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Meisterschaften Petra Blazkova ist deutsche Meisterin
Meisterschaften

12.08.2006
Abschlussbericht zu den offenen Deutschen Meisterschaften der Frauen

Mit Bad Königshofen richtete der SC1957 zum zweiten Mal nacheinander eine deutsche Meisterschaft der Frauen aus. Im vorigen Jahr war dies die ‚echte’, also geschlossene deutsche Meisterschaft – in diesem Jahr die offene, abgekürzt: ODFEM. Die ODFEM wechselt sich jährlich mit einer DFEM ab und so nahmen in diesem Jahr auch einige Spielerinnen aus anderen Nationen teil. Unter ihnen die Siegerin des Wettbewerbs, Petra Blazkova. Mit der Tschechin gewann keinesfalls eine der Favoritinnen, aber eine Lokalmatadorin, denn sie spielt für den heimischen SC Bad Königshofen.


Mit einer Wertungszahl von 2173 ELO lag sie zwar im oberen Drittel der Starterinnen, mit einem solch souveränen Start-Ziel-Sieg hätte aber wirklich niemand gerechnet. Den Anfang des Turniers und schließlich auch die Schlussplatzierungen bestimmten durchweg die ausländischen Spielerinnen, unter ihnen die starke Tatjana Melamed aus der Ukraine, die ein überaus konstantes Niveau über alle Partien hielt. Die Siegerin Blazkova kam ab und an ‚ins Schlingern’, insbesondere bei der Vorschlussrunde, als sie gegen die stark aufspielende Stefanie Schulz eine eigentlich verloren geglaubte Stellung mit viel Kampfgeist noch mal drehte und schließlich aufgrund der unsicheren Schulz’schen Königsstellung gewann.

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Was bei der Siegerin auffällt, ist die schier unendliche Kondition und Konzentration, die sie an den Tag legt. Sie verlässt nicht einen Moment das Brett und scheint die Figurenkonstellationen regelrecht aufzusaugen, in sich zu verewigen und sitzt völlig regungslos stundenlang da. Blazkova und Melamed remisierten gegeneinander und vor dem heutigen Abschlusstag führten beide die Tabelle mit einem ganzen Punkt Vorsprung gegenüber dem Rest des Feldes an. Im Gegensatz zu der tschechischen Spielerin war die Ukrainerin eine der beiden Favoritinnen, ebenso wie ihre Kollegin Tatjana Vasilevich – übrigens nicht verwandt mit der Russin Irina Vasilevich, obgleich die beiden die einzigen in der FIDE geführten Schachspieler mit diesem Namen sind. Vasilevich und Melamed sind aber nicht nur beide aus der Ukraine. Sie heißen auch beide Tatjana und spielen beide beim ESV Nickelhütte Aue.

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Alle Starterinnen bei der offenen Deutschen Meisterschaft müssen bei einem deutschen Verein gemeldet sein, um eine Startberechtigung zu erhalten. Immerhin gibt es hier für die Erstplatzierte 1.000 Euro Preisgeld, auch die weiteren Ränge sind recht gut bedacht. Die ersten drei platzierten deutschen Spielerinnen der Tabelle, erhalten einen Freiplatz zur nächsten ‚geschlossenen’ Meisterschaft, die in Osterburg, Sachsen-Anhalt, stattfinden wird. Osterburg? War da nicht was? Genau, da waren die deutschen Einzelmeisterschaften der Männer in diesem Jahr. Und ziehen dafür die Männer 2007 nach Bad Königshofen? ... eine Bewerbung hat man hier im Kreis Rhön-Grabfeld auf jeden Fall schon mal abgegeben. So unwahrscheinlich ist das also nicht.

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Zurück zum Turnier. Noch gestern hatte ich prophezeit, dass aufgrund des bisherigen Verlaufs beide Spitzenreiterinnen wohl Remis spielen werden – und irrte glücklicherweise. Nachdem Blazkova auf Sieg spielte, tat das (wenigstens hier stimmte es) Tatjana Melamed auch und beide gewannen. Die Ukrainerin übrigens in einem studienartigen Bauernendspiel. Spielen Sie es mal ‚vorurteilsfrei’ nach – hätten Sie es auch so behandelt?

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Mit 7,5 Punkten aus neun Spielen weisen beide einen vorzüglichen Score auf, die Feinwertung jedoch entschied zugunsten der Tschechin. Der Namenskollegin Melameds reichte es heute gegen Hannelore Kube nur zu einem Remis, was ihr gesamt gesehen einige Wertungspunkte kosten wird. Ihr bescherte es aber einen sicheren dritten Platz. Hinter Vasilevich mit 2412 und Melamed mit 2347 klaffte wertungstechnisch eine beachtliche Lücke. Petra Blazkova, Stefanie Schulz, die beiden Russinnen Darja Mikliaeva und Svetlana Oleneva, Sandra Krege, Antje Fuchs, Diana Skibbe – sie alle liegen keine 100 ELO-Punkte auseinander zwischen 2080 und 2173, was die Platzierungen hinter den vermeintlichen Favoritinnen auch so spannend machte. Doch die Abschlusstabelle weist einige Überraschungen auf. Klar ist das bei jedem Turnier so, doch aufgrund der eigentlich sehr schwachen Teilnehmerzahl von gerade mal 20 Spielerinnen war dann doch einiges ‚durcheinander’ im Endklassement.

