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Breitenschach 75 Jahre SV Hockenheim - Das RAMADA-Finale
Breitenschach

30.05.2005

75 Jahre SV Hockenheim
Ramada Cup 5 hoch 3 / das Finale.

 
Wenn es gelingt, 75 Jahre Vereinsgeschichte faktisch lückenlos in einer extrem aufwendig gestalteten Broschüre darzustellen, dann kann man getrost davon ausgehen, dass dieser Verein nicht nur eine historisch bedeutungsvolle Geschichte hat, sondern auch aktuell über zuverlässige Strukturen verfügt. Der Schachclub Hockenheim 1929 ist solch ein Kandidat. Angefangen mit den Gründungstagen "in einem kleinen Nebenzimmer der HSV-Baracke" über die Vor- und Nachkriegsjahre, die erfolgreichen Tage der 60er und 70er, den großen Höhepunkten mit den Simultans in den 80er- und 90er-Jahren bis zum heutigen Tag: Alles zusammengefasst in einem Zeitdokument, das redaktionell kaum besser hätte gestaltet werden können......

Der Verein spart auf seinen 75 (!) Seiten nicht mit Zahlen und Fakten, aber das wirklich Schöne daran ist, dass das kaum ins Gewicht fällt. Sehr viele Fotos aus allen Zeiten des Vereins, zeigen Schachgrößen wie Bogoljubow (1939), Lothar Schmid (1965), Viktor Kortschnoi (1980), Andreas Adorjan (1990), sowie immer wieder mal Anatoli Karpow, auf dessen enge Bindung zum Verein die Hockenheimer ganz besonders stolz sind. Karpow ist Ehrenmitglied. Eine unter vielen Geschichten in bewegten Jahren, die gefällt, ist die vom Rekordversuch im Dauerschachspielen. Da saßen die Schachjunkies Harald Kneis und Gerold Rocholz sagenhafte 156 Stunden am Brett! 14 Stunden bis zum deutschen Rekord, aber immerhin 44 Stunden bis zum Weltrekord, wurde dem begleitenden Arzt durch die Mutter des einen Teilnehmers mitgeteilt, "dass ihr Sohn am frühen Morgen in den Tiefschlaf gefallen sei". Ob es dann zu einem Wiederholungsversuch für das Guinness-Buch im Namen der Aktion Sorgenkind kam, ist leider nicht zitiert. Aber auch die Wachrüttler und Sprücheklopfer mussten wohl ganze Arbeit leisten, wie zu lesen ist.
 
Selbstredend war Karpow auch beim Festabend anwesend, als zum Abschluss des Ramada-Treff-Cup-Finales das kommende Schachzentrum Hockenheim in den Fokus der Aufmerksamkeit geriet. Nach Baden-Baden soll hier das zweite Zentrum im Namen des 12. FIDE-Weltmeisters entstehen. Nicht ohne Stolz präsentierten dann auch beide Festredner des Schachvereins, Vorsitzender Manfred Werk und Ehrenvorsitzender Dieter Auer, die interessante Vita des Clubs mit all ihren prägenden Persönlichkeiten, die 75 Jahre erst möglich machten. Auer war selbst über lange Jahre einer der stärksten Spieler der Hockenheimer und verstand es in seiner Zeit als Vorsitzender, Kontakte zu Schachgrößen wie Karpow, zu knüpfen und zu pflegen. Mit sehr viel Raffinesse und Charme kam die Vertreterin des Sportkreises Mannheim zu Wort. Zu solchen Anlässen wird ja gern ein Vergleich zwischen den Eigenschaften von Schachfiguren und den menschlichen Wesenszügen gezogen. Den wusste Frau Weber gekonnt vorzutragen. "Die Dame ist die stärkste Figur und schlägt alles, meine Damen, spielen Sie Schach!" und "Der König ist der Herr im Haus, ohne ihn geht gar nichts, aber wenn der König matt ist geht gar nichts MEHR" waren zwei von vielen Bonmots, welche die Rede schmückten.
 
