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Der Schachspieler Humphrey Bogart

von Frank Mayer

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poster.net
Humphrey Bogart (1899-1957)  

Während der Jahre der Wirtschaftskrise (1929) in den USA gab es viele Menschen, die schon aus Gründen des Überlebens jegliche Art von Arbeit annahmen.
Ein armer Anwärter zur Schauspielerei, der kaum ein paar Dollar für die ihm spärlich gewährten Rollen in Hollywood bekam, verdiente sich noch ein gewisses Zubrot mit Wetten bei seinen Schachpartien, auch oft, weil sein Geld nicht bis zum Monatsende reichte. Dieser Schau- und Schachspieler war

Humphrey Bogart.

Er spielte um den Einsatz von 50 cts. je Partie und gewann fast alle.
Mit der Zeit gelang es ihm, im Film erfolgreicher zu sein und entwickelte sich nach und nach zu einer Legende, aber er vernachlässigte dabei nie sein geliebtes Schach, wobei er ein ziemlich hohes Spielniveau erreichte.

Man sah ihn oft tief über einem Schachbrett versunken in seiner Künstlergarderobe sitzen, oder er spielte mit anderen Schauspielerkollegen.
Die Leidenschaft zu Schachwetten konnte er aber nicht ablegen. Es wird sogar erzählt, dass man sehr aufpassen musste, wenn man mit ihm spielte, denn er soll auch gemogelt haben, immer mit dem Ziel, sei es wie es sei, das Spiel für sich zu entscheiden.
(Aber das ist sicher nur ein Gerücht...)

Er war eine intelligente, kultivierte und immer für Spass aufgelegte Persönlichkeit.
Ausserdem pflegte er gern darüber zu scherzen, wieviel Mal und auf welche Weise er in den Filmen gestorben sei:
Achtmal auf dem elektrischen Stuhl oder erhängt und zwölfmal erschossen, ohne noch die neunmaligen lebenslänglichen Gefängnisstrafen zu vergessen.

Aber besonders zeichneten ihn sein Wagemut und Drang nach Freiheit aus.

Er starb kurz nach der Vollendung seines 57. Lebensjahres aufgrund eines sehr qualvollen Krebses.

Allerdings litt er besonders beim Schachspielen, wenn sein Gegner merkte, wie schlecht sich Bogart fühlte und irgendeinen Vorwand suchte, vorzeitig die Partie aufzugeben und nach Hause zu gehen.
Jedoch musste sich sein Spielpartner dann gefallen lassen, dass Bogart ihm Vorwürfe machte; so in der Art wie einer der Detektive, die er im Film spielte und sagte:

"Was ist los, mein Junge? Ist das wohl zuviel für Deine Kräfte?"

**************

"Casablanca"

ist einer der ganz grossen Filme in der Geschichte.
Ohne Zweifel gibt es viele Gründe, womit dieser Film sich eine derartige Beurteilung verdient, wobei besonders die Details gepflegt wurden.

Als Schachspieler können wir diese Auszeichnung vollkommen verstehen, weil Casablanca ebenso die schachlichen Belange und Szenen perfekt darstellt. Sicher ist es auch darauf zurückzuführen, dass Humphrey Bogart ein grossartiger Schachspieler war und dieses Motiv in den Film brachte.
Wenn wir die nachstehende, die im Film gezeigte Stellung genau betrachten,

können wir nach längerem Hinsehen den genialen Humphrey Bogart erkennen, eigentlich schon mehr als ein "Augenzwinkern" für die Schachexperten, wobei die Kultfigur in den Rahmen des 2. Weltkrieges gestellt und seine Einstellung während des ganzen Filmes schon vorausgesagt und ihr ein psychologisches Profil gegeben wird.

******************

Jetzt erlauben wir uns, Herrn Juan Antonio Montero aus seinem Artikel "Ein Kuriosum über die Partie aus dem Film Casablanca" wiederzugeben:

"Das ist, sagen wir mal, die Anfangsstellung, bei der die Szene beginnt. Weiss zieht und Rick – Humphrey Bogart – hat hinter den schwarzen Figuren Platz genommen. Es handelt sich hierbei um die französische Verteidigung, die von einigen Sachverständigen als äusserst schwierig für Schwarz eingestuft wird, aber es kann ein langer Kampf werden. Wie zu erkennen ist, blickt Humphrey Bogart angestrengt auf das Brett und denkt über die Stellung nach. Während der ganzen Einstellung führt er nur einen Zug aus, da Peter Lorre hinzukommt und ihm etwas erzählt, was scheinbar wichtig ist.
Allerdings sieht es so aus, dass Humphrey Bogart sich nicht ablenken lässt, aber die Konzentration ist nicht mehr dieselbe.
Den Zug von Weiss führt er mit Sb5 aus."

