Die Serie "Dialog" stellte den Versuch dar, Informationen & Tipps der unterschiedlichsten Art rund um die
Öffentlichkeitsarbeit zu verbreiten und in einem Erfahrungsaustausch die
Darstellung des Schachs in der Öffentlichkeit zu verbessern. Jede Ausgabe
wurde unter ein bestimmtes Motto gestellt.
Norbert Heymann, Referent für Öffentlichkeitsarbeit DSB
Dialog Nr. 1
Diese Zeilen stehen unter dem Oberbegriff "Dialog",
obwohl ich heute einen Monolog halte. Wenn wir allerorts beklagten, dass zu
wenig über unser Schach in den Medien berichtet wird, so können wir dies nur
selbst ändern. Jede/r Einzelne von uns in ihrem/seinem Wirkungsbereich. Ob im
Verein, Bezirk, Kreis oder Landesverband. Lassen Sie uns also gemeinsam dafür
arbeiten, die Akzeptanz für Schach in den Medien zu erhöhen. Entscheidend
ist vor allem, die Initiative zu ergreifen. Die Lokalzeitungen,
Anzeigenblätter oder lokalen Fernsehsender werden nur dann auf uns
aufmerksam, wenn wir aktiv sind. Ähnlich den Breitenschachtipps von
Schachfreund Ernst Bedau, möchte ich Ihnen Vorschläge zur
Gestaltung der Öffentlichkeitsarbeit geben und auch im wahrsten Sinne des
Wortes in den "Dialog" mit Ihnen treten. Fragen können beantwortet
werden, und gemeinsam können wir Strategien entwickeln, wie wir Schach im
deutschen Sprachraum populärer machen. Wenn Sie daran interessiert sind und
mithelfen möchten, nehmen Sie bitte Kontakt mit Ihrem Landesreferenten für
Öffentlichkeitsarbeit oder mit mir auf. Vielen Dank.
Dialog Nr. 2 - Öffentlichkeitsarbeit - Der Ursprung
Nach der Veröffentlichung des
ersten "Dialogs" erreichten mich - trotz der Urlaubszeit - per
Telefon, Post, Fax oder Email bereits über 100 Anfragen und Vorschläge rund
um das Thema "Öffentlichkeitsarbeit". Dabei zeigte sich nicht nur
die Bandbreite der Thematik, sondern auch die Unterschiede bei der Definition
des Begriffs. Daher möchte ich zunächst kurz auf die Entstehungsgeschichte
eingehen.
Unser deutsches Wort "Öffentlichkeitsarbeit"
hat in der englischen Sprache ein Pendant "Public Relations", kurz:
PR. Wörtlich übersetzt bedeutet es "Beziehungen zur Öffentlichkeit".
Nachweisbar wurde der Begriff "Public Relations" erstmals vom
US-Anwalt Dorman Eaton im Jahre 1882 in einem Seminar an der Yal Law
School benutzt. Er umschrieb den Begriff mit "to mean relations for the
general good" (Beziehungen zum Wohle aller). Bei uns gab es 1894 erste
Ansätze einer planmäßigen Öffentlichkeitsarbeit, als Alfred von Tirpitz,
in seiner Eigenschaft als Staatssekretär im Reichsmarineamt, durchsetzte,
dass auf allen größeren Kriegsschiffen ein Informationsoffizier mitfuhr. Als
eigentliche Geburtsstunde der "Public Relations" können wir das
Jahr 1905 ansehen, als John D. Rockefeller sen. den Journalisten Ivy
Lee beauftragte, das Image seines Firmenimperiums in der Öffentlichkeit
zu verbessern. Ivy Lee entwickelte die "Declaration of principles",
die die "Public Relations" wie folgt umschrieb: "Unser Plan
ist, kurz und offen, die Presse und die Bevölkerung schnell und genau über
die Tatsachen zu unterrichten, die für sie von Wert und Interesse sind".
Edward L. Bernays, ein
Neffe von Sigmund Freud, wurde 1914 vom US-Präsidenten Woodrow
Wilson in das "Committee of Public Information" berufen, welches
die Aufgabe hatte, die Ziele der US-Regierung im Hinblick auf den Ersten
Weltkrieg der Öffentlichkeit plausibel zu machen. Die Bevölkerung wurde
systematisch auf den Kriegseintritt der USA vorbereitet. An der New York
University hielt Edward L. Bernays die ersten Vorlesungen über
"Public Relations". 1937 tauchte dieser Begriff in einem Artikel von
Carl Hundhausen in der Zeitschrift "Deutsche Werbung"
erstmals bei uns auf. Zu jener Zeit zeigten sich aber bekanntlich die schwärzesten
Seiten der "Public Relations" in Deutschland, die vom
Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda betrieben wurden. Nach
dem Krieg gründete der Deutsche Industrie- und Handelstag 1950 eine
Presseabteilung und prägte das Wort "Öffentlichkeitsarbeit". Acht
Jahre später wurde in Köln die "Deutsche Public Relations
Gesellschaft" (DPRG) gegründet und in Brüssel der erste PR-Weltkongress
veranstaltet.
