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Blindenschach Uwe Müller: Ein Blinder spielt Fernschach per E-Mail
Blindenschach

22.11.2009
Vor einigen Wochen hat der blinde Schachspieler Uwe Müller für den Deutschen E-Mail Schachclub (DESC) von seinen Erfahrungen und Problemen beim Spielen von Fernschach-Partien berichtet. Da die bekannten Programme für das Email- bzw. Fernschach für Blinde wegen der Mausbedienung ungeeignet sind, hat er sich selbst an die Arbeit gemacht und ein QBasic-Programm geschrieben. QBasic ist eine leicht erlernbare Programmiersprache für MS-DOS, die bis Windows 98 im Lieferumfang des Microsoft-Betriebssystems enthalten war. Der Programmcode ist mitnichten links abgebildet (das ist ein anderes kleines QBasic-Programm von mir), kann aber bei Uwe Müller kostenlos angefordert werden. Der DESC wird sicher den Kontakt vermitteln.
Lassen wir jetzt aber Uwe Müller zu Wort kommen:
Schachfreund Josef Schmitz bat mich vor längerem, einen Bericht für den Newsletter des DESC zu verfassen. Zuvor möchte ich mich kurz vorstellen: Mein Name ist Uwe Müller, bin 47 Jahre alt, ledig, seit ca. 7 Jahren fast blind und wohne im Südwesten, am Oberrhein beim Dreiländereck bei Basel.
 
Als ich vor vielen Jahren zum ersten Mal ins Internet kam, fand ich beim Stöbern auch die Homepage vom DESC (Deutscher E-Mail Schachclub) und legte sie zu den Favoriten. Weil ich mich beim Surfen und E-Mails noch nicht so auskannte, wollte ich erstmal abwarten. Ich hatte ja zu dieser Zeit bereits einige Fernschach-Turniere beim DBSB (Deutscher Blinden- und Sehbehinderten-Schachbund e.V.) am Laufen.
 
Erst in diesen Tagen, als ein Schachfreund das für sich entdeckte, erwachte wieder mein Interesse. Er meldete sich an, spielte die Probepartie und hat inzwischen 2 Turniere am Laufen.
 
Zu Beginn hatte er die gleichen Schwierigkeiten wie es so vielen anderen auch ergehen dürfte, nämlich das Ganze in die richtige Form zu bringen, insbesondere die Berechnung der Bedenktage.
 
Um das zu erleichtern, empfahl man ihm einige Hilfs-Programme. Die habe ich, als sein PC-Lehrer, getestet und musste leider feststellen, dass sie für uns blinde PC-Benutzer nicht zu gebrauchen waren, weil sie Maus-orientiert sind. Wir benutzen nur die Tastatur und eine Sprachausgabe mit Blindenschriftunterstützung, Braille-Zeile genannt und können alles erfassen, was in Text vorhanden ist.
 
Nach einigen Möglichkeiten, die wir durchgegangen sind, kam ich auf die Idee, ihm ein Programm in QBasic zu schreiben. Nach anfänglichen Problemen wurde es immer besser und inzwischen dürfte es recht gut funktionieren.
 
Mein System beruht darauf, für jede Partie eine TXT-Datei zu erzeugen, sie in ein Mail einzufügen und zu versenden.
 
Man benutzt für jedes Turnier einen eigenen Ordner mit dem Namen "Fernschach" und dem Namen des Turniers, z.B. "Fernschach - V0123"
 
In ihm befinden sich alle notwendigen Dateien und der Ordner "Beginn", in dem ein separates Programm enthalten ist, das für den Beginn eines Turniers gebraucht wird, um alle TXT-Dateien mit allen  Turnier-Daten einmal zu erzeugen, die man vom Turnierleiter bekommt.
 
Bei einem SE-Turnier werden im Ordner "Beginn" 6 Dateien erstellt und in den Überordner "Fernschach - V0123" kopiert, die dann für das laufende Turnier verwendet werden.
 
Wegen des alten DOS war ich gezwungen, den Dateinamen auf 8 Zeichen zu begrenzen. Deshalb entschied ich mich, die Dateinamen mit "P"+Begegnungs-Nr.+".txt" zu benennen, z.B. "P07.txt". Zum Aufrufen benutze ich alte BAT-Dateien, die problemlos funktionieren.
 
