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DSJ Die Meistermacher
DSJ

12.06.2005
- wie finde ich den richtigen Trainer für mein Kind?


Zunächst einmal: Wie finde ich überhaupt einen Schachtrainer? In einem Verein würde jetzt manch ein DSB-Funktionär sagen. Und er hätte recht. Zum Teil. Denn lange nicht jeder Verein verfügt über einen Trainer.
Eine einfache Frage - auf die es leider keine einfache Antwort gibt. Vermutlich nicht einmal eine richtige. Aber vielleicht wenigstens eine gute. Versuchen wir es.

Zwar hat der Deutsche Schachbund mit seinem mehrstufigen Konzept der Trainerausbildung (Übungsleiter, C-, B-, A-Trainer) ein geschlossenes System der Trainerqualifikation, das auch international angesehen ist, aber leider greift dies in der Fläche nicht überall. Nicht einmal ein Fünftel aller Vereine verfügt über einen ausgebildeten Trainer. In vielen Vereinen wird die Jugendarbeit schlicht von demjenigen gemacht, der am leisesten "Nein" geschrieen hat. Und so fehlt es allzu oft gleich an allen drei wichtigen Kompetenzbereichen, die einen erfolgreichen Trainer ausmachen: Die schachliche Qualifikation, die pädagogische Qualifikation und die Erfahrung.

Dies ist beileibe keine Kritik an den unzähligen ehrenamtlichen Mitgliedern, die Woche für Woche versuchen, ein Jugendtraining auf die Beine zu stellen und immer wieder tapfer gegen alle Widrigkeiten ankämpfen, seien es mangelnde Finanzen, ungeeignete Räume, die übermächtige Konkurrenz der Freizeitindustrie oder schlecht erzogene Kinder.

In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle funktioniert es dennoch - und hin und wieder entwickeln sich in diesem Umfeld sogar Talente ...

Wir reden heute aber ganz bewusst  nicht über die Frage "Welcher Verein ist der richtige?", sondern wir suchen nach dem "richtigen Trainer". Und diese Suche kann, muss aber nicht im Zusammenhang mit einer Vereinssuche stehen.

Bevor wir uns also gemeinsam auf die Suche begeben, formulieren wir erst einmal die Kriterien, die einen guten Trainer ausmachen:

Die schachliche Qualifikation

An Fide-Titeln und DWZ/Elo-Zahlen lässt sich sehr schnell erkennen, wie hoch die schachliche Kompetenz eines Trainers ist. Natürlich können Vereinsspieler mit pädagogischem Geschick und einer Spielstärke von 1400 DWZ Kindern nicht nur die Regeln vermitteln, sondern sie auch über ein, zwei Jahre hinweg zur Turnierreife führen. Und ebenso offensichtlich wäre es ein schachlicher Overkill, wenn ein GM mit 2700 Elo einem sechsjährigen Anfänger die ersten Regeln beibringen würde. Aber andererseits: SCHADEN würde es dem Sechsjährigen nicht unbedingt. Nach oben gibt es also keine Grenzen, nach unten sollte man sich an die Faustregel halten: Der Trainer sollte über mindestens 400 DWZ-Punkte mehr als sein Schützling verfügen - wenn möglich. Denn mindestens ebenso bedeutsam ist...

Die pädagogische Qualifikation

Die lässt sich (leider) nicht an irgendwelchen Rating-Zahlen ablesen - und auch nicht an der Klassifikation des Trainerscheins. Denn Pädagogik hat ein wenig mit Ausbildung zu tun. Noch mehr aber mit Begabung und Charakter - und doch ist sie gerade in der Trainingsarbeit mit Kindern so bedeutend. Denn Schachtraining ist nie pure Wissensvermittlung sondern in ganz besonderem Maße auch Arbeit an der Psyche des Kindes. Viele Fragen stehen hier im Raum: Kann der Trainer motivieren? Kann er fordern ohne zu überfordern? Kann er auch bestätigen, loben, positive Ansätze selbst nach schlimmen Rückschlägen finden? Kann er kritisieren ohne eine Blockade zu erzeugen und vor allem: Stimmt die "Chemie" zwischen Trainer und Kind?