Dialog Nr. 3 - Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit
Hier fällt uns natürlich sofort der Artikel in der Tageszeitung, sprich: die
Pressearbeit, ein. Doch gehört zu unseren Aufgabenstellungen auch die
Selbstdarstellung des Vereins/des Verbandes in der Öffentlichkeit. Das
Kontakthalten zu Stadtverwaltungen und Landräten; nicht zu vergessen dem
Landes-, Stadt- oder Kreissportbund. Die Herstellung von internen
Publikationen (Vereinszeitung oder "schwarzes Brett"), Teilnahme an
Straßenfesten und Kontaktaufnahme zu anderen Sportvereinen zwecks Kooperation
in Teilbereichen: Schach & Fußball, Schach & Billard, Schach &
Kegeln; Kontaktpflege zu lokalen Fernseh- und Hörfunksendern. Gestaltung und
Herstellung von Werbezetteln, sogenannten Flyern, die beim Bäcker, Metzger
oder im Schuhladen ausgelegt werden. Die Darstellung im Internet wird
zunehmend wichtiger. Hier wäre eine Vereinshomepage wünschenswert. Eine
wichtige Aufgabe der Öffentlichkeitsarbeit ist es also, den Verein und seine
Aktivitäten bekannter zu machen. So lassen sich auch Mitglieder gewinnen. Im
Idealfall gelingt Ihnen die Gewinnung eines Sponsors. Abschließend möchte
ich ein Zitat aus der Broschüre "Schachverein im Rampenlicht" anfügen: Öffentlichkeitsarbeit
ist wie Rudern gegen den Strom. Hält man inne, so treibt es einen zurück.
Dialog Nr. 4 - Die Journalisten
Vorurteile sind im Umgang miteinander meistens nicht ganz zu vermeiden (Entschuldigung,
ich bin blond). Es gibt ganze Berufsgruppen, die damit zu kämpfen haben.
Zu ihnen gehören auch die Journalisten. Zu deren Ehrenrettung sei gesagt,
dass 95 % von ihnen seriös arbeiten, interessiert und engagiert sind und wir
mit ihnen wertvolle Verbündete in unserer Öffentlichkeitsarbeit haben. Sie
halten Absprachen ein, bemühen sich und unterstützen uns. Die restlichen 5 %
sind jene, auf die der alte Journalistenspruch zutrifft, nach denen nur
"schlechte Nachrichten gute Nachrichten" sind. Meine Erfahrung, sowohl auf
Vereins- wie auch jetzt auf Bundesebene ist, dass Sie sich mit diesen Leuten
auch eine Stunde lang ausschließlich über’s Wetter unterhalten können und
hinterher trotzdem negativ über Schach berichtet wird. Was ist hier zu tun?
Sofort fällt uns das Instrument der "Gegendarstellung" ein. Nach dem
Pressegesetz sind Medien hierzu verpflichtet. Ich möchte Ihnen hier weder zu
noch abraten, diesen Weg zu gehen. Es hängt immer vom Einzelfall ab. Nach
meiner Ansicht hat solcher Journalismus auch etwas Positives: Es ist schnell geschrieben, schnell gelesen und schnell vergessen!
Dialog Nr. 5 - Öffentlichkeitsarbeit im Schachverein (Teil 1)
von Dr. Olaf R. Spittel, Ref. ÖA des Niedersächsischen Schachverbandes
Warum
ist dieser Text wichtig? Wir alle wollen den Schachsport fördern, wir brauchen mehr Mitglieder in
den Vereinen, mehr junge Spieler, mehr öffentliche Unterstützung, bessere
Turniere, mehr Spaß beim Schach. Öffentlichkeitsarbeit ist ein wichtiges
Mittel, all dies zu erreichen. Mit einer guten Öffentlichkeitsarbeit steht
und fällt der Schachverein - meist merkt man dies an den negativen Folgen
schlechter Arbeit. Dieser Text soll helfen, diese Arbeit in den Vereinen zu
verbessern, eine bessere Wirkung nach außen zu bekommen und die Kommunikation
zwischen den Vereinen, die oft auch nur vermittelt über die Presse
funktioniert, zu verbessern.
Was
bewirkt eine gute Öffentlichkeitsarbeit?
Öffentlichkeitsarbeit umfasst den Austausch von Nachrichten (Daten) und
Meinungen, erzielt werden Informationsgewinn und emotionale Wirkungen (von
Tolerierung über Sympathie bis zur Identifikation). Ziel allen Bemühens ist
die Förderung des Schachsports im Verein, nicht zuletzt auch durch ein erhöhtes
Selbstbewusstsein der eigenen Mitglieder durch die Anerkennung ihrer
schachsportlichen Leistungen. Öffentlichkeitsarbeit vermittelt auch zwischen
den Mitgliedern eines Schachvereins, ist primär aber die Gesamtheit aller
Kommunikationsformen zwischen einem Schachverein einerseits und anderen
Schachvereinen, den diversen Leitungsebenen im DSB, Sportlern anderer
Disziplinen, den Bewohnern der Region, den regionalen politischen (Verwaltungs-)Strukturen,
der regionalen Wirtschaft (u.a. als möglichem Sponsor), wichtigen regionalen
Meinungsbildnern wie Schulen, Vereinen, Parteien und dem weiteren sozialen
Umfeld andererseits. Die Qualität dieser Arbeit entscheidet über den Erfolg
des einzelnen Vereins wie den der Sportart insgesamt.
Dialog Nr. 6 - Öffentlichkeitsarbeit im Schachverein (Teil 2)
von Dr. Olaf R. Spittel, Ref. ÖA des Niedersächsischen Schachverbandes
Wie
funktioniert Öffentlichkeitsarbeit?
