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15.DSB-Kongreß in Nürnberg 1906
Quelle: Deutsche Schachzeitung, Heft 8, August 1906, S.225ff

  XV. Kongreß des Deutschen Schachbundes in Nürnberg

In der Zeit vom 21. Juli bis 12. August d. J. fand in Nürnberg der XV.Kongreß des Deutschen Schachbundes statt. Wir können mit Befriedigung konstatieren, daß derselbe nicht nur einen glänzenden äußeren Verlauf genommen hat, sondern auch für die weitere Entwicklung des Schachspieles in Deutschland von hervorragender Bedeutung zu werden scheint.

Über die geselligen Veranstaltungen müssen wir uns kurz fassen. Dieselben gipfelten in dem Begrüßungsabende am 21. Juli und dem überaus gelungenen Festmahle am 22. Juli, in dem vom herrlichsten Wetter begünstigten Ausfluge nach Rothenburg ob der Tauber und in dem Schlußkommerse.

Dr.Siegbert Tarrasch außer Form  
Der große Favorit blieb blaß in Nürnberg. Und das trotz der Regelung, zusätzliche Bedenkzeit gegen Geld kaufen zu können. So investierte Tarrasch in die Partie gegen Salwe 60 Mark und verlor doch !
Tarrasch wurde am 5.März 1862 in Breslau geboren und erlernte das Schachspiel erst mit 15 Jahren.
Nach seinem Sieg im Breslauer Turnier 1889, galt Tarrasch neben dem alternden Weltmeister Wilhelm Steinitz als bester Spieler der Welt. Einen WM-Kampf mit dem alternden Steinitz in Havanna lehnte er ab.
1908 verlor er gegen Lasker mit 5½:10½ den Weltmeisterschaftskampf.
Tarrasch starb am 17.Februar 1934 in München.

Dagegen erachten wir es als unsere Pflicht, über die Ergebnisse der Beratungen und die Schachleistungen ausführlicher zu berichten. Von hohem Wert für die Entwicklung der Schachvereinigungen in Deutschland dürfte sich die Besprechung erweisen, welche der Bundesvorstand und das Lokalkomitee am 21. Juli nachmittags in den Räumen des Tarraschklub veranstaltet hatten. Zu dieser Besprechung hatten sich die Vertreter vieler Vereine eingefunden, um Äußerungen über die künftigen Beziehungen der Gauverbände zum Deutschen Schachbunde und über die Gründung neuer solcher Verbände abzugeben und entgegenzunehmen. Die gepflogene Aussprache läßt mit Zuversicht erwarten, daß in dieser hochwichtigen Frage allseits zielbewußt vorgegangen werden wird. Von großer Bedeutung dürften auch die am Begrüßungsabende vom Sprecher des Lokalkomitees und vom Bundesvorsitzenden abgegebenen Erklärungen sein, daß der Bund gegen die Degradation des Schachspiels zu einem Sport Front machen müsse. Es ist zu erwarten, daß auch dieser Frage durch eingehende Beratungen sehr bald näher getreten werden wird, schon um den Anschein zu vermeiden, daß es sich nur um die augenblickliche Benutzung eines Schlagwortes gehandelt habe. Beiläufig bemerkt, eine internationale Konferenz müßte diese Frage anschneiden, damit erreicht wird, daß die für Schachturniere eingehenden Mittel den geeignetsten Persönlichkeiten oder Schachstellen in die Hand gegeben, daß die geeignetsten Orte für die Abhaltung großer Turniere gewählt werden u. a. m.

3.Platz: Carl Schlechter  
* 02.03.1874 in Wien, † 27.12.1918 in einem Budapester Spital.
Gilt als stärkster österreichischer Schachmeister aller Zeiten. Auffallend ist seine hohe Remisquote.
Zwischen 1894 und 1918 spielte er 760 Turnierpartien, wovon die Hälfte remis endeten (+278, =380, -102)
Als der 1.Weltkrieg ausbrach war auch Schlechter am Ende. Er konnte seinen Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten, hungerte und fror. Im hereinbrechenden strengen Winter 1918/19 erkrankte er an einer Lungenentzündung, die seinen Tod bedeutete.

