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Ein Interview mit Raúl Capablanca 1925

von Oleg Riss und Frank Mayer

von Oleg Riss, russischer Schriftsteller
übersetzt und angepasst von Frank Mayer

Artikel als PDF - nicht überarbeitet!

  Der grossartige Schachspieler José Raúl Capablanca ...

chessbase.com

... reiste unerwartet am 25. November 1925 nach Leningrad (seit 1991 Sankt Petersburg). Er kam nur für einen kurzen Besuch zwischen der Pause zweier Spielrunden anlässlich des Internationalen Schachturnieres in Moskau (1925).

Nach so langer Zeit ist nun schwierig zu ergründen, warum sich der Weltmeister dieser anstrengenden Reise unterzog, die ihn nach seiner Rückkehr in Moskau die nächste Partie kostete.
Es mag angehen, dass er die mühselige Reise unterschätzte und somit seine Kräfte fuer das nächste Turnierspiel.

Der Schachclub von Leningrad erfuhr erst im letzten Augenblick von der Anreise Capablancas für einer Simultanvorstellung.
In aller Eile wurde der Beethoven-Saal der Leningrader Philharmonie entsprechend hergerichtet,

Philharmonie Beethoven-Saal Leningrad (St. Petersburg)

um dem hohen Gast für sein Erscheinen einen würdigen Rahmen zu bieten.

Schon damals gehörte mein halbes Herz dem Schach und die andere Hälfte der Pressearbeit. Somit war ich auch Herausgeber der Zeitschrift "Rochade".

Als glücklicher Besitzer einer Eintrittskarte kam mir plötzlich der geniale Einfall: "Warum sollte ich nicht versuchen, den Weltmeister Capablanca zu interviewen?"
Allerdings stand ich vor dem Problem, wie ich mich auf russisch mit meinem Gast verständigen konnte. Zumal ich noch ein ziemlich bescheidener Journalist ohne grossen Einfluss war.
Jedoch vertraute ich auf die Schachgöttin Caissa, die mir sicher helfen würde.
Und siehe da, es bot sich der Herausgeber des "Schachblattes" an, ein netter Kollege mit dem Namen S.O. Vainshtein, der seinerzeit schon einen besonderen Ruf wegen seiner ausgezeichneten Berichterstattung anlässlich des Turnieres 1914 in St. Petersburg hatte und auch Capablanca recht gut kannte, um mir die Türen zu öffnen.

chesshistory  

In aller Eile bot der Leningrader Schachclub natürlich seine besten Spieler auf, darunter auch zwei Spielerinnen, eine Tatsache, die damals noch recht ungewöhnlich war, so dass der Weltmeister an einigen Brettern echte Schwierigkeiten hatte und letztlich 4 Partien verlor und 8 Partien remis gestalten musste.

Angesichts der übermenschlichen Anstrengung bat Capablanca um eine Auszeit; er zog sich in einen angegliederten Raum zurück, wo er sich in einem bequemen rotgestreiften Sessel und mit einem starken Tee erholte:

Wie kam ich aber nun zu meinem Interview, zumal der Meister immer von wichtigen Persönlichkeiten und namhaften Zeitungsleuten umringt war?

Einer seiner Betreuer und auch gleichzeitig "sein Leibwächter", der Zeitungsmagnat Andrei Adreievich Shvarts, wehrte jeden meiner Versuche ab, mich Capablanca zu nähern.
Letztlich gelang es mir aber doch.

Der Weltmeister fragte mit strengen Blick:

"Was führt Sie zum mir?"

Ein wenig verwirrt, trug ich ihm die Vorzüge meiner Schachzeitschrift "Rochade" vor, zumal dort angesehene Kommentaristen von Schachturnieren ihre Beiträge leisteten.

Daraufhin rief Capablanca seinen Aufpasser Andrei Andreievich zu sich und stellte ihm eine Frage.
Plötzlich veränderte sich das Gesicht des angesprochenen Andreievich zu einem freundlichen, ja sogar lächelnden Ausdruck, und er sagte zu mir: "Nun, lieber Freund, Sie haben Glück. Geben Sie mir kurz Ihren Notizblock!"

Fast ohne nachzudenken, schrieb der Weltmeister einige Zeilen in das Heft.

