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Leistungssport Tage in Dresden
Leistungssport

14.09.2007
David Lobzhanidze – Trainer des Jahres

Eine Reportage von Axel Dohms.

Es sind schon etliche Monate vergangen, dass ihm der Titel "Trainer des Jahres" zugesprochen wurde. Es sind auch schon einige Wochen verflossen, seit wir uns Anfang August in Dresden zu einem Interview verabredet und getroffen haben. Ich konnte das Portrait aus diversen Gründen nicht früher fertig stellen. Das vierte mittlerweile in 18 Monaten. Warum überhaupt jedes Mal dieser Aufwand? Weil die Biographien und Konzepte so unterschiedlich und deshalb so spannend sind. Weil Preis und Preisträger, denen diese Auszeichnung zuteil wird, das Licht der Öffentlichkeit verdient haben.

Kurzbiographie
- Jahrgang 1968, verheiratet
- Ausgebildeter Mediziner
- 10 Jahre Ausbildung in Georgiens Schachschule Nr. 1, NTN
- Georgischer Jugendmeister in verschiedenen Altersklassen
- IM (1997) mit zwei GM-Normen
- Trainertätigkeit seit 1986
- Sächsischer Landestrainer (2003)

Ich bin kurz vor meinem Ziel in Dresden, noch ein paar Schlenker, und ich erreiche den Hauptbahnhof. Kurz dahinter, in unmittelbarer Nähe, wohnt David Lobzhanidze in einem properen, sehr stillen Haus, hoch über Dresdens Dächern im 9. Stock. "Guten Tag, Herr Lobzhanidze. Das ist aber praktisch. Gleich Verbindungen quer durch Deutschland." – "Stimmt, Herr Dohms. Zum Beispiel muss ich jede Woche nach Leipzig und Chemnitz, vier Mal im Monat." Wir setzen uns. Ich bin ein bisschen müde von der langen Fahrt, er vom ZDM-Turnier in Dresden, das er bis gestern bestritten und auf einem achtungsvollen 12. Platz beendet hat. Ich beginne etwas zögerlich:

 

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David Lobzhanidze analysiert mit Fili Osmanodja auf dem Hotelzimmer bei der Jugend EM


 

"Ich habe Ihren Namen mehrmals in Fachzeitschriften gelesen, weiß aber nicht mehr genau in welchem Zusammenhang. Helfen Sie mir auf die Sprünge, vielleicht Falko Bindrich...?" – "Das ist richtig!" Mit seiner Antwort nimmt das Gespräch rasch an Fahrt auf. "Arbeiten Sie noch mit ihm zusammen?" – "Momentan nicht. Falko war sächsischer Kaderspieler. Als solchen habe ich ihn 6 – 7mal im Jahr unterrichtet. Zusätzlich habe ich ihm, im Auftrag des DSB, eine Zeitlang Einzeltraining erteilt. Bei den Welt- und Europameisterschaften 2004/05 war ich sein Betreuer."

Auch Elisabeth Paehtz hatte er anderthalb Jahre unter seinen Fittichen. "Morgen fahre ich übrigens gleich weiter nach Blankenburg (Thüringen) zum Training der deutschen Jugendolympiamannschaft." – "Wie lange?" – "Bis Freitag." – "Sie allein?" – "Bernd Vökler und Mark Dvoretskij sind auch da." – "Ihre bekanntesten Zöglinge?" Er schüttelt die Namen aus dem Ärmel: "Judith Fuchs, Elena Winkelmann, Filiz Osmanodja, Felix Graf. Auch Melanie Ohme. Sie alle haben Goldmedaillen errungen." – "Sind das alle?" – "Längst nicht. Einen Namen nenne ich noch. Mit David Baramidze habe ich 2000 bis 2003 zusammengearbeitet, bevor ich endgültig nach Deutschland umgezogen bin." – "Aus welchem Grund?" – "Meine Frau ist Deutsche." – "Wäre unter rein schachlich-fachlichen Gesichtspunkten Georgien nicht weitaus interessanter und vorzuziehen?" – "Vielleicht, da gibt es viel zu tun." – "Andererseits können Sie sich hier über mangelnde Arbeit nicht beklagen.

Sächsischer Landestrainer, Trainer am Sportgymnasium in Dresden, jede Menge Schützlinge, Lehrgänge für den DSB." David Lobzhanidze ergänzt die Liste: "Ich habe vor drei Tagen eine neue Aufgabe bekommen, auf die ich mich sehr freue: Betreuung der Frauennationalmannschaft." – "Befristet?" – "Zunächst einmal bis zur Europameisterschaft im Oktober in Griechenland." – "Sie sind ein starker Spieler, was das jüngste Turnier in Dresden wieder gezeigt hat. Kommen Sie noch ausreichend zum Spielen?" – "Wenn ich Zeit habe, nehme ich jede Gelegenheit wahr." – "Wie oft?" – "Kann ich so genau nicht beantworten. Aber zweierlei kann ich sagen: Die dritte GM-Norm möchte ich in absehbarer Zeit schon erreichen, und als Trainer sollte man in gewissem Maße schon selbst aktiv sein. Das ist individuell natürlich verschieden."