Auch die viel umstrittene Frage, wie weit dem Berufsschachspieler Unterstützung zu teil oder Fehde geschworen werden soll, müßte von einer internationalen Konferenz eingehend durchberaten werden. Der Bund kann sich nach den in Nürnberg gefallenen Äußerungen füglich nicht mehr darauf beschränken, daß er künftighin seine eigenen Turniere nur nach eigenem Ermessen einrichtet. Wir sagen "künftighin", weil die Zusammensetzung der Meisterturniere und der hohe erste Preis die Anerkennung des bisherigen internationalen Gebrauches (von Monte Carlo und Ostende abgesehen) erkennen lassen.

2.Platz: Oldrich Duras  
Der böhmische Meister Duras galt als aufgehender Stern am Schachhimmel.
Duras lebte vom 30.Oktober 1882 bis zum 5.Januar 1957.
Der Tscheche Oldrich Duras geriet während eines Turniers in eine spiritistische Sitzung. Duras interessierte nur eine Sache, deshalb fragte er auch gleich das Medium, wer das Schachturnier gewinnen werde. Nach einer Weile konnte die Botschaft aus dem Jenseits entziffert werden, doch dann stand fest Rudolf Spielmann würde der Sieger sein. Das überraschte die Anwesenden nicht führte Spielmann doch klar mit 10 Punkten aus 11 Partien. Als dann die Frage nach dem Zweiten gestellt wurde, und die Antwort des Geistes Duras lautete, wurden Zweifel am Okkultismus allgemein und an der Qualifikation des Mediums im besonderen laut. Duras lag weit abgeschlagen im hinteren Drittel der Tabelle. Am darauf folgenden Tag besiegte Duras den Spitzenreiter Spielmann und gewann auch gegen sieben weitere Gegner, was ihm den zweiten Platz einbrachte. 'Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde für die es keine Erklärung gibt.' meinte mit selbstzufriedenem Lächeln eine Dame aus dem spiritistischen Zirkel. 'Doch,' entgegnete Duras trocken, 'die Erklärung ist, daß das Medium außer mir und Spielmann keinen weiteren Spieler mit Namen kannte.'