Wir können versuchen, diese Fragen abstrakt und theoretisch zu beantworten. So wie es in der betrieblichen Fortbildung umfangreiche Evaluierungstests zur Ermittlung von Trainerkompetenzen gibt, so könnte man diese geringfügig verändert auch im Schachtrainerbereich einsetzen. In der Praxis hat sich ein ganz anderer, unkomplizierter Weg bewährt:

Das Probetraining

Eltern merken schon nach einer Stunde, ob ihr Kind einen Bezug zum Trainer herstellen kann - und umgekehrt. Stimmt die Chemie, dann wird meist auch das Training Früchte tragen. Stimmt sie nicht, nutzen keine noch so schönen Titel und Konzepte.

Wer zusätzlich zu einem Probetraining noch nach mehr Sicherheit vor einer Entscheidung strebt, der sollte sich vom Trainer in spe Referenzen benennen lassen und die Eltern anderer von ihm trainierter Kinder wirklich kontaktieren. Man merkt schnell, ob diese Eltern zufrieden sind - und ein guter Trainer scheut diese "Prüfung" nicht. Schließlich hat er Interesse an einer langfristigen Zusammenarbeit - und dafür ist Vertrauen die beste Grundlage. Vertrauen, dass begründet sein will.

Gut ist nicht unbedingt richtig

Nun wissen wir also, wie wir herausfinden, ob ein bestimmter Trainer "gut" ist. Aber ist er auch der "Richtige" für unser Kind?

Dazu müssen wir zunächst einmal bei uns selbst beginnen und uns ehrlich die Frage beantworten. Was erwarten wir von unserem Kind? Geht es uns allein darum, unserem Kind Spaß und Erfolgserlebnisse zu vermitteln? Wollen wir mit dem schachlichen Engagement Konzentrationsfähigkeit, Konfliktfähigkeit und andere Qualifikationen fördern? Streben wir nach kurzfristigen Erfolgen, Titeln? Oder geht es uns hauptsächlich darum, dass unser Kind auch noch als Erwachsener gut aber vor allem gerne Schach spielt?

Auch wenn es vielleicht eine sehr schmerzhafte Portion Ehrlichkeit gegenüber sich selbst bedarf: Wir kommen um Antworten auf diese Fragen nicht herum. Letztlich ist die Suche nach dem "richtigen" Trainer von Anfang an zum Scheitern verurteilt, wenn wir uns diese Fragen nicht ehrlich beantworten.

Und wenn wir keine ehrliche Antwort auf die alles entscheidende Frage finden:

Was will das Kind?

Will es in erster Linie Spaß haben? Will es Schach verstehen? Will es sich mit Schach täglich beschäftigen. Liebt es das Spiel? Oder liebt es "nur" den Sieg? Spielt es den Eltern zuliebe? Oder gibt ihm Schach etwas, was es anderswo nicht erfahren kann? Wie leistungsbereit, wie frustrationstolerant ist das Kind?

Meister kann man nicht "machen"

Auch hier führen nur ehrliche Antworten weiter. Wer ein Kind ohne jede eigene Ambitionen täglich mit zwei Stunden Schach quält, der misshandelt eine Kinderseele und produziert bestenfalls temporäre Titelträger. Spätestens in der Pubertät bekommt er dann das Schachbrett vor die Füße geworfen ...

Haben wir also diese Fragen beantwortet und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Investition in einen Trainer in unserem Fall durchaus eine sinnvolle Sache sein könnte, dann können wir ernsthaft daran gehen, die "Kandidaten" zu sichten.

Doch zunächst sollten wir uns die unterschiedlichen Trainingsformen in Ruhe anschauen. Denn  je nach Zeit- und Finanzbudget und konkreter Lage kommen nur einige dieser Trainingsformen in Betracht:

Die optimale Lösung

Persönliches Training zu Hause. Die bei weitem effektivste aber auch kostenintensivste Trainingsform. Sie funktioniert nur, wenn ein qualifizierter Trainer in der unmittelbaren Umgebung wohnt. Im optimalen Fall übernimmt der Trainer die komplette Ausbildung, macht persönliches Training und versorgt seinen Schützling mit Aufgaben für das tägliche Heimtraining. Auch Turnierplanung, -vorbereitung und Betreuung kann der Trainer übernehmen. Professionelle Trainer, meist mit A-Lizenz des Deutschen Schachbundes, sind in allen größeren Städten zu finden, am besten beim Schachkreis oder Bezirk anfragen, einige inserieren auch in den Regionalausgaben der Rochade.
Die Kosten sind naturgemäß sehr unterschiedlich. Ca. 30,00 Euro pro Trainingsstunde sind ein durchaus üblicher Satz. Es gibt auch Pauschalverträge, die aber je nach Umfang rasch 500,- Euro und weit mehr  monatlich Kosten verursachen können. Wenn man es sich leisten kann, ist dies natürlich die effektivste Methode und kann auch schon bei sehr jungen Kindern rasche Spielstärkenzugewinne produzieren. In dieser Form wird aber nur ein verschwindend geringer Prozentsatz aller Kinder trainiert.

