Zu Beginn begrüßte Bürgermeister Karl Blei alle Schachenthusiasten. Er ging kurz auf die Bedeutung des Schachspiels und seine Geschichte ein. Anschließend folgte dann das eigentliche Spiel an den 35 Brettern, das von Thomas Kammer organisiert worden war. Meist zeichnete sich schon nach wenigen Zügen die Überlegenheit des Großmeisters ab. Nach gut einer Stunde mussten die ersten enttäuschten Herausforderer aufgeben. Nur an weingen Brettern gab es längeren Wiederstand. So ergaben sich dann vier Spiele, die nach hartem Ringen mit einem Remis endeten. Die Sensation der Veranstaltung war aber der Sieg der einzigen weiblichen Teilnehmerin gegen Lutz. Die erst 16-jährige Carolin Blodig aus Dietfurt hatte zwei wichtige Bauern erobert und verwertete diesen Vorteil sicher zum Sieg. Nur noch eine weitere Niederlage musste der Großmeister im Verlauf der Veranstaltung einstecken.
Am längsten kämpfte Christian Maurer. Als schon alle restlichen Spiele beendet waren, versuchte er immer noch verzweifelt seine Stellung mit einem Bauern weniger gegen den Großmeister zu halten. Doch da sich Lutz nur noch auf dieses eine Spiel konzentrieren musste, spielte er nun seine ganze Routine aus und beendete nach über fünf Stunden Gesamtspielzeit diese letzte Partie mit einer sehenswerten Kombination, ganz zur Freude der umstehenden Schachkiebitze. Ebenfalls heftigen Wiederstand leistete Stefan Weber, in einem remisverdächtigen Endspiel doch auch hier zeigte sich wieder das großartige Können des Meisters: Ihm reichte der "mikroskopischen Vorteil" für einen hart umkämpften Sieg.
16-Jährige schlägt Großmeister
Christopher Lutz simultan in Nittenau - Bürgermeister Karl Bley muss passen - Schachstrategien Nittenau. (sir) Er ist einer der aktuell stärksten Schachspieler: Großmeister Christopher Lutz trat in Nittenau simultan gegen 35 Teilnehmer im Pirzer-Saal an. Die Schachabteilung des TSV Nittenau hatte ihn im Rahmen des 20-jährigen Gründungsjubiläums eingeladen. Zustande gekommen war der Kontakt zum Großmeister über den Jugendleiter Thomas Kammer.
Seit vielen Jahren besetzt der 34-Jährige in der Bundesliga das Spitzenbrett der SG Köln-Porz und wurde mehrmals Mannschaftsmeister. Alles fing damit an, als er im zarten Alter von sieben Jahren beim Schachspiel zugeschaut hat. Sein Interesse war geweckt, etwas außergewöhnlich eignete er sich sein Wissen zunächst autodidaktisch aus einem Buch an.
Ein Profi gibt Auskunft
Seit 15 Jahren ist Schach sein Hauptberuf, erzählt er. Nebenbei versucht er Informatik zu studieren. "Am Computer herumspielen", das mache er neben dem Schach gerne. Und mit "herumspielen" meint er programmieren. Die Frage nach dem fotografischen Gedächtnis verneint Christopher Lutz, aber es sei schon sehr gut. So könne er sich gut an einzelne Partien erinnern. Computer und Schach, eine Kombination, die es dem Profi ermöglicht, Schwachstellen im Schach-Computerprogramm aufzuspüren, wie es ihm 2002 in Bahrain am persischen Golf gelungen ist. Macht es für Christopher Lutz einen Unterschied, Mensch gegen Mensch oder Mensch gegen Maschine? "Durchaus", nickt er. Denn auch die Körpersprache des Gegenübers spiele eine Rolle.
Ganz gravierend sei die Denkweise. Während der Mensch die verschiedenen Möglichkeiten sehr hoch voraus überlege, wäge die Maschine mehr die gerade im Moment möglichen Züge ab, denke also nicht so weit voraus.
Dritte Plätze in Europa
Wie bereitet man sich auf ein Spiel vor? "Die Partien des Gegners in der Vergangenheit anschauen", erläutert Lutz. Vor einem Simultan-Wettkampf wie in Nittenau bereite er sich etwa zwei bis drei Stunden lang vor. Die Spielzeit pro Tag sei unterschiedlich, differiere von zwei bis sechs, acht Stunden.
Was ist das nächste Ziel? "Die Mannschafts-Europa-Meisterschaft in Göteborg und die Weltmeisterschaft", antwortet Lutz. Zwei Mal sei er Dritter in der Europa-Meisterschaft geworden. Seit 1992 habe er an allen Olympiaden teilgenommen.
Ist Schach auch für ältere Einsteiger noch möglich? Die Regeln zu verstehen sei nicht so schwierig, so Lutz. Sinnvoll sei das Schach für das Gedächtnistraining allemal. Allgemein gelte, dass die Zeit zwischen dem 25. und 35. Lebensjahr die beste Phase eines Schachspielers sei. Spielen Frauen anders als Männer? Wenn sie gegen Männer spielen, seien sie in der Regel erfolgreicher. Lutz fungiert auch als Trainer für Jugendliche, ist im Trainer-Kader vertreten.
In Nittenau rechnete er mit einem Ergebnis von 85 bis 90 Prozent Sieg für ihn. Der Großmeister gewann mit 31:4, konnte 29 Siege und vier Remis verbuchen. Zwei Mal unterlag er. Als einzige Frau nahm die erst 16-jährige Carolin Blodiy aus Dietfurt teil. Ihr gelang es, den Großmeister zu schlagen.
Bürgermeister Karl Bley gab schließlich auf. In jüngeren Jahren habe er das Schachspiel intensiver betrieben, sei aber jetzt aus der Übung. Es sei ganz interessant gewesen, gegen einen Großmeister wie Lutz zu spielen. Bley dankte den Organisatoren für das Zustandekommen des Treffens in Nittenau.
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