ECU FIDE DSJ Bundesliga Fernschachbund | Shop
UKA Umweltgerechte Kraftanlagen Meißen GmbH - Partner des Deutschen Schachbundes
ChessBase - Partner des Deutschen Schachbundes
DWZ/Elo
Übersicht Datenbank DeWIS Alte Datenbank
Spielbetrieb
Familienmeisterschaft DSAM (Ramada-Cup) Tag des Schachs Deutschland-Cup Verein des Jahres Senioren Frauen Bundesligen Frauen-Regionalligen Meisterschaften Nationalmannschaft Terminplan Turnierdatenbank Chronik
Intern
SRK Schach & Recht Leitbild Adressen Präsidium Referate Satzung & Ordnungen Schach & Doping Archiv
Links
Forum Linksammlung Videos Email-Verzeichnis Mediaservice
Angebote/Informationen
Bundesministerium des Innern
Zug um Zug gegen Rassismus
Mehr Informationen Deutscher Olympischer Sportbund
Interessengemeinschaft der nicht-olympischen Verbände im DOSB
Präventionskonzept Gemeinsam gegen Doping
Stiftung Deutsche Sporthlfe
Startseite
Nachrichtendetails

Internetpresse Hach, wie ists so schön kuschelig im Sommerloch...
Internetpresse

28.07.2005
Frank Hoppe vom Berliner Schachverband hat einen wunderschönen Artikel ausgegraben, den ich dem geneigten *Bundesleser* nicht vorenthalten will.

Zukunftsschach vor 85 Jahren (Bild: www.datum.at)
BSV

In der Deutschen Schachzeitung vom Februar 1891 erschien ein Artikel, in dem sich der Autor das Schach im Jahre 1920 vorstellte. 85 Jahre nach dieser Fiktion ist es an der Zeit zu überprüfen, ob die Voraussage aus dem Jahr 1891 stimmte oder nicht. Der geschätzte Leser möge sich ein Urteil bilden ...

Vier        -      von Dreizehn

Gespielt im Meisterturnier des internationalen Schachkongresses zu Magdeburg am 20.Juli 1920

Die sehr berechtigte Vorsichtsmaßregel, zur Schonung des Renommées unter einem Pseudonym zu spielen, fing schon gegen Ende des vorigen Jahrhunderts an, sich einzubürgern. Damals freilich, als man noch klangvolle Pseudonyme wählte, wie von Höllenstein oder Schlemihlius, konnte dadurch noch kein Irrtum entstehen, ja dem Kenner des Schachlebens war es oft sogar möglich, aus der meist stattlichen Zahl der Nullen, mit denen der Pseudonymus auf dem Turniertableau paradierte, ziemlich richtige Schlüsse auf den eigentlichen sog. Meister zu ziehen, der seine Schachreputation hinter der Maske geborgen wähnte.

Als aber vor zwei Jahren auf dem internationalen Kongreß in Inowrazlaw nicht weniger als acht der anwesenden Matadore auf die barocke Idee verfielen, das harmlose Pseudonym Meier zu wählen, fing die Sache an, sehr kompliziert zu werden, obwohl sich vier der Herren "von Meier" und vier "Meier" schlechtweg nannten, und man auf's Peinlichste bestrebt war, durch rigorose Auseinanderhaltung der orthografischen Nuancen (ei, ey, ai, ay) Verwechselungen hintanzuhalten. Eine wahre Komödie der Irrungen hub aber im Beginn der zweiten Woche an, als wie gewöhnlich die furchtbare Turnierkrankheit * ihre Opfer forderte und eine neckische Laune des Zufalls es so fügte, daß gerade die acht Meier resp. von Meier am meisten Aussicht auf die Preise hatten, somit von der Seuche verschont blieben und für sich allein das Turnier fortsetzten, das so aus einem Meisterturnier zu einem Meierturnier wurde.

Um die Wiederholung solcher unliebsamen Fälle zu verhindern, wurde auf dem diesjährigen Turnier zum ersten Male der durchaus geglückte Versuch gemacht, jedem Teilnehmer statt eines Pseudonyms durch's Los eine Nummer zu geben, wodurch Verwechslungen ein für alle Mal vermieden sind. Freilich war unser allverehrter Generalsekretär Herr Zwanzig, der auch diese Turnier in gewohnter Frische und bewundernswerter Rüstigkeit leitete, anfänglich mit dieser Neuerung nicht einverstanden; er fürchtete, wenn zufällig unser schwarzer Landsmann aus Dar-es-Salaam, dem seit vielen Jahren Niemand den letzten Platz in den Turnieren streitig machte, die Nummer 20 ziehen sollte, die Blamage einer Verwechslung mit demselben nicht überleben zu können. Herr Zwanzig gab jedoch nach, als man ihm versicherte, daß sein Name resp. seine Nummer für ihn allein reserviert und nicht mit ausgelost werden sollte.

