ECU FIDE DSJ Bundesliga Fernschachbund | Shop
UKA Umweltgerechte Kraftanlagen Meißen GmbH - Partner des Deutschen Schachbundes
ChessBase - Partner des Deutschen Schachbundes
DWZ/Elo
Übersicht Datenbank DeWIS Alte Datenbank
Spielbetrieb
Familienmeisterschaft DSAM (Ramada-Cup) Tag des Schachs Deutschland-Cup Verein des Jahres Senioren Frauen Bundesligen Frauen-Regionalligen Meisterschaften Nationalmannschaft Terminplan Turnierdatenbank Chronik
Intern
SRK Schach & Recht Leitbild Adressen Präsidium Referate Satzung & Ordnungen Schach & Doping Archiv
Links
Forum Linksammlung Videos Email-Verzeichnis Mediaservice
Angebote/Informationen
Bundesministerium des Innern
Zug um Zug gegen Rassismus
Mehr Informationen Deutscher Olympischer Sportbund
Interessengemeinschaft der nicht-olympischen Verbände im DOSB
Präventionskonzept Gemeinsam gegen Doping
Stiftung Deutsche Sporthlfe
Startseite
Nachrichtendetails

Ausbildung Die Schachakademie München – eine Perle der Kultur
Ausbildung

10.12.2006
(von Axel Dohms)

Von den Schachschulen, die ich im Verlauf des Jahres 2006 besucht habe, ist die Akademie München GmbH zweifelsohne die prominenteste, was das Lehrpersonal, und die hochkarätigste, was die Ausstattung betrifft. Eine Top-Adresse in zentraler Lage, unweit des Deutschen Museums. Aus dem S-Bahn-Schacht Isartor steigend, zieht die stattliche Geschäftsimmobilie, die zahlreiche potente Firmen, u. a. eine Videothek, beherbergt, auf der gegenüberliegenden Straßenseite den Blick sofort auf sich. Ihr Wert lässt sich an der renovierten Fassade und ihren Details ohne Mühe erahnen. Ein Firmenschild der Akademie ist rasch entdeckt und führt durch ein schmiedeeisernes Tor in den Innenhof, an dessen Ende im Erdgeschoss die helle Innenbeleuchtung aus einer dezenten Glasfront, z. T. von Rundbogenfenstern unterbrochen, das Abenddunkel durchdringt.

GM Gerald Hertneck
erwartet mich im einladenden Empfangsbereich mit Sitzecke und -kissen und Bibliotheksregalen, vorwiegend mit Kindermann-Produkten bestückt, an die sich Garderobe, Teeküche und sanitäre Anlagen anschließen. Linkerhand geht es zu einem offenen Büro und rechter Hand liegt das Herz- und Prunkstück, auf das er nicht ohne Besitzerstolz hinweist und mich bittet, ihm dorthin zu folgen. Zwei Seminarräume mit separaten sanitären Anlagen, wie er eigens betont, die durch eine pfiffige Schiebewand ("Raten Sie mal, wie teuer die war?" – "Keine Ahnung." – "10000 Euro!") bei Bedarf in einen einzigen großen Raum für repräsentative Zwecke oder vielbesuchte Lehr-Veranstaltungen verwandelt werden können.

QUOT#### src="http://www.mucschach.de/images/VortragSK.jpg" />

Laminat-Fussboden, helle Holztische mit maßgefertigten, eingelassenen (!) Spielbrettern in Bundesligastandard, leuchtend rote und elegante und doch robuste italienische Designer-Stühle, weiß und orangenfarben gestrichene Wände, an denen, äußerst dekorativ, Aquarelle – Schachmotive, versteht sich – der Künstlerin Anne Franke hängen, die jüngst Stefan Kindermanns erstes Kinderschachbuch illustrierte. Ein in jeder Einzelheit durchdachtes Ensemble von fröhlich-jugendlichem Charme und Schwung. Man möchte sich gleich ans Brett setzen und nie mehr aufstehen. Ein Reich des Denkens und der Sinne, das seit gut neun Monaten der interessierten Öffentlichkeit zugänglich ist, seit dem 20. Februar genau, als GM Hertneck seine "Antrittsvorlesung" hielt.

SchachakademieMuenchen2.jpg

Genauso lang war die Vorlaufzeit, gerechnet von der Gründung im Mai 2005. Davor noch lagen vier Monate Planspiele und Planungsarbeit des Duos Kindermann / Hertneck, zu dem bald FM Ulrich Dirr und Dijana Dengler, Betriebswirtin, Mutter zweier Kinder und mittlerweile im Besitz der 3. IM-Norm, stießen. Die Kernmannschaft. Ein inhaltliches, organisatorisches Konzept und ein kalkulatorischer Geschäftsplan wurden entwickelt. Die Grundidee dabei? Hertnecks trockene Antwort: "Na, die, die Sie vor sich sehen: ein positives Schach-Image und raus aus dem Nischendasein. Der Witz ist, dass wir neunzig Prozent davon umgesetzt haben."