Die wichtigste Person ist der Pressemann des Vereins bzw. der Vereinsvorstand,
der häufig dessen Aufgaben übernimmt, mit seinen Fähigkeiten und der
Bereitschaft, Öffentlichkeitsarbeit zu leisten. Im Vorstand muss der beste
Mann für diese Arbeit gefunden werden; es ist weder ein Prestigejob, noch ein
Posten zum Ausruhen. Ein Verein ohne eigenen Ansprechpartner für die Presse
wird keine Probleme bekommen - er hat
bereits Probleme. Wichtigster Mittler ist die Presse (Pressearbeit ist also
nur ein Teil der Öffentlichkeitsarbeit, aber ein zentraler) in ihrer ganzen
medialen Bandbreite. Der erste Ansprechpartner wird immer die Regionalzeitung
sein. (Der Regionalfunk und das Landesfernsehen oder Videotext werden zu
unrecht bisher noch kaum genutzt.) Der Grundsatz gilt: was nicht
in der Zeitung steht, hat nicht stattgefunden. Zunehmend gleichbedeutend ist
die Präsentation des Vereins im Internet. Die eigene Internetseite ist kein
Luxus mehr, sondern schon jetzt der erste Ort, wo man Nachrichten über einen
Verein sucht. Hier finden sich sowohl die dauerhafte Präsentation der
Vereinsdaten und der Ansprechpartner, als auch die ganz aktuellen Ergebnisse,
Termine und Veranstaltungen des Vereins, der Überblick über Vereinsmeister,
DWZ-Ranglisten und Mannschaftsaufstellungen. In diesem Zusammenhang ist die
eigene Email-Adresse nicht nur kostengünstig, sondern auch schnell und
effektiv, um Nachrichten auszutauschen. Ein Verein wird künftig ohne
Internet-Präsenz und Email-Adresse nicht mehr auskommen. Nicht zu unterschätzen
ist nach wie vor der gute persönliche Kontakt des Schachvereins zu allen
Meinungsbildern, vor allem in der regionalen Ebene. Hier soll sich jeder als
Mitglied nicht eines, sondern seines
Vereins fühlen und ständig bewusst diesen Verein auch außen hin präsentieren.
Dialog Nr. 7 - Öffentlichkeitsarbeit im Schachverein (Teil 3)
von Dr. Olaf R. Spittel, Ref. ÖA des Niedersächsischen Schachverbandes
Was
ist zu tun? Es gibt Vereine mit einer guten Öffentlichkeitsarbeit, wenn sie auch nicht
die Mehrheit bilden. Diese Vereine sollten ihre Ideen an andere weitergeben,
hier stehe ich als Vermittler bereit. Fürs erste gebe ich eine Checkliste an,
die helfen soll, die Öffentlichkeitsarbeit im Verein zu verbessern. - Jeder
Verein möge Kontakt mit mir aufnehmen und mir einen Ansprechpartner für die
Pressearbeit nennen. Am besten geschieht das per Email. Ich werde ein
Informationsnetzwerk zwischen den Vereinen aufbauen. - Jeder Verein sollte
konsequent jede Veranstaltung (Vereinsturnier oder überregionales Turnier, aber
auch sonstige Veranstaltungen des Vereins) zweimal in die Öffentlichkeit
tragen: einmal als Vorankündigung und Werbung und dann als Auswertung mit der
Bekanntgabe der Ergebnisse, mit einem kurzen Bericht und wenn möglich auch mit
einigen Fotos. - Viel zu wenig wird der Abdruck interessanter Partien genutzt.
Hier darf man keinesfalls zu bescheiden sein und befürchten, zu weit vom Niveau
eines Großmeisters entfernt zu sein. Schach lebt nun einmal auch von Fehlern,
und auch die originelle Randepisode ist interessant. Regional ist das
Blitzturnier der Kinder ebenso wichtig, wie die Landesmeisterschaft. - Jeder
Bericht sollte als Pressemitteilung gezielt an die Regionalzeitungen, an die
Schachzeitungen adressiert sowie im Internet veröffentlicht werden. Neben den
am Schach Interessierten sollte man aber auch ein allgemeines Publikum
ansprechen und die Berichterstattung nicht auf ein Insidergespräch reduzieren.
Ich bitte in jedem Fall um eine Kopie mit einem Hinweis, wo das Material
angeboten wurde. Probleme bitte auch an mich, ich will sehen, ob und wie ich
helfen kann. Im Bedarfsfall gebe ich Hinweise zu Form und Inhalten - aber ich
werde den Vereinen die Arbeit nicht abnehmen. - Jeder Verein sollte ein
Pressearchiv aufbauen und es so gut als möglich öffentlich zugänglich machen
(Aushang, Vereinszeitung, Internet). - Jedes Vereinsturnier sollte detailliert
ausgewertet werden, um den Leistungscharakter des Schachs zu betonen, Anreize zu
wecken und eine gesunde Konkurrenz zu fördern. Eine vereinsinterne Blitz- und
Schnellschach-DWZ ist hilfreich (und wäre bundesweit noch interessanter). An
dieser Stelle ist der Einsatz geeigneter Software unerlässlich. Das Programm
SwissChess ist sowohl bei der Turnierverwaltung und -auswertung state of the
art, dient darüber hinaus auch dem problemlosen Datenaustausch per Diskette
oder Email und liefert schließlich auch fertige Internettabellen aller
Turniere. Ich beantworte gern Fragen dazu. - Jeder Schachverein sollte den
Kontakt zu anderen Sportarten suchen und hier selbstbewusst (und
gleichberechtigt) eigene Leistungen präsentieren, nicht als Selbstzweck,
sondern als Mittel, um sich im Umfeld auch miteinander konkurrierender
Sportarten und Freizeitangebote behaupten zu können. Es geht dabei um die
Werbung von Nachwuchs und die Aktivierung von Hobbyspielern. - Jeder
Schachverein sollte den Kontakt zu den umliegenden Schulen und zu den Eltern der
dort lernenden Kinder suchen. Jugend- und Nachwuchsarbeit heißt, Kinder zu
begeistern, aber auch, die Eltern der Kinder von dem Wert dieser Sportart zu überzeugen.
