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Impulse 10 Jahre Schachreisen Jörg Hickl
Impulse

29.01.2008



Sie schießen wie Champignons aus dem Boden. Vor 20 Jahren undenkbar. Sie werden gut angenommen. Das in einer Zeit, wo selbst die Mittelschicht, wie man allenthalben liest und hört, finanziell wegschmilzt. Sie nennen sich Schachschulen oder, hochtrabender, Schachakademien. Darunter stellt man sich in der Regel einen fixen Standort vor – ein efeu-umranktes Gründerzeitgebäude oder einen flachen Glasbetonkubus. Das kann, muss aber durchaus nicht so sein. Es gibt heute virtuelle Klassenzimmer per Laptop, Internet und Telefon (darüber habe ich berichtet, Wohnzimmer-Akademie). Es gibt den mobilen Dienst „Schach auf Rädern“, der seine Dienste an den unterschiedlichsten Orten anbietet.

So einheitlich der Name
, so unterschiedlich die Existenzformen, die Philosophie und Konzepte.

Eine Beobachtung von Axel Dohms.
Das reicht vom pädagogisch anspruchsvollen Programm bis zum volkstümlichen Wohlfühl-Ereignis am französischen Atlantik. Offensichtlich treffen diese Angebote den Nerv der Zeit und stoßen in eine Marktlücke, die durch Versäumnisse der Schachvereine entstanden ist. Die sind beträchtlich. Fehlendes Ambiente, mangelndes Training, unzureichende Betreuung verschiedener Altersgruppen.


Die Vereinsmitglieder sind, im allgemeinen, die übelsten „Geiz-ist-geil“-Kunden. Für Computer und Literatur sind sie bereit, einiges Geld auszugeben, aber bei der Erhöhung des Mitgliedbeitrags um 50 Cent meckern sie fürchterlich herum. Man braucht nur eine durchschnittliche Jahreshauptversammlung zu besuchen, um das bestätigt zu finden.


Diese Gedanken gehen mir auf der Fahrt zu Jörg Hickl im beschaulichen Taunusdorf Hünstetten durch den Kopf, die er später, wie ich in dem zwei Stunden dauernden Gespräch erfahre, bestätigen kann.


Warum nennt er sein Unternehmen „Schachreisen“ und zieht nicht in diesem idyllischen Taunusflecken eine Schachhochburg (ähnlich wie die Pulvermühle von GM Bezold) auf? Die Antwort erfolgt später. Vor der Wohnungstür liegt ein flauschiges Hundeknäuel und jault mich an.

„Guten Tag, Herr Dohms“, begrüßt mich GM Jörg Hickl dahinter.


Axel Dohms: „Grüße Sie


Jörg Hickl: „Sind Sie Hundebesitzer?“


„Ja, als eingefleischter Hundegegner seit Jahrzehnten habe ich meiner Frau einen Tibet Apso spendiert. Wieso?“


„Weil er so reagiert, wie jetzt bei Ihnen. Er riecht das. Instinktiv.“


„Wie Schachspieler, wenn sie per Läuferopfer auf h7 zuschlagen sollen.“


„Ja, so ähnlich. Kommen Sie herein.“


Wir setzen uns in die geräumige, schöne Küche und unterhalten uns über Gott, die Welt und Schach. Es wird ein munteres Gespräch.


In dessen Verlauf merkt man dem Ex-Bundesligaspieler (Jahrgang 1965), der für den Zweitligisten Hofheim und den Schweizer Club Riehen aktiv ist, im Turnierschach merklich kürzer tritt, immer wieder an, dass er auf die deutsche Schachszene insgesamt nicht gut zu sprechen ist. Sie hinkt nach seiner Einschätzung in fast allen Belangen (Organisation, Ausbildung, öffentliche Wahrnehmung) den benachbarten, westeuropäischen Ländern wie Frankreich, Spanien, Niederlande hinterher. Was ich gerne bestätige. Und das bei einem unvergleichlich größeren Spielerreservoir.


„Wir haben die meisten registrierten Spieler, aber eine prozentual wesentlich kleinere Spitze.“


„Woran liegt das?“


„An vielen Faktoren“, sprudelt es aus ihm heraus: „Mangelnde Infrastruktur, ungenügende Ausbildung. Rechnet man die osteuropäischen und seit 1989 ostdeutschen Zugänge heraus, so stagniert nicht nur die Mitgliederzahl des DSB, sondern sie ist rückläufig.“


Da hat der Großmeister wohl recht. Und er fährt energisch fort:


„Wir sind zudem die einzige Sportart, die fast ohne Geld auskommen muss. Eine Mentalitätsfrage. Ein bisschen was hat sich durch ‚Fritz’ und Laptop geändert. Aber das Training nicht. Es gibt tausend Materialien und Bücher und ‚Fritz’. Aber“, so setzt er im selben Atemzug kategorisch hinzu:


