Der Sohn eines Bäckermeisters hatte in Ostdeutschland einen geradezu kometenhaften Aufstieg am Schachbrett hinter sich, als die DDR beschloss, nur noch in den Disziplinen zu internationalen Meisterschaften anzutreten, in denen Medaillenhoffnungen bestanden. Und so musste
Uhlmann, der zuvor allein acht mal
gegen Fischer bei
ausgeglichener Bilanz bestand, mit ansehen, wie der internationale Schachzirkus ohne ihn weiterzog. Einmal, so erzählte mir
Uhlmann, habe er aus
Hastings eine
Einladung erhalten, die er zur Einschätzung weiterreichen musste. Viele Jahre später erfuhr er, dass die DDR-Verantwortlichen in Hastings nicht mal absagten. Als 14-jähriger - mitten in den letzten Zügen des zweiten Weltkrieges - fesselte ihn eine
Tuberkuloseerkrankung fast zwei Jahre ans Bett. Seine Jugend litt also eigentlich gleich in zweierlei Maß - und doch bezeichnete er selbst diese Jahre als seine wichtigsten.
Denn während um ihn herum der Krieg tobte und im Lazarett die Meinung vorherrschte, Tuberkulose bekämpfe man am besten mit Hinlegen und Abwarten,
studierte Uhlmann die
Partien Aljechins und kam allein über dieses Studium zu gehöriger Spielstärke. Winfried Lehmann erzählte auch, dass der
mehrfache Deutsche Meister Sekundant Karpows zur
legendären WM 1981 in Meran wurde.
Erfahrung und Nachwuchs: Mit Elena Winkelmann beim Women Chess Cup 2006
Tatsächlich
spielte Kortschnoi entgegen seiner Gewohnheit gegen den so präparierten Karpow
keine französische Eröffnung. Es war und ist ja
Uhlmanns Spezialgebiet! Kortschnoi nahm ihm, dem zur Sekundanz staatlich Verordneten(!), die Hilfe für seinen Gegner übrigens immer übel. Kein Wort habe er mehr mit ihm gewechselt, berichtete Uhlmann später. Zahlreiche Partien des Dresdners fanden übrigens Zugang zu den Lehrbüchern, mit Schönheitspreisen für seine Partien brauchte man nie zu geizen.
Bei der europäischen Senioreneinzel in Hockenheim 2007Der Clou des Abends war, dass
Uhlmann selbst von der Ehrung
völlig überrascht wurde. Wer nämlich davon wusste, hielt absolut dicht und ihm selbst sagte man, er werde wohl zum Thema Schacholympiade aus Sicht eines erfahrenen Teilnehmers auf die Bühne gebeten werden. So gelang das Kunststück, dass er auf die letzte Runde des ersten Porzellancuptages verzichtete, zugunsten eines eventuellen Auftritts bei der Gala. Er war dann zwar vorbereitet, zur Olympiade zu sprechen, selbst aber völlig überrascht ob der hohen Auszeichnung, die er erhielt.
Auch mit 72 noch meisterlich: Uhlmann an Brett Eins des Porzellancups gegen Vadim MalakhatkoGefasst, aber überglücklich nahm er die "sächsische Sportkrone für sein Lebenswerk" entgegen und hielt eine glänzende Ansprache zum seit Jahrzehnten wichtigsten Ereignis in Schachdeutschland. So gestaltet, wurde der Auftritt eine gelungene Werbebotschaft für die Schacholympiade und er selbst unter lang anhaltendem Applaus für seinen Preis beglückwünscht. Eine stattliche Anzahl an Gratulanten reihte sich gleich anschließend an unserem Tisch auf, um ihm zu gratulieren und noch lange erzählte er Details zu den vielen Dingen, die sein Laudator zuvor ansprach. Keine zehn Stunden später, heute morgen um Neun, saß er wieder am Brett - zur sechsten Runde des Porzellancups. Aber wir ließen es uns nicht nehmen, ihm vor Beginn des zweiten Turniertages selbst zu gratulieren.
Dr. Dirk Jordan ehrt Wolfgang Uhlmann vor Beginn der Runde 6 beim PorzellancupFotos Sportgala:
Thomas Eisenhuth;
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