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Auszeichnung zum Trainer des Jahres durch Bundestrainer Uwe Bönsch


"Warum unbedingt Schachprofi mit Ihrer Ausbildung als Arzt?" – "Wir hatten in den 90er Jahren Schwierigkeiten in Georgien. Mitte des Jahrzehnts bis ca. 2000 war meine Turnierzeit. Ich bin damals viel ins Ausland gefahren, um Turniere zu spielen und Trainerstunden zu geben. Wenn man außerdem wie ich, vom 7 bis 17. Lebensjahr, in Georgiens bester Schachschule, im NTN in Tiflis (Abkürzung für Nona Gabrindaschwili, Tigran Petrosjan, Nana Alexandria) ausgebildet wurde, gilt: Einmal Schachspieler, immer Schachspieler." – "Eine Passion." – "Kann man sagen. So wie Reisen in andere Länder, andere Menschen kennen lernen." – "À propos, Sie machen den Eindruck, auf Menschen zugehen zu können. Eine wichtige Voraussetzung für einen Trainer, oder?" – "Ich denke schon." – "Welche Eigenschaften muss er sonst noch mitbringen?" – "Fachliche Kenntnisse und vor allem die Fähigkeit, sie vermitteln zu können. Feinfühliger Umgang mit den Spielern." – "Inwiefern?" – "Jeder Sportler tickt anders.


Der Trainer muss wissen, wann Strenge und wann Ermunterung geboten sind. Ein Beispiel: Wenn mangelnde Konzentration oder Leichtsinn für den Verlust einer Partie verantwortlich sind, müssen schon mal schärfere Töne angeschlagen werden. Wenn sich jemand andererseits große Mühe gegeben hat, aber aus irgendeinem Grund, den es zu erforschen gilt, einen Fehler begangen hat, dann ist Zurückhaltung angesagt. Der betreffende Spieler ärgert sich selbst am meisten." – "Also der richtige Umgang mit einer Niederlage?" – "Richtig. Es gibt, wie Sie wissen, verschiedene grundlegende Reaktionen bei den jungen Leuten. Der eine will am nächsten Tag gleich ein Remis, der andere verfällt in Depressionen, was auf die Partie abfärbt, ein dritter hakt die Sache schnell ab und spielt voll auf Angriff." –

 

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David Lobzhanidze selbst am Brett. Foto: Franz Gärtner



 

"Welche Tugend macht noch den guten Trainer aus?" – "Geduld und nochmals Geduld. Nicht emotional reagieren. Jedermann hat darüber hinaus seinen eigenen Biorhythmus. Auch das ist zu berücksichtigen. Ich habe nicht umsonst Medizin studiert." – "Das ist wahrscheinlich wichtig für die Trainingsgestaltung, nicht wahr?" – "Und ob! Anderthalb Stunden nach dem Mittagessen auf keinen Fall Ausgleichssport, darauf bestehe ich." – "In der Art 'Nach dem Essen ruh'n oder tausend Schritte tun'." _ "So in etwa. Diesen Satz kenne ich sogar im Deutschen." – "Übrigens, woher kommen Ihre hervorragenden Sprachkenntnisse?" – "Ich war sehr gut in der Schule (5 Jahre) und auf der Uni (2 Jahre). Dann, zwischen 1989 und 99, hatte ich null Kontakt. Meine Frau hat diese Kenntnisse wiederbelebt. Heute spreche ich Georgisch, Deutsch, Englisch, Russisch. In dieser Reihenfolge, sie entspricht der Häufigkeit, mit der ich mich in diesen Sprachen bewege."


Zwischendurch schrillt das Telefon. Ein Redakteur des "Neuen Deutschland" (!) ist an der Strippe, um die Feinheiten eines tags zuvor erfolgten Interviews abzusprechen. "Soll ich so lange auf den Balkon gehen?" – "Nein, nein, bleiben Sie ruhig." So verfolge ich gebannt eine Parallelaktion. Stellt der Kollege intelligentere Fragen, gibt David Lobzhanidze präzisere Antworten? Kann ich nicht erkennen. Nach 5 Minuten geht es in unserem Text weiter.


