Axel Dohms (im Bild rechts) berichtet über ein langjähriges Reportageprojekt. Frühere Folgen über seinen Schüler finden Sie hier:

Jan Mundorf (Folge V und Schluss)

Der DSB hat Anfang 2005 um ehrenamtliche Mitarbeiter geworben, die im sogenannten Artikeldienst Themen rund um die Schacholympiade oder deren Begleitumstände zu beschreiben. Ich habe an einem Workshop unter Federführung von Ernst Bedau in Fulda teilgenommen und mich zur Zusammenarbeit bereit erklärt. Seit Sommer 2005 sind bis auf den heutigen Tag 52 Reportagen, Interviews und Berichte von mir erschienen, die einen recht repräsentativen Querschnitt zu Fragen der Ausbildung, Trainer, Schachschulen usw. ergeben. Darunter vier Berichte über Jan Mundorf, der als 5 ½ jähriges Kerlchen just zu derselben Zeit Mitglied meines Vereins, SG Niederkassel, wurde. Ein, nach Auskunft der Schulpsychologen, hochbegabtes Früchtchen. Nicht unbedingt im Schach, aber dafür hat er ein waches Auge auch. Weil er am offiziellen Jugendtraining freitags aus verschiedenen Gründen nicht teilnehmen konnte, nahm ich ihn unter meine Fittiche.

Aus ausdrücklichen Wunsch seiner Eltern erteile ich ihm seit 2 ½ Jahren – der erste und letzte Fall in meinem Leben – Privatunterricht. Das Resultat ist unter dem Datum 16.9. 2007 nachzulesen: Jan wurde Dritter bei der Kölner Jugendmeisterschaft U 8. Ein ganz ordentliches Ergebnis, aber kein Freibrief für die Zukunft. Eine allgemeine Erfahrung im Sport besagt: Es ist leichter, den Titel oder eine gute Plazierung zu erringen als zu verteidigen. Weltmeister im Boxen zu werden ist ein Klacks gegenüber der Anstrengung, den Status quo zu erhalten. In die Fußball-Bundesliga aufzusteigen ist leichter, als im zweiten Jahr sich darin zu behaupten.

So waren meine Befürchtungen für Jans Saison 2007 – 08, in der er in die Klasse U 10 bei den Kölner Jugendmeisterschaften aufrückte, nicht unbegründet. Er würde es mit erheblich stärkeren Gegnern zu tun bekommen. Sein Manko dabei: Er hatte gerade mal höchstens 20 ernsthafte Partien auf dem Buckel, die Kontrahenten ein vielfaches davon. Zudem war das Training mit ihm eine ständige Gratwanderung zwischen Lust und Frust. Taktikaufgaben oder Endspielübungen oder Eröffnungsanalysen oder Uhrenhandicap-Partien oder was? An allem nörgelte er herum.

Ich versuchte, ihn, so gut es ging, bei Laune zu halten und schickte ihn ins Rennen. Mit 4,5 / 6 schnitt er über Erwarten gut ab. Wo er genau landete, was ihn und die Mutter brennend interessiert, entzieht sich meiner Kenntnis, weil der Jugendleiter KSV, Mitglied des Mülheimer Schachvereins, zwar die Qualifikation seiner Jungspunde bekanntgab, aber eine offizielle Ergebnisliste auch 4 Wochen nach Abschluss des Turniers noch nicht auf seine Homepage stellte.

Ungeachtet dessen habe ich Jans Mutter empfohlen, ihren Sprössling nach den NRW-Osterferien aus dem Privatgehege Axel Dohms zu entlassen und ihn "der freien Wildbahn in unserer Vereinsjugend" zu überantworten. Er wird sich dort nach meiner Einschätzung und all den Schachkenntnissen, die er mittlerweile erworben hat, tapfer schlagen. Und die Freude am Schach nicht verlieren!

Axel Dohms