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Landesverbände Zuhause sitzen die Leute... und spielen Schach
Landesverbände

09.10.2007
Etwas Zahlenerotik...

Neulich erst wurde ich von einem Redakteur gefragt, in welcher Region Deutschlands die meisten Schachspieler organisiert sind. Das ist nicht schwer zu beantworten, entgegnete ich, das muss NRW sein. Schließlich ist das der größte Landesverband und zudem das größte Bundesland. Nein, kam die prompte Antwort, die Frage sei schon intelligenter, als sie sich anhöre. Der gute Mann fragte das Ergebnis im Verhältnis zur Bevölkerungszahl ab.

Stimmt! Da veröffentlichen wir Jahr für Jahr unsere Statistik und niemand kommt auf den Trichter, das mal aufzuschlüsseln. Gibt es überhaupt signifikante Unterschiede? Wird im Osten mehr Schach gespielt, als im Westen? Haben es die Stadt- gegenüber den Flächenstaaten leichter beim organisierten Spiel?


Also ran an die Arbeit, allzu viel davon ist es ja nicht. Zuerst suchen wir uns eine objektive Basis. Bei den Bevölkerungszahlen tut es das statistische Bundesamt, dem vertrauen wir mal. Bleibt da noch die Baden-Württemberg-Frage. Denn nicht ganz analog zu den politischen Verhältnissen haben wir ja siebzehn "Länder".


Beim Amt für Statistik in Baden-Württemberg wird man fündig. Der Einfachkeit halber habe ich die Regierungsbezirke Karlsruhe und Freiburg denen von Stuttgart und Tübingen gegenüber gestellt. Ob es tatsächlich Randbezirke gibt, die vom einen in den anderen Verband zu rechnen sind, kann ich leider nicht beurteilen. Demnach kommen wir zu folgender Rangliste absoluter Bevölkerungszahlen:


  1. N-R-W 18.029.000
2. BAYER 12.488.000
3. NIEDS  7.997.000
4. HESSN  6.075.000
5. WÜRTT  5.812.000
6. BADEN  4.928.000
7. SACHS  4.250.000
8. RHLPF  4.053.000
9. BERLN  3.395.000
10.SCHLH  2.833.000
11.BRAND  2.559.000
12.SAANH  2.470.000
13.THUER  2.335.000
14.HAMBG  1.774.000
15.M-V-P  1.707.000
16.SAARL  1.050.000
17.BREMN    663.000
BRD ges. 82.418.000


Nun stellt sich die gute Frage, wo wir die Bezugszahl hernehmen. Was genau wäre eine objektive Bezugszahl? Ein paar tausend lassen sich zumindest so schnell gar nicht zuordnen. Nämlich all jene, die in der "Schwalbe", dem deutschen Blinden- und Sehbehindertenschachverband und dem deutschen Fernschachbund organisiert sind. Manche davon sind Doppelmitgliedschaften, was es nicht einfacher macht.


Also ist die einzig vernünftige Bezugszahl, die mir einfällt, die sogenannte "Alpha-Liste", welche alle Mitglieder in den 17 Landesverbänden alphabetisch auflistet. Das sind aber insgesamt "nur" 92.511. Nun sind das doch eine ganze Menge: Über 92.000 organisierte Mitglieder. Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl sind das - nunja - 0,1122461 Prozent. Das bedeutet also im Klartext: Sie müssen ungefähr 1.000 Bürger kennen, bis sie einen organisierten Schachspieler finden.


Wenn Sie mal darüber nachdenken, wieviele Menschen zumindest der Regeln kundig sind, lässt sich ohne Zweifel noch eine Menge bewegen. Kann man denn nun bei nur 1,1 Promille überhaupt Zahlenmaterial aufschlüsseln? Kann man!


Und Sie werden staunen, wie sehr die Zahlen voneinander abweichen. Kommen wir zunächst zur Liste mit den absoluten Schachspielerzahlen nach den Alpha-Listen. In Klammern finden Sie den Ranglistenplatz, den der Verband nach der Bevölkerungszahl besitzt.


 1. (1) N-R-W 19.595
2. (2) BAYER 16.563
3. (5) WÜRTT  8.801
4. (6) BADEN  7.648
5. (4) HESSN  7.173
6. (3) NIEDS  6.074
7. (8) RHLPF  5.516
8. (7) SACHS  3.953
9. (10)SCHLH  2.708
10.(9) BERLN  2.615
11.(13)THUER  2.276
12.(12)SAANH  2.271
13.(14)HAMBG  2.095
14.(11)BRAND  1.778
15.(16)SAARL  1.432
16.(15)M-V-P  1.152
17.(17)BREMN    861


BRD ges. 92.511


Da sieht man schon ein wenig Bewegung und kann beispielsweise erkennen, dass es wohl in Württemberg eine höhere "Organisationsdichte" gibt, als zum Beispiel in Niedersachsen. Oder das Berlin im Verhältnis zur Einwohnerzahl wohl einigermaßen vernünftig eingeordnet ist. Dass Bremen auch hier klein, aber fein bleibt.