Danach war es an der Zeit, die Simultanvorstellung fortzusetzen und zu Ende zu bringen.

Einige neidische, am Rande des Raumes wartende Zeitungsleute stürmten auf mich zu und warfen mir die Frechheit vor, mich in den Königshof gewagt und den obersten Herrn einfach um ein Interview gebeten zu haben.

Nachdem deren Unmut langsam verrauscht war, fragten sie mich nach den Zeilen, die der Weltmeister in meinen Block auf Spanisch geschrieben und signiert hatte.

Es fand sich Samuel Osinovich, der übersetzte und wie folgt zusammenfasste:

Capablanca schrieb, dass er sehr zufrieden sei, wieder einmal in dieser herrlichen Stadt zu sein, an die er sich aus seinen Jugendjahren gern erinnere und dankte allen Schachspielern aus Leningrad für die herzliche Aufnahme.
Weiterhin brachte er den Wunsch zum Ausdruck,

'dass das Schach dieselbe Volkstümlichkeit erreichen möge, wie der Fussball in den anderen Ländern.'"

Selbstverständlich veröffentlichte ich diese Zeilen exklusiv in der Zeitschrift "Rochade".

Diese Handnotiz habe ich 20 Jahre lang behutsam aufbewahrt, aber sie Mitte 1944 während des 2. Weltkrieges einem Kriegskamerad an der Front geschenkt, der ein eifriger Sammler von Autogrammen berühmter Persönlichkeiten war.
Ob diese Notiz von José Raúl Capablanca in den Kriegswirren verloren gegangen ist, weiss ich leider nicht, zumal mein Kamerad im Krieg gefallen ist.

Nachstehend die Schlusstabelle des Internationalen Schachturnieres in:

MOSKAU 1925

Pl.Name123456789012345678901Pkt.
1. Efim Bogoljubowx½0½110½11½11½111111115,5
2. Emanuel Lasker½x½1½0½1½111110½1½½1114,0
3. José Raúl Capablanca1½x11½½½½010½½½½1111113,5
4. Frank James Marshall½00x½011½0111111½0½1112,5
5. Saviely Tartakower0½0½x½1½½½½111½11½½½½12,0
6. Carlos Torre Repetto01½1½x½0½½01½½1½0111112,0
7. Richard Reti1½½00½x1011½0½½11½1½½11,5
8. Peter Arsenievich Romanovsky½0½0½10x10½100111½11111,5
9. Ernst Gruenfeld0½½½½½10x1½½½0½11½½½½10,5
10. Alexander Ilyin Zhenevsky0011½½010x½01½0½1½½1110,5
11. Fedor Parfenovich Bohatirchuk½000½10½½½x½½1½1½½½½110,0
12. Boris Verlinsky001000½0½1½x111½01½109,5
13. Rudolf Spielmann00½00½11½0½0x11½½1½019,5
14. Akiba Rubinstein½0½00½½11½000x10011119,5
15. Grigory Levenfish01½0½0½0½1½000x11½½1½9,0
16. Ilya Leontievich Rabinovich0½½00½000½0½½10x1½1118,5
17. Frederick Yates000½010000½1½100x1½017,0
18. Fritz Sämisch0½01½0½½½½½000½½0x0106,5
19. Solomon Borisovich Gothilf0½0½½000½½½½½0½0½1x0½6,5
20. Fedor I Dus Chotimirsky0000½0½0½0½01000101x16,0
21. Nikolay Zubarev0000½0½0½00100½001½0x4,5

Mit freundlicher Genehmigung von Sr. Don Arqto. Roberto Pagura, Buenos Aires, erhalten wir ein historisches Foto mit den damaligen Teilnehmern, das wir gern unseren Lesern zeigen möchten:

Moskau 1925

Zum Schluss noch eine Kostbarkeit, die wir Mr. Edward Winter von "chesshistory" zu verdanken haben.

Es handelt sich um einen Ausschnitt einer deutschen Tageszeitung vom 13. November 1925 mit der Berichterstattung des Moskauer Turnieres und einer Zeichnung der Begegnung zwischen José Raúl Capablanca und Dr. Emanuel Lasker, die remis ausging:

Barcelona, Oktober 2008

Autoreninfo

Frank Mayer,
Barcelona

frank.mayer@telefonica.net


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