ECU FIDE DSJ Bundesliga Fernschachbund | Shop
UKA Umweltgerechte Kraftanlagen Meißen GmbH - Partner des Deutschen Schachbundes
ChessBase - Partner des Deutschen Schachbundes
DWZ/Elo
Übersicht Datenbank DeWIS Alte Datenbank
Spielbetrieb
Familienmeisterschaft DSAM (Ramada-Cup) Tag des Schachs Deutschland-Cup Verein des Jahres Senioren Frauen Bundesligen Frauen-Regionalligen Meisterschaften Nationalmannschaft Terminplan Turnierdatenbank Chronik
Intern
SRK Schach & Recht Leitbild Adressen Präsidium Referate Satzung & Ordnungen Schach & Doping Archiv
Links
Forum Linksammlung Videos Email-Verzeichnis Mediaservice
Angebote/Informationen
Bundesministerium des Innern
Zug um Zug gegen Rassismus
Mehr Informationen Deutscher Olympischer Sportbund
Interessengemeinschaft der nicht-olympischen Verbände im DOSB
Präventionskonzept Gemeinsam gegen Doping
Stiftung Deutsche Sporthlfe
Startseite
Nachrichtendetails

Presse und Medien Einblick und Rückblick
Presse und Medien

13.12.2006

Zwei Kurzgespräche mit Dr. H. Thiesen und Dr. H. Pfleger
Ein Nachtrag zum Bonner Schachherbst 2006


I.    Am Tag danach. Der aufregendende Zweikampf Kramnik – Deep Fritz ist vorbei und Vergangenheit. Ich bin mit Frau Dr. Helene Thiesen, Kuratorin der wundervollen Ausstellung "Zug um Zug", im Bonner Haus der Geschichte verabredet. Sie muss um 10 Uhr in eine Konferenz, ich zu einem Treffen mit Dr. Pfleger um 10 Uhr 15 im Hotel Bristol, unweit des Hauptbahnhofs, wo er Quartier bezogen hat. Wir beide sind in "Zugzwang", eine der Vokabeln, die in übergroßen Lettern über dem Ausstellungs-Ausgang prangen und seit langem Einzug in die Alltagssprache gefunden haben.

"Ich grüße Sie, Frau Dr. Thiesen, war es Zufall oder geplant, dass Ihre Ausstellung den würdigen Rahmen des soeben beendeten Wettkampfs 'Mensch gegen Maschine' bildete?" – "Es war eine glückliche Fügung. Unser Projekt war über Jahre geplant. Es hat sich ergeben, dass die Kunsthalle zur selben Zeit den Vergleichskampf in die Wege leitete. Wir haben natürlich, als wir davon erfuhren, Kontakt aufgenommen und kooperiert." – "Wie viel Zeit hat die Vorbereitung in Anspruch genommen?" – "Ungefähr zwei Jahre." – "Haben Sie den Wettkampf  nebenan verfolgt?" – "Nur kurz." –

"Haben Sie eine persönliche Beziehung zum Schach?" – "Die übliche, die dilettantische. Vom Vater gelernt, mit dem Vater gespielt, dann auf der Strecke geblieben." – "Welche Ausgangsüberlegungen standen für die Ausstellung Pate?" – "Schach im Spiegel der Gesellschaft." – "Hat sich das Konzept im Laufe der Zeit verändert?" – "Es ist gewachsen." –

"Was waren Ihre überraschendsten Erkenntnisse?" – "Die Vielschichtigkeit des Themas. Sein Facettenreichtum." – "Hat sich die Arbeit gelohnt? Wie kommt die Ausstellung an? Ich habe im Gästebuch Unterschriften aus der ganzen Welt gesehen." – "Es ist bereits das zweite, im ersten Monat haben wir 11000 Besucher registriert. Famos. Viele Besucher, die aus anderen Gründen in unser Museum kommen, schauen vorbei. Ein Synergieeffekt. Viele reisen speziell zu diesem Zweck nach Bonn. Ich finde es toll, wie inspiriert und interessiert die Besucher sind." –

"Können Sie sich eine Fortsetzung, sagen wir mal in fünf Jahren, vorstellen? Unter dem besonderen Gesichtspunkt Mensch gegen künstliche Intelligenz?" – "Eine schwierige Frage. Es gibt viele Annäherungen an das Thema. Denkbar ist es." – "Gab es Schwierigkeiten, bestimmte Exponate zu erwerben?" – "Nein, die Sammler waren reizend, haben uns rührend unterstützt und ihre Schätze bereitwillig zur Verfügung gestellt." – "Woher stammt eigentlich der Spieltisch Fischer gegen Spassky?" – "Aus dem Haus der Kultur in Reykjavik." – "Vielen Dank, Frau Dr. Thiesen, für Ihre Gesprächsbereitschaft."