So traue ich mir zu, diese Zufolge als die "Casablanca Variante" zu taufen, die sich ab dem Chatard-Aljechin-Angriff in der Französischen Verteigung ergibt wie folgt:

1. e4 e6 2. d4 d5 3. Sc3 Sf6 5. Lg5 Le7 5. e5 Sfd7 6. h4 c5 7. Lxe7 Dxe7 8. Sb5

Rick, die von Bogart dargestellte Person, studiert die sich aus der Französischen Verteigung ergebende Stellung und ausserdem macht er es von der "schwarzen" Seite aus, also von der "französischen Seite".
Versetzt sich Bogart damit schon in seine Rolle?
Eine heikle Situation, a priori nachteilig für Schwarz, aber mit Möglichkeiten zum Gegenspiel. Noch gibt es Hoffnungen, obwohl sich die Verteidigung als mehr als kompliziert gestaltet.
Ich denke, dass Bogart diese Stellung vorher gut überlegt hatte und damit eine klare Botschaft des Widerstandes vorgebracht wurde, eine brillante filmische Darstellung, die viel über einen der ganz grossen Darsteller aussagt.

Allerdings ist es bemerkenswert, was die Schachtechnik dazu sagt. Von dieser Stellung ausgehend, schrieb einmal der ehemalige Weltmeister Dr. Max Euwe folgendes:
"Es handelt sich hierbei um eine vorteilhafte Fortsetzung für Weiss, obwohl, wenn man genau hinschaut, es nicht einfach ist, einen Vorteil zu erspielen.
("Die französische Verteidigung", Dr. Max Euwe, katalanische Ausgabe, 3. Auflage 1978)
Nun habe ich noch Chessbase 9.0 aus den vergangenen Jahren konsultiert und folgendes mit dem Zug Sb5

bei Durchsicht von 20 Partien festgestellt:

50 % Weiss gewinnt
15 % Remis
35 % Schwarz gewinnt

Wenn ich jetzt die Statistiken vor der Filmpremiere 1942 durchsehe, erhöht sich die Erfolgsquote von Schwarz auf 50%.

Das will heissen, dass Bogart mit seiner Strategie für die "französische Seite" durchaus nicht falsch lag.

Lassen Sie uns einen Schritt weitergehen und uns Partien mit dieser Variante nach dem 2. Weltkrieg ansehen.
In verschiedenen Spielen gewinnt Schwarz nach einem Qualitätsopfer zu Gunsten einer starken Bauernmehrheit im Zentrum, ein Bild und eine Ähnlichkeit, wie sie sich während des 2. Weltkrieges ereigneten.
Also: ein katastrophaler Beginn für die Franzosen, die sich aber letzlich mit Hilfe der Allierten gegenüber den Deutschen durchsetzen konnten.

Damit möchte ich zum Ausdruck bringen, dass Bogart unglaublicherweise ein absolut richtiges Konzept auf das Brett brachte.
Demzufolge können wir verdientermassen diese Fortsetzung mit dem Namen die "Casablanca Variante" bezeichnen.

Anmerkung:
Diese Variante wird kaum noch in wichtigen Begegnungen gespielt, wobei sie aber im Kandidatenturnier zwischen Bronstein und Stahlberg eine neue Blüte erlebte.
Vielleicht hilft aber dieser kleine Beitrag, irgendeinen Theoriker anzuregen, die schwarze Stellung wieder ins Leben zu rufen, damit dann auch "dem Aufruf von Bogart zum Kampf" aus dem hervorragenden Film "Casablanca" gebührend Rechnung getragen wird.

"Schau’ mir in die Augen Kleines und sag’ mir..."  

Barcelona, Juli 2008

Autoreninfo

Frank Mayer,
Barcelona

frank.mayer@telefonica.net


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