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Präsidium Vom Alltag eines Pressereferenten
Präsidium

25.05.2006
Als Pressereferent hat man natürlich eine Menge ganz gewöhnlicher Dinge zu tun. In erster Linie immens viel Schriftverkehr beantworten, Nachrichten publizieren, Projektarbeiten, Schnittstelle "sein". Aber es passieren auch relativ oft unerwartete Dinge. Man wird manchmal angerufen und irgendwie ganz lustige Dinge gefragt. Da schreibt jemand ein Referat und möchte was über den Ursprung des Schachspiels wissen. Wen ruft man da denn an? Den Präsidenten? Also ich würde "Google" fragen, aber so recht hat sich die Methode IrgendwerwirdsimNetzschonwissen noch nicht durchgesetzt.

Da wird man gefragt, wie Sonneborn-Berger geschrieben wird, ob man wirklich mit zwei Bauern gleichzeitig eröffnen könne, wie man Schach für eine Senioren-Fitness-Seite schmackhaft macht, bei wem man ein Schachbuch verlegen könne, wie der Schlitz in den Läufer kommt, wie man an ein Kasparov-Autogramm kommt, wie Intuition und Schach zusammen passen und vieles mehr. Der Pressejob mag ja vieles sein, aber langweilig ist das nicht.

Vor etwa sechs Monaten rief mich schließlich eine junge Dame an, die für ihre Magisterarbeit die Sportberichterstattung in den Tageszeitungen der Sportarten Fußball, Tennis und Schach verglich. Was macht eine erfolgreiche Pressemitteilung, die es in die Zeitung schafft, aus? Inwiefern war es Eigenleistung des Pressereferenten und wieviel PR steckt dahinter?

Die junge Dame ist inzwischen selbst Pressereferentin - nämlich der Deutschen Schachjugend! Es ist Gundula David, die ich zum damaligen Zeitpunkt noch nicht kannte und die da wohl selbst noch nicht wusste, dass sie auf der DSJ-Versammlung in Verden 2006 kandidiert. Ich möchte Ihnen das Interview, dass ich Frau David damals telefonisch gab, nicht vorenthalten. Bitte achten Sie nicht auf Stil und Satzkonstruktion der Worte. Denken Sie daran, dass es ein mündlicher Dialog war. Frau David hat das Interview 1:1 aus dem Telefongespräch wiedergegeben.

Sie sind ja für die Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Schachbundes
zuständig. Wie genau sieht da Ihre Arbeit aus?

Die Arbeit ist relativ vielfältig, die Hauptarbeit besteht natürlich darin, diewichtigsten Nachrichten aus dem Lande und dem Turniergeschehen zu sammelnund dann entsprechend zu veröffentlichen in den verschieden Medien,hauptsächlich halt im Internet, auf unserer schachbund.de – Seite, dann haben wir noch andere Domains schacholympiade.org und tagdesschachs.de zum Beispielund der nächstgrößere Brocken, den ich so als Arbeitsfeld bezeichnen würde, sindsehr diverse Anfragen, zum Beispiel werde ich gefragt nach Simultanmatches von Großmeistern oder vorhin gerade hat mich ein Radiosender angerufen und hat mich gefragt, wie denn eigentlich aus dem Amateurschachbereich diese lustige Idee zustande kommt, dass man bei der Eröffnung mit zwei Bauern ziehen könnte, das hat sich im Amateurschachbereich so eingebürgert, woher das wohl kommt.

Dann kriege ich sehr spezielle Anfragen zu dem, was überhaupt so veröffentlicht wird im Schach, man ist so ein bisschen Mädchen für alles, man hat sehr viel Schriftverkehr, das nimmt sehr viel Arbeit in Anspruch. Das dritte große Aufgabenfeld ist, dass ich sehr gern den Öffentlichkeitsbereich in Hinblick auf die Schacholympiade 2008 verbessern möchte, das heißt, ich möchte eigentlich die Pressearbeit straffer organisieren bis in die Länder und Bezirke hinein und ich denke, das ist eine große Chance für uns, dass wir in unserem Land die Schacholympiade haben und daraufhin vielleicht einen Zuwachs in den Vereinen verzeichnen können. Dafür ist aber notwendig, dass man das was der DSB tut, auch vermitteln kann. Das ist also eine sehr wichtige Aufgabe, die ich habe.

