ECU FIDE DSJ Bundesliga Fernschachbund | Shop
UKA Umweltgerechte Kraftanlagen Meißen GmbH - Partner des Deutschen Schachbundes
ChessBase - Partner des Deutschen Schachbundes
DWZ/Elo
Übersicht Datenbank DeWIS Alte Datenbank
Spielbetrieb
Familienmeisterschaft DSAM (Ramada-Cup) Tag des Schachs Deutschland-Cup Verein des Jahres Senioren Frauen Bundesligen Frauen-Regionalligen Meisterschaften Nationalmannschaft Terminplan Turnierdatenbank Chronik
Intern
SRK Schach & Recht Leitbild Adressen Präsidium Referate Satzung & Ordnungen Schach & Doping Archiv
Links
Forum Linksammlung Videos Email-Verzeichnis Mediaservice
Angebote/Informationen
Bundesministerium des Innern
Zug um Zug gegen Rassismus
Mehr Informationen Deutscher Olympischer Sportbund
Interessengemeinschaft der nicht-olympischen Verbände im DOSB
Präventionskonzept Gemeinsam gegen Doping
Stiftung Deutsche Sporthlfe
Startseite
Die göttliche Komödie oder ein "malerischer" Schachspieler

von Frank Mayer

Artikel - als PDF

  Marcel Duchamp: Die abenteuerlichen Schachschritte eines Malers

omnibus.com
Marcel Duchamp 1887 - 1968  

Warum "eine göttliche Komödie"?

Weil er ausserdem ein grossartiger Schachspieler war.
Duchamp war ein intimer Freund des geniales spanischen surrealistischen Malers Salvador Dalí. Unabhängig davon, dass Dalí als "der König von Midas" alles, was er anfasste, zu Gold zu machte, hatte er die aussergewöhnliche Gabe, seinen familiären und Freundeskreis in ein Theater zu verwandeln.

Salvador Dalí in seinem Buch über Marcel Duchamp:

"Das Schach bin ich".

Salvador Dalí – Marcel Duchamp "Die göttliche Komödie"  

Aber lassen Sie uns von vorne anfangen:

Marcel Duchamp wurde am 28. Juli 1887 in einem kleinen französischen Dorf im Nordwesten von Rouen als Sohn eines Notars (so wie Dalí) geboren, der gleichzeitig der Bürgermeister des Ortes war.

Schon während seiner Schulzeit nahm er an Zeichenstunden im Gymnasium teil und malte schon im Sommer 1902 seine ersten impressionistischen Bilder. Im Jahre 1904 stellte er sich als malender Künstler in dem bekannten Pariser Viertel "Montmartre" vor, allerdings ohne Erfolg.

In den darauffolgenden Jahren zeigten seine Gemälde bereits ein gewisses Talent und letztlich fertigte er Bilder an, die seinen zeitgenössischen Kollegen in Nichts nachstanden. Das war eine Zeit des Zögerns und der Versuche in verschiedene Richtungen.

Trotz allem, stellte sich sein Einfluss auf die Entwicklung des Surrealismus, des Dada und der Pop-Art als immer bedeutender dar. Sogar heute noch wird er als entscheidender Künstler für das Verständnis der Post-Moderne angesehen.

(Nun haben wir genug über die Malerei geschrieben, und es wird Zeit, dass wir über Schach sprechen!)

Seine Frau, Teeny Duchamp, klebte schon während der Hochzeitsreise 1927 die Figuren an das Schachbrett, um seine Leidenschaft zu bremsen.
Die zarte Gattin wurde seine Schachspielerei jedoch inzwischen leid, und das Ehepaar trennte sich schon wieder nach drei Monaten.

Die Schuld war das Schach!

Das lebende Schachbrett, Marcel Duchamp – Eva Barbitz 1963  

(Kommentar: Diese Art von Partien hat den Vorteil, dass man überall herumschauen kann, ohne sich zu langweilen.)

Neben der schöpferischen Kunst, wurde das Schachspielen jeden Tag mehr und mehr zu der Leidenschaft seines Lebens:

"Wenn Du eine Partie Schach spielst, sagte er, ist es so, als ob Du etwas entwirfst oder einen Mechanismus aufbaust, wobei Du entweder gewinnst oder verlierst. Der Aspekt eines Wettbewerbs ist nicht so wichtig. Das Spiel ist in sich selbst sehr, sehr plastisch. Wahrscheinlich ist es das, was mich so sehr an das Schach bindet."

metaajedrez
Marcel Duchamp – eine Schachpartie  

Übrigens gewann Duchamp mehrere Turniere so wie die Pariser und New Yorker Meisterschaft 1932. Ausserdem war er Mitglied der französischen Mannschaft auf vier Olympiaden: Den Haag 1928, Hamburg 1930, Prag 1931 und Folkestone 1933. Unter seinen Teamkollegen befand sich auch der damalige, nach Frankreich ausgewanderte Weltmeister Alexander Aljechin.

