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Abschlussbericht vom Mädchen-Ländervergleich
Leistungssport
04.10.2005
Foto: v.l.n.r: Vasilevich, Fakhretdinova, Cherenkova, Prudnikova, Kineva, Volkova Das Mehrnationenturnier der Mädchen hat als Viernationenturnier für Mädchenmannschaften eine lange Tradition. Seit Anfang der siebziger Jahre trugen jährlich die Länder Dänemark, Schweden, Norwegen und Deutschland diesen einzigen regelmäßig durchgeführten Ländervergleich in Europa aus. Ende der neunziger Jahre gab es Tendenzen, den Ländervergleich umzugestalten, mehr Partien spielen zu lassen. Dies führte leider zur Unterbrechung der Tradition, bis dann 2003 Norwegen einen neuen Start wagte und kurzfristig nach einem Verzicht von Dänemark den spielstarken Ostseenachbarn Polen mit ins Boot nahm. Diesmal war Deutschland Gastgeber und man nutzte die Eröffnung der Karpow-Schachakademie in Hockenheim zum Anlass, um diese schöne Idee fortzusetzen. Aber was wäre eine Karpow-Akademie ohne russischen Flair? Und so versprach Anatoli zur Gründung "en passant", auch eine russische Delegation in Hockenheim teilnehmen zu lassen. Und sie kamen, sahen, siegten. |
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Foto: Zweiter Polen - Majdan, M.Przezdziecka, Zakoscielna, Kulon, Adamowicz, E.Przezdziecka, ganz links: Stadtratsvertreter Bohrmann, verdeckt: Dieter Auer, rechts: der deutsche BNT Vökler Obgleich es zu Beginn wirklich nicht danach aussah. Als ich die russische Delegation am Anreisetag abends so sitzen sah, war es nicht schwer an die berühmten Seile zu denken, in denen jetlag-geplagte Mitmenschen zu hängen pflegen. Dass die kleinen blitzenden Augen des russischen Trainers GM Sergey Arkhipov auch ausgeschlafen so wirken, als reflektiere er ständig angestrengt über Stellungen seiner Frauschaft, war ja noch nicht abzusehen. Später erzählte er mir einige interessante Dinge über Russland, das Team der Universität und das russische Schach, von denen ich einiges hier zum besten gebe. Team-Manager GM Arkhipov Den Sieg seiner Mädels erklärte er ehrlicherweise mit den eher emotionalen Schwächen der polnischen Teilnehmerinnen. Hatten sie zu Beginn noch sehr stark und souverän gewirkt, wurden sie von Runde zu Runde als Tabellenführer unsicherer, während Russland dahinter befreit aufspielte. Polen konnte sich nur selbst schlagen und tat das schließlich auch, als die Baden-Württembergerinnen die Chance nutzten und cool zum 3,5:2,5 vollstreckten. Nach der Auftaktniederlage gegen Polen, so Arkhipov, habe sein Team erst zu spielen begonnen - das aber dann richtig. 22,5 Brettpunkte in 5 Begegnungen, das macht 4,5:1,5 im Schnitt. Einzelbrettsiegerin an Vier: Kristina Cherenkova Das Moskauer Team ist eine reine Universitätsmannschaft, von denen bloß eine, nämlich GM Irina Vasilevich an Eins professionell spielt, urteilte der Trainer. Die anderen fünf seien Hobbyspielerinnen, die sicher nie genügend Zeit hätten, um sich mit Schach zu beschäftigen. Die "Hobbyspielerinnen" waren WFM Ekaterina Prudnikova, ELO 2145, WFM Ekaterina Kineva, ELO 2206, WIM Kristina Cherenkova, ELO 2265, WFM Margarita Fakhretdinova, ELO 2196 und, ja ist das denn zu fassen, eine titellose Spielerin namens Ekaterina Volkova, ELO 1981. Vierter: Team Baden-Württemberg Das russische Schach-Universitäts-System trägt den Namen von GM Bareev, der inzwischen alle anderen früheren Schulen mit seinem System abgelöst hat. Schwerpunkt der Uni Moskau ist soziokulturelle Entwicklung und so nennt sich die Uni passend auch "R.G.S.U" für Russian Government Social University. Alexander Kostiev ist verantwortlich für den Stundenplan der Schachstudenten dort. Ja ich weiß, auch Ihnen fällt jetzt sicher wieder ein, dass Schach gemäß dem Zitat Lenins die Gymnastik des Verstandes ist. Und wäre es nicht wirklich schön, wir hätten