Sie sagten ja, Sie veröffentlichen das in verschiedenen Medien, welche Medien sprechen Sie denn dabei vor allem an?

Die Öffentlichkeitsarbeit im Deutschen Schachbund ist ja momentan noch getrennt. Die interne Darstellung, also das was wir intern veranstalten und tun, veröffentlichen wir regelmäßig im Internet oder durch Newsletter und die andere Sache ist halt die Außendarstellung, das heißt so wie wir uns sozusagen dem schachfremden Publikum verkaufen, also zum Beispiel dem versierten Zeitungsleser, der sonst vielleicht als Hobby eher Fußball oder Eishockey hat, dass man den in den Zeitungen auch für Schach interessieren kann und diese Außendarstellung macht eine Werbeagentur.

Auf Landesebene im Saarland bin ich ja auch Pressereferent und wenn ich da etwas schreibe, schicke ich das dann in die Lokalredaktionen, aber auf Bundesebene hab ich mich da bisher zurückgehalten. Im Saarland haben wir eine größere Tageszeitung und zwei, drei kleinere Blätter und die bediene ich dann schon. Im Grunde wäre die Bundesarbeit ja nichts Anderes, wenn man den kompletten Bereich abdecken würde, man müsste dann halt in der Bundesarbeit auch die überregionalen Tageszeitungen bedienen mit Meldungen, man müsste da selbstverständlich nerven und am Ball bleiben, damit das auch etwas bringt.

Welche Erfahrungen haben Sie denn auf Landesebene mit den Medien gemacht? Wird das gern angenommen?

Zum Teil. Natürlich hängt das auch stark davon ab, welche bloßen Interessen der einzelne Redakteur hat, wenn das natürlich ein Schachspieler ist oder wenn er mal auch gern im Amateurbereich spielt, dann habe ich gar keine Probleme, bei ihm meinen Artikel unterzubringen. Wenn das aber jemand ist, der mit vielen Randsportarten wie Wasserball oder Faustball auch kämpfen muss und vielleicht auch gar keinen Bezug zum Schach hat, dann wird das schwieriger. Meine Erfahrung ist, man muss sehr nervig sein, man muss sehr beharrlich die Redaktionen immer wieder ansprechen, wenn man Erfolg haben will.

Wie machen Sie das, per E-mail oder auf verschiedene Arten?

Ich mache das Tagesgeschäft eigentlich per E–mail, also ich schicke die Meldung per E-mail raus, aber dann merke ich ja anhand der Reaktion, entweder ob der Redakteur selbst etwas darüber schreibt oder ob ich sehe, dass etwas veröffentlicht wird oder nicht, wo jetzt mehr oder weniger Interesse ist. Wo weniger ist, da rufe ich dann schon mal an. Dann frag ich: "Haben Sie es nicht bekommen oder woran liegt es denn, dass Sie es nicht veröffentlicht haben, war es Ihnen vielleicht vom Stil her nicht angenehm oder vielleicht grammatikalisch nicht in Ordnung?"

Und da muss man einfach mal so ein bisschen nachhaken und dann merken die sich auch den Namen, wobei ich die Erfahrung gemacht habe, wenn Du drei Monate später noch einmal anrufst, dann hat der Redakteur gewechselt. Dann muss man sich noch mal neu vorstellen und noch mal neu nerven, das ist eben so in den Redaktionsstuben.

Welche Inhalte sind denn das, die Sie da in diese Meldungen stecken?

Das sind zu 90% die Ereignisse, die im Schachgeschehen tatsächlich passieren, also Turniere, die gespielt wurden werden beschrieben in ihrer Eigenart, was für eine Art von Turnier war das, welche Art von Schach wurde da gespielt, also Blitzschach, Schnellschach oder ist es zum Beispiel Fischer –Random – Schach oder eine andere Art des Schachs, welche Sieger gab es und wie ist das Turnier verlaufen und gab es vielleicht jemanden, der sich dort von der Politik einbringen wollte, dann erwähnt man den halt, ein Landrat oder ein Bürgermeister, was auch immer.

