Spieler aus 28 Nationen sind gemeldet. Die Nationalitätenbezeichnung ist nicht immer identisch mit der Staatsangehörigkeit. 152 der Gemeldeten tragen das Kürzel "GER". Bei den 128 Stammspielern überwiegen die "Ausländer": 67:61. Viele von ihnen kommen aus den Nachfolgestaaten der untergegangenen Sowjetunion.
Eine Analyse ergibt, dass die besten Aufstellungen an den ersten 10 gemeldeten Brettern eine durchschnittliche ELO-Zahl aller 16 Mannschaften von 2.508 ausweisen. Das ist genau der Wert der Vorsaison. Während die Spitzenmannschaften leicht zugelegt haben, sind die hinteren Teams rechnerisch deutlich schwächer geworden. Die Aufsteiger zieren nach einer ersten Prognose die Plätze 13 bis 16, also alle Abstiegsplätze.
Dem stärksten dieser Aufsteiger, dem Godesberger SK (ELO 2.456) mit einer jungen und sicher noch steigerungsfähigen Mannschaft könnte man eine ähnliche Überraschung zutrauen, wie sie im Vorjahr dem SC Eppingen gelang. Abstiegskandidaten sind sicherlich Ostmeister SC Leipzig-Gohlis (ELO 2.338) sowie der Nordaufsteiger SK Zehlendorf Berlin (ELO 2.354). Bei Südmeister SG Heidelberg-Kirchheim (ELO 2.387) glimmt der Hoffnungsfunke, so lange der Einsatz von GM Alexander Onischuk eine echte Option ist; ohne ihn haben die Heidelberger Vorstädter wohl keine Chance.
Der SV Wattenscheid (ELO 2.506) und die im Abstiegskampf erfahrenen SF Neukölln Berlin (ELO 2.484) sind neben dem SC Eppingen (ELO 2.475) ebenfalls stark gefährdet. Die Fachwerkstädter sind jünger und stärker geworden (im Vorjahr noch ELO 2.434), aber ein "sanftes Ruhekissen" ist der prognostizierte Platz 12 keineswegs. Die Mannen um Teamchef Hans Dekan setzen wie die Mannschaft aus Bad Godesberg auf ihre Steigerungspotentiale. Die Namen Braun, Meier, Rau, Meinhardt und Eisenbeiser gehören mit zum Besten, was die Deutsche Schachjugend zur Zeit zu bieten hat. Auch die vier Großmeister an der Spitze des SCE sind sämtlich unter 30 Jahre alt, aber zumindest die Studenten Acs und Medvegy setzen heute andere Prioritäten als das Profischach.
Wie dicht die Klasse im Mittelfeld besetzt ist, belegt die Tatsache, dass der SV Mülheim Nord (ELO 2.515) als bester Aufsteiger des Vorjahres (Platz 6) mit 7 Großmeistern im Aufgebot mit Platz 9 gerade mal das hintere Mittelfeld anführt.
Nicht weit davon entfernt sind die Traditionsvereine Hamburger SK (ELO 2.519) und SGA Solingen (2.541). Ob die Mannen aus der Klingenstadt den Schock des Vorjahres schon verkraftet haben, als sie gerade noch den letzten Klassenerhaltsplatz ergatterten, obwohl sie damals die Auguren im Verfolgerfeld gesehen hatten?
Ab Platz 6 der Prognose kommen dann die Anwärter für einen Platz auf dem "Treppchen". Da ist zunächst einmal Eppingens neuer Reisepartner TV Tegernsee (ELO 2.545), Vierter des Vorjahres und Dritter der Saison 2003/4, eine gut geführte, homogene Mannschaft fast ohne herausragende Einzelspieler. Wozu die Oberbayern fähig sind, bewiesen sie im Vorjahr, als sie in der Eppinger Realschule den hohen Favoriten OSC Baden-Baden ebenso überraschend wie verdient besiegten und damit den Grundstein für das spätere Ende der Titelträume der Badestädter legten.
Die Spfr. Katernberg (ELO 2.549) zu den Favoriten zu zählen, ist sicherlich gewagt, aber die Essener haben schon im Vorjahr Platz 6 belegt und den Abgang des Dortmunder Sensationssiegers GM Naiditsch zum fränkischen Zweitligisten TSV Bindlach einigermaßen kompensiert.
Eine gute Adresse ist der SC Kreuzberg Berlin (ELO 2.561) mit dem frisch gebackenen Europameister Liviu-Dieter Nisipeanu. Man erinnere sich: der sympathische Rumäne mit deutschen Wurzeln kam in der Eppinger Realschule im Dezember 2004 gegen den sensationell aufspielenden Baden-Badener Ligastar Viswanathan Anand fürchterlich unter die Räder. Beim SC Kreuzberg ist Nisipeanu nur die Nummer 2. Der Armenier Levon Aronian hat ihn in der Weltrangliste überholt und gehört jetzt zum Klub der Spieler über ELO 2.700.
Aber die Berliner müssen endlich mal auch gegen große Teams gewinnen können. Die spielerische Klasse hätten sie, aber mentale Schwächen verhinderten bislang größere Erfolge.
Ein anderes Kaliber ist da schon Titelverteidiger SV Werder Bremen (ELO 2.577). Wie im Vorjahr sind die Hanseaten Dritter der Setzliste. Mit etwas Glück und große Kampfmoral sorgten sie schon in der Saison 2004/05 für eine große Überraschung. Eine Wiederholung ist nicht ausgeschlossen!
Rekordmeister SG Porz Köln (ELO 2.639) möchte zu gerne die zwölfte Meisterschaft an den Rhein holen. Die Kölner haben GM Alexander Beljawski ohne Kompensation verloren, aber an ihrer Titelreife zweifelt niemand.
Noch stärker eingeschätzt wird freilich der OSC Baden-Baden (ELO 2.687). Die Badestädter wollen es heuer wissen und haben mit GM Etienne Bacrot und GM Peter-Heine Nielsen zwei weitere Hochkaräter "an Land gezogen".
Nervenstärke in entscheidenden Situationen fehlte den Badestädtern bislang. Im Stichkampf 2003/04 griff Alexei Shirov daneben und in der entscheidenden Schlussrunde 2004/05 in Köln war Michal Krasenkow der "Sünder". Aber irgendwann wird die Meisterschale ihren Weg an die Oos nehmen, vielleicht schon 2005/06. Vieles spricht dafür!
An zwei Wochenenden hält der Bundesliga-Express auch in Eppingen:
Zum Saisonstart am 21.-23.10.2005 treffen sich der SC Eppingen, Reisepartner TV Tegernsee, Vizemeister SG Porz Köln und Neuling Godesberger SK in der neuen Großsporthalle am Berliner Ring und am 18./19.03.2006 kommen die Schachfreunde aus dem "Kohlenpott" zum Gegenbesuch: die Spfr. Katernberg und der SV Mülheim Nord.
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