Am 22. Juli fand im großen Saale des Hotels Luitpold die Mitgliederversammlung statt, welcher die Auslosung zu den Turnieren voranging. Die Präsenzliste der Mitgliederversammlung ergab, daß von 108 Vereinen 49 mit 1857 Stimmen vertreten waren. Von 32 Gönnern waren 11, von 69 Einzelmitgliedern 24 anwesend. Auf Anregung des Vorsitzenden wurde der 1904 in Koburg beschlossene Nachtrag zu § 8 der Satzungen durch die Versammlung dahin authentisch ausgelegt, daß diejenigen Vereine usw., welche erst nach dem 1. Juni dem Bunde beigetreten sind, stimmberechtigt sein sollen wenn die Mitgliederbeiträge vor der Mitgliederversammlung an den Schatzmeister bezahlt sind. Der durch den Schatzmeister, Herrn Dr. F. Tausch (München), erstattete Kassenbericht ergibt einen Barbestand von 2772,54 M und einen Vermögensstand von 5220,42 M. Bei Beratung des Voranschlages der Einnahmen beantragte der Schachverein Barmen einen Zusatz zu § 8 der Satzungen. Dieser Antrag wurde, obwohl nach dem 1. Juli eingegangen, durch einstimmigen Beschluß der Versammlung zur Beratung zugelassen und nach eingehender Begründung durch die Herren F. Malthan (Barmen) und O. Beyer (Nürnberg) mit einem von Herrn Dr. S. Tarrasch beantragten Zusätze in folgender Fassung angenommen: "Falls bis zum 1. Mai die Mitgliederbeiträge nicht eingegangen sind, zieht der Schatzmeister die Beiträge, welche die Vereine im Vorjahre gezahlt haben, durch Nachnahme ein." Der Antrag des Vorstandes auf Einführung eines allgemeinen Erkennungszeichens für die Bundesmitglieder wurde angenommen und der Vorstand zum Abschlüsse eines entsprechenden Vertrages mit der Firma Steinhauer & Lück in Lüdenscheid ermächtigt. In Kap. 1 der Ausgaben, Beitrag zum Kongreß 1906, wurden auf Antrag des Vorsitzenden 2000 M eingesetzt. Ferner wurden in Kap. 6 der Ausgaben dem Vorstande auf Antrag der Herren J. Schenzel (Nürnberg), bez. F. Malthan (Barmen) und Th. Bretschneider (Berlin) 700 M zur Verfügung gestellt. Dem Vorstand wurde die Bestimmung des Vorortes für 1908 oder (nach einer Erklärung des Herrn Dr. M. Lewitt-Berlin) 1909 anheimgestellt. In dem Falle, daß der nächste Bundeskongreß erst 1909 stattfinden kann, soll auch die ordentliohe Mitgliederversammlung erst 1909 einberufen, die in Betracht kommenden Positionen des Voranschlages entsprechend erhöht und die Amtsdauer des 1. Vorsitzenden und des Schriftführers um ein Jahr verlängert werden. Herr P. Schellenberg (Dresden), Schachwart, wurde durch Zuruf wiedergewählt; für Herrn H.Ranneforth (Berlin), welcher die Wiederwahl ablehnte, wurde Herr F. Malthan (Barmen) mit 1136 gegen 338 Stimmen (welche auf Dr. Lewitt fielen) zum 2. Vorsitzenden gewählt. Dem Gesamtvorstande wurde für seine ersprießliche Tätigkeit wärmster Dank ausgesprochen.

1.Platz: Frank James Marshall  
Marshall wurde am 10.August 1877 in New York geboren. In seiner Kindheit zogen seine Eltern mit ihm nach Kanada und er lernte mit acht oder neun Jahren das Schachspiel kennen.
Mehr als vier Jahrzehnte war er einer der Größten des Schachs. Seine Markenzeichen waren überdimensionale Krawatten und die immer glimmende Zigarre zwischen seinen Zähnen.
Wenn gerade einmal kein Turnier stattfand, gab er Schachlehrgänge oder Simultanvorstellungen (stellte einmal im Jahre 1922 mit 155 Gegnern einen Weltrekord auf).
Marshall starb am 9.November 1944 in New Jersey.

Die allergrößte Bedeutung erlangte in Nürnberg der Versuch mit der neuen Turnierordnung, auf deren neue Bestimmungen wir im April-, Mai- und Juniheft (S. 127 f., 157 ff. u. 191 f.) aufmerksam gemacht haben. Einige Bedenken, welche noch in letzter Stunde vor der Mitgliederversammlung aufgetaucht waren, konnten nicht mehr zur Erörterung gelangen. Es war vom Nürnberger Lokalkomitee die Parole ausgegeben worden, es sei von einer Abänderung durch die Versammlung abzusehen, weil die Debatte sich ins Endlose verlaufen könne, und es fand sich für die vom Rechtsanwalt O. Beyer beantragte en bloc-Annahme der Vorlage des Bundesvorstandes die erforderliche Majorität. Der Bundesvorstand hatte übrigens seine Vorlage vor der Versammlung auf Grund des Ergebnisses der Erörterungen in unserem Blatte und im Wochenschach in folgenden Punkten abgeändert. In § 1 der Turnierordnung soll es am Schlüsse heißen, daß "im übrigen" Mitglieder des Deutschen Schachbundes allen übrigen Berechtigten im allgemeinen vorgehen" (damit nicht auf Grund des § 3 unter Umständen ein Nichtmitglied zurückgewiesen werden muß). In § 5 wird nach dem ersten Satze eingeschoben: "Auf die Erhebung eines Einsatzes kann verzichtet werden." In § 7, Abs. 1 soll es heißen: "Meisterturniere sind in der Regel (statt stets) Rundenturniere." In 14, Abs. 3 soll durch Streichung der Worte "einerlei aus welchem Grunde" zum Ausdrucke gebracht werden, daß sogenannte force majeure als triftige Entschuldigung im Falle einer Verspätung gilt. In § 20 soll es heißen: "Private Verabredungen und Handlungen, welche ...". Endlich sollen etwaige Bußen stets an die Bundeskasse (nicht die Kongreßkasse) erfolgen. Motiviert wurde der Antrag auf en bloc-Annahme durch den "Vorbehalt eingehender Revision", wenn der Versuch sich nicht bewähre. Es wurde somit das Nürnberger Turnier zum Versuchsturnier für die neue Turnierordnung erkoren.