Die anderen 10% sind etwas Besonderes für mich, also die 90% das ist so eine Arbeit, die schüttele ich so aus dem Handgelenk heraus, das mache ich eigentlich auch mit immer gleichen Formulierungen, man muss sich einen gewissen Stil angewöhnen, sonst hängt man da ewig dran am Tag und das kann man sich nicht leisten. Die anderen 10% sind interessanter, nämlich wenn ich Themen selber finde, wenn mir auffällt, da ist ein neuer Verein gegründet worden oder da gibt es jetzt ein Turnier in besonders schöner Umgebung, was wirklich eine besonders außergewöhnliche Umgebung ist, wo das stattfindet oder vielleicht eine neue Turnieridee. Solche Sachen beschreibe ich eigentlich viel lieber, weil man da sich journalistisch mehr einbringen kann und man hat die Standardsachen nicht mehr und das ist etwa im Verhältnis 10 zu 90.

Worauf achten Sie denn, wenn Sie so etwas schreiben?

Ich achte sehr darauf, dass man den Menschenaspekt in den Vordergrund stellt, dass man die Menschen nach vorne bringt, die Motivation, warum sie so an Ihren Schachverein glauben, woran Sie denn glauben, dass jetzt noch einmal neue Mitglieder dort hinzukommen oder was machen sie im wirklichen Leben, warum hat Schach für sie so eine große Bedeutung, wie sind sie überhaupt zum Schach gekommen. So ein bisschen Hintergrundbericht mach ich sehr gern.

Und das lesen die Leser ja auch lieber, weil sie sich dafür nicht speziell vorbereiten müssen. Also wenn ich bereits weiß, was eine Spanische Eröffnung ist und wieso jemand in Zeitnot Fehler machen kann, einfach weil ich ein erfahrener Schachspieler bin, dann brauch ich dem nicht mehr zu erklären, wie man ein Spiel eröffnet, aber die große Mehrheit der Leser sind eben nicht Schachspieler und wenn da so ein bisschen das Gefühl dafür hat, wie man Schach einfach und trotzdem interessant für jeden rüberbringt.

Haben Sie auch formal für sich spezielle Regeln, wie Sie einen Artikel aufbauen?

Nicht wirklich, also es gibt keine Checkliste, wo ich sagen würde, da muss ich dran denken, sondern ich überlege mir natürlich vorher, was häng ich auf oder was bringe ich in den Vordergrund und wo setze ich den Schwerpunkt. Klar muss man, wenn man einen Artikel schreibt, zunächst mal einen Aufmacher haben, womit man die Leute anfüttert, so die ersten drei, vier Zeilen sind das Wichtigste.

Das ist ja so die alte journalistische Regel, dass wenn Du die ersten drei Zeilen nicht liest, dann liest Du den ganzen Artikel ja auch nicht, die ersten drei Zeilen müssen so interessant sein, dass man in den Artikel mit einsteigt und daran suche ich mir einen passenden Aufhänger und beschreib das dann entsprechend und dann muss man schon ein gewisses Gefühl dafür haben, dass die Leute das auch
weiter lesen wollen.

Was denken Sie denn, warum Schach in den Medien so wenig präsent ist?

Ich bin eigentlich gar nicht der Überzeugung, dass es zu wenig präsent ist. Natürlich kann ich noch nicht sagen, dass ich zufrieden bin, mein großes Ziel ist schon, viel mehr präsenter zu sein und noch viel mehr rein zu bringen, im Fernsehen zum Beispiel haben wir ja gar nichts. Aber man muss sich dann erstmal vorstellen, wie sieht Schach im Fernsehen aus, also mal abgesehen vom Gespann Hort/Pfleger, die im WDR eine Schachsendung gemacht haben, also wie kann man im Schach etwas präsentieren, das ist schon eine sehr schwere Sache.

