Leitartikel zur B-Methode

Einleitung.

Ganz allgemein betrachtet könnte man das Schachspiel, das "Spiel der Könige", wie es einmal genannt worden ist, inzwischen als Volkssport bezeichnen, denn unzählige Menschen spielen dieses Spiel ganz nebenbei zu ihrem Vergnügen, ohne höheren Anspruch an irgendeine Art von Perfektion.

Wie wir aber wissen, wird dieses Spiel längst als Sport organisiert in Vereinen und Meisterschaften auf Landes- und Bundesebene und internationalem Parkett betrieben und findet regelmäßig in den Medien Präsens, insbesondere wenn Großmeister dieser Sportart in die "Arena" treten.

Vor diesem aktuellen Hintergrund stellt sich natürlich die Frage, "worin unterscheidet sich das Denken eines Schachmeisters von dem eines normalen Freizeitspielers?"

Schachforschungen hat es bewiesen:

Die spielerische Überlegenheit der Schachprofis resultiert aus der Art, wie sie das Brett visuell und gedanklich aufteilen. Während der Laie zur Analyse einer Spielsituation das gesamte Brett betrachtet, entdeckt der Schachprofi blitzschnell die für Verteidigung und Angriff besonders kritischen Zonen. Auf diese konzentrieren sich dann seine weiteren Überlegungen. Diese Gabe verschafft dem Großmeister einen doppelten Vorteil: Einerseits kann er die aktuelle Stellung wesentlich rascher erfassen und bewerten, andererseits braucht er für die Auswahl des geeigneten Zuges nicht, alle sondern nur die wichtigsten Steine zu berücksichtigen.

Die dafür verantwortliche Denkstruktur ist die Denktechnik des Meisters. Der Meister sieht seine Ziele in der Eroberung von Feldern; Der Amateur sieht seine Ziele meist in der Eroberung von Material oder des gegnerischen König. Ein Amateure kann nur dann Meister werden, wenn er auch wie Meister feldmäßig zu denken versucht.

Ist die Denktechnik angeboren oder antrainiert? Es mag Menschen geben, denen eine solche Fähigkeit angeboren ist. Überwiegend ist sie aber antrainiert. Und deshalb hilft nur ständiges Training.

Denktechnik

Die Denktechnik ist wie man denkt bzw. wie man selbiges lehrt.

Eine Denkmethode stellt die Verbindung her zwischen der objektiven Stellung und der subjektiven Sichtweise des Spielers: Er soll befähigt werden, die Besonderheiten der Stellung aus seiner Sicht – d.h. im Hinblick auf seine Ziele – zu erkennen, zu berücksichtigen und entsprechend zu handeln. Die Schachdenktechnik stellt meiner Meinung nach die wichtigste Fähigkeit eines Schachspielers dar.

Denktechniktraining

Damit stellt sich gleich die nächste Frage: Wie trainiert man die eigene Denktechnik? Hierfür ist das Lösen von Aufgaben die beste Methode. Das selbstständige Lösen von Aufgaben stellt das grundlegende Element eines jeden Trainings dar. Das Wichtigste ist immer, sich an das vorgegebene Schema zu halten, also nach der erlernten Denktechnik zu denken, zu entscheiden und zu handeln.

Im Zentrum jeder ernsthaften Beschäftigung mit Schach sollte das Trainieren der eigenen Denktechnik stehen. Das Allein-Training soll man daher so gestalten, dass die eigene Denktechnik dabei immer hinterfragt und dadurch gefördert und trainiert wird.

Die Bangiev-Methode (wird im Folgenden B-Methode genannt)

Die B-Methode ist eine erfolgreiche Theorie und Denkmethode - und zwar für jedes Stadium einer Schachpartie. Richtig angewendet, führt diese Methode automatisch zu bekannten - aber dann verstandenen - Eröffnungszügen bzw. Mittelspiel- oder Endspielabwicklungen. Die theoretische Grundlage der B-Methode stellt die Felderstrategie dar. Mit dem Titel "Felderstrategie” möchte ich unterstreichen, dass das Hauptaugenmerk die auf Felder gerichtete Auswahl von Spielfortsetzungen einnimmt.

Die B-Methode setzt sich aus drei Komponenten zusammen, nämlich:

Theorie:

Die Felderstrategie ist eine neue anwendungsorientierte Schachtheorie, die vom Primat der Felder ausgeht (deshalb "Felderstrategie"). Die Felderstrategie stellt bei allen Problemen des Schachspiels, wie etwa Stellungseinschätzung, Analyse von Varianten, Lernen von Eröffnungen, Partiekommentierung usw. ein klar definiertes und leichtverständliches Hilfsmittel dar.

Methode:

Die Felder-Zug-Denkmethode, eine neue Methode des schachlichen Denkens, die auf der Felderstrategie beruht. Die Methode besitzt als Denkmethode eine klare und knappe Devise: Felder vor Zug.

Praxis:

Das Denktechniktraining, das in der Felderstrategie gründet und in der Anwendung der Felder-Zug-Denkmethode besteht und bei dem die eigene Denktechnik systematisch trainiert wird.

Agenda

Die B-Methode stellt vor allem die Denkmethode mit einer klaren Agende dar. Bei den Überlegungen sollen zuerst die kritischen bzw. strategisch bedeutsamen Felder festgestellt, danach nach Züge gesucht werden. Das Wesentliche ist dabei, dass der Spieler, wenn er die Felder richtig erkannt, soll versuchen die gegnerischen Steine befragen, die diese Felder verteidigen. Die Befragung stellt den Kern der Methode dar. Daraus sehen sich die sogenannten Kandidatenzüge.

Durch die Anwendung der B-Methode werden strategisch bedeutsame Felder festgelegt und gegnerische Steine gesucht und gefunden. Diese sollen in der Folge befragt werden. Und das alles muss möglichschnell geschehen.

Das Denktechniktraining nach der B-Methode.

Das Denktechniktraining nach der B-Methode geschieht über zwei Etappen, die sich beide über einen langen Zeitraum erstrecken.

Die erste Etappe:

Die erste Etappe besteht in einem Aufbau eigener Denktechnik, nach der jede vorgelegte Stellung nach bestimmten Regeln zu betrachten und zu behandeln ist. Diese Etappe ist die eigentlich schwierige Etappe, denn es gibt bei den meisten Schachspielern schon lange eingefahrene Denkgewohnheiten, die in den meisten Fällen nicht der zu trainierenden Denkmethode entsprechen Die erste Etappe besteht im Erlernen der Felderstrategie und der B-Methode.

Die zweite Etappe:

Die zweite besteht im eigentlich Training der eigenen Denktechnik, im Training nach der B-Methode. Das Training nach der B-Methode besteht in einer selbstständigen Arbeit (Lösen, Analysieren) des zu Trainierenden an extra zu diesem Zweck ausgewähltem Trainingsmaterial, welches nach der B-Methode bearbeitet werden soll. Dabei wird bei jeder Stellung immer ein und dieselben Denkmethode, die B-Methode anwendet.

Fazit:

Mit der B-Methode gibt es erstmals in der Schachgeschichte eine wissenschaftliche Anleitung zum schachlichen Denken. Gesetzmassigkeiten werden entdeckt und ausgearbeitet, die in jeder Spielphase gültig sind. Dabei gehen die Überlegungen immer von den Feldern aus, und erst dann werden die für die Eroberung der jeweiligen wichtigen Felder in Frage kommenden Züge untersucht.