...„durch ‚Fritz’ lernt keiner vernünftig Schach. Ich wage die Voraussage, das Schachniveau wird nicht besser, eher schlechter werden.“


Solch markige Urteile, auf Erfahrung gegründet, hat er laufend parat, zum Beispiel: „Talent gibt es nicht. Nur harte Arbeit.“ Was im Klartext heißen soll: „Natürlich gibt es Talent, aber es reicht nicht aus.“


Hickl präzisiert: „Wenn ein 14jähriger nicht bei Elo 2500, sagen wir mal, angekommen ist, kann er den Aufstieg in die Weltspitze vergessen. Schauen Sie, wie viele junge Möchtegern-Profis laufen mit dieser Wertungszahl herum und verstehen nicht, wenn ein gestandenes 2600-Gewicht von Frust, Unzufriedenheit und Aufhören spricht.“


„Soll man denn die Parforce-Jagd fördern oder stoppen?“ frage ich kleinlaut.


Jörg Hickl mit ehrlichem Achselzucken: „Ich weiß es nicht.“


Das braucht schließlich seine Sorge auch nicht zu sein, und ich lenke den furiosen Impetus in ruhigere Bahnen. Denn alle Schachschulen, die ich in den letzten 24 Monaten besucht habe, haben sich nicht Leistungszwang und Dressur von Spitzenspielern, sondern andere (pädagogisch wertvollere) Ziele gesetzt. Wie erklärt er sich das? Er nennt neben den angesprochenen Versäumnissen zwei Gründe, einen eher soziologischen, einen eher politischen.


„Vor 20 Jahren konnte es das nicht geben. Schachspieler waren berufstätig. Mein Jahrgang und die nachfolgenden, die mit dem Profitum geliebäugelt hatten, wurden durch die historischen Veränderungen in Mitteleuropa derb aufgerüttelt. Ihr Einkommen minimierte sich drastisch. Sie mussten sich umorientieren und ihre Fähigkeiten neu vermarkten. Das Ergebnis ist Ihnen bekannt. Nicht wenige Großmeister haben sich auf das Pokern verlegt.“


„Warum?“


„Sie sind alle, brutal ausgedrückt, Zocker, wollen gewinnen, kennen sich mit Zahlen, Wahrscheinlichkeitsberechnung oder Termingeschäften gut aus.“


„Ja, und von Hickl hieß es in seiner Porzer Bundesligazeit, wann war die genau?...“


– „1991 bis 96.“ –


„... der handelt mit Aktien. War das der kapitalistische Neuanfang?“


Hickl lacht: „Nicht eigentlich.“


An diesem Punkt angekommen, fällt mir blitzschnell die historische Typologie der Schachspieler ein, die ich mir auf der Hinfahrt in Vorbereitung auf das Gespräch zu meinem Eigengebrauch zusammengebastelt habe. Am Anfang Adelige und Mönche. Dann Glücksritter. Im 19. Jahrhundert oftmals die gesellschaftlichen Außenseiter, Exzentriker, Bohémiens. Anfang des 20. Jahrhunderts schlug die Stunde der Theoretiker mit quasi wissenschaftlichen Ambitionen. Danach bis zum Ende des Jahrhunderts die der Pragmatiker. Und heute? Immer noch auf der einen Seite die Lebenskünstler, aber auf der anderen Seite von der Weltspitze bis in den mittleren Bereich die Manager ihres Talents.
 
Deshalb frage ich den alten Hasen Jörg Hickl: „Wann hat sich Ihre Umstellung vollzogen? Wann kam die Wandlung vom unrentablen Profitum zum kaufmännischen Profitstreben?“


Hickls Antwort: „Mitte der 90er Jahre.“


„Und wann kam die Idee mit den Schachreisen?“


„1998 genau. Ein Freund und Bridgespieler hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass es Themenreisen in seinem Bereich schon lange gäbe. Also haben wir losgelegt; er als Reiseorganisator und ich als Verantwortlicher für das Schachprogramm.“


„Und das ging gut


„Na ja, es war ein beschwerlicher Anfang, zwei Reisen pro Jahr. Für 14 Tage vier bis sechs Wochen Vorbereitungszeit. Das Reiserecht gehört zu den kompliziertesten Materien dieser Welt, Versicherungen, Ausfallbürgschaft u. s. w. Und ich machte das eigentlich nur nebenbei.“


„Auch heute noch?“


„Streng genommen, ja. Die Reisen sind ein Angebot innerhalb meiner Produktpalette von Training, Simultanveranstaltungen, Seminaren, Vereinsbetreuung etc.“


Ich schaue derweil aus dem Fenster seiner behaglichen Küche in die idyllische Taunuslandschaft und frage beiläufig: „Warum die Reisen? Sie könnten doch hier Ihr Trainingsdomizil aufschlagen.“