(Nun zur Partie...)

Regelmäßige Eröffnung

1. Sg1-f3

Dieser Zug rührt von Zukertort her, nach welchem die Eröffnung bis zu diesem Turnier benannt worden ist. Da Zukertort aber selbst nicht die konsequente Fortsetzung gefunden hat, die vielmehr von dem Führer der Weißen in dieser Partie zum ersten Male gezeigt wird, dürfte es wohl allgemeine Billigung finden, wenn wir diesem Meister zu Ehren die Eröffnung von nun an "Vierspringerspiel" nennen.

1. ... Sg8-f6

Charakteristisch für die oberflächliche, nie in das wahre Wesen des Schachs eindringende Spielweise des vorigen Jahrhunderts ist die kaum glaubliche Tatsache, daß Zukertort's Gegner ohne Ausnahme seinen Springerzug durch den naiven Doppelschritt des Damenbauern beantworteten, also offenbar keine Ahnung davon hatten, welch' großen Vorteil für's Endspiel sie damit aus der Hand gaben. Der Zug im Text ist natürlich der einzig korrekte.

2. Sb1-c3

Ein ausgezeichneter Zug, der dem genialen Tiefblick Vier's alle Ehre macht ! Zukertort pflegte an dieser Stelle d2-d4? zu spielen, womit er bewies, daß er seinen ersten Zug selbst nicht verstanden hatte. Es kann garnicht scharf genug betont werden, daß ein Bauer nicht rückwärts ziehen kann, und daß er deshalb, wenn er einmal gezogen worden ist, nur eine beständige Marke für den Angriff des Gegners bildet, dem er sich nicht wie ein Offizier durch einen Rückzug entziehen kann. Außerdem aber ist es sehr wichtig, im Endspiel einen Bauer nach Belieben einen oder zwei Schritte ziehen zu können, ein großer Vorteil, dessen sich Vier durch einen verfrühten Bauerzug begeben würde.

2. ... Sb8-c6

Auch von Dreizehn entwickelt in dieser Partie seine gediegene Meisterschaft.

3. Sf3-g1 !

Ein großartiger, mit bewundernswerter Feinheit angelegter Plan ! Der Anziehende droht damit, durch 4. Sc3-b1 den bedeutenden Vorteil zu erlangen, daß er zwei Figuren weniger entwickelt hat als sein Gegner, und das für lange Zeit hinaus keine seiner Figuren von einem Bauer angegriffen werden kann.

3. ... Sf6-g8

von Dreizehn merkt die Gefahr zu rechter Zeit und folgt sofort dem Beispiele des Gegners.

4. Sc3-b1 Sc6-b8

Der Kenner sieht mit Genugtuung, daß hier zwei Meister allerersten Ranges einander gegenübersitzen, denen die subtilsten Feinheiten des Spieles geläufig sind. Beide Teile hüten sich aus den oben erwähnten Gründen, sich durch Aufzug eines Bauern eine Blöße zu geben. Früher hielt man die Bauernzüge für notwendig, um die Offiziere entwickeln zu können, d.h. man hatte bei dem ersten Fehler schon die folgenden im Auge. Denn schon gegen Ende des vorigen Jahrhunderts stellte es sich mehr und mehr heraus, das die Entwicklung der Offiziere nicht nur unnötig, sondern sogar schädlich ist, da dieselben, wenn entwickelt, von den feindlichen Bauern angegriffen werden und unter Umständen, wenn man z.B. dies nicht bemerkt, verloren gehen können. Die großartige Tiefe und Harmonie in der Erfindung und Anlage unseres Spieles wird durch nichts glänzender illustriert, wie durch die jetzt wohl allgemein anerkannte Tatsache, daß alle Steine, Figuren wie Bauern, da, wo sie der Erfinder (wenn wir einen solchen für einen Moment supponieren wollen) hingestellt hat, auch am besten stehen. Ein Wahnwitziger oder ein Tor, wer die ideale Harmonie dieses göttlichen Mikrokosmos mit frevler Hand stören möchte !

5. Sg1-h3

Der Anziehenden versucht es nun auf eine andere und unserer Ansicht nach bessere Weise, dem Gegner beizukommen. Daß die Springer am Rande weit besser postiert sind als in der Mitte, wo sie zuviel Felder beherrschen, war ebenfalls schon am Ende des vorigen Jahrhunderts bekannt.