Wenn jetzt eine Mail eines Gegners eintrifft, hole ich mir seinen Zug und die beiden Tage seiner Bedenkzeit. Zusammen mit der Begegnungs-Nr. und meinem Zug habe ich nun alle Daten, die ich in die Datei "zd.txt" wie folgt einzutragen habe.
 
Zum Beispiel:
 
*******
07
12. Tac1
12... Dc7
1819
*******
 
Die vierte Zeile bezieht sich auf die beiden Bedenk-Tage von: (Deine Bedenkzeit: 09/18 - 09/19, +1/7)
 
Vor kurzem hatte ich noch 8 Ziffern, erkannte aber, dass es immer der laufende Monat ist. Selbstverständlich habe ich den Monatsumbruch, z.B. 3001, berücksichtigt.
 
Mein Programm erstellt aus diesen 4 Zeilen die 2 ja wiederkehrenden Zeilen "Mein und Dein Zug", "Meine und Deine Bedenktage", die Gesamttage  und die gesamte pflichtgemäße PGN, sowie am Ende nach einer Leerzeile ein "Hallo Gustav", falls der Gegner Gustav heißt.
 
Jetzt muss man nur noch die Datei "P07.txt" in ein Mail einfügen und an Gustav schicken.
 
Als drittes Programm ist es mir vor kurzem gelungen, aus der PGN ein Diagramm für uns Blinde in eine Datei zu schreiben, damit man nach dem ca. 15 Zug die Partie nicht immer nachspielen muss. Darauf bin ich besonders stolz, da ich vor vielen Jahren damit gescheitert bin.
 
Weil auch ich zu denen gehöre, die die Sache mit den Bedenktagen schwierig fanden, konnte ich mich erst durch mein System durchringen, beim DESC mitzumachen. Bisher spielte ich E-Mail-Fernschach nur mit Freunden. Bei diesen Freundschafts-Partien gab es nur eine Kopf-Zeile und die Züge in deutsch untereinander. Auch bei 2 Partien schickten wir nur ein Mail, und das unregelmäßig.
 
=> Wer es möchte, dem stelle ich gerne mein System kostenlos zur Verfügung!
 
Seit wir mit unseren Sprach- und Braillesystemen auf das Internet und die E-Mails zugreifen können, bekamen wir sehr großen Zugang zu vielen, nur nicht zu grafischen Informationen, die wir früher eben nicht hatten.
Gerade das Spiel per E-Mail hat eine ganz besondere Eigenschaft: Hier können Blinde und Sehende gleichberechtigt miteinander kommunizieren.

=> Wir Blinde wollen in der Regel weder benachteiligt noch bevorzugt werden!!
 
Nachdem ich meine Mitglieds-Nr. bekam, meldete ich mich für mein erstes Turnier an. Mit den Internet-Seiten des DESC bin ich ohne größere Probleme gut klargekommen. Um mir einen guten Eindruck zu verschaffen, nahm ich gleich an einem SE-Turnier teil, um viele Mitspieler kennenzulernen.
 
Bin mit den fünf Kameraden und einer Kameradin bis jetzt recht gut zufrieden. Wie früher schreiben einige viel, so einiges und manche nichts. Einige würden 2-5 Züge pro Tag schicken, andere 2-3 pro Woche. Weil ich es gerne regelmäßig habe, mache ich 1-2 Züge pro Tag. Habe auch meinem Turnierleiter ein Mail mit kleinen Problemen geschickt, und er konnte mir dabei recht gut helfen. Mein Spielbetrieb läuft jetzt nach der Eingewöhnungszeit reibungslos.
 
Die Möglichkeit, sich recht viele verschiedene Turniere auszusuchen, ist sehr gut. Die Vielfältigkeit von allen Altersklassen, Geschlechtern, Regionen und einigen Blinden finde ich belebend und faszinierend.
 
Falls sich mit der Zeit genügend Blinde anmelden, wäre im DESC eine zum Beispiel ein Mannschaftskampf mit dem Deutschen Blinden-Schachbund oder mit ähnlichen Teams aus dem Ausland gut denkbar. Der DBSB hat sein eigenes Fernschach, aber eben nicht per E-Mail. Im Verhältnis zu Sehenden gibt es nicht viele Blinde mit Internet und E-Mails. Doch dies dürfte sich im Laufe der Zeit etwas verbessern.

Uwe Müller
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Veröffentlicht von Frank Hoppe



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