Die Bayerische Landesausstellung fand zeitgleich statt

Leider konnte dieses Losungswort überhaupt nicht voll und ganz befolgt werden, weil in Nürnberg (der Landesausstellung wegen) keine Turnierlokalitäten zu erlangen waren, welche gestattet hätten, gemäß der Turnierordnung "in der Regel" von 9 bis 2 und von 5 bis (längstens) 10 Uhr ohne äußere Störungen in genügend hellen gut ventilierten Räumlichkeiten (auch nachmittags) zu spielen. Es mußte die Spielzeit von 9 bis 3 und von ½6 bis 9 Uhr angesetzt und die Lokalität nachmittags gewechselt werden. 6 Stunden ununterbrochenes Spiel und nur 2½ Stunden Mittagspause, das hielten offenbar nur die jüngeren Kräfte aus. Dr. Tarrasch und Janowski wiesen so ungünstige Erfolge auf, wie in keinem Turniere zuvor. Berger mußte nach der dritten Runde die Turnierleitung und die Meisterkollegen ersuchen, ihn von der weiteren Teilnahme an dem Turniere zu dispensieren. Die drei genannten Meister waren aber - von Tschigorin abgesehen - die Ältesten im Turniere (Berger der Senior, der Einzige, der im ersten Nürnberger Meisterturnier 1883 mitgespielt hatte).

Johann Nepomuk Berger  
Starker österreichischer Meister aus Graz der von 1845 bis 1933 lebte. Chessmetrics-Rating 2539 im Jahr 1906.
Das System Sonneborn-Berger, das Bergersche Quadrat und die Berger-Auslosungstabellen tragen seinen Namen.
Berger ist der erste geschäftsführende Vorsitzende eines 1900 gegründeten Münchner Schachmeisterbundes, dem er bis 1902 vorsteht.
Von Graz aus redigiert er den Problemteil der Deutschen Schachzeitung in Berlin.

Auch in anderer Beziehung wurde der Vorsatz (eigentlich der Beschluß der Mitgliederversammlung), das Nürnberger Turnier auf Grund der neuen Ordnung durchzuführen, alsbald aufgegeben. Der Remisparagraph 15 wurde mit Zustimmung der Meister schon nach der dritten Runde für das Nürnberger Turnier außer Kraft gesetzt. Dann wurde für Nürnberg 1906 die (Geld-)Strafbestimmung des § 13 dahin eingeschränkt, daß erst um ½9 Uhr abends, wenn die Partie bis dahin nicht zu Ende ist, die verbrauchte Zeit vom Komitee zu kontrollieren ist. Zu dieser Beschlußfassung war man gelangt, weil einige Spieler ad oculos demonstrierten, daß beide Turnierparagraphen nicht aufrecht erhalten werden können. Wenn zwei Spieler das Remis ohne Komiteeberatung erzwingen wollen, so können sie jederzeit die dreimalige Zügewiederholung vereinbaren, und wenn zwei Spieler einander vor Geldstrafen bewahren wollen, so haben sie nur nötig, vor Beendigung der Partie eine größere Anzahl nutzloser Züge auszuführen und auf das Partieblatt zu schreiben, bevor sie dasselbe abgeben.