II.    Zwanzig Minuten später bin ich bei Dr. Helmut Pfleger im Hotel Bristol, wo er sich auf einen Vortragsabend über Ingmar Bergmans Film "Das siebte Siegel" vorbereitet, in dem ein Mensch mit dem Tod – ein mittelalterliches Motiv – eine Schachpartie austrägt.

HelmutPfleger.jpg

Dr. Pfleger braucht man der interessierten Öffentlichkeit wahrlich nicht mehr vorzustellen. Ich habe gehörigen Bammel vor dem Interview, ihm erneut tausend Mal gestellte Fragen vorzulegen, und habe deshalb – entgegen meiner sonstigen Gewohnheit – einen Fragenkatalog präpariert.

"Grüß Gott, Herr Dr. Pfleger, ich habe den gestrigen Kampf Kramnik – Deep Fritz vor der Zeit verlassen. Kramniks Schicksal war besiegelt." – "Ja, das war bitter. Kramnik war ausgepumpt." – "Herr Pfleger, ich habe nach der 3. Partie geschrieben: Der Zweikampf findet in Augenhöhe statt. Die Maschine ist dem Menschen noch nicht enteilt. Ihr Eindruck?" – "Genau so wie Sie es sagen." – "Es war eine tolle Werbung fürs Schach?" – "Ohne Frage. Das Dortmunder Turnier und Mainz sind international anerkannte Veranstaltungen. Aber dieses Ereignis hier stellte alles in den Schatten. So etwas habe ich in Deutschland seit langem oder noch nie erlebt." –

"Kann der Deutsche Schachbund daraus im Hinblick auf die Olympiade Dresden 2008 Nutzen ziehen, wenn überhaupt?" – "Sie stellen die Frage an den Falschen. Ich bin mit Geschäftsführer Horst Metzing seit vielen Jahren befreundet. Er wäre der geeignete Gesprächspartner." – "Wie anstrengend waren die zehn Tage für Sie? Zumal Sie noch zwischendurch Ausstellungen und Vorträge besuchten und selber welche hielten?" – "Zum einen habe ich die Zeit genossen. Weg von den Alltagsverpflichtungen. Ein Ausgleich von Ent- und Anspannung. Ich muss ja für heute Abend einen Vortrag entwerfen." – "Der geht über was?" – "Wie bereits erwähnt, über Bergmans 'Das siebte Siegel'." –

"Ganz etwas anderes, Herr Dr. Pfleger. Wie lange währt Ihre Kommentatorenlaufbahn bereits?" – "Mein Gott. Es hat 1977 angefangen. Im Fernsehen: Karpow gegen die Zuschauer. Jede Woche ein Zug. 1978 kam Karpow – Kortschnoi, eine Kooperation BBC-NDR. Jede Woche einmal bin ich nach Bristol, dem Austragungsort, geflogen. Ziemlich anstrengend." – "Sie tanzen auf vielen Schach-Hochzeiten. Auch als Autor von Schachbüchern und 'Zeit'-Kolumnist, womit Sie sich einen guten Ruf erworben haben. Wann begann das?" – "1981, vor 25 Jahren. Die 'Welt am Sonntag'-Spalte habe ich vor ca. 10 Jahren von Kasparow übernommen. Zudem schreibe ich für das 'Deutsche Ärzteblatt'." –

"Ich habe Sie als Jungspund in der Dt. Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft, helfen Sie mir auf die Sprünge, 1965 in Hamburg erlebt." – "Ja, mit Unzicker, Dr. Tröger und tutti quanti." – "Wann begann Ihre Schachkarriere?" – "Ich war mit 13 Jahren der weitaus jüngste Teilnehmer bei den Bayerischen Meisterschaften. Mein Höhepunkt war Anfang der sechziger Jahre, als ich zweimal mit Unzicker punktgleich Deutscher Meister wurde. 1964 Tel Aviv war ein weiteres Highlight, Deutschland gewann die Bronzemedaille und ich holte 12,5 Punkte aus 15 Partien." – "Wann endete Ihre Karriere?"