"Seit wann sind Sie Trainer?" – "Seit Ewigkeiten. Schon an der Uni. Ich habe die Universitätsmannschaft zweimal zur georgischen Meisterschaft geführt. Es gibt bei uns so viele Ärzte, die Schach spielen. Zum Beispiel Maja Tschiburdanidze, die Ex-Weltmeisterin." – "Bei uns auch, siehe die Deutschen Ärztemeisterschaften. War es immer schon Ihr Wunsch, Trainer zu werden?" – "Kann ich nicht sagen. In den letzten 10 Jahren habe ich allerdings gemerkt, dass es mir viel Spaß macht. Als Trainer zu arbeiten, passt zu mir, ich weiß nicht wieso, vom Naturell, vom Charakter her." –

 

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Lobzhanidze mit Elena Winkelmann und Judith Fuchs am Demobrett. Foto: Franz Gärtner


 

"Es ist keineswegs so, dass Sie Trainer wurden, weil sie den GM-Titel (noch) nicht geschafft haben?" – "Nein, den traue ich mir, wie ich bereits erwähnte, durchaus zu." – "Was halten Sie von den überall auftauchenden Schachschulen?" – "Ein großer Fortschritt. Aber er reicht nicht aus. Wir hinken Russland und Georgien immer noch hinterher." – "Was fehlt?" – "Wir haben allein in Tiflis 30 hochqualifizierte Trainer rund um die Uhr." – "Quantität und Qualität?" – "Das eine ergibt das andere und führt zu Trainingsintensität. Ich habe früher 10 Stunden die Woche mit einem Trainer gearbeitet. Dazu selbständiges Studium. Eigentlich auch zu wenig. Aber damit kann man GM werden." – "Der junge Georg Meier sagt von sich selbst, er arbeite 6 Stunden pro Tag." – "Ja, so geht es, ob mit oder ohne Trainer. Ich würde sagen fifty-fifty, oder 30 Prozent mit Trainer, 70 Prozent selbständig. Mindestens 20 Stunden wöchentlich, besser 30."


"Wann haben Sie von Ihrer Auszeichnung erfahren?" – "Kurz vor den deutschen Jugendmeisterschaften." – "Die Begründung?" – "Die sportlichen Erfolge." – "Hat Sie die Auszeichnung gefreut?" – "Und wie! Super. Auch ein Trainer braucht Motivation. Für die Schützlinge ist es ebenfalls gut, dass ihr Trainer anerkannt ist." – "Wenn Sie von Motivation sprechen, eine andere Frage, die damit entfernt in Zusammenhang steht: Wie bildet sich ein Trainer fort?" – "Indem er seine Kenntnisse ständig aktualisiert, sein eigenes Repertoire und das seiner Schüler laufend erweitert und verfeinert und aktuelle Partien von Spitzenspielern analysiert. Und durch Neuerscheinungen, Bücher, immer wieder Bücher." – "Kennen Sie das Buch 'Schach, aber richtig' von Jeremy Silman, meine neueste Ferienlektüre?" – "Nein." – "Für meine Ansprüche und Aufgaben grandios, vielleicht für Ihre nicht ausreichend. Welches Buch würden Sie mir denn empfehlen?" – "Sergiu Samarian 'Das systematische Schachtraining'." – "Ach du meine Güte, das kenne ich sogar, schon längst ein Klassiker." – "Ja, mit denen soll man sich immer wieder beschäftigen." – "Herr Lobzhanidze, ich danke Ihnen für das Gespräch und wünsche weiterhin viel Erfolg." – "Ebenso."

 
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Lobzhanidze selbst im Einsatz beim ZMD-Open


Auf dem Rückweg zu meinem Auto kaufe ich mir im Bahnhofskiosk die "Sächsische Zeitung". Nebenher erkundige ich mich danach, ob es das "Neue Deutschland" noch gibt, wie ich verwundert vor einer Stunde mitbekommen hatte. Die Verkäuferin: "Ja, das gibt es noch." – "Ist das nicht merkwürdig?" Die lakonische Antwort: "Hier iss vieles märkwürrdsch."


Aber auch erfreulich. Noch im Gehen schlage ich die "Sächsische Zeitung" auf und entdecke, sage und schreibe, nicht weniger als drei Schachberichte in einer einzigen Ausgabe, u. a. von unserem Presseprinzipal K. J. Lais über das soeben beendete ZMD-Turnier, an dem auch David Lobzhanidze mit Erfolg teilgenommen hat. Ist diese Schachbegeisterung immer schon ein Markenzeichen dieser Region oder ausgelöst durch die Olympia-Vorfreude 2008 ? Das müsste ich bei passender Gelegenheit mal recherchieren. Auch nachfragen, ob die lokale Medienwelt den Trainer des Jahres, David Lobzhanidze, mit einem angemessenen Beitrag gebührend gewürdigt hat. Dann wäre ich in guter Gesellschaft.


Axel Dohms
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Veröffentlicht von Klaus-Jörg Lais



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