5. ... Sb8-a6

Auch von Dreizehn ändert sehr schlagfertig sofort seine Taktik.

6. Sb1-a3 Sg8-h6

Beide Gegner halten die Balance auf allen Punkten des Brettes, und keiner gibt sich eine Blöße. Natürlich muß eine solche vorsichtige wie tiefe, dem Kenner außerordentlich imponierende Spielweise zu einem für beide Teile gleich ehrenvollen Remis führen.

7. Sh3-g1 Sh6-g8

Diese beiden Züge rühren von dem nach unseren jetzigen Begriffen größten Meister des vorigen Jahrunderts her, welcher dieselben in einem berühmten Korrespondenz-Wettkampf anwendete. Dieser Meister war der einzige seiner Zeit, der so tief in das innerste Wesen des Schachspiels eingedrungen war, daß er als der Vorläufer unserer modernen Schachstrategie betrachtet werden kann. Seine Spielweise war, um einen damals modernen Ausdruck zu gebrauchen, fin de siecle.

8. Sa3-b1

Hier bot von Dreizehn Remis an. Vier ist momentan im Vorteil, da er eine Figur weniger entwickelt hat als sein Gegner, indessen dürfte sich dieser Vorteil einem solchen Meister gegenüber kaum festhalten lassen. Ein Gewinn für die ein oder andere Partei ließe sich überhaupt nur dann erzielen, wenn z.B. einem der Spieler, ohne daß er es bemerkte, ein Bauer unter den Tisch fiele, wozu sich ein Turmbauer am besten eignet, und der Gegner dies ebenfalls nicht sehen oder durch einen deus ex machina am Aufheben des Bauern verhindert würde. Da man indeß auf eine derartig günstige Konjunktur in den seltensten Fällen mit Sicherheit wird rechnen können, so nahm Vier die Remisofferte an.

Diese Partie erhielt den von Mr.Soandso ausgesetzten Spezialpreis für die bestgespielte Partie des Turniers, eine Entscheidung, die gewiß den Beifall aller Kenner finden wird.

Vergleicht man mit dieser einfachen, aber klaren, tiefen und so gar nicht aufregenden Strategie den sinnverwirrenden Höllenbreugel von Kombinationen, den besonders Morphy zu vollführen liebte, so muß man sich erstaunt die Frage vorlegen: War das, was unsere Vorfahren im 19.Jahrhundert kultivierten, wirklich Schachspiel zu nennen ?

Dr.T.

* Diese interessante Krankheit ist in den letzten Jahrzehnten sehr eingehend von den Ärzten studiert worden. Da sie sehr ansteckend ist, nahm man schon lange einen Bazillus als ihren eigentlichen Erreger an. Derselbe ist nun kürzlich entdeckt worden und hat wegen seiner eigentümlich runden Form den Namen "Null-Bazillus" erhalten. Er zeichnet sich durch ein ungemein rasches Wachstum aus. Wie zu anderen Infektionskrankheiten, so ist auch zu dieser nicht Jeder in gleicher Weise disponiert, sie zeigt vielmehr eine ausgesprochene Vorliebe für schwächere Individuen, weshalb sie die Engländer auch "Outsider's disease" nennen. Die Krankheit setzt nach einem bestimmten Inkubationsstadium von 6 bis 8 Runden, während dessen nur einige unbestimmte Symptome, wie mürrische Stimmung, Schlaflosigkeit, Magenbeschwerden vorhanden sind, ganz akut mit sehr starken Kopfschmerzen und absoluter Unlust zu geistiger Tätigkeit, besonders zum Schachspielen ein, und auf ihrem Höhepunkte weist sie als das markanteste Symptom, welchem allein differentialdiagnostische Bedeutung zukommt, eine ausgesprochene, durch nichts zu bändigende Reiselust auf. Zum Glück führt gerade dieses Symptom auch die Heilung herbei, denn eine Luftveränderung beseitigt sofort die ganze Krankheit. Leider treten aber öfters Rückfälle ein.
Dieser Artikel wurde bereits 1537 mal aufgerufen.
Veröffentlicht von Klaus-Jörg Lais



Werbung
Online-Shop der Deutscher Schachbund Wirtschaftsdienst GmbH
Hier könnte Ihre Werbung stehen!
Schachreisen Jörg Hickle
Schachkalender 2013

Aktionen
ASS Athletic Sport Sponsoring GmbH
Chess Evolution Newsletter
Pixelnet
DSB-Imagebroschüre Schach verbindet
Copyright © 1996 - 2013 Deutscher Schachbund e.V.
| Impressum