein Schachklub existierte, mag die sechsjährige Unterbrechung aber vernachlässigbar sein. Selbst wenn es zur selben Zeit mal mehrere Klubs gab, vereinten sich diese oft nach kurzer oder längerer Zeit. Beispielhaft mag da die Flensburger Schachgesellschaft sein: 1894 gegründet und schon 1895 mit dem Flensburger Schachklub vereint.

Das Buch war in den letzten Wochen meine ständige Lektüre in U- und S-Bahn und geschichtsinteressierte Schachfreunde sollten es sich nicht entgehen lassen. Bis zum 30. Juni 2010 beträgt der (Subskriptions-)Preis nur 39,80 Euro. Danach ist es ein Zehner mehr. Aber auch das ist fast noch geschenkt für diese Fülle an Informationen!

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Veröffentlicht von Frank Hoppe



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