"Ende April wandten wir uns mit unseren abgeschlossenen Überlegungen an die Firma Krulich-Immobilien, Vater und Sohn. Der Junior, Roman Krulich, ein starker Spieler (DWZ 2300), suchte nach dem Abstieg seines Vereins SV Plauen ein neues Tätigkeitsfeld. Nach Prüfung unserer Unterlagen hatte er es gefunden: 'Wir freuen uns darauf. Wir wollen besonders die Jugendarbeit unterstützen.' " – Eine Werbepartnerschaft entstand, ein Werbevertrag auf die Dauer von vier Jahren wurde abgeschlossen. Der Anfang war gemacht. Das Schwierigste stand freilich, trotz der Immobilien-Verbindung, noch bevor: die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten. "Wir haben auf dem freien Markt gefahndet", so Hertneck, "15 Fehlversuche. Dann standen wir in diesen verkommenen Räumen mit guter Bausubstanz,  aber blankem Estrich, und waren von ihnen angetan und wild entschlossen, sie zu sanieren. Ein ungeschliffener Rohdiamant.

Mit dem Eigentümer wurden wir ziemlich rasch handelseinig, im August war der Mietvertrag perfekt. Die nächsten Hindernisse ließen nicht auf sich warten: die Maklerprovision und die Kosten der Renovierung. So ziemlich alles musste erneuert werden: Fußboden, Elektrik, Raumteiler, Toiletten, Küche, Mobiliar usw. Alles zusammen verschlang summa summarum stolze 50000 €. Die Holztische hätten auch so einiges gekostet, soviel teurer war die Spezialanfertigung gar nicht. Lustig war die Sache mit den Stühlen. Der Mann einer Schulfreundin von Frau Dengler handelt mit (italienischen) Möbeln. Von ihm bekamen wir sie zum Selbstkostenpreis."



"Für den Innenausbau, der sich über sechs Monate, von August 2005 bis Februar 2006 erstreckte, gewannen wir einen befreundeten Architekten. Ihm zur Seite stand Dijana Dengler, der 'weibliche, in der Satzung verankerte Faktor' (25 %, weit mehr als die übliche Frauenquote im Schach), die maßgeblichen Einfluss auf die Gestaltung hatte. Es war für sie und uns alle eine strapaziöse Zeit, eine große persönliche Kraftanstrengung. Wir alle haben Familie. Einmal wöchentlich eine Besprechung. Wir trafen und treffen alle Entscheidungen gemeinsam. "Übrigens ein Markenzeichen der Firma, in der die Rollenverteilung klar definiert ist: Stefan Kindermann, Geschäftsführer und Marketing-Chef – Hertneck, "Herr der Zahlen", Controlling (Finanzen, Banken), Organisation und Planung –Dirr, Büro, Homepage, Layout des Info- und Lehrmaterials – Dengler mit Schwerpunkt Jugendtraining.

SchachakademieMuenchen3.jpg

Der Zeitaufwand ist beträchtlich. Kindermann leistet eine 40-Stunden-Woche, die drei anderen stecken neben ihrem Beruf gut und gerne 20 Wochenstunden ins Geschäft. Entlastet werden sie durch eine Büro-Halbtagskraft, Karin Roos, auch sie eine Schachspielerin (Bayern München), und ein zusätzliches Trainerteam, Sarüne Lapinskaite, Alexander Beck, Thomas Beckers. So weit die turbulente Gründungsgeschichte.

Und wie kommt die Akademie beim Publikum an? "Von Anfang an lag der Zuspruch über unseren Erwartungen. Bisher 400 Anmeldungen in diesem Jahr, schon zahlreiche Stammkunden. Jugendliche und Erwachsene halten sich die Waage." Wo liegt der Schwerpunkt der Arbeit? "Auf drei Säulen: Sehr gut laufen die Jugend-Ferienkurse: 4 (Tage) mal 4 (Stunden) am Stück, wofür wir 150 € verlangen. Sie machen die Hälfte unseres Umsatzes aus und erreichen jeweils 30 – 40 Teilnehmer. Auf sie wird an prominenter Stelle (z. B. Süddeutsche Zeitung) hingewiesen. Eltern, denen die Entwicklung ihrer Kinder am Herzen liegt, bringen sie und holen sie ab." Woher kommen die Jugendlichen, aus den Vereinen? "Eben nicht. Dort werden sie von den Fortgeschrittenen 'vermöbelt', haben keine Erfolgserlebnisse, verlieren schnell die Lust und schwirren ab. Bei uns bekommen sie solide Grundlagen, um darauf aufzubauen." Wurden schon Talente entdeckt? "Das ist nicht unsere Zielsetzung. Wir wollen gerade die ermuntern, die nie den Fuß in einen Schachverein setzen würden." Welche Altersklasse erscheint bei Ihnen? "Fast ausschließlich 6-12jährige, kaum darüber."