Andere Trainingsformen

Natürlich gibt es noch einige andere Trainingsformen, die sich in der Regel die neuen Kommunikationsmedien zu Nutze machen und so häufig deutlich kostengünstiger sind, einige davon durchaus auch effektiv. Hier einige Beispiele:

Chessline (www.chessline.net)
Bulletweltmeister GM Roland Schmaltz steht hinter diesem Konzept. Er bietet individualisiertes Training via Email an. Am Beginn steht keine Einteilung nach DWZ sondern eine gezielte Analyse der Stärken und Schwächen des Spielers anhand von Fragebögen bzw. eigenen Partien. Darauf aufbauend wird ein individuelles Trainingskonzept erstellt, das tägliche (!) Aufgabenpakete liefert. Diese gibt es im Wochenrhythmus per Email. Wächst dann die Spielstärke werden auch die Trainingsaufgaben angepaßt. Kosten: 25,- Euro im Monat. Ein durchaus empfehlenswertes Modell für ältere Kinder ab ca. 12 Jahren die bereits selbstständig mit Chessbase arbeiten können, denn die Aufgaben kommen in diesem Format.

Internet-Stützpunkttraining (www.die-schachaufgabe.de)
FM Bernd Rosen, A-Trainer des DSB, Autor des Klassikers "Fit im Endspiel" und Landestrainer in Nordrhein-Westfalen hat schon sehr frühzeitig eine interessante Trainingsform entwickelt: Der Internet - Stützpunkt wurde zunächst für NRW Kader-Jugendliche eingerichtet, die zu weit von einem der "klassischen" Stützpunkte entfernt wohnen oder wegen anderer Termine an den Treffen nicht teilnehmen können.
Bernd Rosen bietet auch "Externen" an, an dem Stützpunkt-Training teilzunehmen. Eine sehr kostengünstige und zugleich qualifizierte Lösung, die aber im Einzelfall mit ihm abgestimmt werden muss.


Onlinetraining via Internet (www.onlineschachtraining.de)
Ein sehr innovatives Konzept hat  IM Jaroslaw Srokowski, diplomierter Schachtrainer aus der Ukraine. Er ist Landestrainer in Baden-Württemberg und u.a. Trainer von Florian Handke, der als einer der jüngsten deutschen Spieler zum Großmeister ernannt wurde. Srokowski bietet Online-Einzeltraining an. Dies bedeutet direkten Kontakt zum Schüler via Internet. Er kann den Desktop des Trainers sehen und per Headset gleichzeitig mit ihm kommunizieren. Am Ende des Trainings werden die Inhalte in Form einer PGN-Datei per E-Mail zugesandt. Diese Trainingsform kommt also in seiner Qualität nahe an das direkte Training zu Hause heran, spart aber natürlich Kosten und ermöglich ein intensives persönliches Training auch für diejenigen, die keinen Top-Trainer in der Nachbarschaft haben.


Chesstigers Universität (www.chesstigers.de)
Ein sehr professionelles und durchdachtes Konzept hat die "Chesstigers Universität" entwickelt, hinter der der rührige Schachorganisator Hans-Walter Schmitt steht, der auch die Mainzer Chess Classics ausrichtet. Die Homepage ist sehr informativ, es gibt jeweils 40-teilige Kurse in unterschiedlichen Stufen. Probelektionen können kostenlos heruntergeladen werden. Man kann sich online anmelden. Die Gebühren betragen pro Kurs 60,- Euro. Weitere Kurse erhält man dann mit deutlichen Rabatten. Die Unterlagen kommen im PDF-Format, jeweils mit ausführlichen Tipps für den Trainer. Ursprünglich konzipiert, um den oben erwähnten "jungfräulichen" Übungsleitern einen qualifizierten Unterricht zu ermöglichen, ist jedoch auch ein Einsatz zu Hause gut realisierbar - zu einem konkurrenzlos günstigen Preis.