Natürlich sollte man dies am besten mit einem Angebot verbinden, eine AG in der
Schule oder ein Schulschachturnier zu organisieren. - Jeder Verein sollte platte
Werbebotschaften vermeiden. Ein Satz wie "Schach ist toll - kommt zu
uns!" überzeugt niemanden. Macht öffentlich, warum Schach Spaß macht,
was in der letzten Vereinsmeisterschaft geschah, aber auch, wo, wann und wie man
im Verein seine Spielkenntnisse verbessern kann. Hier muss der Verein Leistungen
anbieten und nicht nur abwarten, ob mal jemand zu einer Schachpartie
vorbeischaut. Schildert Schachspieler des Vereins als die interessanten Persönlichkeiten,
die sie sind, bezieht auch ihr Leben außerhalb des Vereins mit ein -
traurigerweise erfährt in der Regel die Öffentlichkeit erst in einem Nachruf
etwas davon. - Jeder Verein sollte die Form seiner Pressemitteilungen
optimieren. Per Email sollte ein reiner ASCII-Text verschickt werden, kein
exotisches Textformat, aber auch die privat oft genutzte MSWord-Datei im
doc-Format wird in Redaktionen meist nicht genutzt. Dateianhänge sollten
vermieden werden. Im Betreffs sollten maximal 3 Stichworte präzise den
Gegenstand der Nachricht wiedergeben. Es sollte ein Ansprechpartner für Rückfragen
genannt sein. Ansonsten gilt: Je präziser
und kürzer, desto besser ist die Mitteilung. - Jeder Verein sollte seine
Internetseite als Nachrichten-Werkzeug sehen, weniger als bunte Bühne für
diverse Internetspielereien. Die Seite sollte vor allem schell sein,
funktionieren und viele Informationen bieten. Das bedeutet: Verzicht auf
nutzlose Infos, Fotos und Grafiken, erst recht natürlich auf alles, was sich
auf dem Bildschirm bewegt, blinkt oder
Musik abspielt. Auch hier sollte sich rasch der Pressesprecher des Vereins
inklusiver Email-Adresse finden lassen. Und am wichtigsten: Die Seite sollte
regelmäßig aktualisiert werden, um tatsächlich zum Anlaufpunkt der
Schachfreunde werden zu können.
Dialog Nr. 8
Immer wieder werden die
Referenten für Öffentlichkeitsarbeit in den Landesverbänden und im DSB mit
Fragen konfrontiert, wie sich Vereine in der Öffentlichkeit darstellen können.
Es gibt weit mehr Schachfreunde in den Vereinen und Vereinsabteilungen, die sich
in diesem Bereich engagieren möchten, als man denkt. Unser Schachfreund Maik
Wolschendorf vom SV Grün-Weiß Triptis aus Thüringen gibt uns nachfolgend
einige aufschlussreiche Hinweise, wie eine relativ kleine Schachabteilung auf
sich aufmerksam machen kann.
Wir nutzen Turniere die andere Abteilungen unseres Vereines durchführen, um unseren geliebten Sport vorzustellen. So z.B. geschehen am 6. Oktober 2001 zum Städtepartnerschaftsturnier der Abteilung Fußball. Dabei kam auch das Werbepaket des DSB zum Einsatz; weiterhin stellten wir Personalcomputer auf, auf denen Fritz 5 und 6 liefen (diese wurden besonders von den jüngeren Teilnehmern genutzt), Brettcomputer und normales Spielmaterial. Zu unserer Freude konnten wir bei dieser Veranstaltung auch gleichzeitig mit dem Schachverein aus unserer Partnerstadt in Frankreich Kontakt aufnehmen und es wurde eine Einladung zu einem Turnier ausgesprochen.
Von unseren jungen Schachspielern wurde ein Turnier an der hiesigen Regelschule organisiert (dabei organisieren die Schüler alles selbst). Im übrigen kam der Direktor der Schule auf diese Idee!
Im Triptiser Stadtanzeiger, der einmal monatlich erscheint, hat sich nun seit 4 Monaten eine Kombinationsecke etabliert.
Da sich viele Kinder, die bei uns zum Training kommen, beschweren, dass sie zu hause keinen Spielpartner haben, werden wir in der nächsten Zeit einen kleinen "Crashkurs" für interessierte Eltern durchführen, um sie an die Grundlagen des Schachspiels heranzuführen. Als die Idee einmal angesprochen wurde, wurde sie mit Wohlwollen aufgenommen, da viele Eltern gerne mit ihren Kindern üben würden, aber nicht die Zeit finden, sich mit Büchern oder dem Trainingsmaterial auseinander zu setzen.
In einem von zwei Kindergärten haben wir nun seit Juni 2000 eine kleine Gruppe von ganz kleinen Schachspielern im alter von 5 bis 7 Jahren aufgebaut und werden mit ihnen voraussichtlich im nächsten Vierteljahr einen kleinen Vergleichskampf mit einer Kindergartengruppe aus Jena veranstalten (die Weichen dafür wurden bereits im Dezember 2000 gelegt), was bei vielen Eltern auf positive Resonanz stieß.
Im Zuge einer Umbaumaßnahme wird im Sommer diesen Jahres in unserem Städtischen Freibad eine Großfeldschachanlage errichtet. Die Baumaterialien werden uns dazu von der Stadtverwaltung zur Verfügung gestellt.
Mit Internetseiten ist unser Verein und unsere Abteilung im Netz ebenfalls vertreten: www.sv-triptis.de.
Dialog Nr. 9 - Öffentlichkeitsarbeit und das Engagement für den Schachverein
von Dr. Olaf R. Spittel, Ref. ÖA des Niedersächsischen Schachverbandes
Sven
Dörge vom Alfelder Schachverein schrieb mir: "Ich habe eben Ihren Artikel in der Rochade gelesen. Ich fand diesen sehr
interessant, da ich im Alfelder Schachverein ... die Aufgabe des Pressewarts
kommissarisch übernommen habe. Da der Verein noch keine eigene Internetseite
hat, beschränkt sich meine Tätigkeit auf das Schreiben von Zeitungsartikeln,
die auch in der Regional-Zeitung veröffentlich werden. Mein Problem besteht nun
in der Kommunikation zwischen den Vereinskameraden und mir. D.h. der
Informationsfluss klappt nicht immer wie gewünscht. Des weiteren vergeht zuviel
Zeit zwischen den Berichten über Vereinsturniere und Mannschaftskämpfen. Wie
kann man dies verbessern? Vielleicht können Sie mir einige Tipps geben."
