von Ernst Bedau und Jörg Schulz
| Da staunten die Himmelsstürmer nicht schlecht |
Die Jugend als Zukunft des Deutschen Schachbundes, der sein 125jähriges Jubiläum in
diesem Jahr feiern konnte, gegen die Erfahrung des deutschen Schachs, so
lautete die verheißungsvolle Paarung am ersten Tag des Schachs des Deutschen
Schachbundes. Werbung für den Schachsport in der Öffentlichkeit mit einem reizvollen, die
Phantasie anregenden Vergleich zwischen Jugendlichen und Senioren, das war die
Idee für den Tag des Schachs des DSB. Und sie entfachte tatsächlich
vielerorts ein Feuer, das keine kleine Flamme war, sondern lichterloh brannte!
Von Büdelsdorf in Schleswig-Holstein bis Hof in Bayern, überall nahmen Vereine
den Ball auf und gingen mit Schach in die Fußgängerstraßen,
Einkaufszentren, die Parkanlagen, beteiligten sich an Stadtfesten und sogar an
Landesgartenschauen.
Der Bereich Breitensport des DSB hatte den Tag des Schachs ins Leben gerufen. An
jedem letzten Samstag im August wird er jährlich begangen werden. Ziel ist
es, einen festen Tag im Kalender zu verankern, an dem bundesweit flächendeckend
für Schach geworben und Schach als lebendige Sportart für alle Generationen
präsentiert wird. Das Motto wird sich ändern, der Tag des Schachs wird bleiben.
| "jung gegen alt" das Motto |
Jung gegen alt, oder wie die Greifswalder es betitelten "Himmelsstürmer gegen
Erfahrung" war diesmal auf Grund des Jubiläums des DSB das Motto. Die
Senioren, die die Geschichte des Verbandes symbolisieren, treten gegen die
Zukunft des Verbandes an. Wer da gewinnt ist klar, natürlich die Dynamischen,
die Jungen, die mit dem Ehrgeiz, dem Eröffnungswissen, der schnellen
Auffassungsgabe. Oh, oh, wer so dachte, fiel wie die Himmelsstürmer an den bundesweiten Brettern
kräftig auf die Nase, denn es triumphierten überaus deutlich die Senioren in
diesem Vergleich. Zwar liegen in der Zentrale in Berlin noch nicht alle
Ergebnisse vor, doch jetzt schon ist das Zwischenergebnis deutlich
ausgefallen: mit 431:221 liegen die Senioren, die Erfahrenen, die Routinierten, die Abgeklärten, die immer
noch eine Attacke reiten können, vorn. In Berlin trat am ersten Brett der Ehrenpräsident des Deutschen Schachbundes Alfred
Kinzel in geistig frischem Alter
von 89 Jahren gegen den 12jährigen Berliner Spitzenspieler Ilja Brener
an.
Die Fernsehkamera des SFB ist auf das Duell gerichtet, Pressefotographen
richten ihre Kameras aus, der Radioreporter steht bereit. Wer wird gewinnen?
Ist das eine berechtigte Frage? Die Partie – auch noch als Schnellschach
ausgetragen – beginnt. Und Alfred Kinzel legt los, so wie er es in
den letzten gut siebzig Jahren immer gemacht hat: Wo steht der König und dann
kompromissloser Angriff. 1-0 für Alfred
Kinzel! Gut die zweite Partie geht an Ilja Brener, doch das
Ergebnis zeigt, dass die Senioren nicht vorhaben, sich kampflos geschlagen zu
geben.
| Schach öffentlich machen |
Das Berliner Beispiel zeigt, wie interessant für die Passanten und auch die
Medien dieser Vergleich ist. Welche Sportart kann da mithalten? In welcher
Sportart können sich alle Generationen mit einander messen unter gleichen
Bedingungen, ohne Vorgabe? Wir
müssen die Vorzüge unserer Sportart nur zeigen, wir müssen raus in die Öffentlichkeit
gehen. Diese Idee nahmen viele Vereine quer durch Deutschland auf, nutzen die
Werbemittel, die vielen Ideen für Aktionen vom Deutschen Schachbund und
warben erfolgreich für Schach.
| Bundesweite Aktionen |
In Berlin, wie gesagt, stellte sich das Präsidium
mit dem Ehrenpräsidenten Alfred Kinzel an der Spitze, gefolgt vom Präsidenten
Alfred Seppelt, dem Schatzmeister, Spielleiter, verstärkt durch einige
Altmeister der Jugendauswahl des Verbandes. Und zwar mitten im alten Zentrum
von Berlin unweit vom Ku-Damm am Kranzler Eck. Das Fernsehen berichtete in den
Abendnachrichten des SFB.
In Hamburg ging man in den Stadtpark, der
Ausflugspunkt der Hamburger bei schönem Wetter. Dort kämpfte ebenfalls eine
Seniorenauswahl, angeführt vom Präsidenten des Hamburger Schachverbandes Dr.
Hans Schüler gegen eine Jugendauswahl. Mehrere Vereine nutzten die Möglichkeit
und warben für sich. Gleichzeitig wurde das große Alstervergnügen rund um
die Binnenalster für die Schachwerbung genutzt. Zusätzlich ging man aber
auch in den Stadtteilen wie in Volksdorf an die Bretter.
Örtliche Prominenz in Braunschweig in der Kaufhof
Galeria im Kampf gegen die Jugend.