seinerzeit auch dieses Spiel zum festen kulturellen Bestandteil unserer Gesellschaft erklärt? Ich glaube, es hätte auch unserem doch eher CocaCola geprägten kulturellen Einfluss nichts geschadet. Vor dem Spiel Deutschland-Norwegen: v.l.n.r.: Grossmann, Fuchs, Jussupow, Hoolt, Krege, Ohme Die Polinnen also belegten Rang Zwei und gibt es einen verdienteren Zweiten, als denjenigen, der auch den späteren Sieger besiegte? Deutschlands Besetzung reichte "in der Leistungsdichte" jedenfalls nicht an die polnische heran. Das mag aber auch daran gelegen haben, dass Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler "zweigleisig" für das Turnier planen musste. Für den Fall, dass nicht alle Nationen das Turnierdatum einhalten können, plante Vökler mit einer zweiten Mannschaft, die aus drei deutschen und drei französischen Spielerinnen bestehen sollte. Da nun aber alle kommen konnten und niemandem abgesagt werden sollte, rotierten die neun deutschen Spielerinnen durch die fünf Begegnungen, was auch die Einzelbrettwertung zum Schluss etwas verzerrte. Das wird auch der Grund gewesen sein, warum Deutschland nicht die volle Spielstärke am Brett entfalten konnte. Platz Fünf an Norwegen Super spannend ging es im Match gegen die landeseigene "Konkurrenz" zu, als Deutschland auf Baden-Württemberg traf und mal so eben noch 3,5:2,5 gewinnen konnte. Und das deutsche Team war ja mit Evgenija Shmirina, der deutschen Meisterin Sandra Krege, Sarah Hoolt, Ekaterina Jussupow, Jasmin Laake und Judith Fuchs in diesem Match nicht schlecht besetzt. Es war eher eines der vielen Bravourstücke der BW-Truppe, wie auch der Sieg gegen Norwegen und vor allem der gegen Polen. Baden-Württemberg spielte mit Jana Gussakovski, Manuela Mader, Saskia Zikeli, Sonja Häcker, Anja Jehle und Larissa Erben. Sieg an Brett Drei der Einzelwertung: Saskia Zikeli Bleibt zum guten Schluss noch die lobende Erwähnung an Norwegen, die als nominell schwächeres Team nicht den letzten Platz belegten, sondern im "Inner-Skandinavier" die Schwedinnen auf Distanz hielten. Schweden hatte sich bestimmt mehr ausgerechnet, musste aber gleich mehrere Unruhen innerhalb der Mannschaft ausgleichen. Einer der Teilnehmerinnen war der Reisepass abhanden gekommen und bis zur Abreise war unklar, ob das Team auch komplett nach Schweden wird zurückkehren können. Das Problem lag weniger im europäsischen Grenzverkehr, sondern vielmehr bei der Ticketkontrolle am Flughafenschalter. Platz 6 an Schweden Bei der abschließenden Siegerehrung war besonders den Siegerinnen anzusehen, wie sehr sie sich trotz Favoritenrolle über dieses Resultat freuten. Es gab neben den Mannschaftswertungen auch Ehrungen für die Einzelbrettwertung, die neben vier der russischen Mannschaft auch Saskia Zikeli und Larissa Erben vom Team Baden-Württemberg gewannen. Daneben wurden alle Teammanager extra geehrt. Dieter Auer als 1. Vorsitzender der KSA sagte anschließend, er würde sich sehr über eine Fortsetzung dieser Tradition freuen (Polen scheint als nächster Gastgeber einzuladen) und dankte anschließend allen Beteiligten, sowie für die freundliche Unterstützung der KSA durch den deutschen Schachbund. 1. Irina Vasilevich WGM 2407 Russia 4 1 0 4.5 2. Kristina Cherenko WIM 2265 Russia 4 1 0 4.5 3. Ekaterina Prudnik WFM 2145 Russia 4 0 1 4.0 4. Katarzyna Adamowi 1885 Poland 3 2 0 4.0 5. Margarita Fakhret WFM 2196 Russia 4 0 1 4.0 6. Joanna Majdan WFM 2219 Poland 3 1 1 3.5 7. Marta Przezdzieck WFM 2148 Poland 3 1 1 3.5 8. Klaudia Kulon WFM 2069 Poland 3 1 1 3.5 9. Saskia Zikeli 1974 Baden-Wuerttemb 3 1 1 3.5 10. Judith Fuchs 1999 Germany 2 2 0 3.0 Bild unten: Dritter Deutschland: Krege, Hoolt, Ohme, Fuchs, Grossmann, rechts: BNT Vökler
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Veröffentlicht von Klaus-Jörg Lais |
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