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Der Spielsaal war vor allem für die Teilnehmerinnen sehr angenehm. Er bot ausreichend Platz und Licht und auch das begleitende Open, das übrigens IM Thomas Reich gewann, störte in keiner Weise. Selbst mit rund 20 Spieler/innen zusätzlich wäre das Platzangebot noch großzügig. Der SC 1957 Königshofen gehört übrigens zu den ausgezeichneten Schachvereinen in Deutschland. Die Jugendarbeit zahlt sich aus, mehr als 35 Jugendliche zählt der Club unter den seinen. Neben den beiden deutschen Meisterschaften der Frauen, richtete der sympathische Verein in den vergangenen Jahren eine deutsche Schnellschachmeisterschaft und eine deutsche Blitzschachmeisterschaft aus.


Tatsächlich 1957 (also ohne direkt eigenständigen Vorläufer) gegründet, hat man spielklassentechnisch schon einiges mitgemacht. Zur zeit steht die erste Mannschaft in der zweithöchsten Landesklasse Bayerns, der Landesliga Nord recht ordentlich da. Einen Wermutstropfen musste der Verein kürzlich durch den Tod des Gründungs- und Ehrenmitglieds Grünwald hinnehmen, wie der vorbildlichen Homepage http://www.sc1957.de zu entnehmen ist. Aber es gibt weitere hoffnungsvolle Projekte, die für die nahe Zukunft der Königshofener Schachspieler reichlich Mut machen. Zum einen – und das dürfte deutschlandweit ziemlich sicher eine Ausnahme sein – hat der Schachverein inzwischen selbst Unterabteilungen! Trampolinspringen und Basketball gehört zum Sportspektrum des Schachvereins Königshofen!


Weiterhin gibt es ein landesweit beachtetes Integrationsprojekt für ausländische Jugendliche. Ein Schachclub als Motor der Eingliederung, schrieb jüngst die "Main-Post". Der Antrag wurde beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge beharrlich ein zweites Mal eingereicht, bis das Projekt stand. Der SC ist nun auch amtlich der geeignete Träger des Projektes, die Renovierungsaufgaben im städtischen Jugendheim beginnen demnächst, eine Sozialpädagogin kommt hinzu. Mehrere Zeitungen berichteten im Vorfeld nicht nur von der ODFEM, sondern vor allem vom SC Königshofen selbst, der äußerst aktiv die örtliche Sportlandschaft belebt.


Auch sonst lohnt sich ein Blick auf die Vereinsseiten, die an Übersichtlichkeit nichts vermissen lassen. Verantwortlich für diese gute Arbeit ist Andreas Hofmann, der während der ODFEM und des Open alle Partien online gestellt hat und zusammen mit Maximilian Müller alle Partien auch selbst eingegeben hat. So war es jeden Tag schnell möglich, die einzelnen Partien nachzuspielen. Für dieses Engagement, ebenso wie für das des Vereinsvorsitzenden Jürgen Müller als Marathon-Allrounder und des Turnierleiters Maximilian vielen Dank im Namen des DSB und der teilnehmenden Spielerinnen. Sicher kein selbstverständlicher Service.


Jürgen Müller ist neben seinem Vorsitz beim SC 1957 auch Bundesspielleiter der Deutschen Schachjugend. Zu schade, dass nicht noch weitere Teilnehmerinnen aus Bayern hier erschienen. Zum Turniermanagement natürlich nicht zu vergessen, ist die stets freundliche und jederzeit ansprechbare Referentin für Frauenschach im DSB, Petra Mense, die das Turnier von Anfang bis Ende begleitete und stets ein offenes Ohr und eine helfende Hand für die Teilnehmerinnen bot. Insgesamt gesehen blieb als Fazit die zahlenmäßig enttäuschend unterdurchschnittliche Besetzung des Turniers, aber eine auch von der Pressearbeit her ausgezeichnete Organisation, die sich im Vergleich mit anderen bedeutenden Turnieren nicht zu verstecken braucht. Selbstverständlich freuen sich die Ausrichter ganz besonders über die Siegerin, denn sie kommt aus den eigenen Reihen und wird hier allerorts beglückwünscht.
 
