von Anton Lindenmair
31. Mai - 8. Juni 2009 in Knüllwald
9 Runden Schweizer System
| Bericht vom 1. Tag |
Am heutigen Pfingstsonntag startete die 32. Einzelmeisterschaft des DBSB (Deutscher Blinden- und Sehbehinderten-Schachbund) in Knüllwald. 24 Spieler gingen an den Start (Setzliste siehe unten). Wie beim "kontrollierten Schweizer System" üblich hatten es die Favoriten mit der 2. Tabellenhälfte zu tun. Normalerweise eine klare Angelegenheit mit ganz wenigen Ausnahmen.
Doch diesmal schlug sich das "Unterhaus" wacker. Ewald Heck gewann überraschend gegen Andreas Ilic und dazu kamen noch weitere vier Punkteteilungen. Und auch in einigen anderen Partien mussten die Favoriten harte Arbeit leisten, bevor der Punkt eingefahren war.
| Bericht vom 2. Tag |
Auch in der 2. Runde hatten einige Favoriten ihre diversen Schwierigkeiten so richtig in die Gänge zu kommen. An den vorderen Brettern trennte man sich vorwiegend mit einem Remis, wobei aber das Attribut "friedlich" nicht für alle Partien zutraf.
So kommt es auch, dass es nach zwei Runden nur noch einen Spieler mit einer weißen Weste gibt. Der Schreiber dieser Zeilen müsste lügen, wenn er behaupten wollte, dass ihm das peinlich ist.
| Bericht vom 3. Tag |
Nach der 3. Runde bei der 32. Deutschen in Knüllwald gibt es keinen einzigen Spieler mehr mit der vollen Punktzahl. Heute erwischte es auch den Berichterstatter gegen FM Oliver Müller. O. Müller und Pohlers sind die Gewinner der Runde 3 und führen mit je 2,5 Punkten das Feld an. In der morgigen 4. Runde treffen sich diese beiden an Tisch 1, wobei Müller sicher die Niederlage wieder gutmachen will, die er vor einem Jahr an gleicher Stelle gegen Pohlers erlitten hatte.
Dahinter schlagen sich neun Spieler mit 2,0 Punkten. Nur die Sieger werden dabei wirklich Boden gutmachen können.
| Bericht vom 4. Tag |
Die Zeit der "halben Sachen" scheint zumindest für den Moment vorbei zu sein. Von den 12 Partien der Runde 4 endeten 11 mit einer Entscheidung. So auch am Spitzenbrett, wo O. Müller Revanche gegen Pohlers für die im vergangenen Jahr erlittene Niederlage nehmen konnte. Durch die vielen entschiedenen Partien ist auch das Verfolgerfeld kräftig durcheinander gewirbelt worden.
Morgen kommt es zu einer interessanten Paarung an Tisch 1. Der Titelverteidiger Dieter Bischoff trifft mit den weißen Steinen auf den DWZ- und Elo-Favoriten Oliver Müller. Von einer vorentscheidenden Partie zu sprechen, ist aber wohl doch noch etwas zu früh.
| Bericht vom 5. Tag |
Bevor die Partie am Spitzenbrett so richtig begonnen hatte, war sie auch schon wieder zu Ende. Nein, nicht ein schnelles Remis, wie wohl die meisten der Leser jetzt denken, sondern durch einen Schwarzsieg von Oliver Müller nach weniger als 1 1/2 Stunden und 15 Zügen. Ein "schwerer Unfall" des Titelverteidigers Dieter Bischoff kostete bereits im 9. Zug die Figur und bald darauf auch die Partie. Da sich die unmittelbaren Verfolger friedlich verhielten hat Müller nun einen ganzen Punkt Vorsprung und besitzt im Kampf um den Titel die besten Karten.
Dahinter scheint noch alles möglich - und das für fast jeden. Platz 2 trennt nur ein halber Punkt von Platz 12.
| Bericht vom 6. Tag |
Nach sechs von neun Runden liegt FM Oliver Müller weiterhin einen ganzen Punkt vor seinen Verfolgern. Heute konnte er zwar gegen Dobierzin einen Mehrbauern herausspielen, der sich aber letztendlich nicht zum Gewinn verwerten ließ. Von den Verfolgern konnten nur Bischoff und Schellmann ihre Partien gewinnen. Morgen darf Heinz Engl versuchen, Oliver noch ein Bein zu stellen.
| Bericht vom 7. Tag |
Mit Riesenschritten steuert Oliver Müller auf seine erste Meisterschaft im DBSB zu. Auch in Runde 7 ließ er nichts anbrennen und holte sich mit den schwarzen Steinen spielend den Punkt von Heinz Engl. Da die unmittelbaren Verfolger nur zu Punkteteilungen kamen sollte bei 1,5 Punkten Vorsprung und nur noch zwei ausstehenden Runden eigentlich nichts mehr passieren.