Nachstehend eine beispielhafte Partie:

(11048) Kleczynski,Jerzy - Duchamp,Marcel [B03]

Paris ol (Men) prel-7 Paris (4), 1924

1.e4 Sf6 2.e5 Sd5 3.c4 Sb6 4.d4 d6 5.exd6 exd6 6.Sc3 Le7 7.Le3 0–0 8.Ld3 S8d7 9.Sf3 Sf6 10.Dc2 h6 11.0–0–0 Le6 12.b3 a5 13.d5 Ld7 14.Lxb6 cxb6 15.a4 Tc8 16.Kb1 Kh8 17.h3 Se8 18.Sd4 Sc7 19.f4 Lf6 20.Sf5 Le8 21.Se4 Sxd5 22.Sfxd6 Se3 23.De2 Sxd1 24.Txd1 Tc6 25.Lc2 De7 26.Dh5 Ld7 27.g4 g6 28.Dxh6+ Kg8 29.Sxf6+ Dxf6 30.Se4 De7 31.g5 Lf5 32.Sf6+ Txf6 33.gxf6 Dxf6 34.Lxf5 Dxf5+ 35.Kb2 Te8 36.Td2 Df6+ 37.Kc2 Te3 38.Dg5 Dc3+ 39.Kd1 Da1+ 0–1

Endstellung  

Als man ihn bat, einmal das Schach zu definieren, formulierte er wie folgt:

"Es ist ein heftiger Sport, der seine künstlerichen Beziehungen schmälert. Wenn ich das Schach in einem Wort zusammenfassen soll, dann ist es für mich "Kampf".

Marcel Duchamp - Die Schachspieler  

Folgende Anekdote mag seine grosse Leidenschaft für das Schachspiel erklären:

Als er eines seiner wertvollsten Werke vollendet hatte, legte er die Malpinsel zur Seite und gab sich nur noch dem Schach hin: "Meine Aufmerksamkeit ist vollkommen auf das Schachspielen konzentriert. Ich spiele Tag und Nacht. Das Malen gefällt mir immer weniger."

Wenn man eine Mannschaft mit den besten Malern der Geschichte aufstellen würde, die vom Schach gefesselt wurden, würde Marcel Duchamp sicher am ersten Brett spielen.

dreier-verlag.de
Eine schachliche Biografie über Marcel Duchamp  

Am Schluss erlauben wir uns die Frage, ob nicht nur das Leben von Marcel Duchamp sondern auch das der anderen Menschen etwas von einer "göttlichen Komödie" hat. Und da wir von der Komödie und dem Schach sprechen, bleibt uns nichts anderes übrig, als die unvergessenen Worte von Miguel Cervantes (1547-1616) zu zitieren, dem grössten spanischen Dichter der Geschichte, die er in den Mund von Don Quijote und Sancho Pansa legte, als jene mit "Angulo el Malo" (Quijote II, 12) zusammentrafen:

"Sag’ mir: hast Du nicht eine Komödie gesehen, wo man Könige, Kaiser und Pontifexe, Ritter, Damen und andere verschiedene Persönlichkeiten teilnehmen liess? Der eine stellt den Gauner, der andere den Betrüger, dieser den Händler, jener den Soldaten, der eine den einfachen und diskreten, der andere den schlicht verliebten Menschen dar. Nach Beendigung der Komödie und dem Ablegen der Kleider, sind alle Teilnehmer wieder gleich".

"Ja, das habe ich gesehen", sagte Sancho Pansa.

"Nun geschieht dasselbe", sagte Don Quijote, "bei einer Komödie und beim Umgang miteinander in dieser Welt, in der die einen die Kaiser, andere die Pontifexe spielen und alle anderen Gestalten, die darin vorkommen; aber zum Schluss der Aufführung hört auch das Leben auf, und der Tod nimmt jedem einzelnen die unterschiedlichen Kleider ab, so dass sie alle bei der Bestattung gleich sind."

"Ein mutiger Vergleich", antwortete Sancho Pansa, "obwohl er wiederum nicht so neu ist, als dass ich ihn nicht schon bei verschiedenen Anlässen gehört hätte so wie beim Schachspiel, wobei jede Figur ihre besondere Aufgabe hat; sobald das Spiel zu Ende ist, werden sie alle aufgehäuft, vermischt und schliesslich in einen Beutel gelegt, so, als ob sich das Leben beim Begräbnis endgültig verabschiedet."

Joan Miró – Marcel Duchamp  

**********************

Schliessen wir mit den Worten von Marcel Duchamp:

"Jeder Künstler kann nicht Schach spielen, aber alle Schachspieler sind Künstler!"

Er starb in Neuilly-Sur-Seine im Jahre 1968 und entsprechend seines letzten Willens, wurde ihm ein Schachspiel mit in den Sarg gelegt.

Barcelona, Juli 2008

Autoreninfo

Frank Mayer,
Barcelona

frank.mayer@telefonica.net


Werbung
Online-Shop der Deutscher Schachbund Wirtschaftsdienst GmbH
Hier könnte Ihre Werbung stehen!
Schachreisen Jörg Hickle
Schachkalender 2013

Aktionen
ASS Athletic Sport Sponsoring GmbH
Chess Evolution Newsletter
Pixelnet
DSB-Imagebroschüre Schach verbindet
Copyright © 1996 - 2013 Deutscher Schachbund e.V.
| Impressum