In Bremen nutzte man ebenfalls ein
vorhandenes Stadtfest und hatte so immer stark umlagerte Schachtische mit
"erstaunlich guten Leistungen der Hobbyspieler", wie berichtet wurde.
In Essen im Grugapark hatte der Schachbund
NRW seine zentrale Veranstaltung angesetzt mit einem der wenigen Siege der
Jugendauswahl! Aber auch in anderen Orten freuten sich die Vereine wie in Hamm
im dortigen Einkaufszentrum über großen Andrang. Die Bretter blieben so gut
wie nie unbesetzt, die Informationsmaterialien über die örtlichen Vereine
fanden interessierte Abnehmer.
Im Süden schoss Hof den Vogel ab. Mitten in
der belebten Einkaufsstraße unter Schirmherrschaft des Landrates duellierten
sich die Jugend und die Senioren des Bezirkes. Dem Duell folgte ein Simultan
mit GM Thomas Pähtz an 37 Brettern, das umfangreich in der örtlichen
Presse dokumentiert wurde. Umrahmt wurde alles mit einer Fotoausstellung und
einem Schachquiz.
Aber nicht nur in den großen Städten nahmen die Vereine die Idee auf. Gerade in ländlichen
Gebieten und in verschiedenen Kleinstädten kam es zu vielen Vergleichen und
schachlichen Aktivitäten. Auch dort suchte man in den Einkaufsstraßen, den
Marktplätzen die Öffentlichkeit. Wie zum Beispiel in Neubrandenburg mit
einer der größten Beteiligungen, in Willsbach,
Pfullingen, Neustadt/Weinstraße, Schwenningen, um nur einige zu
nennen. Und im sächsischen Großenhain
traten die Schachfreunde mit einem Lebendschach bei der Landesgartenschau vor
vielen Zuschauern mit großem Erfolg auf. Andrang
beim Simultan in Hamm im Einkaufszentrum
Allee-Center.
| Spenden für terre des hommes |
Der erste Tag des Schachs, bekam aber noch eine andere besondere Note durch den
DSB. Er hatte selbst 2.500 Euro zur Verfügung gestellt und die Vereine
gebeten, ebenfalls an die Spendenfreudigkeit zu appellieren. Worum ging es?
Man nutzte den Tag des Schachs,
um der Kinderhilfsorganisation terre des hommes (Erde der Menschlichkeit), dem
Partner der Deutschen Schachjugend zu helfen. Auf zwei Jugend- und
Bildungsprojekte in Guatemala und Mosambik
haben sich terre des hommes und die DSJ in ihrer Partnerschaft verständigt.
Schachtorten gab es in Leipzig und Braunschweig,
die für den guten Zweck verkauft wurden.
Und was kann es schönes geben, als in einem Jubiläumsjahr neben den großen
Feiern und Festen auch an die Schwachen und Vergessenen zu denken und ihnen
Hilfe anzubieten?
Eigentlich aus allen Veranstaltungsorten kamen Spendenbeträge zusammen. Noch
ist nicht abzuschätzen, wie viele Gelder gesammelt wurden, doch der Betrag
des DSB konnte beachtlich durch die Vereine und einzelnen Schachfreude
aufgestockt werden. An manchen Orten wurde auch für die Flutopfer an der Elbe
und ihren Nebenflüssen Geld gesammelt, in Leipzig standen die Krebskranken im
Mittelpunkt des sozialen Engagement, was ebenso dankbar vom DSB aufgenommen
wurde.
| DSB sagt danke |
Der Deutsche Schachbund bedankt sich herzlich bei den Vereinen für die aktive
Mitarbeit an der erfolgreichen Umsetzung des ersten Tag des Schachs in
Deutschland. Und natürlich ist klar, nach diesem Erfolg muss der Tag eine jährliche
Fortsetzung bekommen. Angedacht war dies von Anfang an. Der erste Erfolg hat
den Planern Recht gegeben.
| Tag des Schachs 2003 |
Am 30. August 2003 findet der nächste Tag des Schachs statt. Wieder der letzte
Samstag im August. Trotz Ferienzeit in einigen Bundesländern ein guter
Termin, wie die Vereine bestätigten. Das Wetter ist meist beständig, die
neue Saison hat noch nicht begonnen und daher haben die Verantwortlichen in
den Vereinen noch Zeit sich um solche Veranstaltungen zu kümmern. Ein
Schachduell der Städte wird es geben.
Schachvereine in Städten und Gemeinden sollen sich im Wettstreit mit gleich
großen und vergleichbar strukturierten Städten, Gemeinden aus anderen
Bundesländern messen. Sieger wird sein, wer einzeln und gemeinsam mit dem
Partner die meisten Schachspieler ans Brett bringt. Es winken Geldpreise im
Gesamtwert von 5.000 Euro. Der
Tag des Schachs 2003 wird ein großes Spektakel werden, da sind sich alle
sicher. Viele Vereine, die 2002 mitgemacht haben, haben uns geschrieben. Sie
freuen sich schon heute – und wir auch – auf diesen Tag und auf die vielen
neuen Ideen. Einige tausend Schachspieler werden’s wohl sein, die sich da
bundesweit mit Schach beschäftigen werden, ob als Löser von Aufgaben, als
Simultanspieler, als Turnierspieler, als Blitzer. Im November fällt der
Startschuss für das neue Motto und den nächsten Tag des Schachs am 30.
August 2003.
Seien sie dabei, es lohnt sich!
Ernst Bedau, Referent für Breitensport
Jörg Schulz, Geschäftsführer DSJ