Bei den anderen Medien sehe ich uns gar nicht mal so unterrepräsentiert. Gerade im Internet hat Schach eine sehr große Präsenz, es gibt ja unzählige Schachseiten, es gibt sehr viele Server, auf denen man Schach spielen kann, es gibt Regelseiten, es gibt Eröffnungsseiten, es gibt Themenseiten zum Schach, also mit dem Internet bin ich sehr zufrieden. Besser kann man gar nicht repräsentiert werden. Ich glaube sogar, da kommt man inzwischen an Sportarten heran, wo man früher nicht dran geglaubt hat.

Ich kann mir vorstellen, zum Schach gibt es wahrscheinlich mehr Seiten als zum Reitsport oder zum Volleyball, da bin ich mir sehr sicher. In den Zeitungen sind wir immer dort gut vertreten, wo sich jemand Mühe macht und sich engagiert, in den Lokalsportseiten versucht, etwas unter zu bringen, der engagiert ist und gut nerven kann.

Das ist nicht flächendeckend so, was bei den Zeitungen fehlt, ist sicherlich eine regelmäßige überregionale Berichterstattung, wie es zum Beispiel in der "Zeit" geschieht. In der "Zeit" gibt es einen regelmäßigen Schachbeitrag und es gibt auch in anderen überregionalen Tageszeitungen diese wöchentlichen Berichte, aber das ist dann meistens in Verbindung mit einem Diagramm und einem kurzen Text, richtig große, schöne überregionale Texte gibt es zu wenig, weil wir einfach im Schachsport keine bezahlten Journalisten haben, die allein vom Schachjournalismus leben.

Ich glaube, da gibt es nur den Dagobert Kohlmeyer in Berlin, der von diesem Beruf lebt, aber ich glaube, es gibt sonst keinen, der davon leben kann und entsprechend gibt es nur Honorarjournalisten so wie Hartmut Metz zum Beispiel, der ab und an mal einen Schachartikel platzieren kann, aber davon gibt es zu wenig, das ist wohl wahr. Also könnte ich zusammenfassend sagen, mit Zeitungen bin ich so 50:50 zufrieden, mit Fernsehen und Hörfunk überhaupt nicht, aber Fernsehen/Radio und Schach, das passt einfach nicht, das ist sehr schwierig umzusetzen.

Welches Ziel verfolgen Sie denn mit Ihren Pressemitteilungen?

Präsent zu sein natürlich, das Schachspiel in den Köpfen eben irgendwie dauerhaft zu platzieren als Sportart. Das ist aber, glaube ich, als Ziel nicht ausreichend. Wenn Sie wirklich einen Schachboom wollen, dann reicht es eigentlich nicht, nur hin und wieder mal zu schreiben, der Schachverein soundso hat beim Pokalspiel gewonnen zum Beispiel. Das ist gut für die Lokalseiten selbst, wenn man sich dort lesen kann. Das bringt uns aber im Bewusstsein der Leute nicht so viel, dafür müsste man natürlich mehr tun.

Wie sollte das aussehen?

Ich denke, wenn ich gute journalistische Arbeit machen kann und ich habe die Zeit dazu und kann es mir leisten, weil ich dafür bezahlt werde, dann kann ich ja auch lesenswerte Artikel in die Zeitung reinsetzen, die auch mal fachfremdes Publikum anziehen. Das sind Dinge, an die man sich erinnert.

Zum Beispiel wenn ich heute noch fachfremde Leute anspreche, die in einer anderen Sportart tätig sind und nichts mit Schach am Hut haben, dann glauben die immer noch, Weltmeister sei Karpow, das hat sich festgesetzt. Das war so eine Sache, da war ein Ost – West – Konflikt gewesen. Karpow hatte im Halbfinale ja schon gegen Kortchnoi gespielt und Kortchnoi war ja damals als Immigrant in die Schweiz gegangen und das war so ein Ost – West – Konflikt, den konnte man gut in den Medien in den Vordergrund stellen, hier der linientreue Karpow und dort der Emmigrant, da hat man Schach gut verkaufen können.

Man braucht also sozusagen irgendeinen Aufhänger außerhalb vom Schach?