Moderiert wurde der Abend übrigens vom stets motivierten Ernst Bedau, der es sichtlich genoss, einmal nicht als Bundesrechtsberater Fäden ziehen zu müssen. Gekonnt wie ein Dirigent,  - schnörkellos souverän, doch exakt pointiert - führte Bedau durch den Abend. Auch Alfred Schlya begrüßte die Jubiläumsgesellschaft und stellte die Bedeutung des RAMADA-Treff-Cups als Höhepunkt der Festwoche in den Vordergrund, denn Schach gespielt wurde beim "75-jährigen" eines Schachvereins natürlich auch. Und schließlich war es eine Selbstverständlichkeit, nochmal einen der Grandseigneurs des Weltschachs am Mikrofon zu hören, als Anatoli Karpow von seinem Aufenthalt hier und vom kommenden Projekt des Schachzentrums Hockenheim berichtete. Ein oder zwei sympathische Lacher erntete Karpow, als er aus dem Englischen heraus seinen Vortrag haltend, sich immer mal wieder bei seinem Übersetzer vergewisserte, ob der auch wirklich alles im Deutschen richtig zitiere. Inzwischen spricht Anatoli so gut deutsch, dass ihm wohl auch ein Vortrag in unserer Muttersprache zuzutrauen wäre. Überhaupt finde ich, es ist ihm in geradezu staatsmännischer Manier gelungen, den ganzen Abend über präsent zu sein. Unter anderem führte er gemeinsam mit dem stellvertretenden Oberbürgermeister Ernst Bohrmann, der für den Schirmherrn OB Dieter Gummer anwesend war und DSB-Präsident Schlya die gesamte Siegerehrung durch - und das bedeutete immerhin gut und gerne 45 Minuten Urkunden reichen, Pokale geben, Hände schütteln.
 
Eine ganz prima Idee des Ausrichters war es, alle Finalteilnehmer des verlängerten Wochenendes zum Festbankett einzuladen, was wohl auch nur möglich war, weil alle Sponsoren ihren Teil dazu beitrugen, dass diese Veranstaltung rund 100.000 Euro "wert" ist. Rechnet man alle Preise, alle Kosten und alle Rabatte zusammen, kommt man auf diese für ein Turnier doch erstaunliche Zahl. Aber es ist ja auch nicht 'irgendein' Turnier, sondern DIE deutsche Amateurmeisterschaft, die in Zusammenarbeit mit der namensgebenden Hotelkette inzwischen ihre vierte Auflage erlebt. Der "5 hoch 3" Cup, anlässlich des 125-jährigen Bestehens des deutschen Schachbundes ins Leben gerufen, ist dermaßen beliebt, dass regelmäßig Anmeldestopps zu den einzelnen Qualifikationsturnieren verhängt werden müssen. Dr. Dirk Jordan berichtete, dass man seitens des Ausrichters ab der übernächsten Serie nun an sechs statt fünf Vorturniere denkt, um dem Ansturm gerecht zu werden. Insgesamt zählte der diesjährige Turnus rund 1.700 Teilnehmer in Magdeburg, Aalen, Hamburg, Kassel und Brühl plus die 120 Spieler und Spielerinnen des Finales. Da kann man nicht einfach so nebenher die Gewinner belohnen, es bedarf dann schon eines geübten Moderatorenpaares, wie es das staunende Publikum mit Jörg Schulz vom DSB und Dr. Dirk Jordan vom Organisationsteam bewunderte. Man fühlte sich zeitweise an diesen lustigen Film mit Walter Matthau und Jack Lemmon erinnert, als beide sich in Wortwitz und Dialog immer wieder zu übertreffen wussten. Beide versprachen später bei den oft gleichen Fragen nach Probe und Inspiration wiederholt, dass sie diesen Höhepunkt des Abends zum ersten Mal gemeinsam und ganz ohne Absprache des Wortwechsels über die Bühne brachten. Gute Vorlagen gab es zuhauf, dass kann man gerne zugeben. Allein es ist die hohe Kunst, was man daraus zu gestalten weiß.
 