Lieber
Schachfreund,
vielen Dank für Ihre Zeilen. Ich wünsche Ihnen bei Ihrer Arbeit viel Erfolg
und auch ein wenig Spaß. Sie sind, denke ich, bereits auf dem richtigen Wege.
Berichte in der Regionalpresse werden meist von einem großen Kreis von
Nichtschachspielern wahrgenommen, die darüber wiederum gern mit Schachspielern
sprechen. Der bislang ein wenig lustlose Vereinskamerad erfährt dadurch, dass
sein Hobby auch sein Renommee (ein wenig) erhöht, er gehört schließlich
"dazu". Geschieht das oft und regelmäßig, sollte ihn das motivieren.
(Aber: diejenigen, die nur gelegentlich mal vorbeischauen, sich auf einen Stuhl
setzen und warten, dass andere ihnen dann die Langeweile vertreiben, werden wir
nie aktivieren. Ein wenig eigenen Willen sollten wir schon voraussetzen. Schließlich
müssen wir nicht unbedingt jeden zum Schachspielen bekommen!). Wichtig ist
auch, den Verein regelmäßig mit Nachrichten zu versorgen - von außen, per
Presse etc. und auch innerhalb des Vereins (Aushang mit ständig neuen
Meldungen). Machen Sie kenntlich, dass Sie als der Pressemann des Verein die
zentrale Anlaufstelle für schlichtweg alles im Schach sind, was interessant
sein könnte. Am aktuellen Beispiel: bombardieren Sie Ihre Leute mit den
Ergebnissen der Frauen-Bundesliga, obwohl danach (anfangs!) wahrscheinlich
niemand fragen würde und schieben Sie noch die eine oder andere Partienotation
hinterher. Als nächstes sammeln Sie die Partieformulare Ihrer Mitspieler ein
(am besten nutzen Sie gleich Durchschreibeformulare) und versorgen Sie jedes
Vereinsmitglied damit. (Falls Sie diese in dem einen oder anderen Fall in die
Zeitung schaffen, wären Sie sehr gut.) Natürlich präsentieren Sie die
Vereinspartien in gleicher Form wie eine Großmeisterpartie. Bringen Sie
irgendjemanden mit einem guten Schach-Programm dazu, die Partien auszuwerten.
Dies gibt auch diesen Partien mehr Gewicht und bindet die Vereinsmitglieder stärker
zu einer Mannschaft zusammen.
Liefern
Sie Statistiken aller Art und hängen Sie sie in die bereits erwähnte
Presse-Ecke. Jeder muss seinen Namen ständig überall in den Aushängen lesen,
möglichst sollten auch Mitnutzer der Räume dies wahrnehmen können. Je öffentlicher
Sie agieren können, desto besser. (Sprachen wir nicht über Öffentlichkeitsarbeit?!)
Im nächsten Schritt versuchen Sie, Ihre Nachrichtenflut auf die Nachbarvereine
auszudehnen (über eine Internetseite geht das natürlich am leichtesten,
einiges wird aber bestimmt auch über die NSV-Seite zu machen sein. Denken Sie
an die Zeitschrift ROCHADE EUROPA: auch der übliche Blitzabend kann eine
Nachricht sein, wenn Sie das als Einladung an die Nachbarvereine adressieren und
auch auf diesem Wege einen besseren Kontakt zu anderen Vereinen aufbauen.
Schachspieler schmoren ohnehin zu viel im eigenen Saft und sehen den
Nachbarverein zu oft nur als Konkurrenten in der Meisterschaft. Wir brauchen
diese aber vielmehr als Partner für ein spannendes Spiel, das wir miteinander,
nicht gegeneinander spielen.
Sie
bemerken vielleicht schon den Pferdefuß der Angelegenheit: ich empfehle Ihnen
gerade, jede Menge Zeit und Arbeit zu investieren, und das über einen längeren
Zeitraum. Aber es gibt einen Trick: versuchen Sie zu delegieren. 10 Zeilen über
die nächste Runde der Mannschaftskämpfe fürs Kreisblatt oder die Rochade oder
die Internetseite zu schreiben, sollte man doch vielen Schachspielern
abverlangen können. Formulieren Sie das am besten als persönliche Bitte und
halten Sie anfangs den Zeitaufwand für Ihr Vereinsmitglied möglichst niedrig.
Dafür aber sollten Sie darauf bestehen, "die paar Zeilen" möglichst
rasch zu bekommen, also gleich am nächsten Tag. (Die Eindrücke sind noch
frisch und es gibt einfach keine Möglichkeit, die Arbeit auf die lange Bank zu
schieben.) Je schneller Sie selbst informieren, desto ungeduldiger werden die
Schachfreunde bald auf die Neuigkeiten warten.
Die
nächste Idee wäre, einen Artikel nicht nur einmal zu verwenden, sondern gleich
mehrfach. Optimieren Sie Ihre Arbeit (wie auch ich diese Antwort an Sie sogleich
weiterverwenden werde). Bauen Sie einen Presseverteiler auf, also einen Kreis
von News-Empfängern, den Sie so oft als möglich beliefern. Das feine Gespür,
nicht zu übertreiben, also aufzuhören, bevor Sie lästig fallen, werden Sie
bestimmt besitzen. Das bedeutet natürlich auch, dass Sie mit Nachrichten
handeln, mit Neuem und Interessantem, nicht mit dem Wetterbericht von gestern.