Wir glauben, das Ergebnis des Nürnberger Versuches ist folgendes: Die Androhung von Geldstrafen kann Zeitüberschreitungen nicht verhindern, sondern nur befördern. Es wird zu dem alten System zurückgekehrt werden müssen, jedoch mit der Modifikation, daß nach 8 Stunden (Tagesspielzeit) mindestens 60 Züge gemacht sein müssen, wenn die Partie nicht vorher beendet wurde. Wer zuerst seine vier Stunden Zeit überschreitet, ohne den 60.Zug gemacht zu haben, verliert die Partie. Damit in den ersten vier Spielstunden (vormittags) nicht zu wenig Züge gemacht werden, somit kein Spieler wegen Zuspätkommens oder übermäßig langen Nachdenkens des Gegners drangsaliert werden kann, soll verfügt werden, daß eventuell auch derjenige die Partie verliert, welcher bis Mittag (nach 4 Stunden) noch nicht den 24. Zug getan hat. Wenn diese Norm durchdringt und sich bewährt, dann ist der Nürnberger Versuch nicht nutzlos gewesen, wenn auch vielleicht die Zulassung einer eingehenden Beratung in der Mitgliederversammlung einige Spieler vor Nachteil behütet hätte.

Nun gehen wir zur Berichterstattung über die einzelnen Turniere über, deren Verlauf aus nachstehenden Tabellen zu entnehmen ist.

  Meisterturnier

Pl.SpielerRating12345678901234567Pkt.
1.Frank James Marshall2582x1½½½111½½½1½111112,5
2.Oldrich Duras 0x½½01½1½½111111½11,0
3.Carl Schlechter2643½½x1½½½½½1½11½10110,5
4.Leo Fleischmann2456½½0x101½½½11½½11110,5
5.Michail Tschigorin ½1½0x000½111½111110,0
6.Heinrich Wolf251800½11x½1½1½½1½1½09,5
7.Georg H.Salwe 0½½01½x011½½11½½19,5
8.Erich Cohn 00½½101x½0½10½½118,0
9.Dr.Siegbert Tarrasch2729½½½½½½0½x100½½0117,5
10.Eugene Snosko-Borowski ½½0½00010x½110½117,5
11.Milan Vidmar sen. ½0½00½½½1½x00½1117,5
12.Rudolf Spielmann230100000½½0101x111017,0
13.Rudolf Swiderski2521½00½½001½010x00116,0
14.Paul S.Leonhardt 00½½0½0½½1½01x00½5,5
15.Hans Fahrni2250000000½½1½0011x105,5
16.David Janowski265000100½½00001010x04,0
17.David Przepiorka23620½00010000000½11x4,0

Alle Partien zum Nachspielen

Marshall (links) gegen Dr.Tarrasch im Nürnberger Turnier  

Den I. Preis (2500 M) errang somit F. J. Marshall (New York), welcher 78% der zu spielenden Partien gewann - nach dem Erfolge in Cambridge Springs der zweite große Turniererfolg des amerikanischen Meisters. Auch im Nürnberger Turnier verlor Marshall keine einzige Partie. Den II. Preis (1500 M) gewann der junge talentvolle tschechische Schachmeister O. Duras, den III. und IV. Preis (1000 und 700 M) teilten C. Schlechter und L. Fleischmann, den V.Preis (500 M) errang der russiche Altmeister M. J. Tschigorin, den VI. und VII. Preis (400 und 250 M) teilten H. Wolf und G. Salwe, den VIII. Preis (150 M) erhielt E. Colin (München). Der IX. Preis (100 M) und der neu gestiftete X. Preis (50 M) gelangten an Dr. S. Tarrasch, E. Snosko-Borowski und M. Vidmar zur Verteilung.