Jeder einzelne Sieger und alle vier Nachplatzierten der fünf Gruppen wurden einzeln geehrt - nicht ohne Auslassen interessanter Details zu Hobbies und Familienleben. Die wurden wohl weislich vor Beginn des Finales eingeholt und dienten den Entertainern zu gelungenen Steilvorlagen für die Präsentation der verdienten Gewinner. Eine erschreckende Mehrheit hatte als Hobby, welch Wunder, Schach eingetragen... immerhin erwies sich ein Großteil der Sieger noch als kreativ genug, weitere Worte oder Sätze in die Freizeitspalte einzutragen. Ein anderer gern wiederkehrender Treppenwitz war die Angabe "ledig" unter Familienstand. Tatsächlich waren unter ALLEN 25 auf die Bühne zitierten Preisträger bloß fünf im Stand der Ehe, was bemerkenswerte Schlussfolgerungen zulässt, deren eigene Interpretation ich dem geneigten Leser aber ungern vorwegnehmen will. Howauchever, den Siegern winkte neben einer gebührenden Ehrung, ein von Ernst Bedau eigens für den RAMADA-Cup in Auftrag gegebener Pokal, der sich in edler Optik stilvoll präsentierte. Außerdem waren Hotelgutscheine und Urkunden vorgesehen - überreicht vom Stadtvertreter, dem DSB-Präsidenten und dem großmeisterlichen Ehrengast. Nicht zuletzt bekamen alle Gewinner die Möglichkeit eines persönlichen Fazits, das die Zuhörer auch von manch interessantem Nebenschauplatz erfahren ließ, zum Beispiel das Zustandekommen einer ungewöhnlichen Anmeldung oder der Kurzbericht von der Massen-Simultanveranstaltung auf Kuba.
 
Natürlich wäre der ganze Rahmen, der Festakt und das Turnier, die Idee und Durchführung der 5hoch3-Reihe unmöglich, ohne all die vielen helfenden Hände und Bedau versäumte es nicht, in seiner Schlussrede dem Schachclub Hockenheim, dem Hotel und der Unterstützung durch die DSB-Geschäftsstelle zu danken. Da aber jede Mühe ohne das Organisationsteam umsonst wäre, seien hier nochmal die tatkräftigen Männer und Frauen vor Ort genannt: Matthias Berndt, Dr. Dirk Jordan, Jürgen Kohlstädt, Matthias Möller, Egmont Pönisch, Hugo Schulz, Jörg Schulz, Michael Voss, Martina Jordan, Edda Kohlstädt und Ingrid Schulz machten das Turnier vor Ort erst möglich. Für die Hockenheimer bleibt der Abend ganz bestimmt lange in Erinnerung, würde er sich doch passgenau in die Reihe der anderen Höhepunkte einfügen, die akribisch in der Festschrift aufgelistet waren. Ein Rätsel jedoch bleibt für immer ungeklärt: Obwohl der Verein ganz eindeutig 1929 gegründet wurde, führte er offiziell den Namen "Schachklub 1930 Hockenheim" - eine Unstimmigkeit, die bisher noch niemand begründen konnte.
 
Im Verlauf des Abends war es mir möglich, mit GM Anatoli Karpow einige Worte zu wechseln:
 
Herr Karpow, seit wann bestehen diese engen Beziehungen zu Hockenheim?
 
Ich war 1990 zum ersten Mal hier, ich erinnere mich genau, zur 2000-Jahr-Feier in der Domstadt Speyer und dann mehrmals in den 90-er Jahren. Schon zur 65-Jahr-Feier des Vereins war ich eingeladen und besuchte Heidelberg und den Verleger meines ersten Buches 1977, Rudi Schmaus. Überhaupt war ich in der ganzen Region hier recht häufig, zur Eröffnung des Schachzentrums in Baden-Baden und dann immer wieder mal zu Vorträgen. Mich verbindet wirklich sehr viel mit Baden, man kann sagen, ich bin hier regelmäßig.
 
