von Horst Metzing
| 74. FIDE-Kongress vom 27. Oktober bis 2. November 2003 in Kalithea, Halkidiki, Griechenland |
In diesem
Jahr wurde erneut eine reine Sitzung des so genannten "Executive Board"
durchgeführt. Es handelt sich dabei um eine Art Erweitertes Präsidium, bei
dem die nationalen Föderationen nur als Gäste bzw. Beobachter
teilnahmeberechtigt sind.
In seinem
Jahresbericht ging Präsident Kirsan Ilyumzhinov insbesondere auf die Probleme
im Zusammenhang mit der Weltmeisterschaft und dem Vereinigungswettkampf ein.
Konkret wurde dann zu einem späteren Zeitpunkt die Entscheidung bestätigt,
den Wettkampf zwischen Ponomariov und Kasparov abzusagen. Vielmehr soll auf
der Grundlage des Prager Abkommens der neue Weltmeister gegen Kasparov
antreten und danach dann der Vereinigungswettkampf gegen den Sieger der
Begegnung Kramnik gegen Leko stattfinden.
Die
KO-Weltmeisterschaft wird nicht mehr in diesem Jahr ausgetragen, sondern
vermutlich im Zeitraum April/Juni 2004. Ausrichter, die bereit sind, den
Preisfonds zu übernehmen, konnten bisher nicht gefunden werden. Insofern wird
darüber nachgedacht, zwei Gruppen mit je 64 Spielern zu bilden, die dann im
KO-System spielen und schließlich ein getrenntes Finale austragen. Die
Frauenweltmeisterschaft wird mit 64 Spielerinnen im Zeitraum Mai/Juni 2004 in
Tbilisi (Georgien) ausgetragen. Der Preisfonds beträgt 450.000,-- US $ und
wird von der Georgischen Regierung aufgebracht.
Die
finanzielle Situation der FIDE ist äußerst kritisch. Sie ist durch die
Verschiebung der Weltmeisterschaft und durch unverhältnismäßig hohe
Ausgaben gezwungen, erhebliche Sparmaßnahmen zu treffen. Dazu zählt auch,
dass das Sekretariat von Lausanne nach Athen umzieht, dass die Verträge mit
den bisherigen Mitarbeiterinnen gekündigt werden und dass der
Exekutivdirektor Emmanuel Omuku nicht mehr weiterbeschäftigt wird. Er bleibt
jedoch in dem Büro in Lausanne und wird künftig von der Schachstiftung beschäftigt
und von Kirsan Ilyumzhinov persönlich bezahlt. Die Kassenprüfer haben in
ihren Berichten auf erhebliche Ausgaben verwiesen, die weder sachlich
gerechtfertigt noch etatmäßig abgedeckt waren.
Die Dauer der
Schacholympiaden soll verkürzt und auf 11 Runden begrenzt werden. Dies gilt
jedoch erst ab 2008. Im nächsten Jahr wird die Schacholympiade vom 14. bis
31. Oktober in Calvia/Mallorca stattfinden. Zwei Jahre später ist sie dann
vom 20. Mai bis 4. Juni in Turin vorgesehen. Angebote zur Durchführung der
Olympiade 2008 müssen bis zum 15. April 2004 eingereicht werden. Interesse
haben bereits Armenien, Schweden, Argentinien und Deutschland (Dresden)
bekundet.
Die Option zur
Ausrichtung des FIDE-Kongresses 2005 in Deutschland wurde bis Ende des Jahres
verlängert. Köln und Dresden haben Interesse daran bekundet.
In der
Elo-Liste gibt es derzeit 47.673 Spieler. 1.879 Spieler werden mit einer Zahl
zwischen 2.000 und 1.801 geführt. Als nächste Stufe sollen Wertungszahlen ab
1.601 eingeführt werden.
Die
Schachregeln werden 2004 überarbeitet. Die Regelkommission war sich einig darüber,
dass ein Spieler seine Partie ohne Vorwarnung verliert, falls dessen Handy
klingelt. Die Schiedsrichter sollen vorab die Spieler über diese Bestimmung
informieren.
Folgenden
deutschen Spielern wurden Titel verliehen bzw. bestätigt:
- Fabian Döttling, Großmeister
- Arik Braun, Internationaler Meister
- Oliver Brendel, Internationaler Meister
- Norbert Coenen, Internationaler Meister
- Florian Grafl, Internationaler Meister (unter Elo-Bedingung)
- Michael Roos, Internationaler Meister
- Karsten Schulz, Internationaler Meister (unter Elo-Bedingung)
- Lyubov Kopylova, Internationale Meisterin
- Kerstin Kunze, Internationale Meisterin
Die
Frauenkommission hat vorgeschlagen, im Rahmen der Umstrukturierung der
Schacholympiaden die Frauenmannschaft um ein Brett zu erweitern und dafür bei
den Herren einen Ersatzspieler zu streichen.
Die
Trainerkommission hat noch immer kein Konzept für die Arbeit der
FIDE-Trainerakademie in Berlin vorlegen können. Die Präsidiumsmitglieder
Zurab Azmaiparashvili und Ignatius Leong werden jedoch versuchen bis zum 15.
Dezember 2003 (der Eröffnung der Akademie in Berlin) eine erste Struktur
festzulegen.
Folgende
Meisterschaften wurden vom Exekutiv-Board vergeben, teilweise als Option:
- Jugendweltmeisterschaft 2004: Kreta, Griechenland
- Jugendweltmeisterschaft 2005: Belfort, Frankreich
- Jugendweltmeisterschaft 2006: Indien
- Jugendweltmeisterschaft 2007: Antalya/Izmir, Türkei
- Jugendweltmeisterschaft 2008: Vietnam
- Juniorenweltmeisterschaft Jungs und Mädchen 2004: Kalkutta, Indien
- Juniorenweltmeisterschaft Jungs und Mädchen 2005: Türkei
- Juniorenweltmeisterschaft Jungs und Mädchen 2007: Armenien
- Schnellschachweltmeisterschaft 2005: Cap d’Agde, Frankreich
- Senioren-Mannschaftsweltmeisterschaft 5. - 12. Oktober 2004: Isle of Man, Großbritannien
Das Jahr 2005
wurde von der FIDE zum Jahr des Schulschachs erklärt.
Berlin,
10.11.2003