| Jüngster Teilnehmer siegt |
Der Ostzonen-Kongreß in Bad Klosterlausnitz (23. VII. bis 7. VIII. 1949)
Bei den durch die FDJ großzügig unterstützten und vom Deutschen Sportausschuß durchgeführten Schachmeisterschaften der Ostzone in Bad Klosterlausnitz gab es in der Meisterklasse eine große Überraschung: der jüngste Teilnehmer des Turniers, der 18jährige Oberschüler Wolfgang Pietzsch aus Zittau, gewann eindeutig mit 18 Punkten aus 21 Partien den ersten Preis und den Titel "Schachmeister der sowjetisch besetzten Zone Deutschlands". Mit Pietzsch scheint dem deutschen Schach ein neues großes Talent geschenkt worden zu sein; auch ein Lothar Schmid ging ja aus Turnieren der Ostzone hervor. Die weitere Reihenfolge war: Krause (Groitzsch) 16½, Platz (Magdeburg) 15, Nüsken (Dessau) 14½, Zirngibl (Saalfeld) 14, Elstner (Berlin) 13, Flad (Wittenberge) 12½, Hunte (Stralsund), Kübart (Leipzig), Ulrich (Erfurt) 11½, Pallwitz (Schwerin) 10½, Stein (Weißenfels), Trampenau (Schwerin) 10, Starke (Leipzig) 9½, Böhme (Babelsberg) 8½, Malcher (Neuruppin), Hohlfeld (Wittenberge) 8, Freitag (Erfurt), Hartmann (Staßfurt) 6½, Burzlaff (Borna), Rüster (Pößneck) 5½, Nolte (Schlotheim) 4½.
Der Erfolg von Pietzsch und der zweite Platz von Krause sind in jeder Hinsicht verdient erkämpft. Platz hatte bis kurz vor Schluß Aussichten auf den Turniersieg, fiel aber dann durch Niederlagen zurück. Nüsken kam nach schlechtem Beginn durch eino große Energieleistung (er verlor in den letzten 11 Runden keine Partie!) noch auf den 4. Platz. Thüringens Meister Zirngibl bestätigte seinen vorjährigen Erfolg in Bad Doberan. Der einzige Berliner Vertreter, Elstner, führte anfangs, konnte aber zum Schluß mit der Jugend nicht mehr Schritt halten. Von manchem anderen Teilnehmer hätte man mehr erwartet; so besonders von Kübart und Stein, die schon einmal in der "Deutschen" mitmachten.
Nicht minderes Interesse darf das Meisterschaftsturnier der Jugend beanspruchen. Hier kamen die 28 Besten der Zone zusammen, und das will bei dem reichen Spielermaterial der Jugend der Ostzone schon etwas heißen. In zwei Vorgruppen wurden die 8 Teilnehmer der Endrunde ermittelt. Im Endspurt konnte Kauder (Magdeburg, 5) den führenden Rühlemann (Leipzig, 4½), der die letzten beiden Partien verlor, überholen. Kahn (Dresden), Kleine (Leipzig), Pflughaupt (Wittenberge) folgen mit 4 Punkten vor Brüchner (Zittau) 3, Fuchs (Berlin) 2½, Christoph (Stendal) 1. Ein Teilnehmer des Meisterturniers äußerte sich sehr anerkennend über die Partien der Jugend, die ihm zum Teil besser gefallen haben als seine eigenen.
Die Frauenmeisterschaft gewann die Thüringer Vertreterin Frl. Kremer (Mühlhausen) überlegen mit 8½ aus 9 und bestätigte damit frühere Erfolge. Zweite wurde Frau Ulrich (Leipzig) 7 vor der Vorjahrssiegerin Frau Nüsken (Dessau) 6, Frau Zbikowski (Tangermünde) 5, Frau Daunke (Berlin) 4½, Frau Treutler (Altenburg, mit 71 Jahren die älteste Teilnehmerin des Kongresses) 4.
Im Nebenturnier A siegte Breustedt (Ilsenburg) mit 7½ aus 9, in B Heß (Mühlhausen) mit dem gleichen Punktstand.
Der Kongreß, auf dem die Vertreter der Länder die Turnierbestimmungen berieten und festlegten, fand mit der Preisverteilung und einem richtungweisenden Referat, gehalten vom Sportfreund Hill vom Landessportausschuß Thüringen, seinen Abschluß. Für seine harmonische und reibungslose Durchführung zeichnen in erster Linie Zonenleiter Gustav Müller vom Deutschen Sportausschuß, dann aber auch die Turnierleiter Jakob Baumann und Kurt Rogler aus Thüringen verantwortlich.
| Tabelle |
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Wolfgang Pietzsch | Zittau | 18,0 | Kurt Krause | Groitzsch | 16,5 | Hans Platz | Magdeburg | 15,0 | Fritz Nüsken | Dessau | 14,5 | Albert Zirngibl | Saalfeld | 14,0 | Rudolf Elstner | Berlin | 13,0 | Flad | Wittenberge | 12,5 | Hugo Hunte | Stralsund | 11,5 | Erich Kübart | Leipzig | 11,5 | Ulrich | Erfurt | 11,5 | Pallwitz | Schwerin | 10,5 | Georg Stein | Weißenfels | 10,0 | Trampenau | Schwerin | 10,0 | Burkhard Starke | Leipzig | 9,5 | Böhme | Babelsberg | 8,5 | Malcher | Neuruppin | 8,0 | Hohlfeld | Wittenberge | 8,0 | Freitag | Erfurt | 6,5 | Hartmann | Staßfurt | 6,5 | Hans Burzlaff | Borna | 5,5 | Rüster | Pößneck | 5,5 | Nolte | Schlotheim | 4,5 |
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Quelle: Deutsche Schachblätter 9/1949, S.129
Anmerkung: Die Quelle enthält die Partie Nolte 0 Kübart