Sie reisen ziemlich viel, oder?
 
Oh ja, das kann man wohl sagen. Mein Wohnort ist zwar Moskau, aber ich bin viel unterwegs, und ziemlich häufig in Deutschland unterwegs. Ich kenne Deutschland besser als Russland, ehrlich! (lacht). Wo sind Sie her?
 
Sie werden das bestimmt nicht kennen...
 
Sagen Sie schon!
 
....Saarbrücken.
 
Aber natürlich, es liegt nördlich von hier, direkt an der französischen Grenze.
 
Sagenhaft. Alle Achtung.
 
Sehen Sie, ich sagte es, ich kenne Deutschland wirklich besser, als mein eigenes Land.
 
Ich kann Ihr Wissen über Russland nicht testen... Die Leute hier scheinen Ihr Buch "Faszination Schach" sehr zu mögen. Viele haben es gekauft und lassen Sich nun Autogramme geben, auch "Meine besten Partien" hab ich hier schon häufiger gesehen.
 
Beide sind auch sehr gelungen. (lacht wieder und unterzeichnet gerade eins von ungefähr zwei Dutzend Büchern, die ihm während der Unterhaltung vorgelegt werden) - ich mache das auch wirklich gerne hier, es ist schön, wenn man zu solchen Anlässen Gelegenheit hat, seine Leser kennenzulernen.
 
Ist das nicht manchmal auch anstrengend, bei so vielen Anlässen eingeladen zu werden und stets aufmerksam zu sein?
 
Ach, wissen Sie, ich bin 24 Jahre lang Präsident einer "Charity Organization", der Peace Foundation gewesen. Was glauben Sie, wieviele Einladungen man da annimmt, wieviele Male man sechs, sieben Stunden mit Leuten spricht und Reden lauscht, Hände schüttelt und Menschen kennenlernt. Nein, das macht mir überhaupt nichts aus, ich beherrsche dieses diplomatische Handwerk gut und gern. Schließlich muss ich am Schachbrett eine viel höhere Konzentrationsleistung erbringen.
 
Apropos Schachbrett. Welche Turniere planen Sie noch dieses Jahr mitzuspielen?
 
Das Wolfgang Unzicker-Turnier werde ich mitspielen und dann auch in Mainz zu den Chess-Classics kommen. Für Buenos Aires hab ich mich entschieden, vielleicht auch Bastia, aber da bin ich mir noch nicht sicher.
 
Da Sie viel reisen: Wohin gehts im Urlaub?
 
Urlaub? (staunt ungläubig über die Frage). Ich habe eigentlich gar keinen. Für die paar Tage hier habe ich mich auch vorbereitet, ich hatte zwei Simultanveranstaltungen und jede Menge anderer Termine... da bleibt keine Zeit für Urlaub.
 
Hatten Sie den ganzen Streit um Fischers Ausreise verfolgt? Was halten Sie von der jetzigen Lösung?
 
Menschlich gesehen bin ich wirklich froh, dass es so endete und Fischer eine neue Heimat gefunden hat. Ich denke, es ist für alle Seiten das Beste so und ich bin mir wirklich nicht sicher, ob man darüber urteilen kann, wer im Streit USA gegen Fischer mehr oder weniger recht hatte. Beide Seiten haben Fehler gemacht. Als Sportler finde ich es bedauerlich, dass die USA so mit ihrem größten Schachspieler umgegangen ist. Wirklich schade, dass es zum Streit kam, beide Seiten machten ihre Fehler.
 
Hatten Sie persönlichen Kontakt zu Fischer?
 
Natürlich, aber das ist sehr lange her. Es muss so 1976/77 gewesen sein, als ich ihn das letzte Mal sah. Seit jetzt fast dreißig Jahren habe ich ihn nicht mehr getroffen.
 
Danke, dass Sie sich für mich Zeit genommen haben...
 
Gerne. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit Ihrer Arbeit!
 
© Klaus-Jörg Lais

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Veröffentlicht von Beitrag von Klaus-Jörg Lais



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