Wirklich? Weit gefehlt!

Schauen wir uns das also mal in Relation an. Man findet zwar ad hoc keine Erklärung für, aber das ist wirklich phänomenal: Nimmt man den bundesdeutschen Schnitt von 0,1122461 als Maßstab, lässt sich eine eindeutige Grenze ziehen zwischen den Ländern mit einer (Anmerkung: immer relativ) hohen Zahl an organisierten Schachspielern und den übrigen Landesverbänden. Und diese Grenze verläuft quer durch die Republik zwischen Rheinland-Pfalz über Hessen und Bayern im südlichen Teil und Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Niedersachsen im nördlichen Teil. Kommen wir zunächst zu den nackten Prozentzahlen - die beiden Zahlen in Klammern geben wieder die Position der vorigen Tabellen wieder: Erst die Bevölkerungszahl, dann die absolute Zahl an Spielern gemäß der Alpha-Liste.


 1. (6) (4) BADEN 0,1551948
2. (5) (3) WÜRTT 0,1514280
3. (16)(15)SAARL 0,1363809
4. (8) (7) RHLPF 0,1360967
5. (2) (2) BAYER 0,1326313
6. (17)(17)BREMN 0,1298642
7. (14)(13)HAMBG 0,1180947
8. (4) (5) HESSN 0,1180740
9. (1) (1) N-R-W 0,1086860
10.(13)(11)THUER 0,0974732
11.(10)(9) SCHLH 0,0955877
12.(7) (8) SACHS 0,0930117
13.(12)(12)SAANH 0,0919433
14.(9) (10)BERLN 0,0770250
15.(3) (6) NIEDS 0,0759534
16.(11)(14)BRAND 0,0694802
17.(15)(16)M-V-P 0,0674868


BRD Schnitt 0,1122461


Baden also ist der Verband, in dem im Verhältnis zur Einwohnerzahl die meisten Leute Schach spielen! Dicht gefolgt von Württemberg. Das bedeutet also, sie brauchen in diesen beiden Verbänden keine 1.000, sondern nur 750 Leute, bis sie den ersten im Club haben;-) Wieviel Leute wohnen eigentlich in Ihrem Ort?


Absoluter Überraschungsdritter ist das kleine Saarland! Fast ebenso hoch sind die Zahlen in Rheinland-Pfalz und Bayern. Geographisch betrachtet liegen all diese Länder im Süden der Republik.
Finde ich absolut überraschend, das hätte man doch mehr den neuen Bundesländern zugetraut?! Die beiden nächsten Plätze gehen aber nach Bremen und Hamburg.


Bedeutet dies, dass es in den Städten wirklich leichter ist, Clubs zu gründen? Nein. Berlin widerlegt das deutlich: In Berlin sind (immer relativ) nur halb so viele Menschen in den Schachvereinen, als in Baden. Das reicht nur zu Platz 14. Hessen liegt auch über dem Bundesdurchschnitt und kommt fast auf den Level Hamburgs. Das erste Bundesland, das darunter liegt, ist: NRW.


Das bringt uns umgehend zu jener vorhin angesprochenen, unsichtbaren Linie quer durch Deutschland.


DeutschlandkarteStatistikOrganisationsdichte.jpg 


Klammert man Hamburg und Bremen - die beiden Stadtstaaten im Norden - mal aus, verläuft die Linie zwischen den über- und unterdurchschnittlich organisierten Schachspielern exakt zwischen Rheinland-Pfalz/Hessen/Bayern und NRW/Niedersachsen/Thüringen/Sachsen.


Bevor Sie sich nun fragen, wieviel Feinde man sich in nur einem Artikel so machen kann, lege ich noch einen drauf: In Deutschland gibt es 3,7 Millionen Grundschüler. Wenn nur jeder Zehnte in die Schulschach-AG ginge, bliebe uns ein Potential von 370.000 Interessierten, die gerne Schach spielen. Das sind schon mal 3,7-fach so viele, wie alle Landesverbände zusammen an Mitgliedern haben. In Deutschland dürfte es also keine Schule mehr, schon gar keine Grundschule, ohne Schulschach-AG geben.


Und noch etwas allen zum Trost: Dass die Linie hier relativ deutlich abgrenzbar liegt, hat einen eindeutigen Hintergrund, der aber noch zu interpretieren ist. Ganz sicher liegt er nicht in der Arbeit einzelner, denn die Zahlen sind recht stabil - zum Teil seit vielen Jahrzehnten. Arbeiten wir also weiterhin für das Schach! Es gibt noch eine Menge zu tun.


Klaus J. Lais

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Veröffentlicht von Klaus-Jörg Lais



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