Aber niemand hindert Sie, ein Ereignis eigens ins Leben zu rufen, über das es
sich dann zu berichten lohnt.
Kurz,
zeigen Sie, dass in Ihrem Verein etwas los ist, und zeigen Sie das auch Leuten,
die nie Schach spielen werden. Eines Tages werden Sie ein Echo Ihrer Aktivität
empfangen, und nicht allein der Stellenwert des Schachsports wird sich in Ihrer
Region verbessert haben, Sie werden viel häufiger auch offene Türen einrennen,
wenn es mal wieder um die Unterstützung für ein Turnier, um Räume, um neues
Spielmaterial oder auch um die so notwendige Werbung für den Schachnachwuchs an
den Schulen geht.
Mein
(vorerst) letzter Rat: Entwickeln Sie weitere Ideen und haben Sie Erfolg damit -
und sagen Sie dann mir (und anderen) wie Sie's gemacht haben!
Dialog Nr. 10 - Schachvereine sind zunehmend auch im Internet vertreten
am Beispiel der Homepage des Schachclubs Unterpfaffenhofen-Germering e.V.
von Marc Marian, vormals Ref. ÖA des Bayerischen Schachbundes
Vor
jetzt schon zweieinhalb Jahren wurde unsere Vereinshomepage eröffnet. Von
Anfang an wurden aktuelle Berichte und Tabellen mindestens drei Mal wöchentlich
ins Netz gestellt. Bei sechs Mannschaften, darunter einer Frauenmannschaft und
einer Jugendmannschaft gibt es auch immer etwas zu berichten. Alle Partien
werden erfasst und im passwortgeschützten Bereich den Mitgliedern per Download
zur Verfügung gestellt.
Manche
Mitglieder haben durch die regelmäßigen Vereinsnachrichten, die auch per
Email-Newsletter verteilt werden, ein größeres Interesse am Vereinsleben
gefunden, und zum Teil sind sie so erst zum Internet gekommen. Das heißt, das
Informationsbedürfnis ist gestiegen. Es kann ja auch nicht jeder jede Woche zum
Vereinsabend kommen - da ist die Homepage sehr praktisch. Der Email-Newsletter
hat übrigens einen anderen großen Vorteil: Früher mussten unsere Mannschaftsführer
10 Leute antelefonieren, bis sie die Mannschaft beieinander hatten. Heute kann
man den Spielern bis auf wenige Ausnahmen eine Email schicken, und der Termin
geht klar. Eine große Vereinfachung!
Wer
kein Internet hat, kommt auch nicht zu kurz: Die Berichte werden am Bildschirm
ausgedruckt und ans Schwarze Brett gehängt. Und: Allein durch die Homepage sind
8 unserer 85 Mitglieder auf uns aufmerksam geworden, davon 4 Jugendliche. Die
Kosten für Domain sind also schon wieder hereingeholt. Und da man sowieso
Pressearbeit macht oder Tabellen erstellt, kann man das auch gleich ins Internet
stellen. Ich weiß, dass auch einige Nichtmitglieder vorbeisurfen, seit wir auf
die neuen Partiezettel die Internetadresse aufgedruckt haben.
Natürlich
ist das Layout der Homepage im Laufe der Zeit immer wieder verändert worden.
Die letzte große Veränderung beinhaltete ein unterschiedliches Design für
Internet-Explorer und Netscape-Browser, für jeden extra angepasst, was die
Pflege deutlich erleichtert. Auch der eine oder andere Bildbericht von
Veranstaltungen ist zu finden. Geplant ist für die nahe Zukunft, mehr über die
Entstehungsphase des Vereins zu bringen sowie die Möglichkeit, die schönsten
Partien des Vereins am Bildschirm nachzuspielen.
Ich
möchte eigentlich mit diesem Beispiel alle Schachvereine ermutigen, doch
wenigstens die wichtigsten Infos über den Verein ins Netz zu stellen. Man kann
auch Seiten bauen, die nicht jeden Tag aktualisiert werden müssen. Wenn man das
aber tut, dann ist es wiederum unverzeihlich, eine Seite verkommen zu lassen.
Wenn man also gut geplant hat, kann man nur noch profitieren davon. www.schach-in-germering.de
Dialog Nr. 11 - Kontinuität
"Schwach anfangen und
dann stark nachlassen", ist so ein Modesprichwort geworden. Für uns in
der Öffentlichkeitsarbeit aber - und das zieht sich wie ein roter Faden durch
unsere Dialogbeiträge - ist die Kontinuität oberster Grundsatz. Zumeist
beobachten wir doch das stets gleiche Schema: ein engagiertes Vereinsmitglied
nimmt Kontakt zu den lokalen Medien auf, vereinbart Termine, liefert Beiträge
und bekommt vielleicht auch ein kleines Honorar. Alle klopfen ihm anerkennend
auf die Schulter. Doch dann, ohne ersichtlichen Grund, wird ein Beitrag nicht
veröffentlicht, sinnentstellt, gekürzt, oder ganz umgeschrieben. Letzteres
ist - vor nicht allzu langer Zeit - auch einem der renommiertesten deutschen
Schachjournalisten in einer überregionalen Tageszeitung passiert, aber das
nur nebenbei.
Unser engagiertes Vereinsmitglied ist frustriert, schränkt das Engagement ein
und hört, im schlimmsten Fall, vielleicht ganz auf. Doch mit diesen
Widrigkeiten müssen wir in der Öffentlichkeitsarbeit leben. Sie sind unser tägliches
Brot.
"Nicht
der Beginn wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten".
Katharina von Siena.
Ein wichtiges Kriterium!
Wenn ein Kind laufen lernt und würde sich nach dem ersten Hinfallen
entmutigen lassen, wäre alles gelaufen. Dranbleiben, dranbleiben,
dranbleiben, heißt unsere Devise in der Öffentlichkeitsarbeit.