Die POWERCHESS Schule (Email training@powerchess.de)
IM Roman Vidonyak,  A-Trainer (DSB) und studierter Schachtrainer aus der Ukraine, arbeitet mit Chessline zusammen und bietet ein ähnliches Modell für jüngere Kinder (schon ab 8 Jahren an). Allerdings muss in dieser Altersgruppe noch wesentlich individueller auf die Kinder eingegangen werden. Deshalb gibt es hier keine wöchentlichen Emails sondern individuelle Aufgaben-Dateien in Chessbase-Format, gedruckte Materialien und sehr viel individuelle Beratung für Kind und Eltern, bei Bedarf auch persönliche Trainingsstunden, Turniervorbereitung, Repertoire-Vorschläge und sogar Turnierbegleitung zu DEM, Europa- und Weltmeisterschaften bzw. Normenturnieren im Ausland. Deutschlands junges Schachwunderkind IM Sebastian Bogner (14!) wird z.B. von ihm betreut, aber auch viele Kaderspieler. Mehrmals im Jahr bietet Roman Vidonyak auch zentrales Lifetraining an Wochenenden für seine Schützlinge an. Die Kosten sind je nach Aufwand individuell verschieden. Sieht man sich den Erfolg der POWERCHESS Schüler an, dann ist dies sicher eine attraktive Lösung für alle, denen die Kosten eines "persönlichen" Trainers (zunächst) zu hoch sind, die aber nach einer möglichst individuellen Förderung suchen - und sich die Option auf "mehr" ohne einen späteren Trainerwechsel waren wollen.

Dies sind nur einige Beispiele, es gibt noch viele ähnliche Konzepte. Die Internet Newsgroup KiSCH (www.kinderschach.net) erarbeitet zur Zeit eine "Trainerdatenbank" in der solche Projekte zentral gesammelt und allen Interessierten zur Verfügung gestellt werden sollen.


Die Gretchenfrage: Brauche ich überhaupt einen Trainer?

Grundsätzlich "braucht" kein Kind einen Trainer, um Schach zu lernen. Mit der Fülle von Trainingsmaterial, das heute auf dem Markt angeboten wird, kann jedes Kind sich - unter Anleitung der Eltern - eine ganz ordentliche Spielstärke erarbeiten. Und in vielen Vereinen wird von "Amateuren" durchaus professionelle Arbeit gemacht, die sich teilweise durchaus mit den kostenpflichtigen  Angeboten der "Profis" vergleichen kann. Gibt es aber in der Familie niemand, der über genügend schachliche Qualifikation (und Zeit) verfügt, um das häusliche Training zu organisieren, ist auch kein entsprechend attraktiver Verein in der Nähe, dann kann der Weg zu einem professionellen Angebot durchaus sinnvoll sein. Vor allem, wenn ihr Kind Talent und Begeisterung für das Schach hat, sowie die Bereitschaft, daran zu arbeiten.

Bei allem aber gilt: Man kann Trainingskompetenz einkaufen, nicht aber Spielstärke oder Erfolge. Die müssen von ihrem Kind selbst erarbeitet werden. Und das muss es wollen.

Wenn es dann das Glück hat, einen Trainer zu haben, mit dem es "funkt", der nicht nur Wissen vermitteln kann sondern auch ein guter Motivator und Psychologe ist, dann kann ihr Kind ungeahnte Erfolge erleben.

Meister kann man zwar nicht "machen". Aber hinter jedem Schachwunderkind steht mindestens ein Top-Trainer. Und davon haben wir in unserem Land eine ganze Menge ...

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Die nächste Kolumne behandelt das Thema: "Der Kampf der Geschlechter - Warum Mädchen besser Schach spielen - und öfter verlieren." und erscheint am 1. Juli.

Der Autor freut sich über jede Kritik und Anregung unter schachkids@chessgate.de. Er beantwortet jede Mail persönlich. Immer. Wenn auch nicht immer sofort.

© Mai 2005 Jörg Sommer. Nachdruck ohne schriftliche Genehmigung des Autors nicht gestattet

erschienen auf: www.chessgate.de


 

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Veröffentlicht von Beitrag von Klaus-Jörg Lais



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