Die Siegerinnen im Überblick:

Deutsche Meisterin der ODFEM: Petra Blazkova, Tschechien
Platz Zwei: Tatjana Melamed, Ukraine
Platz Drei: Tatjana Vasilevich, Ukraine

Die ersten drei deutschen Spielerinnen mit Qualifikation für 2007:
1. Hannelore Kube
2. Stefanie Schulz
3. Sandra Krege

Den Ratingpreis (ohne ELO) gewann: Nadine Krumbke


Das begleitende Open entschied IM Thomas Reich vom FC Bayern München für sich. Zweiter wurde Michael Schmid vom Ausrichter Königshofen und Dritter Pierre Christen der aus Luxemburg angereist war.

Alles Nähere zum Turnier auf der Seite des Ausrichters Bad Königshofen: http://www.sc1957.de


Petra Blazkova im Portrait.


Petra ist 28 Jahre jung und kommt aus dem tschechischen Olomouc (Olmütz). Sie spielt für den Ausrichter Bad Königshofen. Ich sprach mit ihr unmittelbar nach dem Gewinn der Meisterschaft.


Petra, Sie gehörten aufgrund Ihrer Wertungszahl nicht unbedingt zu den Favoriten.


Das stimmt, ich war an Drei gesetzt, aber ich glaube auch, dass meine aktuelle Wertungszahl zu niedrig angesetzt ist. Im letzten Jahr habe ich in der ersten Mannschaft einige Punkte liegen lassen.


Wann glaubten Sie während des Turniers zum ersten Mal selbst an Ihren Erfolg?


Während des Turniers spielte ich gegen beide Großmeisterinnen Remis, damit war ich sehr zufrieden. Ich wusste, dass nun nicht mehr viel schief gehen kann und war zufrieden mit meiner Leistung. Von da an spielte ich befreit auf.


Man merkt ihre ungeheuere Konzentration am Brett. Sie ist geradezu greifbar. Wie schaffen Sie das, sich faktisch gar nicht ablenken zu lassen?


Ich kenne mich selbst und weiß, dass ich oft in Zeitnot gerate. Und so bleibe ich am Brett, stehe nur etwa einmal pro Stunde auf, weil ich zur Toilette gehe. Das macht der viele Tee, den ich während der Partien trinke (lacht).


Durch diese spürbare Konzentration strahlen Sie Ruhe und Gelassenheit aus. Vielleicht wirkt auch das auf die Psyche Ihrer Gegnerinnen?!


Das kann schon sein, ich bin auch gar nicht nervös. Aber ich habe schon so viele gewonnene Stellungen noch versiebt, dass ich mir das Sitzfleisch einfach selbst anerzogen habe.


Gestern sah ich ihre Partie gegen Stefanie Schulz. Ich hatte den Eindruck, Sie haben das mit großem Kampfgeist noch mal umgebogen.


Naja, ich habe die Partie inzwischen analysiert und finde, so schlimm war es gar nicht. Sicher hätte sie an der ein oder anderen Stelle besser spielen können. Aber letztendlich spielentscheidend war ihr Eröffnungsaufbau, der mir im Endspiel die Konterchancen gab.


Schade, dass es insgesamt nur 20 Teilnehmerinnen waren. Am Preisfonds lag es sicher nicht.


Nein, ganz und gar nicht, die Preise sind sehr attraktiv. Ich habe auch keine rechte Erklärung dafür, aber wir haben in Tschechien ganz ähnliche Probleme. Und wenn das Teilnehmerfeld klein ist, sind die Leistungsunterschiede oft sehr groß. Doch gerade für mich ist der Preis super, weil ich auch die Übernachtungskosten sparen konnte. Mit einem Hotelaufenthalt hätte sich das schon wieder etwas relativiert. Sehr überrascht war ich vom Altersdurchschnitt. Es sind alle Altersgruppen da. Wenn ich bei der tschechischen Meisterschaft spiele, bin ich die Älteste.


Wie sind Sie eigentlich zum SC gekommen?


Der Kontakt  kam über Jürgen Müller zustande, unseren Vorsitzenden. Er hat sich bemüht, in Tschechien spielstarke Ausländerinnen zu finden und für mich war es sehr interessant, weil ich zu der Zeit Deutsch studierte. Das passte einfach für mich und ich fühle mich hier sehr wohl.


Sehr schön, aber ist das Reisen nicht sehr anstrengend?


Das allerdings. Ich muss am Vortag anreisen und komme nach dem Wochenende erst Montag morgens gegen drei Uhr nach Hause zurück. Das ist schon sehr anstrengend, aber ich spiele auch nicht jedes Spiel mit.


Petra, wie geht es nun weiter?


Ich werde in Brno (Brünn) starten beim Mitropa-Cup.


Ein hervorragend besetztes Turnier.


Es geht eigentlich, im letzten Jahr spielte ich an Brett Zwei, da waren nicht alle Gegnerinnen so stark, aber in diesem Jahr starte ich am Spitzenbrett, das wird schon ein ganz anderer Schnitt.


Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, Petra. Danke fürs Interview.


Ich danke Ihnen.

Dieser Artikel wurde bereits 5924 mal aufgerufen.
Veröffentlicht von Beitrag von Klaus-Jörg Lais



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