| DDR-Meisterschaft hart umkämpft |
Am 25. 9. begann im Bad der Werktätigen in Binz auf Rügen, im HO-Hotel "Goldener Löwe", die DDR-Meisterschaft der Männerklasse. Die starke Verbundenheit der Werktätigen mit der Demokratischen Sportbewegung kommt besonders dadurch zum Ausdruck, daß diese Meisterschaft im Sanatorium Binz mit großzügiger Förderung und Unterstützung des FDGB-Feriendienstes der IG Wismut ausgetragen wird. An dem Turnier beteiligen sich in der Reihenfolge der Auslosung folgende Sportfreunde: 1. Nüsken (Pirna), 2. Schlieder (Rostock), 3. Kübart (Leipzig), 4. Platz (Magdeburg), 5. Rittner (Werdau), 6. Knothe (Stadtroda), 7. Zenker (Leipzig), 8. Müller (Spremberg), 9. Budrich (Berlin), 10. Vordank (Jena), 11. Krause (Bohlen), 12. Hunte (Hennigsdorf), 13. Zirngibl (SaalJeld), 14. Kirchhammer (Berlin), 15. B. Koch (Berlin).
Man vermißt in der Aufstellung unsere Spitzensportler Elstner, Dr. Herrmann, Pietzsch und K. Richter, die leider aus familiären und beruflichen Gründen nicht dabeisein können, aber trotzdem ist das Feld der 15 Meisterkandidaten immer noch so stark, daß unsere diesjährige Meisterschaft auch an keinen Unwürdigen fallen wird. Eine Gewähr dafür bietet die Teilnahme unserer Helsinki-Teilnehmer Koch, Platz und Müller. Diesen drei muß man auch auf Grund ihrer gesammelten Erfahrungen bei der Mannschafts-Weltmeisterschaft die ersten Chancen einräumen.
Seit 1949 hat die Sektion Schach der Demokratischen Sportbewegung eine stete Leistungssteigerung zu verzeichnen. Von Jahr zu Jahr wird sich der nachdrängende Nachwuchs immer mehr in die Seniorenklasse schieben. Unsere Altmeister müssen heute schon ihr ganzes Können gegen die Junioren einsetzen, um weiterhin in der Kernmannschaft zu verbleiben. Es wird von Jahr zu Jahr schwerer, den DDR-Meistertitel zu erwerben. Im kommenden Jahre werden eine Anzahl Qualifikationsturniere (gemischte Turniere Männer, Jugend, Frauen) durchgeführt, um das Kräfteverhältnis zwischen der Männer-, Jugend- und Juniorenklasse festzustellen. Wenn die Sektion Schach auch nicht über eine Juniorenklasse verfügt, so werden in Zukunft die Jugendlichen im Alter von 20 bis 25 Jahren als Junioren in den Qualifikationsturnieren eingegliedert. Diese Altersklasse wurde in der Vergangenheit sehr vernachlässigt. Es wird Aufgabe des Präsidiums und des Trainerrates sein, im Jahre 1953 für diese Altersklasse eine systematische Schulung durchzuführen.
Da die Teilnehmer an der Deutschen Jugendmeisterschaft (Fuchs, Bialas, Uhlmann, Dittmann, Kauder) infolge ihres Studiums bzw. ihrer Lehrzeit nicht wieder für einige Wochen freigestellt werden können, wird die Deutsche Jugendmeisterschaft gleichzeitig als DDR-Meisterschaft gewertet. Die Nachwuchskernmannschaft ist zur Zeit in Binz zu einem Qualifikationsturnier zusammengefaßt worden. Leider sind von 26 eingeladenen Sportlern nur 14 angetreten. Eine Anzahl Eingeladener hat es nicht für nötig erachtet, eine Absage zu geben, wodurch zwölf Plätze unbesetzt blieben. Für diese Unsportlichkeit werden die betreffenden Sportler zur Rechenschaft herangezogen werden.