Im konkreten Fall also ruhig einmal nachfragen, warum der Beitrag nicht veröffentlicht
wurde. Die Redaktion wird Ihnen mit Sicherheit konkrete Auskunft geben, woran
es gelegen hat. Vielleicht war das Thema zu unbedeutend, es herrschte
Platzmangel, oder der Beitrag war einfach schlecht geschrieben. Auch einen
solchen Ausrutscher gilt es wegzustecken, schließlich kann nicht alles
"Pulitzerpreis verdächtig" sein.
Dialog Nr. 12 - Der Leserbrief
Er
gilt als probates Mittel, sich einmal Luft zu verschaffen und diesen
"Zeitungsfritzen" gehörig die Meinung zu sagen. Und Sie kennen bestimmt
auch viele Vereine, bei denen sich die Mitglieder mit der Zielsetzung
unterhalten, "wir müssen uns mal bei der Regionalpostille beschweren, weil
so wenig über Schach berichtet wird". Wenn mehrere Vereinsmitglieder
einzeln schreiben, oder ein Schachfreund verfasst einen Leserbrief und einige
Mitstreiter unterschreiben, ist dies, wenn er sachlich geschrieben ist, auch
eine gute Sache. Mitunter wissen die Zeitungsleute nicht einmal, dass in ihrer
Nachbarschaft eine zarte Rose namens Schach blüht. Als Leserbriefschreiber müssen
Sie aber auch damit rechnen, dass es zwei, drei, oder gar vier solcher
Aktionen bedarf, bis sich eine Reaktion in der Redaktion zeigt. Seien Sie aber
auch darauf gefasst, dass von Ihnen bzw. den Schreibern seitens der Zeitung
solche Artikel erwartet werden. Getreu dem alten Motto: "Wer ‚Schach’
sagt, muss auch ‚Matt’ sagen". Denn, zum Kreisligaspiel wird wohl kein
Journalist vorbei kommen. Verheerend scheint es mir, wenn Sie einen
notorischen Leserbriefschreiber in Ihren Reihen haben. Das "kleine Glöcklein"
läuten und mit ihm als steten Tropfen dem Stein zu Leibe rücken, ist eine
Sache; penetrant sein, eine andere! Mir sind in den letzten Jahren genug
willige Vereinsschreiber begegnet, die genau das Gegenteil von dem erreicht
haben, was sie eigentlich wollten. Aber allgemein werden Leserbriefe von
Redaktionen ernst genommen, vielleicht sogar veröffentlicht.
Machen
wir aber bitte nie den Fehler und fangen an, den Redaktionen oder Journalisten
zu drohen. Etwa in dem Stil, dass man sich beim Verband der Zeitungsverleger
oder sonst wo beschweren wird. So etwas kommt gar nicht gut an! Wenn wir
unsere Öffentlichkeitsarbeit auf diese Ebene heben, haben wir verloren. Ganz
abgesehen davon, dass wir alle aus unserer Lebenserfahrung wissen: Druck
erzeugt immer Gegendruck.
Dialog Nr. 13 - Motivation
Wie ein roter Faden zieht
sich durch die Dialog-Veröffentlichungen ein wichtiger Aspekt: Wir können
die wunderbarsten Konzepte erarbeiten und die einmaligsten Vorschläge
unterbreiten, wenn sie - zusammen mit vielen eigenen Gedanken - nicht
umgesetzt werden, bleiben sie nichts weiter als beschriebenes Papier. Wie
motivieren wir aber dazu, das "stille Kämmerlein" zu verlassen, sich zu
engagieren, Kontakte zu knüpfen und aktiv zu werden? Wie oft hören wir in
unseren Vereinen das gleiche Wehklagen: "Über uns liest man ja nix in der
Zeitung". Wird der Klagende angesprochen, doch selbst etwas zu schreiben,
kommen zumeist wohlklingende Ausreden in der Spannbreite von "habe keinen
Computer", über "mein Hamster hat Keuchhusten", bis hin zu "kann ich
nicht". Zugegeben, es gibt einige wenige Schachschreiber, die sollten es
wirklich lieber sein lassen. Entweder ist der Sprachstil unter allem Niveau,
oder sie vergessen bei ihren Eigenlobausflügen das Wiederkommen, oder sie
fangen im Urschleim an und kommen in ihren Artikeln irgendwann auf Seite 35
zum Thema. Doch das sind die unrühmlichen Ausnahmen. Mindestens 99,9 %
unserer Schachfreunde von der schreibenden Zunft bemühen sich sehr. Doch
unser heutiges Thema ist Motivation. Wie motivieren wir dazu, die
Schwellenangst - und meistens ist dies das einzige Hindernis - zu überwinden?
Mein Paradebeispiel stammt vom bekannten Schachbuchautoren und Spielleiter Klaus
Trautmann. Er war vor einigen Jahren auf der Suche nach einem
Staffelleiter. Natürlich hatte Klaus Trautmann schon einen bestimmten
Kandidaten im Auge. Aber er fragte ihn nicht etwa, ob er nicht Staffelleiter
werden wolle. Denn die Antwort wäre wohl ein "Nein" gewesen. Er fragte
ihn, ob er denn alle 3 Wochen am Sonntagabend eine Stunde Zeit hätte.