Die zweite Säule, offen für Alt und Jung: die Grundkurse von der Grundstufe 1, 2 (Regeln, Grundlagen, Taktik) über die Mittelstufe 1, 2 (Eröffnung, Mittelspiel, Endspiel) bis zur Oberstufe 2. Zehn Doppelstunden für 200 €. Das scheint viel, entspricht jedoch einem Stundenpreis von 10 €, rechnet Finanzexperte Hertneck vor. "Dafür kriegt man keine Tennis-, Golf- oder Reitstunde."
Bleibt noch die dritte Säule zu erwähnen. Das sind Spezialkurse für ehrgeizige Vereinsspieler, die für 2 x 2 Stunden à 50 Wochen ein Jahresabo für 700 € hinblättern. Wie z. B. Hertnecks eigene, aus 50 Lektionen bestehende Bauernendspiel-Vorlesung, die ein Kreis von 10 Leuten geflissentlich besucht. "Ich bin gerade in der Mitte angekommen. Im Grunde auch das ein subventionierter Preis", wie Hertneck nachdrücklich betont, "für ein hochwertiges Trainingsprogramm mit hochqualifizierten Trainern und üppigem Lehrmaterial", das übrigens bei allen Akademie-Veranstaltungen im Preis inbegriffen ist. Davon gibt es inzwischen für 70 – 80 Doppelstunden selbst entwickeltes Lehrmaterial.

Ich weise den freundlichen GM G. Hertneck auf die Besonderheiten unseres Gesprächs hin: In ihm war fast nur von der Gründungsgeschichte und dem kommerziellen Aspekt die Rede, kaum von Trainingsinhalten und -methoden. Die verstehen sich bei der Klasse des Trainer-Kollegiums offensichtlich von selbst. Er lächelt verschmitzt: "Wir sind kein Wohltätigkeitsverein, sondern ein Wirtschaftsunternehmen, das sich rechnen muss." Sein nachgeschobener Zusatz überzeugt und spricht mir aus der Seele. "Die Schachspieler sind träge und verwöhnt. Sie wollen für 100 € Jahresbeitrag im Verein oder Internet-Schachclub verweilen. Sie sind der Meinung: Was nichts kostet, ist gut. Wir vertreten den gegenteiligen Standpunkt." Er hat auch schon das nächste Marktsegment im Visier. Firmenkurse und -vorträge, Blindspiele als Schlager. "Stefan hat noch keins verloren." Der Finanzdirektor Hertneck wagt für das Jahr 2007 eine abschließende Prognose: "Wir peilen einen Umsatz weit über 100000 € an. Ein Experiment. Die Zukunft wird zeigen, ob es gelingt". Ich wünsche ihm viel Erfolg dazu.



Nachtrag: Als ich mich von G. H. verabschiedet habe und der GM nach einem arbeitsreichen Tag zielstrebig in den wohlverdienten Feierabend entschwindet, erlaube ich mir, einen älteren Herrn anzusprechen, der auf den Kursbeginn um 19 Uhr 30 wartet und an einem Brett über das Bauernendspiel mit schlechtem Läufer brütet. "Wofür haben Sie sich angemeldet?" – "Für den Grundkurs." – "Warum?" – "Um meine Kenntnisse von früher aufzufrischen." – "Warum hier und nicht im Verein?" – "Weil ich da zeitlich zu sehr gebunden wäre." – "Das ist doch auch hier der Fall." – "Ja, aber für einen begrenzen Zeitraum. Ich weiß, dass ich nicht alle zehn Doppelstunden besuchen kann. Vielleicht acht oder neun. Den Rest möchte ich nicht verfallen lassen. Zwar ist ein thematischer Blockunterricht sinnvoll, aber die restlichen ein bis zwei Stunden möchte ich woanders hineinschnuppern." – "Geht das?" – "Weiß nicht, wenn nicht, kriege ich Probleme mit der Akademie und die mit mir."

Nicht meine Sorgen, denke ich beim Hinausgehen, aber die Akademie wird oder sollte dafür Abhilfe wissen.

Axel Dohms


Dieser Artikel wurde bereits 2457 mal aufgerufen.
Veröffentlicht von Klaus-Jörg Lais



Werbung
Online-Shop der Deutscher Schachbund Wirtschaftsdienst GmbH
Hier könnte Ihre Werbung stehen!
Schachreisen Jörg Hickle
Schachkalender 2013

Aktionen
ASS Athletic Sport Sponsoring GmbH
Chess Evolution Newsletter
Pixelnet
DSB-Imagebroschüre Schach verbindet
Copyright © 1996 - 2013 Deutscher Schachbund e.V.
| Impressum