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Olympiade Lehrgang des männlichen Olympia-Jugendkaders
Olympiade

24.12.2005

Der Olympia-Ausschuss des deutschen Schachbundes begleitet die Zeit bis zum großen Ereignis 2008 mit diversen, werbewirksamen Aktionen. Selbstverständlich werden diese auch dokumentiert, unter anderem von vielen fleißigen Mitarbeitern in ganz Deutschland. Ein engagiertes Mitglied dieser fleißigen Helfer ist Axel Dohms. Sein Arbeitsschwerpunkt liegt in der Ausbildungsoffensive, aber auch in der Arbeit mit der Jugendolympiamannschaft. Diesmal begleitete er einen Lehrgang in der neu gegründeten Karpow-Schachakademie.

Dezember in Hockenheim - von Axel Dohms

Wieder Hockenheim wie vor zwei Monaten, wieder, selbstredend, ein Sammel-Interview. Diesmal nicht mit dem Olympia-Kader der weiblichen Jugend während eines mehrrundigen Länderkampfes, sondern mit den Jungs, die vom 13. – 17. Dezember einen Lehrgang absolvierten, der unter Leitung von GM J. Dorfmann, dem in Frankreich ansässigen Russen, assistiert von Roman Vidonyak, A-Trainer an der Karpow-Akademie / Hockenheim, stattfand.

Ich kam am Donnerstagvormittag als neugieriger Kiebitz an und eilte zur Stadthalle, wo meiner Erinnerung nach und laut den damaligen Auskünften der maßgeblichen Herren die Schachakademie ihre Räumlichkeiten hat. Denkste! Alles verrammelt und verriegelt. Eine Auskunft am Türtelefon war auch nicht zu bekommen. Ich musste erst die Adresse des Vorsitzenden herausfinden und an seiner Tür klingeln: "Tachchen, Herr Auer, wir haben uns Anfang Oktober getroffen. Ich wollte heute den Lehrgang, mit Einverständnis des Bundesnachwuchstrainers, einen Nachmittag lang beobachten. Wo geht der über die Bühne?" – "Ach, wir hatten Schwierigkeiten, im Ramada-Hotel. Der Kurs am Nachmittag beginnt um 14 Uhr 30." – "Danke."
In dem Hotel, in dem ich für eine Nacht Quartier bezogen habe. Das hätte ich einfacher haben können. Mensch, denke ich, auch wenn das keine öffentliche Veranstaltung ist, ein merkwürdiges Adressen-Versteckspiel ist es für eine Institution, die sich Schachakademie nennt, doch. Sie sollte für eine Person, die sich, aus welchen Gründen auch immer (z. B. als professioneller oder ehrenamtlicher Schach-Journalist) für die Sache einsetzt, leichter erreichbar sein. Sei's drum. Zur angegebenen Zeit bin ich an Ort und Stelle.

GM Dorfmann, untersetzt, weißhaarig, Goldrandbrille, ist schon zugegen. Ein versammelt und ernst wirkender Schach-Guru, in dessen Gesicht leider viel zu selten ein angenehmes, entspanntes Lächeln aufblitzt. Die Stimmung ist wie früher in der Kirche; unverständliches (Latein / Russisch) Gemurmel. Dorfmann sitzt vor seinem Laptop wie vor einem aufgeklappten Gebetbuch. Es enthält die neuesten Partien zur Stellung, eine Variante des Damengambits (Slawisch), die auf einem Spielbrett aufgebaut ist. Darum versammelt vier Burschen, u. a. Georg Meier, Arik Braun. Sie fingern ein bisschen darin herum. Eine Partie, die, wie sich schnell herausstellt, einer der Teilnehmer, der nicht zum Kader gehört, kürzlich gespielt hat.

Minutenlanges russisches Palaver. Zwischendurch Anweisungen des A-Trainers: "Wir wollen keine Abnicker hier, sondern Leute mit einer eigenen Meinung." Nach 10 Minuten Aufwärmtraining seine Frage: "Wo bleiben die anderen zwei?" Die springen bald darauf zur Tür herein: "Verpennt."
Zur gleichen Zeit der Guru-Kommentar aus dem Hintergrund: "Ivan Sokolov hat neulich in dieser Stellung mit Schwarz a5 gespielt." Der A-Trainer: "Das ist nicht der maßgebliche theoretische Zug. Ivan spielt häufig schlechte Stellungen sehr gut." Der Autor der Partie teilt seine Gedanken während des Spiels mit. "Ich wollte e5 durchsetzen, spielte aber zur Sicherheit erst mal h6."

Man könnte an dieser Stelle eine Charakter-Typologie erstellen: der Meinungsführer, der Schweiger, der Lästerer, der Zweifler. Und eine entsprechende Sprüchesammlung. Der Meinungsführer: "Hab ich doch gleich gesagt." – "Aber zu leise. Laut reden wie ein Politiker." Der Lästerer: "Wir analysieren jeden Schrottzug, ohne nach den Kadettenzügen zu fragen. So verplempern wir achtzig Prozent unserer Analysezeit." Der Zweifler: "Verstehe ich nicht, glaube ich nicht."

