von Frank Hoppe
Horst Richter aus Duisburg, ein Stammleser der Seiten des Deutschen Schachbundes, entging auch nicht der Artikel von Alfred Schlya über die Olympiade 1966 in Oberhausen. Richter hat in seinem Archiv gestöbert und mir Ende Januar 2009 Faksimile diverser Fotos zukommen lassen. Die Qualität, besonders der Schwarz-Weiß-Aufnahmen, ist nicht besonders und hat beim mehrfachen Kopieren weiter gelitten. Das tut der Freude über das historische Material aber keinen Abbruch.
|
Archiv Horst Richter |
Weltmeisterin Nona Gaprindaschwili (links) gegen die Ungarin Edith Bilek. Horst Richter beobachtet das Geschehen selbst. Die Putzfrauen im Hintergrund und die leeren Bretter lassen angesichts der Eröffnungsstellung mehr eine Analyse vermuten. | |
Horst Richter zur Bildunterschrift: "Die 2 Damen [sind] keine Putzfrauen sondern Küchenfeen, die Kaffee an die Spielerinnen ausschenken. Die Partie, die ich gerade mitschreibe ist Original und keine Analyse."
Nachfolgend also die von Horst Richter notierte und sich in der Schachgeschichte verewigende Partie:
Partie nachspielen
| Weitere Bilder |
Die nachfolgenden Schwarz-Weiß-Aufnahmen wurden von Olaf Kreuchauf (Berlin) anhand des Scans nachbearbeitet. Vielen Dank!
Wer die Scans downloaden/ansehen möchte, hängt "_scan" an den Dateinamen an, also z.B. wird aus "bild.jpg" "bild_scan.jpg".
|
Archiv Horst Richter |
Nona Gaprindaschwili. Wahrscheinlich das kurz vor dem Farbfoto aufgenommene Motiv. Horst Richter sitzt noch nicht an seinem Platz. | |
|
Archiv Horst Richter |
Edith Keller-Herrmann (DDR) | |
Zu den beiden nachfolgenden Fotos hat Thomas Binder (Berlin) einige Untersuchungen angestellt und mit den Daten in der Olimpbase verglichen.
|
Archiv Horst Richter |
Gabriele Just (DDR)? Hier irrte Horst Richter wohl. | |
Thomas Binder: "... Demnach handelt es sich bei dem [...] Bild nicht um Gabriele Just, sondern um die Partie Giesela Gresser gegen Elfriede Rinder (USA - Deutschland). Die Namensschilder kann man wohlwollend so lesen und die Stellung auf dem Brett entspricht genau der genannten Partie."
|
Archiv Horst Richter |
Waltraud Nowarra (DDR)? Wohl nicht, wie Thomas Binder beweist. | |
Thomas Binder: "Im letzten Bild wurde offenbar 1. c2-c4 gespielt. Das taten in besagtem Turnier nur 3 Spielerinnen in insgesamt 13 Partien. Wenn ich das Namensschild der Schwarz-Spielerin zuordne, kommt von den mit c2-c4 konfrontierten Spielerinnen am ehesten der Name 'Lane' in Frage. Dann hätten wir es mit der Partien Ottilie Stibaner gegen Lisa Lane aus dem gleichen Mannschaftskampf zu tun, was ja angesichts der Folge der Fotos auch Sinn machen kann."
Zu den neben dem Brett sitzenden Schreiberlingen meint Thomas Binder:
"... Es scheint an jedem Brett ein 'Sekretär' zu sitzen, der die Partie zusätzlich(!) zu den Spielerinnen mitschreibt. Und wir reden hier ja nicht über die Zeitnotphase, sondern sind noch in der Eröffnung. Bisher war mir nicht bekannt, dass so etwas flächendeckend üblich war. Vielleicht kann sich jemand erinnern, bis wann und auf welchen Wettkampfebenen so verfahren wure und was die Regeln dazu sagten, z.B. ob diese Leute Kompetenzen eines (Hilfs-)Schiedsrichters hatten."
Die von Thomas Binder bestätigte Vermutung wird von Horst Richter bestätigt:
"... Bereits bei der Europamannschaftsmeisterschaft der Herren (Endrunde vom 21.06. bis 02.07.1961 in Oberhausen) wurde von der Organisationsleitung die Mitnotation eingeführt. Es konnte keiner die Spielernotation entziffern, also wurde das auf dieser Art gelöst. Alle Schreiber mußten sauber und leserlich die Notation zur redaktionellen Bearbeitung bei der Orga.-Leitung abgeben. Nun konnten diese sofort für das Turnierbulletin am anderen Tag gedruckt werden. So wurde das auch bei der Damenolympiade mit Erfolg durchgeführt. Eine Schiedsrichterfunktion hatten die Mitschreiber nicht. Heute sind die technischen Möglichkeiten gegenüber der damaligen Zeit natürlich großartig und das mitschreiben ist nicht mehr nötig."
Autoreninfo
Frank Hoppe,
Jahrgang 1964, ist seit dem 1. Januar 2007 für die Internetpräsenz des Deutschen Schachbundes technisch verantwortlich. Er war außerdem von 2003 bis 2009 Referent der Wertungsdatenbank des DSB und von 1996 bis 2010 DWZ-Referent des Berliner Schachverbandes. Zudem betreut er seit 1996 die Webseiten des Berliner Verbandes.