– "In den achtziger Jahren. Das letzte Mal war ich für Deutschland 1985 in Luzern bei der Mannschaftsweltmeisterschaft im Einsatz, wo ich zum Beispiel gegen Artur Jussupow verlor. Danach hätte ich noch spielen können, aber die Fernsehauftritte, die sich mit den Terminen überschnitten, haben einen Strich durch die Rechnung gemacht." – "Sind Sie heute noch aktiv?" – "Nein, seit vielen Jahren nicht mehr. Ich bestreite nur sporadisch noch Simultanturniere." – "Was überwiegt im Rückblick: Ehrgeiz und Freude am Spiel? Oder Lust und Erkenntnisgewinn beim Schreiben darüber?" –

"Es ist beides. Ich war ehrgeizig. Reiner Amateur. Ein leidenschaftlicher. Ich kann schreiben, das habe ich gemerkt. Und was man kann, macht einem Vergnügen." – "Kennen Sie das Vorurteil über Sie: Da kommt der Schach-Märchenonkel?" – "Natürlich. Das kann man auch so sehen. In gewisser Weise durchaus berechtigt. Es hängt immer vom Publikum ab. Sehen Sie, meine Sendungen hatten 1 Million Zuschauer, der Deutsche Schachbund knapp hunderttausend Mitglieder. Bei den 9/10teln will und muss ich ankommen." –

"Ganz meine Meinung, Herr Dr. Pfleger. Ich verteidige Sie jedes Mal vehement gegen die Fachidioten. Es ist nicht Ihre Aufgabe, ausgetüftelte Varianten für Experten zu erstellen, sondern den Enthusiasmus für das Spiel mittels Ihrer Bildung, Belesenheit und Eloquenz einer großen Schar von Laien zu vermitteln. Das gelingt Ihnen mit der Kolumne in der 'Zeit' ganz hervorragend." – "Ich denke schon. Wissen Sie, ich merke es an den Leserzuschriften. Ich muss noch viel einfacher werden. Wie z. B. Raymond Keene in England. Ich zitiere immer wieder gerne Dr. Richard von Weizsäcker, den ich schätze und er mich wohl auch: 'Ein Drittel von dem, was Sie schreiben, Herr Pfleger, verstehe ich, ein Drittel erahne ich, ein Drittel ist mir zu hoch'. Wenn der das sagt, gilt das für alle anderen erst recht." –

"Woher nehmen Sie in so vielen Jahren Stoff und Inspiration? Gehen die nicht allmählich aus?" – "Im Gegenteil. Die sind unerschöpflich wie das Spiel selbst." – "Sehen Sie eine Ähnlichkeit zwischen dem Schachspielen und dem Schachbeschreiben, Charakter und Spielstil, Persönlichkeit und Schreibstil?" – "Durchaus." – "Sie galten in Ihrer besten Zeit als begnadeter Taktiker. Das Schreiben einer Kolumne, die auf einer Pointe beruht oder auf sie hinauswill, ist doch einem taktischen Witz vergleichbar, oder?" – "Richtig." –

"Jeder Schachspieler hat ein Schach-Vorbild. Haben Sie als Autor ein Schreib-Vorbild? Ich nenne mal Ricardo Calvo, den zu früh verstorbenen spanischen IM und exzellenten Schachhistoriker." – "Habe ich, aber nicht Ricardo, mit dem ich seit der Jugendweltmeisterschaft 1961 in Den Haag befreundet war. Er wohnte monatelang bei mir und ich bei ihm in Spanien. Nein, ein Werk von Prof. Ernst Strouhal ('Acht mal acht') inspiriert mich außerordentlich. Früher in meiner Jugend hat mich ein Knaur-Buch von Martin Beheim-Schwarzbach geprägt, ein Außenseiter und Amateurspieler, der durch seine Beobachtungen Schach in ein ganz neues Licht rückte und viele in seinen Bann zog." –

"Wie Sie, Herr Dr. Pfleger. Ein prominentes Beispiel, habe ich mir sagen lassen, ist Felix Magath. Ich danke Ihnen sehr für das Gespräch."

Axel Dohms
Dieser Artikel wurde bereits 1837 mal aufgerufen.
Veröffentlicht von Klaus-Jörg Lais



Werbung
Online-Shop der Deutscher Schachbund Wirtschaftsdienst GmbH
Hier könnte Ihre Werbung stehen!
Schachreisen Jörg Hickle
Schachkalender 2013

Aktionen
ASS Athletic Sport Sponsoring GmbH
Chess Evolution Newsletter
Pixelnet
DSB-Imagebroschüre Schach verbindet
Copyright © 1996 - 2013 Deutscher Schachbund e.V.
| Impressum