Besagter Schachfreund, sein Name ist übrigens Frank Urbanek, stimmte
zu und führt seit dieser Frage die Staffel zur Zufriedenheit aller. In
unserem Falle gilt es also, eine abgewandelte Frage zu stellen. Und gewiss
haben auch Sie in Ihrem Verein schon jemanden im Visier. "Schau mal. Du
liest dann Deinen Namen in der Zeitung", kann eine schlechte Motivation
sein, da manche Zeitungen mit Namenskürzeln arbeiten. Auch das Honorar ist -
falls überhaupt - eher bescheiden. Für Schach etwas zu tun, ist ein gutes
Argument. Für den Verein, auch. Wie sieht nun der zweite Schritt aus, wenn
Sie Ihren Vereinspublizisten gefunden haben? Jetzt gilt es herauszufinden,
welche Medien in Frage kommen. Adresse, Telefon-/Faxnummer, Emailadresse und
Ansprechpartner herausbekommen. Der dritte (und vielleicht schwierigste)
Schritt ist die direkte Kontaktaufnahme. Nicht jedem von uns ist die Gabe der
freien Rede in die Wiege gelegt. Ich kenne jemanden, der sich als 13-Jähriger
seine Sätze aufschrieb, bevor er telefonierte und diese dann ablas. Und wehe,
es kam eine unerwartete Antwort. Sie vermuten schon richtig: aus dem konnte
also nix gescheites werden und wie man hört, macht er jetzt ein bisschen Öffentlichkeitsarbeit
im Deutschen Schachbund. Ist diese Schwellenangst - sofern vorhanden - überwunden,
empfiehlt es sich, vorher einen Termin mit dem zuständigen Redakteur zu
vereinbaren. Wenn Sie in der Redaktion anrufen, nach Möglichkeit bitte nicht
um 8 Uhr morgens. Journalisten haben meistens einen anderen Tagesrhythmus.
Wenn Sie hier ab Mittag Ihr Glück versuchen, sind Sie auf der richtigen
Seite. Viel Erfolg!
Dialog Nr. 14 - Checklisten für die Öffentlichkeitsarbeit
Effektivität und
Zeitmanagement sind unerlässlich in unserem Miteinander. Ein wichtiges
Instrumentarium sind hierbei sog. Checklisten (ohne ein "S" am
Anfang). Von der Kommission Öffentlichkeitsarbeit des DSB wurden hierzu
schon vor einiger Zeit wichtige Kriterien aufgelistet:
Eine Liste von Redaktionen/Ansprechpartnern von Zeitungen/Rundfunk/Regionalfernsehen und am Ort ansässigen Agenturen erstellen;
Frühzeitig Informationen an diese herausgeben und einladen;
Auskunftsbereite (und -fähige!) Ansprechpartner des Vereins angeben - in der Regel ist dies der Öffentlichkeitsreferent/Pressewart;
Konkretere Informationen etwa eine Woche vorher herausgeben. Telefonisch unmittelbar vor der Veranstaltung nachfragen; Redaktionsschlüsse beachten!
Allgemeine Informationen über den Verein, über Aktivitäten und über Schach bereithalten (sog. "Waschzettel");
Eventuell vorab Berichte einreichen;
Foto mit einer kurzen Bildunterschrift zur Verfügung stellen;
Betreuung von Medienvertretern während der Veranstaltung absichern;
Eventuell selbst einen Abschlussbericht erstellen und abgeben;
Den Vereinsschaukasten, die Vereinszeitung und die Vereinshomepage nicht vergessen.
Weitere nützliche Informationen rund um unsere Öffentlichkeitsarbeit enthält
die Broschüre "Schachverein im Rampenlicht". Sie kann für 4,00 €
(bitte in Briefmarken beilegen) beim Deutschen Schachbund,
DSB-Geschäftsstelle
Hanns-Braun-Straße, Friesenhaus I, 14053 Berlin 030/3000780 030/30007830
bestellt werden.
Dialog Nr. 15 - Die sechs "W"
Haben Sie schon von den magischen sechs "W" gehört? Nun, damit ist nicht etwa ein
Satz von Bremer Schach- & Fußballfreunden gemeint, der da lauten könnte: "Wieder
wirbelt Werder waghalsig wild westwärts". Nein, es handelt sich um das
ungeschriebene Gesetz einer professionellen Meldung.
Die sechs W-Fragen
Das Nachrichtenelement
Wann?
Aktualität
Wo?
Örtliche Nähe
Wer?
Öffentliche Bedeutung/Person(en)
Was?
Information/Dramatik/Kampf/Konflikt
Wie?
Kuriosität
Warum?
Anlass/Inhalt/positiver bzw. negativer Fortschritt
Falls
möglich sollten in Ihrer Medienmitteilung alle Elemente der skizzierten
W-Fragen enthalten sein. Wichtig ist auch die Kürze, die Glaubwürdigkeit, die
Aktualität und die Übersichtlichkeit. Für den Aufbau der Meldung gilt das
journalistische Dreieck: Höhepunkt, nähere Umstände, Einzelheiten. Sie
sollten stets mit dem Wichtigsten anfangen. Zum einen fesselt es Ihre
Interessenten und motiviert sie zum Weiterlesen; zum anderen ist die Gefahr der
Kürzung und des damit verbundenen Weglassens des Höhepunktes in der 12. Zeile
gebannt. Sie könnten jetzt einwenden, dass sich Journalisten selbst nicht an
diese Vorgaben halten, wie wir tagtäglich z.B. in den örtlichen und überregionalen
Tageszeitungen leicht erkennen können. Hier gibt es aber einen entscheidenden
Unterschied! Oft haben die Profis Vorgaben hinsichtlich des Umfangs. Da lässt
sich der Aufbau leichter variieren.
Weitere nützliche
Informationen rund um unsere Öffentlichkeitsarbeit enthält die Broschüre
"Schachverein im Rampenlicht". Sie kann für 4,00 € (bitte in
Briefmarken beilegen) beim Deutschen Schachbund,
DSB-Geschäftsstelle
Hanns-Braun-Straße, Friesenhaus I, 14053 Berlin 030/3000780 030/30007830
bestellt werden.
Autoreninfo
Norbert Heymann, Jahrgang 1959, war bis 2005 Referent für Öffentlichkeitsarbeit im Deutschen Schachbund.