Leo Fleischmann  
Er wurde am 5.Oktober 1881 in Budapest geboren und verstarb am 17.August 1930 in Berettyoufalju.
Sein richtiger Name ist Leo Forgács. In Deutschland benutzte er häufig den Nachnamen Fleischmann. Ein Jahr nach Nürnberg wurde er ungarischer Meister.

Wie ersichtlich ist auch von der Bestimmung der neuen Turnierordnuug über die Preisverteilung abgegangen worden. Der § 22 der Turnierordnung bestimmt u. a.: Wer als Gesamtsumme nur die Hälfte oder weniger als die Hälfte der möglichen Gewinnziffer erreicht hat, kommt als Preisträger nicht in Betracht. Ein demnach etwa verbleibender Geldbetrag wird unter die Nichtpreisträger im Verhältnis ihrer Gewinnziffer verteilt.

David Przepiorka  
Przepiorka (* 22.12.1880 † 15.04.1940 im Konzentrationslager) war eines der vielen Wunderkinder aus Osteuropa. Mit Polen errang er 1930 die Olympiagoldmedaille. Der korpulente und genießerische Meister sprach zahlreiche Sprachen fließend und verfügte über eine große Schachbibliothek von 5000 Bänden, die heute sicher ein Vermögen wert wäre. Unter nicht ganz geklärten Umständen starb er im Warschauer Ghetto, wo auch seine Sammlung in Flammen aufging.

Hans Fahrni  
Er war Schweizer Meister 1892 und lebte von 1874 bis 1939.
1911 in München stellte er in 7½ Stunden einen Simultan-Weltrekord auf. An 100 Brettern erreichte er 55 Siege und 39 Remis, bei nur 6 Niederlagen. Mehr Informationen

  Hauptturnier

Nach dem Ergebnis der Gruppenkämpfe gelangten in die Siegergruppe aus Gruppe I: Z. Barasz und E. Busch, aus Gruppe II: P. Johner und P. Bodenstein, aus Gruppe III: F. Köhnlein und L. Taussig, aus Gruppe IV: G. Mayer und L. Löwy (nach gewonnenem Stichkampfe gegen Gajdos), aus Gruppe V: K. Treybal und S. Tartakower.

1.Gruppe

Pl.SpielerRating1234567890Pkt.
1.Zsigmond Barasz (Budapest) x011½111117,5
2.E.Busch (Rothenburg o.T.) 1x1½0110116,5
3.John W.Baird (New York)213900x1½111½16,0
4.K.Eckart (Kaiserslautern) 0½0x1101115,5
5.H.Stang (Erfurt) ½1½0x0½1½15,0
6.Julius Brach (Brünn) 00001x11115,0
7.J.Schenkein (Wien) 0001½0x½114,0
8.W.Kunze (Berlin) 010000½x113,5
9.P.Saburow (St.Petersburg) 00½0½000x½1,5
10.M.Rausch (Eibenstock) 00000000½x0,5

2.Gruppe

Pl.SpielerRating1234567890Pkt.
1.Paul Johner (New York) x11½1111118,5
2.Paul Bodenstein (Metz) 0x½½11½1116,5
3.W.Schmidt (München) 0½x1011½116,0
4.Otto Paul Valentiner (Leipzig) ½½0x1½11015,5
5.R.Hering (Dessau) 0010x011115,0
6.F.Gutmayer (Berlin) 000½1x10114,5
7.E.Fuckner (Leipzig) 0½0000x1113,5
8.Dr.E.Schober (Leipzig) 00½0010x012,5
9.St.Atteslander (Genf) 00010001x02,0
10.A.W.Donegan (Brünn) 000000001x1,0