Ein dichtes Gedränge gibt es aber noch im "Verfolgerfeld", das diesen Namen wohl ernsthaft gar nicht mehr verdient. Aber mit je 4,5 Punkten von Platz 2 - 7 und nur geringen Unterschieden in der Buchholz-Wertung ist da noch eine ganze Menge möglich.
| Bericht vom 8. Tag |
Die Entscheidung über den Titelgewinn wurde noch einmal vertagt. Oliver Müller trennte sich von Schulz mit einem Remis. Da gleichzeitig Schellmann gegen Bischoff und Dobierzin gegen Lindenmair ihre Partien gewinnen konnten, ist es theoretisch noch möglich, dass Müller eingeholt wird. Fest steht nur, dass Dieter Bischoff seinen Titel nicht wird verteidigen können.
| Bericht vom 9. Tag |
Wir haben einen neuen Meister! In der Abschlussrunde bei der deutschen Blindenschachmeisterschaft in Knüllwald sicherte sich FM Oliver Müller aus Bremen durch ein frühes Remis gegen Frank Schellmann seinen ersten Titel. Er löst damit den Rekordmeister des DBSB Dieter Bischoff aus Heidelberg ab, der zuletzt fünfmal in Folge die Deutsche gewinnen konnte. Der neue Titelträger spielte insgesamt am ausgeglichensten und hat sich seinen ersten Meistertitel redlich verdient.
Frank Schellmann kam erst spät in Fahrt, konnte sich aber nicht zuletzt durch seinen Sieg in der 8. Runde gegen Bischoff den Vizemeistertitel sichern.
Rang 3 bleibt für Manfred Heinich, der im direkten Duell um Bronze gegen Schulz die Oberhand behielt.
Neben diesen drei Spielern sind auch die Plätze 4 - 6 bereits für die nächste Meisterschaft in zwei Jahren spielberechtigt.
| Endstand |
Fortschrittstabelle
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FM Oliver Müller | 2257 | SAbt SV Werder Bremen | 7,0 | 46,5 | Frank Schellmann | 2046 | SG Einheit Halle | 6,0 | 45,0 | Manfred Heinich | 1910 | Blinden SC München | 6,0 | 43,0 | Dieter Bischoff | 2052 | SK 1947 Sandhausen | 5,5 | 47,0 | Olaf Dobierzin | 2040 | SV Lok Leipzig-Mitte | 5,5 | 47,0 | Anton Lindenmair | 1958 | SK Keres-Augsburg 1980 | 5,5 | 46,5 | Jürgen Pohlers | 1972 | Weissblau Allianz Leipzig | 5,5 | 44,5 | Eckhard Kröger | 2002 | SK Turm Hannover | 5,5 | 42,5 | Gert Schulz | 1923 | SK 1947 Sandhausen | 5,0 | 49,0 | Manfred Pinnow | 1805 | DBSB | 5,0 | 37,0 | Wolfgang Selig | 1583 | Schachgemeinschaft Turm | 5,0 | 36,5 | Heinz Engl | 1915 | FC Bayern München | 4,5 | 47,0 | Hans Jagdhuber | 1909 | SK Keres-Augsburg 1980 | 4,5 | 42,0 | Uwe Hahnewald | 1662 | Schwarze Pumpe Freiburg | 4,5 | 41,5 | Manfred Müller | 1886 | DBSB | 4,5 | 40,0 | Ewald Heck | 1675 | 1. Schach-Klub Troisdorf | 4,0 | 35,0 | Volkmar Lücke | 1713 | SK Norderstedt von 1975 | 4,0 | 33,0 | Kurt Schorn | 1723 | DJK Arminia Eilendorf | 4,0 | 33,0 | Werner Kranz | 1685 | SK Turm Hannover | 3,5 | 43,0 | Andreas Ilic | 1965 | Blinden SC München | 3,5 | 38,5 | Matthias Steinhart | 1678 | SF Freiberg | 3,5 | 33,5 | Günter Thieme | 1552 | Schachgemeinschaft Turm | 3,0 | 33,5 | Georg Nadj | 1456 | SC Grunbach | 3,0 | 32,0 | Birgit Dietsche | 1162 | DBSB | 0,0 | 35,5 |
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