Ja, man braucht einfach gute Journalisten, die solche Aufhänger produzieren und das rüberbringen können. Ich erinnere mich zum Beispiel an einen sehr schönen Artikel von Hartmut Metz, den er vor etwa 4 Monaten in verschiedenen Tageszeitungen platzieren konnte, ich glaube, in der TAZ war er drin, in der Süddeutschen war er drin, es ging da um das Turnier in Sofia, bei dem man vereinbart hatte, dass die Spieler nicht mehr remis machen können. Aber Hartmut Metz hat dann gesagt, ja dann spielen sie ja bis auf den nackten König und dieses Bild des nackten Königs, ohne Kleider, der als Letztes übrig bleibt, dieses Bild heraus zu stellen und daraus einen Artikel zu formen, das war spitzenklasse, das war etwas, da muss man sagen, da kommt auch kein normaler Leser vorbei. Davon bräuchten wir mehr.

Aber ich bin im Ehrenamt tätig und ich habe ein sehr großes Tagesgeschäft zu erledigen, das frisst mich auf und ich habe darüber hinaus praktisch keine Motivation mehr, mich dann hinzusetzen und einen Artikel zum Beispiel für die Frankfurter Rundschau zu schreiben, in der Hoffnung, er wird angenommen und mache mir Stunden lang Arbeit und eine Woche später stelle ich fest, er ist gar nicht in der Redaktion angekommen, wo ich hinwollte, das ist ein Problem. Ich denke, damit man da professionell journalistisch arbeiten kann und Schach gut verkaufen kann, sollte man Jemanden einstellen, der das hauptberuflich macht.

Also sind die formalen Rahmenbedingungen schuld daran, dass doch immer noch wenige Meldungen über Schach bei den Redaktionen eingehen?

Ja, es liegt sicher auch mit an der Rahmenbedingung, dass nicht professionell genug gearbeitet wird, dass man sich vielleicht auch keine professionelle Arbeit leisten kann, weil man eben auch für die finanziellen Aspekte verantwortlich ist, für die Beiträge der Mitglieder, wie man die ausgibt.

Es liegt also nicht daran, dass man sagen müsste, Schach wäre unbeliebt bei den Lesern?

Nein, ganz im Gegenteil, Schach hat nach wie vor einen hohen Stellenwert im Lande, bei der Bevölkerung, es wird ja auch damit geworben von vielen Unternehmen für schachfremde Produkte, also die Deutsche Bank zum Beispiel wirbt damit und auch viele andere Unternehmen. Ein Schachspieler gilt als jemand, der sehr überlegt ist, der sehr gut taktieren und sehr gut denken kann, meistens jemand, der mathematisch sehr gut war in der Schule, überhaupt jemand, der gute Denkleistungen erbringen kann. Das negative Bild wäre dann ein verschrobener, völlig in sich eingekapselter und nicht zur Kommunikation fähiger Mensch. Aber ich denke dennoch, dass Schach einen sehr hohen Stellenwert hat.

Und ich glaube sogar, dass wir in manchen Bereichen überrepräsentiert sind und das zu Recht, zum Beispiel im Internet und das hat auch einen Schub gebracht, den wir uns nie hätten erträumen können, wenngleich jetzt auch erstmal nur viele Hobbyspieler sich mit dem Schach mehr auseinandersetzen, als sie es vorher ohne Internet getan haben.

Was ist denn mit dem Satz "Schach ist kein Sport", kommt Ihnen so etwas manchmal auch aus den Redaktionen entgegen oder siedeln die es schon im Sport an?

Eigentlich nicht, nein. Ich habe schon gehört, dass es so etwas gibt, aber ich selbst habe damit noch keine schlechten Erfahrungen gemacht. Also ich weiß nicht, wie das in den größeren Redaktionen ist, da müsste ich mich mal umhören, aber in den Lokalredaktionen klappt das, da bildet Schach keine Ausnahme.

Und über Schach zu berichten ist dann auch von der journalistischen Seite aus nichts Anderes, als über ein Fußballspiel zu berichten?

Das ist schwer zu sagen, ich hab ja noch nie über ein Fußballspiel berichtet. Also wenn man über ein Turnier berichtet, dann ist in der Tat wie in anderen Sportarten auch, dass man den Verlauf beschreibt, ja man kann es schon so beschreiben. Ich denke mit ein bisschen Fingerspitzengefühl in der Schreibfeder kann man das schon sehr spannend rüberbringen und das sind auch so Sachen, die man aus dem Handgelenk schütteln kann, weil man es schon oft geschrieben hat.