3.Gruppe

Pl.SpielerRating1234567890Pkt.
1.Friedrich Köhnlein (Neuburg a.D.) x1½10111117,5
2.L.Taussig (Prag) 0x½111½½116,5
3.R.Kieseritzki (Berlin) ½½x½1001115,5
4.A.Edelheim (Leipzig) 00½x1½11½15,5
5.G.Martinolich (Triest) 1000x011115,0
6.W.Hilse (Bremen) 001½1x00114,5
7.S.Klein (Wien) 0½1001x0½14,0
8.W.Haertel (Berlin) 0½00011x013,5
9.W.Nauhaus (Weilburg) 000½00½1x13,0
10.Jahn 000000000x0,0

4.Gruppe

Pl.SpielerRating1234567890Pkt.
1.G.Mayer (Temesvar) x½011111117,5
2.Leopold Löwy jun.(Wien)2130½x110011116,5
3.Janos Gajdos (Budapest) 10x½0111116,5
4.L.Prokes (Prag) 00½x11½1116,0
5.Bernhard Gregory (Berlin) 0110x½11½½5,5
6.E.Heilmann (Berlin) 0100½x½1115,0
7.K.Satzinger (München) 000½0½x1½13,5
8.H.Renner (Nürnberg) 0000000x112,0
9.K.Schultz (Hannover) 0000½0½0x½1,5
10.G.Wolff (Göttingen) 0000½000½x1,0

5.Gruppe

Pl.SpielerRating1234567890Pkt.
1.Karel Treybal (Prag) x1011101117,0
2.Savielly Tartakower (Wien) 0x10½111116,5
3.A.Moewig (Leipzig) 10x0½11½½15,5
4.L.Spielmann (München) 011x00½1104,5
5.Ernst Schweinburg (Berlin) 0½½1x½10½½4,5
6.K.Boßhard (Nürnberg) 0001½x½½114,5
7.P.Fiebig (Danzig) 100½0½x1104,0
8.Th.Prusse (Berlin) 00½01½0x013,0
9.B.Tabuntschikow (Gatschina) 00½0½001x13,0
10.Hans Appunn (Coburg) 0001½0100x2,5

Siegergruppe

Pl.SpielerRating1234567890Pkt.
1.Savielly Tartakower (Wien) x½½½½11½116,5
2.Zsigmond Barasz (Budapest) ½x½1½1½1½½6,0
3.Paul Johner (New York) ½½x½0½11116,0
4.Leopold Löwy jun.(Wien)2130½0½x1½½1116,0
5.Friedrich Köhnlein (Neuburg a.D.) ½½10x01½½15,0
6.L.Taussig (Prag) 00½½1x½½014,0
7.G.Mayer (Temesvar) 0½0½0½x½114,0
8.Karel Treybal (Prag) ½000½½½x114,0
9.E.Busch (Rothenburg o.T.) 0½00½100x02,0
10.Paul Bodenstein (Metz) 0½0000001x1,5

Savielly Grigorjewitsch Tartakower  
Tartakower wurde in Rostow am Don am 22.Februar 1887 als Sohn eines Österreichers und einer Polin geboren. Im Alter von 12 Jahren erlebte er, daß seine jüdischen Eltern bei einem Pogrom ermordet wurden.
Er floh in die Schweiz, besuchte dort das Gymnasium und studierte Rechtswissenschaft in Genf und Wien, wo er auch promoviert wurde.
Das Schachspiel betrieb Tartakower als Berufsschachspieler.
Tartakower war für seine Aphorismen bekannt, die nach seinem Namen Tartakowerismen genannt werden, z.B. 'Die Drohung ist stärker als die Ausführung.', 'Es ist immer besser, die Steine seines Gegners zu opfern.', 'Der vorletzte Fehler gewinnt.' oder 'Die Fehler sind da, um gemacht zu werden.'
Ab 1924 lebte Tartakower in Frankreich, wo er während des 2.Weltkrieges trotz seines Alters noch die Résistance unterstützte.
Er starb am 4.Februar 1956.