Quelle: SCHACH 18/1952, S.273
| Totes Rennen bei der DDR-Meisterschaft 1952 |
Stichkampf zwischen Klaus Müller und Berthold Koch notwendig
Der Endkampf der diesjährigen DDR-Meisterschaft der Männerklasse in Binz/Rügen gestaltete sich zu einem Zweikampf zwischen Müller/Spremberg und B. Koch/Berlin, nachdem Krause/Böhlen, der vorerst noch Aussichten auf den Titel hatte, seine beiden letzten Partien überraschenderweise glatt verlor. Krause zeigte bei den letzten Runden eine auffallende Nervosität, die ihn um die heißerkämpften aussichtsvollen Lorbeeren brachte. Müller und Koch haben gehalten, was man von ihnen erwartete. Klaus Müller war in der letzten Runde spielfrei und so hatte der Altmeister B. Koch, der bis dahin einen Punkt zurücklag, die Chance, in der 15. Runde mit Müller gleichzuziehen. Die Aufgabe war nicht leicht denn er hatte in der letzten Runde mit Nüsken/Pirna, dem "Remiskönig" des Turniers zu kämpfen. Aber Koch ließ seinen zähen Gegner nicht mit einem Remis entschlüpfen und erreichte durch seinen sicheren Sieg Gleichstand mit Müller. Beide Halbsieger kamen auf je 10 Punkte aus 14 Partien, und ihr klarer Vorsprung von zwei Punkten vor den drei punktgleich folgenden beweist ihre Ueberlegenheit in diesem Turnier. Die ersten Sechs dieser Meisterschaft vertreten die Sektion Schach bei der noch auszutragenden Deutschen Meisterschaft. Trotz der Spaltung im westdeutschen Sport hoffen wir, daß diese Gesamtdeutsche Meisterschaft noch in diesem Jahre zur Austragung kommt. Entsprechende Verhandlungen werden zur Zeit mit dem Deutschen Schachbund geführt.
An 3. bis 5. Stelle Idegen mit je 8 Punkten Krause, Kübart und Budrich. Krauses völliges Versagen in den letzten Runden ist schon erwähnt worden, und es bleibt zu sagen, daß Kübart, der als scharfer Angriffsspieler bekannt ist, sich diesmal mit acht (!) Remispartien als sehr friedlich erwies. Etwas glücklich gelandet ist Budrich/Berlin, der jedoch mit seinem ersten Start in der Meisterklasse der Männer einen großen Erfolg verbuchen konnte. Den heißbegehrten 6. Platz hielt Hans Platz/Magdeburg, der aus den letzten fünf Runden nur einen Punkt erzielte. Bei ihm machten sich Ermüdungserscheinungen in der zweiten Hälfte des Turniers bemerkbar. Er besitzt anscheinend nicht die ausreichende Konstitution, um zwei schwere Turniere (Helsinki und Binz) mit Erfolg durchzuhalten.
Ihm wird empfohlen, Ausgleichsport zu betreiben, vor allen Dingen in der Zeit vor einem schweren Turnier. Mit 7½ Punkten ist sein Endresultat recht bescheiden ausgefallen.
Die besten Sechs erzielten unter sich folgenden Stand: Müller 3½, Koch und Krause je 3, Kübart 2½, Budrich und Platz je 1½ Punkte. Müller, der Koch die einzige Niederlage beibringen konnte, hat demnach am besten gespielt. Mit großer Spannung sehen die Schachsportler dem notwendigen Stichkampf (4 Partien) zwischen Müller und Koch entgegen, dessen Austragungstermin vom Präsidium noch festzulegen ist.
Mit je 7 Punkten folgen Schlieder/Rostock, Zirngibl/Saalfeld und Knothe/Jena, die damit 50 Prozent der möglichen Punkte erzielen konnten. Sowohl Schlieder als auch Zirngibl haben gegen ihre Vordermänner keine Partie gewinnen können. Das gleiche gilt auch für Knothe, der zwar gegen Budrich gewann, doch war dies auch nur sein einziger Sieg gegen die acht Besten des Turniers. Zenker, auch ein Nachwuchsspieler, hat sich tapfer geschlagen und mit 6½ Punkten als Neulinq in der Kernmannschaft ein vorzügliches Ergebnis erzielt. Er soll seine Gegner nicht unterschätzen und nach einer Niederlage nicht den Mut verlieren.
Hunte/Hennigsdorf und Nüsken/Pirna haben mit 6 Punkten recht bescheiden abgeschnitten. Hunte, der "Favoritenschreck" der vergangenen DDR - Meisterschaften, holte gegen die sechs Besten 2½ Punkte, u. zw. gewann er gegen Platz und Kübart und remisierte gegen Koch. Nüsken zeigte sich, wie bereits erwähnt, in diesem Turnier mit 8 Remisen als "Remisenkönig". Mit mehr Kampfgeist hätte er ein besseres Ergebnis erzielt. Schwer zu deuten ist aus der Tabelle die Leistung des weiteren Nachwuchsspielers Rittner/Werdau, der gegen Müller und Koch remisierte, Krause sogar besiegte. Ihm fehlt noch die Turnierhärte und Turniererfahrung. Mit 5½ Punkten gelang es ihm, Kirchhammer/Berlin um ½ Punkt zu überflügeln.
