Elena Winkelmann im Interview Olympiade 03.09.2005 Bild: Elena und Trainer IM D.Lobzhanidze Der Olympia-Ausschuss des deutschen Schachbundes begleitet die Zeit bis zum großen Ereignis 2008 mit diversen werbewirksamen Aktionen. Selbstverständlich werden diese auch dokumentiert, unter anderem von vielen fleißigen Mitarbeitern in ganz Deutschland. Ein engagiertes Mitglied dieser fleißigen Helfer ist Leni Nathrath. Ihre Hauptaufgabe ist es, die wichtigsten Akteure der Schacholympiade ins Rampenlicht zu setzen, deren Motivation und Interessen zu fokussieren. Vor kurzem hatte sie Gelegenheit, mit der nun 14-jährigen Elena Winkelmann zu sprechen, die Mitglied der Jugend-Olympiamannschaft ist. In loser Reihenfolge erscheinen auf www.schachbund.de weitere Interviews von Frau Nathrath. Zunächst einmal ganz herzlichen Dank für deine  spontane Zusage am Telefon  zu diesem Interview! Elena, was war eigentlich für dich wichtiger: der Kampf 2002 oder der Titel zur EU-Meisterin 2003 ? Für mich persönlich war der Kampf 2002 wichtiger , einmal weil ich da jünger war in dem Kampf und weil da eben die ganze Nation U 14 da war. Hast du bei der Gelegenheit auch Freundschaften schließen können , oder gibt es so was kaum am Schachbrett ? Ja, ganz viele, weil ich zwischendurch auch mal aufhören wollte mit dem Schachspielen, und da hab ich feststellen müssen, dass ich eben so viel Freunde im Schach habe, dass ich das doch nicht so einfach aufgeben kann. Bild: Elena und Freundin Elisabeth Was waren denn die Ursachen dafür, dass du aufhören wolltest ? Ach, das war, als ich noch ganz klein war und da hatte ich einfach keine Lust mehr, weil ich keine Erfolge hatte. Es gibt ja Schachgrößen, die sagen : Schach ist mein Leben. Würdest du auch soweit gehen oder findest du das maßlos übertrieben ? Ich glaube nicht, dass ich mit Schach Geld verdienen kann, aber Schachspielen möchte ich nie aufgeben. Wieweit beansprucht  denn Schach deine Freizeit ? Hast du auch noch Zeit andere Dinge zu tun ? Ja sicher. Ich gehe morgens zur Schule und wenn ich abends von der Schule nach Hause komme, dann hab ich das Schachtraining schon hinter mir. Dann mach ich noch von mir aus persönlich was und dann hab ich eben Freizeit. Wie sieht denn hier die Jugendszene in Dresden aus ? Wo kann man hingehen? Also ich geh eigentlich nirgends wohin. Ich bleib zu Haus und lese. Aber du triffst dich bestimmt mit deinen Freunden. Findet das dann bei dir zu Haus statt ? Zum Shoppen gehen wir natürlich in die Stadt, manchmal auch ins Kino, aber nicht so oft. Und welche Hobbys hast du noch außer Lesen? Shopping wie gesagt - oder meine Schwester ärgern. Wie alt sind deine Schwestern ? Meine kleine ist 7, meine große Schwester 24. Sind beide auch schachmäßig unterwegs ? Meine große Schwester überhaupt nicht und die kleine will es jetzt lernen. Hast du ihr  denn schon etwas beigebracht oder lehnt sie das ab,  von einer so erfolgreichen Schwester unterrichtet zu werden? Also ich bin sehr, sehr ungeduldig mit ihr und dann hat sie meistens keine Lust mehr. Beim Schachspielen braucht man ja oft emotionale Unterstützung von Freunden oder der Familie. Du hast schon deine Schwestern erwähnt, wie sieht es mit deinen Eltern aus? Haben sie dich immer in jeder Hinsicht  unterstützt oder gab es da auch schon einmal Probleme ? Na ja, meine Mama kann nicht Schach spielen und wenn wir uns denn darüber unterhalten, sitzt sie nur dabei und nickt ab und zu. Aber mein Papa hat mich schon die ganze Zeit unterstützt, weil er es mir ja beigebracht hat. Für Jugendliche in deinem Alter ist ja Musik ganz wichtig. Was hörst du gern und wie oft ? Ich höre alles gern, was im Radio kommt, und davon am liebsten die amerikanischen Popsängerinnen. Auch MTV ist ein Thema für dich ? Ja schon, aber nicht gecastete Gruppen, das ist nicht so mein Ding. Du wirst ja auch von Infineon gesponsert zusammen mit zwei Jungen. Kannst du mir ein bisschen über die beiden erzählen ? Ja, Falko ist im Infineon -Team, seitdem ich dabei bin. Er ist ein Jahr älter und im Schach weitaus besser als ich und der Kleinere, der Felix, ist dieses Jahr reingekommen. Er ist sehr ehrgeizig und genauso gut oder manchmal besser als ich. Was sagen denn die Jungen dazu, wenn du sie gnadenlos beim Schach vom Brett fegst ? Also  ich habe noch nicht so häufig gegen sie gespielt. Gegen Falko habe ich immer verloren und bei Felix sind die Partien ausgeglichen oder ich hab die Nase vorn. Wenn man erfolgreich ist in einem bestimmten Hobby, dann ruft das oft Neid und Missgunst innerhalb der Klasse hervor. Ist das am Sportgymnasium anders, weil es eben auch in verschiedenen Disziplinen so viele Asse gibt, in Tennis oder beim Fußball, oder ist das vielleicht doch manchmal der Fall ? Nein, wir interessieren uns kaum für den anderen Sport und wenn mal einer erzählt, er hat das und das gewonnen, dann sagt man : Ja, schön, klasse, aber Neid in dem Sinne gibt’s bei uns nicht. Wenn du zu Turnieren fährst oder eine spezielle Schachvorbereitung brauchst, dann ist sicherlich immer die Frage der Unterrichtsbefreiung aktuell. Macht das Schwierigkeiten oder hat das Direktorat immer alles problemlos erlaubt ? Man muss eine Woche vorher die entsprechende Entschuldigung abgeben und dann wird eventuell der Notenspiegel überprüft. Manchmal bekommen wir auch Aufgaben mit, aber das ist nur bei Lehrgängen der Fall, nicht bei Turnieren. Das hole ich dann, wenn ich hier bin, wieder nach. Aber ansonsten ist das alles kein Problem. Hast du in einem Schulfach oder sogar in mehreren abgebaut, nur weil du ständig in Sachen Schach unterwegs bist ? Nein, wenn ich ehrlich bin, dann ist es nicht so, dass ich nur in einem Fach abbaue. Es ist leider allgemein so, dass ich von Jahr zu Jahr immer schlechter  werde. Gibt es dafür eine spezielle Erklärung oder willst du das Alibi Schach nicht unbedingt dafür anführen ? Nicht unbedingt Schach, aber ich will jetzt nicht genau sagen, was es ist. Elena, das sei dir zugestanden und  herzlichen Dank für das Gespräch! Dieser Artikel wurde bereits 1928 mal aufgerufen. Veröffentlicht von Klaus-Jörg Lais

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