Sie sprachen ja schon von den Aufhängern. Was denken Sie, ist da am Wichtigsten, was kommt da am Besten an?

Da muss ich auf einen Redakteur verweisen, der mir das mal erklärt hat. Man muss etwas finden, das Neugierde weckt, das ungewöhnlich ist. Der Aufhänger sollte auf jeden Fall nicht schachspezifisch sein, man sollte also nicht von Taktik oder Denksport reden, diese Stereotypen sollte man vermeiden.

Was muss rein inhaltlich in einen Artikel?

Also man muss da schon bestimmte Dinge beachten, die immer drin sein müssen, also zum Beispiel Ort und Datum der Veranstaltung, die teilnehmenden Mannschaften, mindestens ein oder zwei Akteure sollten genannt werden und auch worum es eigentlich geht, also geht es um einen Abstiegskampf oder ein Pokalspiel zum Beispiel. Auf Bundesebene geht es eher um Allgemeinheiten, man muss dann zum Beispiel über Begebenheiten sprechen, die man in der Kürze der Lokalberichterstattung nicht beschreiben kann, zum Beispiel, dass das Schach eine nervliche Belastung ist, dass man einen Fehler machen kann, auch wenn man eine Eröffnung sehr gut gelernt hat.

Man sollte solche Dinge drin haben, wie dass man geduldig sein, dass man in manchen Stellungen auch kämpfen muss, um eine Partie noch herumzureißen. Das sind allgemeine Sachen, die sicherlich ein Nichtschachspieler auch verstehen kann.

Als wie groß schätzen Sie denn den Einfluss von PR auf die Schachberichterstattung ein?

Also ich mach das ja schon länger, zunächst auf Vereins- und Landesebene und jetzt auch auf Bundesebene und ich wäre ja ein schlechter Referent, wenn ich sagen würde, das bringt gar nichts, dann brauch ich das ja nicht zu machen und ich mache es auch gern. Ich glaube auch, dass wenn man ständig präsent ist, ständig trommelt, dass da schon etwas bewirkt werden kann. Aber ich könnte jetzt nicht sagen, wie das zahlenmäßig aussieht.

Wie leicht ist es denn für Sie, Ihre Pressemitteilungen durch zu kriegen?

Die, die ich selbst schreibe, also für Schachzeitschriften oder Lokalseiten, da ist es leicht, da kennt man sich inzwischen auch schon und das ist auch ein Verdienst davon, dass ich da kontinuierlich dran gearbeitet habe und da habe ich keine Schwierigkeiten. Anders wäre das bei Zeitungen in Bereichen, wo ich noch nicht daran arbeite, aber das geht auch über mein Ehrenamt und mein Zeitbudget hinaus.

Da wäre es schwieriger, aber da, wo ich es unterbringen möchte, da ist es leicht. Ich merke auch, dass wenn ich mal weniger Zeit hatte, etwas zu veröffentlichen, man auch nachfragt. Unser Saarländischer Präsident macht auch eine regelmäßige Schachecke mit Diagramm und das würde auch sofort auffallen, dass das fehlt, denn das liest jeder Schachspieler und wahrscheinlich auch jeder Hobbyschachspieler und das ist ja auch eine Form von PR.

Das ist allerdings auch nicht in der Sportberichterstattung.

Nein, aber es hat ja durchaus ein sportliches Thema.

Inwiefern haben Sie denn mit Sportjournalisten zu tun, denn Lokalredakteure sind ja oft nicht nur für Sport zuständig?

Ja und Nein, wir haben ja auch eine Sportredaktion hier, mit der ich dann in Kontakt stehe, wenn etwas veröffentlicht werden soll, das nicht lokalbezogen ist und ich habe durchaus auch Kontakt zu verschiedenen anderen Sportredakteuren von Tageszeitungen, auch wenn ich selbst noch nichts schreibe, also ich kenne da schon einige Kollegen.

Wie schätzen Sie die Zusammenarbeit von PR – Leuten im Schach und Sportjournalisten ein?