So geht das eine Stunde. Zugfolge um Zugfolge wird durchgesprochen. Dorfmann verlässt ab und an sein Computerpult, mischt sich unters Volk, vertieft sich in typischer Turnierhaltung, Hände an die Ohren gestemmt, in die Stellung, macht Vorschläge; Und wenn auch ihm ein Versehen unterläuft, murmelt er ein "Pardon", vielleicht ein Tribut an seine Wahlheimat. Dem Lästerer entfährt es dann: "Die schlafen hier alle."

Eine Stellung kommt danach an ihre vorläufige Endeinschätzung: "Weiß steht gefährdet und muss dynamisch spielen." Eine andere: "Weiß muss dynamisch aufgeben und statisch nach Hause." Eine dritte: "Das war nicht statisch, nicht dynamisch, sondern falsch." Nach anderthalb Stunden kristallisiert sich die kritische Position heraus: Schwarz hat zwei Leichtfiguren für Turm und zwei Bauern. Einmütiges Fazit: Bei blockierter Stellung sind die zwei Leichtfiguren den Türmen überlegen. Und Dorfmann, der jetzt beim Vor- und Zurückspielen der Varianten permanent am Brett sitzt, vom Gebetbuch weg– und zur Stellung hinsieht, begleitet die Vorschläge mit "guter Zug", "richtiger Plan" usw. und gibt zum Schluss seine endgültige Stellungsbeurteilung ab: Der statische Angriff setzt sich durch und auf Zeit
(-verzögerung). Und ruft mit dem Hinweis auf den Film "Das Königsreich" (oder so ähnlich), den ich nicht kenne und alle anderen offensichtlich gesehen haben, allgemeines Gelächter hervor: Die Umzingler sind fröhlich, guter Dinge und leben gut. Die Umzingelten fressen sich fast schon selber auf.

Bevor in den Frühstückssaal des Hotels gewechselt und erst mal ein schon gedeckter Tisch freigeräumt werden muss, 15 Minuten Pause. In ihr habe ich Gelegenheit, meine Eindrücke zu sortieren. Auffallend, wie locker und doch hochkonzentriert die Eleven trotz aller, vor allem sprachlicher Schwierigkeiten, bei der Sache sind. Und worin besteht der Unterschied zu unserem Vereinstraining, wo dieselben flachsigen Bemerkungen und theoretischen Begriffe im Schwange sind? Das Tempo! Wie schnell schieben die Finger nach einer Analyse die Figuren zurück in die Ausgangsstellung, wie hoch und rasch die Anzahl der Zugvorschläge, wie geschwind kommt es zu einer einvernehmlichen Diskussionsgrundlage! Eindrucksvoll. Mehr Zeit für Bewunderung bleibt nicht.

Denn schon geht es bis 18 Uhr weiter: Zwei Stellungen werden vorgegeben. 10 Minuten Bedenkzeit. Der Maßstab der Bewertung sind die Dorfmann-Kriterien (statisch, dynamisch), die er in zwei Büchern niedergeschrieben und am ersten Tag des Lehrgangs ausgeführt hat. Danach setzt sich GM Dorfmann an den Tisch und läuft zu seiner Bestform auf. Das Trainergespann unterhält sich nicht mehr bis zu 3 Minuten auf Russisch über die Köpfe der Jugendlichen hinweg, sondern er spricht die Jugendlichen mit ihren Vornamen an und bittet jeden um seine Meinung.

Roman Vidonyak beschränkt sich auf die Dolmetscherrolle. Die erste Stellung habe ich abends im Hotel nicht mehr ganz hinbekommen, weil ich mich zum Zeitpunkt des Geschehens dabei ertappte, möglichst viele russische Vokabeln aufzuschnappen (gut, ja, danke, Dame, zehn, acht). Die zweite Stellung war eine Dorfmann-Partie gegen Kuzmin (?) Holländische Verteidigung, in der ihm e6 vorgesetzt wurde. Sie sah so aus. W: Kg1, Dd1, Tf1, Ta1, Lg2, Lc1, Sf3, h2, g3, f2, a2, b2, c4, d4, e2 – S: Kg8, Dd8, Tf8, Ta8, Lg7, Lc8, Sf6, Sb8, a7, b7, c7, d6, e6, f5, g6, h7.

Nach Befragung der Teilnehmer und kurzer Erörterung ihrer Ansichten eilt er zurück zum Start und Ziel, seiner Gebetskiste, um den weiteren Verlauf der Partie herunterzuspulen, die der Assistenztrainer auf dem Brett nachvollzieht. Weiß, der Dominator auf den weißen Feldern. Erfolgsshow oder Erkenntnisgewinn? Keine Ahnung. Ich habe genug gesehen und gehört. Ich verabschiede mich und bedanke mich dafür, dass ich hospitieren durfte. Spassibo.

Axel Dohms

Das Sammel-Interview: "3:20" folgt in wenigen Tagen!
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Veröffentlicht von Klaus-Jörg Lais



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