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Foto-Noack, Binz/Rügen |
E. Kübart kämpft mit den weißen Steinen gegen Kl. Müller; die Partie wurde remis | |
Kirchhammers Glanzstück ist sein Sieg über Müller. Er gewann weiter gegen Krause, Zenker und Nüsken und remisierte gegen Kübart und Schlieder. Kirchhammer hat wesentlich unter Form gespielt und einige für ihn gutstehende Partien aus der Hand gegeben. Vordank/Jena hat sich überraschenderweise nicht durchsetzen können. Von ihm ist zu sagen, daß er von Beginn des Turniers an bis zum Ende vom letzten Tabellenplatz nicht "wegkam". Aber trotzdem verlor er nicht den Mut und spielte seine unglückliche Rolle tapfer in sportlicher Fairneß bis zur letzten Runde durch, was hiermit besonders anerkannt sei. Er gewann gegen Platz, Schlieder und Kirchhammer und remisierte gegen Krause.
Auch in dem nebenherlaufenden Jugend-Qualifikationsturnier gab es keine klare Entscheidung ...
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Foto-Noack, Binz/Rügen |
K. Krause (rechts) blickt etwas besorgt auf seine Stellung im Spiel gegen B. Koch, der hier die weißen Steine führt. Einige Züge später einigten sich die Gegner auf Remis. | |
| Tabelle |
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Berthold Koch | Berlin | x | 0 | ½ | 1 | 1 | ½ | ½ | 1 | 1 | ½ | ½ | 1 | ½ | 1 | 1 | 10,0 | Klaus Müller | Spremberg | 1 | x | 0 | ½ | 1 | 1 | 1 | ½ | 1 | ½ | 1 | 1 | ½ | 0 | 1 | 10,0 | Kurt Krause | Böhlen | ½ | 1 | x | ½ | 1 | 0 | 1 | ½ | ½ | 1 | 1 | ½ | 0 | 0 | ½ | 8,0 | Erich Kübart | Leipzig | 0 | ½ | ½ | x | ½ | 1 | ½ | ½ | 1 | ½ | 0 | 1 | ½ | ½ | 1 | 8,0 | Edmund Budrich | Berlin | 0 | 0 | 0 | ½ | x | 1 | ½ | 1 | 0 | ½ | 1 | ½ | 1 | 1 | 1 | 8,0 | Hans Platz | Magdeburg | ½ | 0 | 1 | 0 | 0 | x | 1 | 1 | ½ | 1 | 0 | ½ | 1 | 1 | 0 | 7,5 | Rolf Schlieder | Rostock | ½ | 0 | 0 | ½ | ½ | 0 | x | 1 | 1 | ½ | 1 | ½ | 1 | ½ | 0 | 7,0 | Albert Zirngibl | Saalfeld | 0 | ½ | ½ | ½ | 0 | 0 | 0 | x | 1 | ½ | ½ | ½ | 1 | 1 | 1 | 7,0 | Karl Knothe | Stadtroda | 0 | 0 | ½ | 0 | 1 | ½ | 0 | 0 | x | 1 | 1 | ½ | ½ | 1 | 1 | 7,0 | L. Zenker | Leipzig | ½ | ½ | 0 | ½ | ½ | 0 | ½ | ½ | 0 | x | 1 | ½ | 1 | 0 | 1 | 6,5 | Hugo Hunte | Hennigsdorf | ½ | 0 | 0 | 1 | 0 | 1 | 0 | ½ | 0 | 0 | x | 0 | 1 | 1 | 1 | 6,0 | Fritz Nüsken | Pirna | 0 | 0 | ½ | 0 | ½ | ½ | ½ | ½ | ½ | ½ | 1 | x | ½ | 0 | 1 | 6,0 | Horst Rittner | Werdau | ½ | ½ | 1 | ½ | 0 | 0 | 0 | 0 | ½ | 0 | 0 | ½ | x | 1 | 1 | 5,5 | Rudolf Kirchhammer | Berlin | 0 | 1 | 1 | ½ | 0 | 0 | ½ | 0 | 0 | 1 | 0 | 1 | 0 | x | 0 | 5,0 | Kurt Vordank | Jena | 0 | 0 | ½ | 0 | 0 | 1 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | x | 3,5 |
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Partien inkl. Stichkampf nachspielen
Berthold Koch gewann den Titel-Stichkampf gegen (wertungsbesseren) Klaus Müller
Quelle: SCHACH 19/1952, S.289/290