Ja, das ist schon ein bisschen schwieriger als in der Lokalredaktion, das stimmt für mich. Also selbst wenn ich etwas veröffentlichen will, dann wird mir konsequent gesagt, wie lang das denn sein darf und ob das überhaupt erscheint, also bei Lokalredaktionen schick ich das hin und das erscheint, ohne dass ich vorher anrufen muss, Ihr bekommt das und das. Bei der Sportredaktion muss ich mich vorher ankündigen und muss sagen, ich hab hier ein interessantes Thema, haben Sie da Interesse, das wird dann natürlich honoriert und die sagen mir dann schon sehr genau, ob das in ihrem Interesse ist und wie lang der Artikel sein kann. Der Schachberichtstandard ist 40 Zeilen, ansonsten wird das oft
zusammengekürzt.

Gelten Sie denn, wenn Sie für die Zeitungen etwas schreiben, als freier Mitarbeiter oder wird das als Pressemitteilung behandelt?

Ich habe hier bei den Zeitungen, für die ich schreibe, sehr lang kämpfen müssen, damit es honoriert wird. Es wurde früher einmal grundsätzlich honoriert und dann ist man dazu übergegangen und hat gesagt, Pressereferenten von Sportverbänden, die ohnehin ihre Pressemitteilungen machen müssen, denen bezahlen wir nichts mehr und dann habe ich mich auf stur gestellt und habe gesagt, gut dann schreibe ich eben nichts mehr und das war natürlich insofern kontraproduktiv, weil ich dann riskiert habe, dass über unsere Sportart nichts mehr geschrieben wird und ich einfach das Amt habe, den Sport in die Medien rein zu bringen.

Aber andererseits kann man dann sehr gut argumentieren, dass die Zeitung ja damit Geld verdient und ich die Zeitung ja mitfülle und ich bin ja kein ehrenamtlicher Mitarbeiter der Zeitung sondern vom Schachverband und dann muss ich bestimmte Regeln beachten, ich darf bestimmte Satzkonstruktionen nicht schreiben, ich muss mich an bestimmte grammatikalische Regeln halten, ich muss mich dem Sprachgebrauch der Zeitung anpassen, das kostet eine Zeit lang, bis ich das erlernt habe und ich muss auch gut und interessant schreiben können und das ist sein Geld einfach wert und dafür hab ich gekämpft und das Recht hab ich mir auch erworben.

Haben Sie diesbezüglich auf der Bundesebene schon Erfahrungen gemacht, wie es da gehandhabt wird, also bei überregionalen und so?

Dort weiß ich, dass es wenn es im Sportteil abgedruckt wird, auch honoriert wird und es wird auch besser honoriert, als das was ich schreibe. Da ist es aber, wie gesagt, sehr schwer, rein zu kommen, erstens muss man die Sportredakteure kennen und zweitens muss man auch sehr gut schreiben können und muss auch einen journalistischen Hintergrund haben. Einfach nur zu sagen, das wäre mal toll, wenn ich in der Süddeutschen was unterbringen könnte, das reicht nicht. Da sind wir wieder bei dem alten Thema, dass man dafür eigentlich einen Professionellen bräuchte, der das schreibt. Aber es wird auch honoriert, wenn es abgedruckt wird. Das ist der Standard für jeden freien Mitarbeiter.

Bei Pressemitteilungen ist das natürlich anders, dann ist auch nicht für die Zeitung geschrieben. Ich habe jetzt zum Beispiel eine Pressemitteilung herausgebracht zur Eröffnung der Karpow – Schachakademie, da sollte ich die Pressearbeit übernehmen zur Eröffnung, da wurde ein Mädchenländerkampf durchgeführt und das hab ich einfach mal divers verteilt, so ein Rundumschlag. Da stand Pressemitteilung drüber und da steht dann, das ist geplant, der und der kommt, der und der macht die Schirmherrschaft und entstanden ist es so und so und was die jetzt aus der Pressemitteilung machen, ist deren Sache. Eine Pressemitteilung darf auch mal journalistisch schlecht sein und ob die das jetzt übernehmen oder nicht, ist deren Sache.
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Veröffentlicht von Klaus-Jörg Lais



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