In der Siegergruppe des Haupturniers errang somit den I. Preis (600 M) und damit die Meisterwürde des Deutschen Schachbundes Herr S. Tartakower (Wien). Den II., III. und IV. Preis (500, 400 und 300 M) teilten Z. Barasz (Budapest), P. Johner (New York) und L. Löwy (Wien), den V. Preis (250 M) gewann F. Köhnlein (Neuburg a. D.), den VI., VII und VIII. Preis (200, 150 und 120 M) teilten L. Taussig (Prag), G.Mayer (Temesvar) und K. Treybal (Prag). Den IX. und X. Preis (100 und 50 M) teilten E. Busch (Rothenburg o. T.) und P. Bodenstein (Metz).

Zsigmond Barasz  
Er wurde 1878 in Ungarn geboren und analysierte die Budapester Verteidigung. Elo 2440.
Am 28.Mai 1935 verstarb er in Budapest.

Paul F. Johner  
Johner wurde 4 mal Schweizer Meister: 1925, 1928, 1930 und 1932. Er stand im Schatten seines Bruders Hans.
Paul Johner lebte vom 10.September 1887 bis 25.Oktober 1938.
Er und sein Bruder waren von Beruf Musiker.

Für die im Hauptturniere unterlegenen Spieler wurde ein Trostturnier veranstaltet, an dem sich 24 Hauptturnierspieler beteiligten, welche in drei Gruppen zu acht Teilnehmern eingeteilt wurden. Die ersten und die zweiten Sieger einer jeden Gruppe fochten dann unter sich zwei kleine Turniere aus. Die drei ersten Preise erhielten der Reihe nach W. Hilse (Bremen), A. Moewig (Leipzig) und E. Schweinburg (Berlin), die drei letzten Preise E. Heilmann (Berlin), R. Hering (Dessau) und F. Gutmayer (Berlin).

Außerdem fand ein kleiner Wettkampf zwischen P. Johner und S. Tartakower statt, aus welchem Tartakower mit 5:2 Gewinnpartien als Sieger hervorging.

  Nebenturnier

Am Nebenturnier beteiligten sich in Gruppe I: K. Baumgartl (Krammel), J. Domberger (München), G. Hippler (Würzburg) und K. Hoffmann (Nürnberg), in Gruppe II: L. Kollert (Schwabach), Chr. Krieg (München), Th. Gärtner (München) und E. Schmidt (München) in Gruppe III: O. Lindenblatt (Dresden), Prof. Dr. Dutschke (Glogau), W. Kemnitz (Nürnberg) und E. Hintze (Ohrdruf), in Gruppe IV: L. Pfannmüller (München), H. Possner (Koburg), A. Engel (Nürnberg) und R. Bauriedel (Nürnberg).

Aus Gruppe I gingen als Sieger hervor K. Baumgartl (3 Gewinnzähler) und J. Domberger (1½), aus Gruppe II Chr. Krieg und L. Kollert (je 2), aus Gruppe III O. Lindenblatt (3) und Dr. Dutschke (2) aus Gruppe IV L. Pfannmüller (2½) und H. Possner (2).

Das Ergebnis des Kampfes in den Siegergruppen veranschaulichen folgende zwei Tabellen:

1.Siegergruppe

Pl.SpielerRating1234Pkt.
1.O.Lindenblatt (Dresden) x1113,0
2.K.Baumgartl (Krammel) 0x011,0
2.Chr.Krieg (München) 01x01,0
2.L.Pfannmüller (München) 001x1,0

2.Siegergruppe

Pl.SpielerRating1234Pkt.
1.H.Possner (Koburg) x1113,0
2.L.Kollert (Schwabach) 0x1½1,5
3.Prof.Dr.Dutschke (Glogau) 00x11,0
4.J.Domberger (München) 0½0x0,5



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