Hickls prompte Antwort: „Nein, der Markt kommt nicht zu mir. Ich muss auf den Markt. Hierhin würde sich niemand verirren.“


„Warum?“


„Die Hälfte der registrierten Schachspieler haben ein Niveau von DWZ 1.500, die lesen kaum eine Fachzeitschrift, in der ich inseriere. Die erreiche ich überhaupt nicht auf diesem Wege. Ich muss anders an sie heran.“


„Kapiere.“


„Hinzukommt die eigentliche Schwierigkeit, lachen Sie nicht, mit den Frauen, die ihre Männer nicht für 14 Tage freigeben. Mein Schachpublikum ist sehr selektiert: Leute mit gleichem Interesse treffen sich für zwei Wochen. Ehemänner verwandeln sich für einen begrenzten Zeitraum zurück in Singles. Familien mit Kindern bleiben weitgehend ausgeschlossen, wohin mit denen!“


Ich beginne, die Schwierigkeiten zu verstehen und frage nach: „Aber Sie haben durchgehalten.“


„Schon. Doch 2002 war ich nahe daran, die Brocken hinzuschmeißen. Aufwand und Leistung standen in keinem vernünftigen Verhältnis mehr. Allerdings entwickelte sich eine Gruppen- und Freundschaftsdynamik, die ich spannend fand!“


„Das heißt, es kamen Wiederholungstäter?“


„So ist es. Eine faszinierende Rückkoppelung.“


„Die erstreckt sich auf Teilnehmer welchen Alters?“


„Leute um die 40, zu meiner eigenen Überraschung. Ich hatte mit der Klientel der gesetzten Senioren gerechnet.“


„Und welcher Spielstärke?“


„Zwischen DWZ 1.200 und 2.000.“


„Was erwartet die?“


„30 Stunden Schach pro Woche, 3 Stunden vormittags mit inhaltlichen Schwerpunkten, nach dem Mittagessen von 16 bis 18 Uhr, was es früher nicht gab, Taktikstunden, und nach dem Abendessen ein Blitz- oder Schnellschach- oder Simultanturnier. Bei einem freien Abend pro Woche.“


Eine ganz andere Frage: „Sie sind eine mobile Schachschule mit Reisen vorwiegend in die Mittelmeergegend (Türkei, Spanien, Griechenland), haben Sie nur Spaß oder bilden Sie sich noch fort?“


„Ständig. Durch das Lehren. Das zwingt zu akkuratem Denken.“


„Muss der Trainer besser sein als seine Schüler?“


„Absolut. Ansonsten erfährt er zu wenig Akzeptanz. Im Gegensatz zu vielen anderen Sportarten ist unser Spiel extrem komplex und vom Trainer wird auf nahezu jede Frage eine kompetente Antwort erwartet.


„Wie haben Sie die Qualifikation zum Trainer erworben?“


„Durch Selbststudium und Erfahrung. Ich erinnere mich noch sehr gut an die erste Unterrichtsstunde. Eine Katastrophe. Viel zu schnell und hastig. Schach ist schon schwierig genug, kaum etwas schwieriger als seine Vermittlung. Eine hohe Elo-Zahl ist zwar wichtig, aber beileibe nicht alles.“


Das kann ich bestätigen. Wer als ABC-Trainer Murks vermittelt, macht sich schuldig.


„Mein Ziel ist es eigentlich, den Leuten nicht alles vorgekaut vorzutragen, sondern sie zu eigenem Denken anzuhalten. Mein Seminar mit Material zu d6 (mit Schwarz) und zu g3 (mit Weiß) schreit nach einer Buchveröffentlichung, aber ich komme zeitlich nicht dazu.“


„Abgesehen davon, ist Schach nach wie vor, wie ich erkenne, Mittelpunkt Ihres Lebens.“


„Unbedingt. Nicht das Turnierschach, aber das Spiel in all seinen verschiedenen Facetten. Ja.“


„Es ist, wie ich mittlerweile festgestellt habe, Ihr Jubiläumsjahr, Herr Hickl. Gibt es eine Jubiläumsreise? Und wohin?“


„Ja, 2009 nach Bali, eine Studienfahrt.“


„Eine Schachstudienfahrt?“


„Nein, eine Studienfahrt im traditionellen Sinn mit einem etwas eingeschränkten Schachprogramm.“


„Phantastisch. Glückliche Fahrt. Alles Gute Ihnen


Interessenten wenden sich bitte an:
Schachreisen Jörg Hickl
Lindenplatz 10
65510 Hünstetten
Tel.: 0049 6126 95 83 45
Fax: 0049 6126 95 911 59
Internet: www.joerg-hickl.de
E-Mail: info@joerg-hickl.de

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Veröffentlicht von Klaus-Jörg Lais



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